Im Februar und März ging es weiter mit dem englischsprachigen Podcast “The Delta Flyers” mit Robbie McNeill, Garrett Wang, Terry Farrell und Armin Shimerman. Dran waren die Folgen “Chula – Das Spiel” (engl. “Move along home”), “Die Nachfolge” (engl. “The Nagus”), “Der Steinwandler” (engl. “Vortex”), “Die Prophezeiung” (engl. “Battle Lines”), “Die Legende von Dal’Rok” (engl. “The Storyteller”), “Mulliboks Mond” (engl. “Progress”), “Macht der Phantasie” (engl. “If Wishes Were Horses”) und “Persönlichkeiten” (engl. “The Forsaken”), deren Besprechungen wir für Euch übersetzen und zusammenfassen.
Der Podcast, den die TZN-Redaktion für Euch weiterverfolgt, hat auch im Februar und März neue Folgen herausgebracht und den weiteren Verlauf der ersten Staffel von “Deep Space Nine” begleitet. Und auch wenn die Berichterstattung sich zeitlich etwas verzögert hat … wir sind am Ball geblieben und holen auf. Die heute zu besprechenden Folgen legen weiter die Grundlage für die zentralen Charaktere und die Welt von “Deep Space Nine”. Und die Reihe, um die es nun gehen wird, enthält einige sehr gute Episoden und andere, die allgemein zu den schwächeren der Serie gezählt werden. Entsprechend unterschiedlich fielen auch die Bewertungen der Podcast-Hosts aus, wobei nicht immer Einigkeit bestand, welches denn nun die guten und welches die weniger guten Folgen sind.
Doch erst einmal eine kurze Zusammenfassung der Episoden, für den Fall, dass diese nicht mehr ganz präsent sind:
In “Chula – Das Spiel” bekommt die Station erstmals Besuch eines fremden Volkes aus dem Gamma-Quadranten. Das ist ein Anlass für einen förmlichen Erstkontakt, Ausgehuniform inklusive. Ums Ausgehen geht es auch zwischen Sisko und Jake. In einer rührenden Vater-Sohn-Sequenz geht es um den Versuch des Vaters, dem Sohn zu erklären, wie es so ist, die Sache mit dem anderen Geschlecht. Peinlich für beide, aber da muss jeder durch. Echtes Leben, wie es in “The next Generation” nicht vorkam. In der A-Story der Folge jedoch trifft man auf die Wadi, die sich bereits in Quark’s Bar umtun. Die Wadi sind freundlich, laut und verspielt. Als sie jedoch von Quark beim Spielen betrogen werden, entfalten sie ihr eigenes Spiel und zwingen Quark zum Mitspielen. Doch sie Spielfiguren bei “Chula”, dem Spiel, sind unsere Hauptcharaktere Sisko, Kira, Dax und Dr. Bashir und langsam dämmert Quark, dass deren Leben von seinen Spielentscheidungen abhängen könnte. Die vier Offiziere finden sich in dem Spiel mit immer neuen Aufgaben konfrontiert und doch erscheint alles verwirrend und gefährlich. Zum Schluss sieht es aus, als sei es um Dr. Bashir geschehen. Aber … es ist alles nur ein Spiel!
In “Die Nachfolge” lernen wir den Großen Nagus der Ferengi Zek kennen. Als er mit seinem Sohn und seinem Gefolge zur Station kommt, ändert sich einiges für Quark. Zek stirbt plötzlich. Doch statt seines Sohnes hat er Quark zu seinem Nachfolger bestimmt. Das passt nicht allen. Auch Roms Loyalität zu seinem “geliebten” Bruder steht in Frage. Für Quark wird die große Ehre der unvorhergesehenen Karriere mehr zu einer Gefahr als zu einer Gelegenheit, denn sofort kommt es zu gefährlichen Komplotten und eine Körpergeruchsbombe hat es auf ihn abgesehen. Am Ende stellt sich heraus, dass Zek ein groß angelegtes Spiel aufgesetzt hat, um zu prüfen, ob sein Sohn der Herausforderung ihm nachzufolgen gewachsen wäre.
