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StartDiscoveryDiscovery - Season 5Kurzrezension: Star Trek: Discovery 5x07 – “Erigah”

Kurzrezension: Star Trek: Discovery 5×07 – “Erigah”

In der siebten Folge der Staffel kommt es zu einer direkten diplomatischen Konfrontation mit den Breen. Lest hier unsere weitestgehend spoilerfreie Episodenkritik.

Was meinen wir mit “spoilerfrei”?

Es gibt sehr unterschiedliche Auffassungen dazu, was “spoilerfrei” bedeutet. Damit ihr selbst entscheiden könnt, ob ihr die Rezension vorab lesen möchtet, machen wir hier transparent, was wir darunter verstehen:

  • Wir verraten keine wichtigen und unerwarteten Wendungen der Handlung bzw. Informationen über die fiktiven Welt und ihre Figuren.
  • Was im Vorfeld durch Vorschauclips und Trailer gezeigt wird, ist kein Spoiler.
  • Was im Cold Open (vor dem Vorspann) bzw. im ersten Akt (bei Episoden ohne Cold Open) passiert, ist kein Spoiler.
  • Handwerklichen Aspekte (Schauspiel, Drehbuch, Bühnenbild, Soundtrack, Spezialeffekte) sind keine Spoiler, sofern sie nichts Wichtiges über die Handlung verraten.

Erigah

L’ak und Moll wurden von der USS Locherer festgesetzt. Die Discovery springt zu deren Position, um die beiden Gefangenen aufzunehmen und den schwer verletzten L’ak zu behandeln. Wenig später erreicht die Föderation eine Nachricht von Primarch Ruhn, der mit Verweis auf das über L‘ak verhängte Erigah, eine Blutprämie der Breen, die Auslieferung der beiden Gefangenen fordert.

An Bord der USS Federation ist Präsidentin T’Rina um eine friedliche Lösung bemüht, doch der Primarch macht unverhohlen deutlich: Sollte die Föderation die Auslieferung verweigern, würden die Breen dies als kriegerischen Akt betrachten…

Drehbuch

Das Skript zur Episode stammt dieses Mal aus der Feder von M. Raven Metzner, der sich mit dieser Geschichte an einer Art Politthriller versucht haben dürfte. Leider muss man an dieser Stelle konstatieren, dass ihm das nicht wirklich gelungen ist. Wobei man die Schuld hier nicht nur dem teils wirren und oberflächlichen Drehbuch zuschreiben darf. Vielmehr zahlt die Serie in dieser Folge abermals die Zeche für das über zweieinhalb Staffeln sträflich vernachlässigte Worldbuilding, was die geopolitischen Konstellationen im 32. Jahrhundert betrifft.

Die Breen bleiben hier als interstellare Großmacht leider ebenso diffus wie in Staffel 3 die Smaragdkette. Weder gibt es konkreten Hinweise auf die räumliche Ausdehnung des Breen Imperiums noch werden wir als Zuschauer ausreichend mit Hintergrundinformationen über die politischen Beziehungen zwischen der Föderation und den Breen seit dem Dominionkrieg versorgt. Folglich wirkt es geradezu grotesk, wenn beispielsweise Dr. Culber den 800 Jahre (!!!) zurückliegenden Dominionkrieg im 24. Jahrhundert als Quelle für die Kenntnisse über die Breen und deren Technologie heranziehen muss. Einmal mehr tut die Serie so, als lägen zwischen “Discovery“ und “Deep Space Nine“ nicht acht Jahrhunderte, sondern lediglich wenige Jahre oder bestenfalls Jahrzehnte. Namedropping ohne erzählerische Kohärenz, mehr ist das nicht.

Die spärlichen Informationen über die Breen, deren Entwicklung seit dem 24. Jahrhundert und die Unkenntnis über 800 Jahre interstellare Geschichte sorgen dann zumindest bei mir dafür, dass ich wenig Leidenschaft und Lust verspüre, mich auf diesen enorm generisch wirkenden Konflikt emotional und mit großem Interesse einzulassen. Wie gesagt, ich sehe hier keinen nennenswerten Unterschied zum Konflikt mit der Smaragdkette in Staffel 3. Die Bedrohung durch die Breen wirkt erzwungen, austauschbar und auch nicht wirklich existenziell. Und auch die Tatsache, dass es sich mal wieder nur um eine bilaterale Konfrontation handelt, in der von anderen Großmächten bisher nichts zu sehen oder zu hören ist, macht die ganze Angelegenheit einfach nicht besonders interessant.

