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StartDiscoveryDiscovery - Season 2Rezension: Discovery 2x11: "Der Zeitsturm" / "Perpetual Infinity"

Rezension: Discovery 2×11: “Der Zeitsturm” / “Perpetual Infinity”

Bringt der Zeitsturm derartige Turbulenzen, dass alles, was wir über “Discovery” zu wissen glauben, hinweggespült wird? Oder erweist er sich am Ende doch nur als laues Lüftchen?
Unsere Review klärt’s.

Achtung Spoiler!

Exposition

Die Episode beginnt mit einer Rückblende auf die Ermordung von Michaels Eltern, was nach dem Ende der letzten Folge auch sicher nötig war. Leider steht an diesem Anfang auch der erste Fehler – zumindest in der deutschen Fassung – denn da steht “Wissenschaftlicher Außenposten, Vulkan”. Die Klingonen sind also mal eben bis ins Herz der Föderation vorgedrungen und greifen Vulkan an? Okay, wenn es die Discovery oder in “Enterprise” eben die Enterprise ohne Probleme nach Qo’noS schafft, könnten die Klingonen das sicher auch hinkriegen. Aber in der Folge zuvor wurde erwähnt, dass Burnhams Eltern auf Doctari Alpha starben. Gemeint ist sicherlich ein “Vulkanischer Forschungsaußenposten”.

Michaels Mutter, Dr. Gabrielle Burnham (Sonja Sohn), landet kurz darauf 950 Jahre in der Zukunft. Das ist in etwa die Zeitperiode der “Short Treks”-Episode “Calypso”. Ob das noch relevant wird? Ansonsten mag die Erklärung durchaus stimmig sein. Lelands Bemerkung von später, er habe ihre Leiche gesehen, könnte aber ebenso gut eine Finte von Control sein.

Burnham darf kurz darauf erwachen und wir stellen fest: Sie war wirklich für eine Minute tot und Tachyonen ausgesetzt. Scheinbar hat ihre Mutter sie also gerettet, indem sie die Zeit ein Stück zurückgedreht hat. Aus nicht ganz erklärlichen Gründen ist Burnhams Mutter zudem bewusstlos, was ein bisschen wie ein altbekannter dramaturgischer Kniff erscheint. Die Mutter ist bewusstlos, wir warten mit dem Wecken bis auch Michael wieder fit ist, damit beide miteinander reden können. Solche kleinen Stolpersteine werden sich in dieser Folge noch einige Male offenbaren, aber diese Beschreibung deutet schon an, wohin die Reise diesmal gehen wird: Charakterarbeit von und mit Michael.

Eine Invasionsstreitmacht der Klingonen landet 2236 auf Doctari Alpha (Szenenfoto aus "Der Zeitsturm", CBS).
Eine Invasionsstreitmacht der Klingonen landet 2236 auf Doctari Alpha (Szenenfoto aus “Der Zeitsturm”, CBS).

Drama, Baby!

Wie vermutet, entpuppt sich die Ähnlichkeit zwischen Mutter und Tochter als Ursache dafür, warum man den Roten Engel für Michael gehalten hat. Das muss man so hinnehmen, ebenso wie Culbers neuen Dienstantritt. Wieder einmal ist keiner der anderen Ärzte zu sehen. Scheinbar hat die Discovery echt nur noch Culber an Bord. Aber auch andere Figuren fehlen, so etwa Cornwell. Und Jett Reno muss man ja wohl gar nicht mehr erwähnen. Das sind jetzt zwar nur Sachen für die B-Note, erwähnenswert ist es aber allemal.

Wie bereits erwähnt, liegt der Fokus der Folge auf Michael und der Beziehung zu ihrer Mutter. Die will zunächst gar nicht mit ihr reden und liefert später leider eine nicht ganz so konsistente Erklärung dafür. Sie hat akzeptiert, dass sie Michael niemals wieder wird sehen können, da sie es nicht schafft, sie zu retten. Trotzdem betreibt sie Geburtstagsstalking (kann der Anzug sich auch tarnen?). Wenn man mit jemandem abschließt und sich auf seine Mission konzentriert, geht man ihn ja kaum noch besuchen, oder?

Davon abgesehen sind wir im üblichen emotionalen Auf und Ab, das wir vor allem von Michael schon gewöhnt sind. Die Performances sind hier zwar erneut überzeugend, ein bisschen nervt es nach zwei Staffeln aber schon, einfach in jeder Folge eine weinende Burnham zu sehen.