In der etwas schwer zu folgenden Episode “Der Steinwandler” erhalten wir erste Hinweise auf Odos geheimnisvolle Herkunft aus dem Gammaquadranten und seine Sehnsucht, mehr darüber zu erfahren, auch wenn das heißt, wenig Rücksichten zu nehmen. Eingebettet ist das alles in einer Kriminalgeschichte. Miradornische Zwillinge kommen zu Quark, um zweifelhafte Geschäfte zu machen. Einer der Zwillinge, Ro-Kel, wird jedoch von Croden ermordet, einem anderen Besucher der Station aus dem Gammaquadranten. Als Odo sich des Falles annimmt, stellt sich heraus, dass Croden im Besitz einer formwandlerischen Gegenstands ist. Croden soll an seine Heimatwelt überstellt werden, wo er sich für weitere Verbrechen verantworten soll. Der verbleibende Zwilling, Al-Kel, folgt Odo und Croden jedoch durch das Wurmloch, um Rache zu nehmen. Sie müssen sich in einem Nebel verstecken, wo sie auch Crodens Tochter finden, aber auch Hinweise auf eine Kolonie von Formwandlern, die Odos Interesse weckt. Der Wahrheitsgehalt von Crodens Geschichten ist jedoch zweifelhaft, denn am Ende geht es ihm nur darum seine Tochter wiederzufinden. Als sie den Nebel verlassen, werden sie von dem Al-Kel angegriffen. Es gelingt Odo, dessen Schiff zu zerstören und Croden und seine Tochter in die Hände eines vulkanischen Schiffes zu überstellen, wo sie in Sicherheit sind. Er kehrt mit zusätzlichen Fragen zu seiner Herkunft zur Station zurück.
Kai Opaka und Kira stehen im Mittelpunkt der Folge “Die Prophezeiung”. Das religiöse Oberhaupt Bajors, Kai Opaka, besucht die Raumstation, auch um mehr über das Wurmloch aka den himmlischen Tempel zu erfahren. Doch, wenn kein Schiff hindurchfliegt, ist das Wurmloch von der Station aus nicht zu sehen. Es gelingt ihr, Sisko zu einem Ausflug mit einem Runabout zu überreden. Dr. Bashir und Kai Opakas treue Anhängin Kira begleiten sie. Der Ausflug nimmt Weiterungen an. Das Runabout wird auf einen Planeten aufmerksam, Opaka überzeugt Sisko, nachzusehen, obwohl dieser sie lieber erst wieder sicher auf “Deep Space Nine” absetzen würde. Als sie sich dem Planeten nähern, werden sie von einem fremden Abwehrsystem abgeschossen und stürzen ab. Kai Opaka stirbt bei dem Aufprall, was Kira in Trauer und Verzweiflung stürzt. Derweil sieht sich die Gruppe als unfreiwillige Gäste der Enis, die einen erbarmungslosen Kampf gegen die gleichermaßen verzweifelten Nol-Enis führen. Sie überfallen einander mit einfachen Waffen, die Verletzten leiden, medizinische Hilfe steht nicht zur Verfügung. Doch es zeigt sich, irgendetwas lässt die Kämpfenden nach kurzer Zeit wieder von den Toten zurückkehren und alles fängt von vorne an. Worum es in dem Kampf geht, ist längst vergessen, doch einen Frieden zu vermitteln gelingt auch Sisko nicht. Erneut kommt es zu einem Kampf. Dann kehr auch Kai Opaka von den Toten zurück, was Kira in einer Achterbahn der Gefühle stürzt. Derweil gelingt es Dax und O’Brien, die anderen ausfindig zu machen, während Dr. Bashir nicht nur die Ursachen für die besondere Konstitution der Planetenbewohner ausmacht, sondern auch den Shuttle-Computer repariert. Für die “DS9”-Crew ist ein Ausweg gefunden. Kai Opaka entschließt sich jedoch zurückzubleiben. Ihre Bestimmung liege jetzt dort, in der Suche nach einem Frieden, das sei ihr prophezeit worden. Bajor verliert damit ihre wichtigste Integrationsfigur.