Nach meinem Dafürhalten ist das Drehbuch an zahlreichen Stellen auch durch plumpes Lazy Writing charakterisiert, das sich mit narrativer Oberflächlichkeit und dem Erzeugen einer düsteren und bedrohlich wirkenden Atmosphäre zufriedengibt. Zwar erhalten wir in “Erigah“ weitere Informationen über die politischen Konstellationen im Breen Imperium (übrigens auch nur eine Wiederholung des Klingonen-Arcs in Staffel 1), das ändert allerdings nichts daran, dass die Breen als Gegenspieler geradezu klischeehaft daherkommen, wovon übrigens schon deren Auftreten zeugt (übrigens: Kylo Ren möchte seine Klamotten und seinen Stimmenverzerrer zurück! 😉).

Da die Breen und deren Anführer, Primarch Ruhn, außer Machtgier und purer Boshaftigkeit scheinbar keine tiefgründige Motivation haben, verkommen folglich auch die “diplomatischen Anstrengungen” der Föderation und die gezeigten Verhandlungsgespräche im Starfleet Headquarters zur reinen Luftnummer. Wehmütig erinnere ich mich an die genialen Verbalduelle zwischen Picard und diversen Romulanern in “The Next Generation” und vor allem an die vor Subtext nur so strotzenden Wortgefechte zwischen Sisko und Weyoun respektive Gul Dukat in “Deep Space Nine” zurück. Also an eine Zeit, in der die Gegenspieler in “Star Trek” noch interessante Motivationen, eine hohe Intelligenz und rhetorische Fähigkeiten besaßen. Was uns “NuTrek” hingegen seit Jahren an Bösewichten präsentiert, ist eine große Enttäuschung. Primarch Ruhn macht hier leider keine Ausnahme.

An die klugen Politthriller in “The Next Generation“ und “Deep Space Nine” kommt “Erigah” daher nicht einmal in Ansätzen heran. Und als Allegorie auf gegenwärtige politische Konflikte taugt die Story leider auch nicht.

Ein Lichtblick sind wiederum einige Dialoge, in denen es um kulturelle Unterschiede und die Frage geht, ob es trotz aller Differenzen eine gemeinsame Ebene der Verständigung zwischen der Föderation und den Breen geben kann. Hier werden unterschiedliche Sichtweisen artikuliert und begründet, wobei eine Antwort auf diese Frage hinsichtlich der Breen noch offen gelassen wird.

Aus der Erfahrung wissen wir allerdings, dass “Discovery” durchaus selbstbewusst darin ist, philosophische Fragen anzureißen – aber eben auch enorm schwach darin ist, diese Fragen auch entsprechend ernsthaft zu erforschen. Mal sehen, was die drei restlichen Folgen dazu noch zu sagen haben.

Charaktere

“Erigah” enthält zudem eine ganze Reihe der für “Discovery“ so typischen Ärgernisse. Eines davon: das ewige persönliche Trauma. Mit Commander Rayner ist also das nächste Besatzungsmitglied an Bord gekommen, das mit einem persönlichen Trauma aus der Vergangenheit zu kämpfen hat. Was zur Folge haben dürfte, dass uns hier wohl zum x-ten Mal dieselbe Katharsis-Geschichte erzählt werden soll. Ich bin es nach fast fünf Staffeln so unglaublich leid!  

Null Charakterentwicklung haben derweil Book, Reno und Rückkehrerin Nhan zu bieten, die stets die ewiggleichen Attitüden an den Tag legen und auch nie (oder zumindest viel zu selten) in Situationen gebracht werden, in denen sie auch mal gezwungen sind, aus ihren typischen Verhaltensmustern auszubrechen. Die Figuren sind in dieser Serie meiner Meinung nach einfach nur enorm eindimensional geschrieben und somit auch stinklangweilig.