Michael Burnham (Sonequa Martin-Green) und Gabrielle Burnham (Sonja Sohn) führen in "Der Zeitsturm" ein emotionales Gespräch (Szenenfoto: CBS).
Michael Burnham (Sonequa Martin-Green) und Gabrielle Burnham (Sonja Sohn) führen in “Der Zeitsturm” ein emotionales Gespräch (Szenenfoto: CBS).

Doch auch an anderer Front ist gute Charakterarbeit zu verzeichnen, denn Georgiou spricht auch mit Gabrielle und lässt durchblicken, dass sie mehr für Michael empfindet, als wir ahnten. Die Fassade der Imperatorin bröckelt an dieser Stelle und ja, es ist irgendwie passend und gelungen.

Auch die Beziehung zwischen Spock und Burnham darf sich weiter vertiefen. Auch das funktioniert auf dieser Ebene gut, es erfordert mit Blick auf “The Original Series” aber noch eine schlüssige Erklärung, warum Spock nie seine Schwester erwähnt (andererseits hat er Sybok auch nie erwähnt).

Zu guter Letzt darf auch noch Tyler einen Teil der Folge tragen. Seine Zweifel an Sektion 31 werden nach dem Ausgang dieser Folge sicher noch höher sein. Auch das ist eine Entwicklung, die sich in den letzten Folgen zwar anbahnte (Streitgespräch mit Burnham), die aber schon etwas gekünstelt wirkt. Abgesehen von den Szenen mit Michael hatte Tyler leider diese Staffel nicht allzu viel zu tun und diente eher als ‘Szenenaufputscher’ (Sektion 31, Culber). Ich schließe mich inzwischen einhelligen Meinungen an: Ob es da nicht besser wäre, ihn komplett zu streichen? Dass er nämlich überlebt, scheint am Ende der Folge sicher und ist in Anbetracht der vorausgegangenen Ereignisse aber auch etwas unlogisch.

Specialist Ash Tyler (Shazad Latif) wird in "Der Zeitsturm" schwer verletzt (Szenenfoto: CBS).
Specialist Ash Tyler (Shazad Latif) wird in “Der Zeitsturm” schwer verletzt (Szenenfoto: CBS).

Die Erklärungen

Von den teils unlogischen – aber auch großartig gespielten – Charakterszenen abgesehen, liefert diese Folge endlich diverse Erklärungen. Diese sind aber leider auch etwas holprig. So steht Gabrielle etwa unter ständigem Kampf mit der Zeit, denn sie wird immer wieder 950 Jahre in die Zukunft gezogen. Von den anderen Trek-Serien wissen wir, dass Zeitreisen so nicht funktionieren, sonst wären Kirk und Co. bei ihren diversen Ausflügen auch immer wieder zurückgezogen worden (wenn auch nicht unbedingt in ihre Zeit).

Aber gut, andererseits hat schon Dr. Soran in “Star Trek: Treffen der Generationen” seinerzeit gesagt, die Zeit sei “ein Raubtier, das uns unser ganzes Leben lang verfolgt”. Vielleicht dachten die Autoren, das wäre doch etwas Gutes, worauf man aufbauen kann (sofern sie sich die Nachforschungsmühe überhaupt gemacht haben)? Aber besser schreiben wir es mal den Eigenschaften des Zeitkristalls zu, der einen derartigen Effekt auslöst (außer es gibt irgendwann noch eine andere Erklärung dafür). Da er später zerstört wird, gibt es für Mama Burnham wohl auch keine Rückkehr mehr. Theoretisch müsste es sich nun ausgeengelt haben…

Zu den roten Signalen wird noch eine Erklärung folgen, denn hier weiß Gabrielle nicht Bescheid. Immerhin darf sie eine kurze Anspielung auf Pikes Zukunft geben, die aber wohl nur die Fans verstehen. Auch dass Spock als Halbvulkanier als Botschaftsempfänger des Engels ausgewählt wurde, ist okay (der Fakt, das Michael zufällig bei seiner Familie aufwächst, dürfte damit rein gar nichts zu tun haben….).

Was allerdings hapert, ist die Erklärung zu Terralysium (2×02 “New Eden”). Mag ja sein, dass das quasi ein erster Testlauf des Anzugs war. Dass er durch die Zeit als auch durch den Raum springen kann, ist inzwischen bekannt. Aber wurden dann alle Kolonisten einzeln dorthin teleportiert? Ging Gabrielle in die Kirche und hat alle einzeln erst mit in die Zukunft und dann in die Vergangenheit mitgenommen, um sie Zehntausende von Lichtjahren entfernt abzusetzen?