In einer ungewohnten Position findet sich O’Brien in der Episode “Die Legende vom Dal’Rok” wieder, als er mit Dr. Bashir in der bajoranischen Provinz ankommt, um Dorfbewohnern zu helfen. Dieses Dorf wird jedes Jahr von einer unheimlichen Erscheinung, dem Dal’Rok, heimgesucht. Nur unter Anleitung des Sirah, einer Art Dorfältesten, der mit den Ritualen rund um den Dal’Rok vertraut ist, gelingt es nach dem Glauben der Dörfler, den Dal’Rok zu vertreiben und das Dorf zu retten. O’Brien und Bashir, die noch nicht recht warm miteinander geworden sind (“Nennen Sie mich Julien!”, “Ja, Sir.”) geraten in diese Situation hinein und erleben mit, wie der alte Sirah zusammenbricht und im Sterben liegt. Dieser bestimmt O’Brien zu seinem Nachfolger, der dieser Bürde – zumal er völlig ahnungslos ist und auch an den Dal’Rok nicht glaubt – am liebsten entfliehen will. Verdrängt wird der bisherige Schüler des Sirah, Hovath, ein etwas unsicherer junger Mann, der bereits einmal vor dem Dal’Rok scheiterte. O’Brien lässt sich schließlich drängen, kann den Dal’Rok aber nicht stoppen. Dann greift Hovath ein und rettet das Dorf. In der B-Story finden Verhandlungen zweier konkurrierender bajoranischer Gebiete über einen umstrittenen Grenzfluss statt. Die jugendliche Anführerin eines der Gebiete, Varis, sieht wegen der Verpflichtung ihrem verstorbenen Vater gegenüber keine Möglichkeit für Kompromisse. Schabernack mit Jake und Nog und das väterliche Vorbild von Sisko helfen ihren Standpunkt aufzuweichen.
“Mulliboks Mond” ist eine weitere Episode, die Kiras Charakterentwicklung beleuchtet. Ein Mond Bajors soll als Energiequelle genutzt und daher evakuiert werden. Dort verbleiben nur der alte, mürrische Bajoraner Mullibok und ein älteres Ehepaar, das seit traumatischen Erlebnissen verstummt ist. Kira wird entsandt, um sie zum Verlassen des Mondes zu bewegen. Der alte Mann besteht jedoch darauf, zu bleiben, koste es, was es wolle. Kira versucht, ihn von einem Neuanfang zu überzeugen, sieht aber in seiner Sturheit auch Teile von sich selbst. Sisko erinnert sie an ihre Pflichten als Offizierin. Als Kira mit bajoranischen Sicherheitskräften zurückkehrt, die Mulliboks Nachbarn abholen, weigert sich dieser weiterhin. Kira vollendet den von Mullibok begonnenen Brennofen im Garten, in der Hoffnung, ihn umzustimmen, doch ohne Erfolg. Letztendlich entzündet Kira Mulliboks Hütte, und erst ein Phaser-Schuss beendet die Evakuierung. Die Hartnäckigkeit, mit der Kira diese Aufgabe angeht, wird in der Episode eindrucksvoll dargestellt.
“Macht der Phantasie” ist eine bermerkenswerte Folge. Ob es eine gute Folge ist, da sind viele skeptisch. Das Konzept hätte man sich schon auf der Enterprise-D gut vorstellen können. Jedenfalls kommt Julian Bashir mehr Dax als er verkraften kann und eine Märchenfigur, nämlich Rumpelstizlchen, wird real, sehr zu Molly O’Briens Erschrecken. Auch Sisko bekommt einen thematischen Gesprächspartner, mit dem er sich über sein antikes Lieblingsspiel Baseball austauschen kann. Phantasie scheint Wirklichkeit zu werden, doch unter all dem Wundersamen bahnt sich eine womöglich verheerende Katastrophe an, die die Station und den kompletten Sektor bedroht. Natürlich kann das gerade noch verhindert werden und es stellt sich heraus, dass eine mächtige Entität aus dem Gammaquadranten hinter all dem steckte, die die Menschheit nur besser kennenlern wollte.
In “Persönlichkeiten” schließlich bekommt “Deep Space Nine” erneut Besuch aus dem “Das nächste Jahrhundert”-Universum. Nach Picard, Vash und Q setzt Lwaxana Troi und damit Mrs. Gene Roddenberry in Person ihren Fuß auf das Promenadendeck. Charmant bis aufreizend wie immer. Sie ist Teil eine Gruppe von nicht ganz leich zu handhabenden Föderationsbotschaftern, die die Raumstation besuchen und deren Betreuung Sisko nicht ganz selbstlos an Dr. Bashir delegiert hat (“versuchen Sie sie wenigstens nicht zu schlagen, Doktor”). Während Bashir versucht zu Diensten zu sein, hat Troi ein Auge auf Odo geworfen, der erfolglos versucht Abstand zu gewinnen und gleichzeitig die Höflichkeit zu wahren. Das erweist sich im Hinblick auf den Abstand als hoffnungslos. Als die Energie ausfällt sitzen Odo und Troi im Turbolift fest und Odo kann nicht anders als seine humanoide Form aufzugeben, um zu regenerieren. Eine vermeintliche Peinlichkeit, die zum sensibelsten Moment für den Lwaxana-Troi-Charakter wird.
Was wir von den Gastgebern erfahren:
“Chula – Das Spiel” besprechen Robbie McNeill und Garrett Wang mit Armin Shimerman, wie sich heraustellen wird trotz enagierter Diskussionsteilnahme kein Anhänger dieser Folge. Und das, obwohl ein Nachbar von ihm, Joel Brooks, Falow, den Anführer er Wadi, spielt. Die erste Delegation aus dem Gammaquadranten wird ein erinnerungswürdiger Erstkontakt. Warum es im Zeitalter des Replikators ein Problem für Dr. Bashir ist, dass er seine Galauniform vergessen hat, das wissen auch unsere Gastgeber nicht. Dass “Chula” ein Kofferwort aus den englischen Wörern Chutes and Ladders (dt. Leiterspiel) ist, findet in der Besprechung der “Delta Flyers”-Gastgeber Erwähnung, ist aber bei auch bei Memory Alpha zu finden. Das Spiel, in das Sisko, Kira, Bashir und Dax hineingeworfen werden beschreibt es dennoch ganz gut. Eine Ehrenwerte Erwähnung gibt es für das Vater-Sohn-Spiel von Avery Brooks und Cirroc Lofton. Die beiden treffen immer wieder den Ton exakt, den Eltern und ihre jugendlichen, erwachsen werdenden Kinder miteinander teilen, diesmal bei dem Blumen und Bienchen-Gespräch, vor dem Jake fliehen muss. Kritik findet das Make-up der Wadi, das als wenig exotisch wahrgenommen wird (RDM: “underwhelming”). Als erste Spezies aus dem Gammaquadranten waren die Erwartungen höher. Auch schade: Es redet nur Falow, während alle seine zahlreichen Begleiter*innen stumm bleiben. Das hat aber, wie Schaupielgewerkschafter Shimerman berichten kann, Kostengründe, denn wer spricht erhält automatisch mehr Geld. In den Aftra-Verträgen habe es vor der Fusion mit der Screen Actor’s Guild (SAG) zwar eine Klausel für Kleinstrollen gegeben, die sei aber für die Produktion von “Deep Space Nine” nicht anwendbar gewesen.
Die Besprechung von “Die Nachfolge” ist ein einvernehmliches Lob des für das “Star Trek” der 90er Jahre so wichtigen David Livingston, der die Story zu der Folge geschrieben (Drehbuch von Ira Steven Behr) und Regie geführt hat. Sowohl Robbie McNeill als auch Garrett Wang und Armin Shimerman finden viele Details, in denen das komplette Set auch aus ungewöhnlichen Blickwinkeln gezeigt wird. Dinge, die David Livingston als Herstellungsleiter (engl. Line Producer) der Show besser kennt als viele Gastregisseure oder die Skriptautoren. So kommen z.B. Jake und Nog zum ersten Mal an ihrem ikonischen Aussichtspunkt über dem Promenadendeck zusammen und lassen die Beine baumeln. Zu erfahren gibt es bei dieser Folge natürlich auch viel zu den Ferengi. Dass die Ferengischauspieler aber auch Odo-Darsteller Rene Auberjonois regelmäßig an Armin Shimermans Küchentisch zusammenkamen, um Texte und Szenen zu proben, war schon öfter Thema. Auch Wallace Shawn, der Zek, den großen Nagus, portraitiert, kam zu diesen Runden. Sowohl die Figur Zek als auch der Darsteller, ein sehr bekanntes Gesicht des amerikanischen Fernsehens, erhalten großes Lob. Armin Shimerman berichtet, Wallace sei gebeten worden, noch häufiger in die Rolle des Zek zu schlüpfen. Dieser habe aber gesagt, er brauche einige Monate, um zu vergessen, wie furchtbar es sei mit der umfangreichen Maske und dem Make-up zu spielen.