In der Folge sah es damals so aus, als wäre die ganze Kirche versetzt worden. Warum dieser Punkt so erwähnenswert ist? Nun, weil es unter der Prämisse etwas unglaubwürdig erscheint, dass Gabrielle es einerseits schafft, punktgenau auf Kaminar oder bei Michaels Tod (oder Geburtstagen) aufzutauchen, es aber andererseits nicht schafft, die anvisierte eine Stunde in die Vergangenheit zu reisen, um ihre Familie zu retten. Das ist an der Stelle etwas schwach und leider wird man darauf wohl nicht näher eingehen. Erklärung in einem Nebensatz geliefert und abgehakt – leider kein Novum in der Serie und daher enttäuschend.

Der Rote Engel alias Gabrielle Burnham (Sonja Sohn) reist durch die Zeit, um Control aufzuhalten (Szenenfoto: "Der Zeitsturm", CBS).
Der Rote Engel alias Gabrielle Burnham (Sonja Sohn) reist durch die Zeit, um Control aufzuhalten (Szenenfoto: “Der Zeitsturm”, CBS).

Control und die Sektion

Bleibt am Ende noch der Gegenspieler zu erwähnen. Die Spatzen haben es ja schon von den Dächern gepfiffen: Leland ist nicht tot, sondern wurde von Control infiziert. Sogleich wird er in eine gehorsame Drohne umgewandelt (wobei sich die Frage stellt, warum vorher noch mit ihm quatschen, wenn wir ihn ohnehin “borgifizieren”?).

Das Katz- und Maus-Spiel zwischen Leland und seinen Leuten funktioniert dabei noch am besten, auch wenn Georgiou am Ende wieder superklug Leland entlarven darf. Was allerdings nicht so recht funktionieren will, ist die Actionszene am Schluss. Die ist zwar gut umgesetzt (inklusive hohem Red Shirt-Count), hapert aber am unaufhaltbaren Leland. Tödliche Phaserschüsse können ihm nichts anhaben und heilen nahezu sofort. Das ist eine medizinische Leistung, die man noch nicht einmal im 24.Jahrhundert beherrscht. Im Grunde eine Form von Unsterblichkeit, die auch ohne Control funktionieren müsste, oder etwa nicht? Warum werden dann nicht alle mit diesen Nanosonden (oder was immer es war) behandelt? Oder ist das wieder eine geheime Sektion 31-Sache? Eine (schlüssige) Erklärung wird es wohl auch in Zukunft hierzu nicht geben.

Zumindest war aber klar, dass auch Leland am Ende entkommen wird. Wohin die Reise geht, wird man dann wohl in einer Woche sehen.

Leland und Georgiou in "Perpetual Infinity" (Photo: "Discovery" 2x11, CBS)
Leland und Georgiou in “Perpetual Infinity” (Szenenfoto: CBS)

Fazit

“Der Zeitsturm” macht es einem etwas schwer. Die Charakterarbeit ist gut gelungen und gespielt, die Erklärungen hapern aber an vielen Stellen, wie dies schon des Öfteren der Fall war. So ganz kann also auch diese Folge die Kurve nach unten nicht aufhalten. Gut zu unterhalten und die Handlung vorantreiben, das schafft sie aber durchaus.

Bewertung

Handlung der Einzelepisode [usr 4 max=”6″]
Stringenz des staffel- und serienübergreifenden Handlungsstrangs [usr 4 max=”6″]
Stringenz des bekannten Kanons [usr 2 max=”6″]
Charakterentwicklung [usr 4 max=”6″]
Spannung [usr 4 max=”6″]
Action & Effekte [usr 4 max=”6″]
Humor [usr 2 max=”6″]
Intellektueller Anspruch [usr 2 max=”6″]
Gesamt [usr 4 max=”6″]

Episoden-Infos

Episodennummer 26 (Staffel 2, Episode 11)
Originaltitel Perpetual Infinity
Deutscher Titel Der Zeitsturm
Erstausstrahlung USA Donnerstag, 28. März 2019
Erstausstrahlung Deutschland Freitag, 29. März 2019
Drehbuch Alan McElroy und Brandon Schultz
Regie Maja Vrvilo
Laufzeit 49 Minuten

Thomas Götz
Thomas Götz
Seitdem er 1985 zum Ersten Mal Episode IV sah und ausrief "Aber das heisst doch, Vader ist Lukes Vater" ist Tom der Science Fiction verfallen. Star Trek Fan wurde er, wie viele seiner Kollegen, 1990 mit "The Next Generation" in Deutschland. Seine ersten Buchrezensionen zu Star Trek Büchern erschienen schon 1995 im Alter von 16 Jahren im Star Trek Fanclub. Seit 2006 schreibt er auch Online Rezensionen (ab 2009 Trekzone-Exklusiv) und hat kürzlich seine 2000.Rezension veröffentlicht.

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