A propos Ferengi-Make-up: Quarks Augenschatten, der bei anderen Ferengi-Figuren nicht zu sehen ist, seien eine eigenmächtige Kreation von Karen Westerfield gewesen, die sie vornahm, um seine Augenfarbe zu betonen. Im ursprünglichen Make-up-Design sei dies nicht vorgesehen gewesen und Michael Westmore sein zunächst sehr wütend gewesen (“he came down on her like a ton of bricks”). Zu diesem Zeitpunkt seien jedoch schon einige Szenen mit diesem Make-up abgedreht gewesen, weshalb man entschieden habe, es dabei zu belassen…und wer würde das im Nachhinein nicht für eine sehr gute Idee halten. Siehe dazu diesen Beitrag mit Foto von Karen Westerflied und dem Entstehen von Quarks Make-up auf www.startrek.com. Und ein (englischsprachiges) Interview bei Trek Untolds Youtube-Kanal.
Die Folge “Der Steinwandler”, die die Gastgeber besprechen, beginnt mit einem Rückblick auf das letzte Patreon-Sponsor-Online-Meeting, das natürlich an uns normal sterblichen Zuhörern vorbeigeht. Trotzdem entspinnt sich ein lustiges Gespräch daraus, um ein echtes “Delta-Flyers”-Wochenende rund um ein Lagerfeuer, das man planen könnte, mit Workshops und eine Rallye für Außenmissionen. Welcher Fan wäre bei sowas nicht dabei? Die Story überzeugt Terry Farrell, Garrett Wang und Robbie McNeill nur von grundsätzlichen der Idee, nicht aber unbedingt von der Ausführung her. Zum einen gebe es ein zuviel an Story, rund um Quarks Geschäfte betreffend ein außerirdische Fabergé-Ei und die Art und Weise wie er wieder einmal ganz unbehelligt aus dieser Nummer herauskommt. Dann aber auch die Art und Weise, wie Croden Odo dazu bringt, ihm zu helfen. Zu viel, zu unglaubwürdige Geschichten werden Odo da aufgetischt, finden die Podcaster. Er müsse sich ziemlich außerhalb der Parameter bewegen, die seinen Charakter bisher definiert hätten, um den Verlockungen, die Croden ihm auftischt, so enthusiastisch zu folgen, wie er es in der Folge tue. Da könne man den Charakteren nicht so recht alles abkaufen. Odos Suche nach seiner Herkunft und Identität sei durchaus spannend, aber dann wäre es vielleicht besser gewesen, eine emotionale Geschichte zu erzählen und die detaillierte Rahmenerzählung stark einzukürzen, so Robert Duncan McNeill. Ausdrücklich gut gefunden an der von Winrich Kolbe als Regisseur verantworteten Folge werden indes die Weltraumszenen und die Aufnahmen der Raumschiffe, an denen sich zeige, was damals mit den Vor-CGI-Mitteln möglich gewesen sei.
“Die Prophezeiung” bringt die charismatische Kai Opaka zurück und öffnet vor allem Kira eine wichtige Charakterentwicklungsfolge. Aber auch Team Bashir (Robbie McNeill und Terry Farrell) kommt auf seine Kosten, zeigt sich er sich hier doch nicht nur als kompromissloser Helfer der Verwundeten, sondern auch als Siskos Retter im Nahkampf und als Shuttlemechaniker (“Männer die Sachen reparieren sind sehr sexy”, sagt Terry Farrell). Es war jedenfalls klar, dass eine wiederkehrende Figur aus der bisherigen ersten Staffel es nicht auf die Station zurückschaffen würde. Die Wahl fiel auf die Kai. Eine wahrscheinlich gute Entscheidung, wenn man den ganzen Erzählstrang von Winn Adami betrachtet, der mit Kai Opaka im Team so nicht hätte stattfinden können. Kenntnisreich wird diese Entwicklung kommentiert im englischsprachigen trek.fm-Podcast von Matthew Rushing und Christopher Jones:
Das ist indes nicht der Schwerpunkt der “Delta-Flyers”-Gastgeber. Robbie Mc Neill widmet sich der Shuttleabsturzszene und der Tatsache wie schwer es allgemein ist, sich als “Star-Trek”-Schauspieler glaubhaft durchschütteln zu lassen, wenn das Schiff getroffen wird oder in Gefahr ist. Sie als “Voyager”-Crew hätten hierzu zum Üben und zur Einstimmung Erschütterungsszenen aus älteren “Star-Trek”-Folgen bekommen. Darunter sei auch die Absturzszene aus “Die Prophezeiung” gewesen. Im Nachhinein müsse er aber sagen, dass da nun nicht überall vorbildlich gewackelt worden sei. Kai Opaka zum Beispiel habe nicht gewankt. Kein Wunder, so Garrett Wang, dass sie dann dabei umgekommen sei. Im Gegensatz zu allen anderen, die gar nichts abbgekommen hätten, bis auf Kira, die etwas übertreibe mit ihrer Schnittwunde am Arm.
Ebenso bemerkenswert: Paul Lynch, der Regisseur, habe, wie Garrett Wang recherchiert hat, die komplette Regie für die Nahkampfszenen an den Stunt-Koordinator Dennis Madalone abgetreten. Wie es seine Art gewesen sei, habe er in der Zeit entspannt dabei gesessen und eine Zeitschrift gelesen. Terry Farrell konnte sich das bei Paul Lynch gut vorstellen. Und so hätten sich bei den Enis und den Nol-Enis munter alle Stuntman und Background-Schauspieler getroffen und die Klingen gekreuzt. Robbie McNeill meinte auch Tarik Ergin aka Lt. Ayala, einen Dauer-Background-Schauspieler aus “Voyager”, erkannt zu haben, was zumindest Memory Alpha nicht bestätigen kann.
“Die Legende von Dal’Rok” überzeugt nach dem einhelligen Urteil der “Delta-Flyer”-Podcaster wiederum durch das Auge von David Livingston als Regisseur für die besonderen Perspektiven (z.B. wenn Sisko von seinem Büro auf die OPS-Ebene herunterfährt und das ganz von oben herab gefilmt wird) und die spannenden Spezialeffekte, wenn z.B. das Modell der Raumstation von einer Perspektive von unten nach oben “angeflogen” wird. Optisch ist die Sache also überzeugend…bis auf eins. Der Dal’Rok selbst erscheint Robbie McNeill und den anderen dann doch nicht so ganz überzeugend und gefährlich. Ein riesiger Marshmellow soll die Bürger des Dorfes so in Angst und Schrecken versetzen? Und die senden weiße Energiestrahlen zurück, um den Marshmellow zu verjagen? Aber, am Ende ist der Dal’Rok wohl das, was man sich selbst darunter vorstellt. Insofern liege das dann im Auge des Betrachters. Armin Shimerman weist daraufhin, dass mit dieser Folge die Männerfreundschaft zwischen O’Brien und Bashir ihren Anfang nimmt, auch wenn Bashir im weiteren Verlauf einen ebenso intensiven Draht zu Garak entwickeln wird. An dieser Stelle darf das eigentlich jedesmal wiederholte Loblied auf die professionelle und angenehme Arbeit von und mit Colm Meaney nicht fehlen, das sowohl von Armin Shimerman hier, aber auch für die Folge “Die Prophezeiung” schon von Terry Farrell angestimmt wurde.
Das Dorf der Bajoraner sei auf Bühne 18 der Paramount-Studios entstanden. Es sei unglaublich, in welch kurzer Zeit dort solcher Kulissen fabriziert wurden. Die Setdesigner, aber auch die Kostüm- und Maskenleute bekämen das Skript für so eine Folge vielleicht 10 Tage vor Drehbeginn. In dieser Zeit müsse ein Konzept gemacht, Designs abgestimmt und schließlich alles physisch erstellt werden, in diesem Fall ein ganzes Dorf und Kostüme und Maske für ein gutes Duzend Background- und Sprechrollen. Der Hintergrund des Dorfes seien – wie es später auch noch der Fall sein wird – Fotos von Dan Curry gewesen, der in den sechsziger Jahren als Friedensaktivist und Freiwilliger durch Südostasien gereist sei. Insofern liege das Dorf des Sirah optisch in Laos.
Besonderen Gefallen hatten die Podcaster an den B-Story, rund um Jake, Nog und die Veris, die jugendliche Herrscherin einer bajoranischen Volksgruppe, die auf “DS9” eine erbitterte Verhandlung um Landrechte mit einem Nachbarvolk führen. Es sei toll gelungen zu zeigen, dass Veris in Gesellschaft der Jungs einfach eine Jugendliche ist, während sie als Herrscherin unter massivem Druck stehe. Wieder einmal zeige sich dass Avery Brooks und Cirroc Lofton alias Benjamin und Jake Sisko ein wirklich gutes Band aufgebaut hätten, dass den erwachsenen, erfahrenen Schauspieler und den jungen Schauspieler verbunden habe, so dass auch das Vater-Sohn-Spiel ganz natürlich wirke. Familie sei einfach das sich durchziehende Thema von “Deep Space Nine”, so Armin Shimerman.
“Mulliboks Mond” ist eine erneute Kira-Episode, die Robbie McNeill und Garrett Wang mit Terry Farrell besprechen. Zuvor ging es jedoch um eine Crowdfunding-Dokumentation, an der Terry Farrell mitwirken wird und die sich zum Ziel gesetzt hat, verschiedene interessante Drehorte des “Star-Trek”-Universums aufzusuchen, wobei davon auszugehen ist, dass man aus Kostengründen Rigel VII oder den Delta-Quadranten aussparen wird ;-). Die (natürlich englischsprachige) Seite des Projekts (www.makethetrek.com) gibt jedoch auch so schon einige Informationen für Interessierte über spannende Drehortgeschichten.
Im Zentrum der Folge steht dabei natürlich auch der Darsteller und das Schauspiel von Mullibok durch Brian Keith, der den Älteren als Onkel Bill aus der US-Serie “Lieber Onkel Bill” bekannt sein könnte. Jedenfalls war den “Delta-Flyer”-Gastgebern von dort bekannt. Garrett Wangs Internetrecherche ergab, dass der Autor der Story, Peter Allen Fields, nicht so sehr zufrieden war, wie Brian Keith den mürrischen alten Mann portraitierte. Er sei am Ende viel zu warm und besorgt erschienen, dabei hätte er nach seiner Vorstellung, berechnend und hinterhältig bis zum Schluss bleiben, ein echter Gegner an dem Kira sich abarbeiten sollte. Die Gastgeber des Podcast zeigten sich mit der gefilmten Variante und den darstellerischen Entscheidungen aber sehr zufrieden. Und am Ende sei es der Regisseur, nicht der Autor der entscheide, was an dem konkreten Drehtag mit den konkreten Darstellern möglich und sinnvoll sei und da könne es unterschiedliche Ansichten geben. Die Regisseur-Vereinigung DGA (Director’s Guild of America) habe einen ehernen Grundsatz: es gibt nur einen Regisseur, der die Aufzeichnung verantworte, niemand könne hier am Set selbst hineinregieren. Klar passiere noch viel in der Postproduktion und hier nähmen Produzenten durchaus noch einmal Einfluss. Einen Drehbuchautoren, der vor Ort in die Aufnahmen eingreife, um seine Idee von der Geschichte umgesetzt zu sehen, das ginge nicht an.
Auch hier erfreuen sich die Gastgeber zum einen wieder an der Kameraführung und Regie, in diesem Fall von Les Landau, der auch ein Sympathieträger als Person gewesen sei (“Uncle Les”). Für diejenigen die schon beim “Voyager”-Durchlauf dabei waren ist das keine Überraschung. 44 “Star Trek”-Folgen tragen seine Handschrift, dies ist die erste für “Deep Space Nine”. Bermerkenswertes Produktionsdetail: Echtes Feuer. Am Ende zündet Kira Mullioks Hütte an, um ihm zu zeigen: Hier gibt es keinen Weg zurück. Das sei schon viel Feuer gewesen, so Robert Duncan McNeill. Das habe absoluten Seltenheitswert an einem auf Sicherheit bedachten “Star-Trek”-Drehort. In einer besonderen Nebenrolle wiederum die vertrauten laotischen Dschungelaufnahmen von Dan Curry.
Keine guten Noten bekam die Folge “Macht der Fantasie”. Vom unheimlichen Rumpelstilzchen und einer verwirrenden Story, in der Einbildung und Wirklichkeit nach Meinung der Podcast-Gastgeber nicht wirklich konsistent getrennt waren. Zu Guter letzt rettet nur eine blitzartige Eingebung von Sisko den Tag. Ein recht abgenutzter Erzählkniff. Einzige Ausnahme von der Kritik, das hervorragende Schauspiel von Terry Farrell als Dax in einer Doppelrolle als kühle Wissenschaftsoffizieren und als Bashirs sexy Traum-Dax. Da habe sie sich richtig freigespielt und gezeigt, was sie alles könne, so die männlichen Podcaster, während Terry Farrell sich erinnert, dass sie viel Spaß beim Dreh dieser Episode hatte.
“Persönlichkeiten” schließlich ist der erste Auftritt von Lwaxana Troi aka Majel Barrett im “Deep Space Nine”-Kosmos. Das gibt den Gastgebern Anlass, auf ihre Verdienste und ihre einnehmende Persönlichkeit einzugehen. Majel Barrett ist nicht nur die Stimme des Computers auf der Enterprise D und der Voyager, sondern wie ebenfalls jeder Trekkie weiß, die langjährige Ehefrau und Witwe von “Star Trek”-Schöpfer Gene Roddenberry. Armin Shimerman konnte aber von der sozialen Ader von Majel Barrett erzählen, die immer wieder die Akteuere sämtlicher “Star Trek”-Shows der 90er zu sich nach Hause zu Partys eingeladen habe. Dies seien die frühesten Zusammenkünfte mit den Leuten der anderen Shows gewesen, auch außerhalb des Convention-Zirkusses. Auch Robbie McNeill erinnerte sich, dass er damals bei einer Party zum Super Bowl gewesen sei und es einfach alles sehr angenehm und nett war. Garrett Wang wiederum sagte, er bereue aus seiner Zeit vor allem zwei Dinge: erstens, dass er die mehrfachen Einladungen von William Shatner nicht angenommen habe, zu einer seiner Pferdeshows zu kommen, und zweitens, dass er den Einladungen von Majel Barrett zu ihren Partys nicht gefolgt ist und deshalb die Chance verpasst habe, viele andere Nicht-“Voyager”-Leute schon früher kennen zu lernen.
Aber auch was Story und Schauspiel anging, waren alle Gastgeber sehr begeistert, was sie habe zeigen können, sie sei überbordend und anstrengend und liebreizend und feinfühlig und authentisch zugleich gewesen. Und mit Auberjonois’ Schauspiel bildete das ganze eine herzerwärmende Story. So gut habe er sie in “Das nächste Jahrhundert” nicht erlebt, urteilte Armin Shimerman.
Eine besondere Erwähnung als Gaststar bekam auch O’Briens neue Assistentin Anara, gespielt von Bonita Andre. Ihre Darstellung überzeugte und ihr hätte man eine wiederkehrende Rolle zugetraut. Dazu kam es aber nicht. Offenbar spielte man mit verschiedenen weiblichen Gastrollen an der Seite von O’Brien, um ggf. für den Fall einer Verhinderung von Colm Meaney, eine(n) Techniker(in) zur Hand zu haben.
Weitere Aufmerksamkeit bekam Sisko. Avery Brooks habe annähernd die ganze Zeit gelächelt und gelacht. Es sei auch eine der ersten Folgen gewesen, in der Sisko zwar präsent gewesen sei, aber letztlich nur als Beobachter des Geschehens vom Spielfeldrand. Und so wie der Charakter selbst, der sich von der Betreuung der nervtötenden Botschafter freistellen konnte, genoss offenbar auch Avery Brooks selbst diese Perspektive.
Mit dem folgenden Beitrag über die April-Ausgaben der “Delta Flyers” wird die erste Staffel auch schon abgeschlossen sein und da warten noch starke Folgen auf uns.
Die englischsprachigen Podcasts zu den “Delta-Flyers”-Folgen findet ihr hier (via Podbean.com) zum selbst anhören:
Die Delta Flyers sind ein englischsprachiger Podcast von Robert Duncan McNeill und Garrett Wang (Tom und Harry aus “Voyager”). Seit Dezember 2023 besprechen sie die Serie “Deep Space Nine” gemeinsam mit Terry Farrell (Dax) und Armin Shimerman (Quark). TrekZone-Redakteur Alexander Schäfer hört mit und fasst die besten Anekdoten auf Deutsch zusammen.