Hinzu kommen an einigen Stellen erneut unglaubwürdig schnelle Konklusionen ohne das hierfür erforderliche Vorwissen. So kann Burnham praktisch aus dem Nichts die kulturelle bzw. politische Bedeutung von L’ak für den Primarchen herleiten. Und Stamets gelingt es für meinen Geschmack deutlich zu leicht, das Rätsel des letzten Hinweises zu lösen. Wofür das Drehbuch allerdings wieder enorme Verrenkungen machen muss, was die telepathischen Fähigkeiten von Betazoiden betrifft.

Ich honoriere es durchaus, dass “Discovery” und auch “Strange New Worlds” wieder mehr wissenschaftliche Analyse und Technobabble in die Dialoge einfließen lassen. Aber wenn komplexe Rätsel praktisch in einem Wimpernschlag durch einfaches Brainstorming gelöst werden, während früher selbst die klügsten Köpfe (z.B. Data/La Forge, Dax/O’Brien, Torres/Seven usw.) mindestens eine halbe Episode dafür benötigt haben, dann wird es einfach unglaubwürdig und unfreiwillig komisch. Letzte Folge das gelbe Moos, dieses Mal die hinterlassene “Spur” von Dr. Marina Derex. Sorry, aber das ist einfach ganz schwaches Writing.  

Wenn es etwas gibt, das man der Episode zugutehalten kann, dann ist das sicherlich der Umstand, dass die Haupthandlung hier nicht mehr verschleppt wird, sondern drei Folgen vor dem großen Finale endlich Fahrt aufnimmt. Auch wenn einige Aspekte der Moll-L’ak-Storyline wieder einmal sehr vorhersehbar sind, schafft es die Folge wenigstens an der ein oder anderen Stelle, durchaus überraschende Wendungen einzubauen. “Bonnie und Clyde im Weltraum” sind mir aber noch immer viel zu klischeehaft, was vor allem auf den furchtbar überzeichneten Charakter Moll (“Was bin ich doch so wüüüüüüütend!!!!”😠) zurückzuführen ist.

Inszenierung

Zumindest auf der visuellen Ebene kann “Erigah“ über weite Strecken punkten. Meinem Eindruck nach setzt Regisseur Jon Dudkowski in dieser Folge, die abermals eine Bottleshow ist, durchaus neue und spannende Akzente, was die Kameraführung betrifft. Auch die musikalische Untermalung ist wieder über jeden Zweifel erhaben.

Ein Kritikpunkt bleiben derweil die klischeehaften Kostüme der Bösewichte (schwarze Kampfanzüge) und die schwarzen Ledermäntel (😨!) des Personals der Sternenflottensicherheit. Auch hier ist und bleibt “Discovery” als Serie enorm stromlinienförmig und wagt es nicht ansatzweise, die Sehgewohnheiten des Mainstreams herauszufordern und sich – wie einst die alten Serien – davon abzuheben.

Mit Rücksicht auf die Leser:innen, die die Episoden noch nicht gesehen haben, bitten wir in den Kommentaren zu diesem Beitrag auf Spoiler zu verzichten. Danke!

Bewertung

“Erigah“ treibt die Haupthandlung der Staffel entschieden voran und verliert sich nur an wenigen Stellen in belanglosen Nebenhandlungen. Nur leider versagt die Folge kläglich bei dem Versuch, einen spannenden und facettenreichen Politthriller im 32. Jahrhundert zu erzählen. Und das liegt vor allem daran, dass das Worldbuilding weiterhin enorm bruchstückhaft daherkommt und die Gegenspieler, die Breen, weder über eine vielschichtige Motivation verfügen noch über politische Klugheit. Unter dem Strich steht eine weitere, sehr, sehr durchschnittliche Folge von “Star Trek: Discovery“, die zwar unterhält, einen an vielen Stellen aber auch ungläubig zurücklässt ob des Lazy Writings, das einem hier vorgesetzt wird.

Bewertungsübersicht

Bewertung
Matthias Suzan
Matthias Suzan
Matthias' Leidenschaft für "Star Trek" wurde 1994 mit knapp zehn Jahren durch "The Next Generation" geweckt. TNG und DS9 sind bis heute seine Lieblingsserien. Es sind vor allem die politischen, gesellschaftlichen und menschlichen Themen des Trek-Universums, die ihn faszinieren. Aber auch die vielen, tollen Raumschiffe haben es dem passionierten Modellbauer angetan. Matthias ist seit 2017 Teil der TZN-Redaktion.

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ich bin ja mittlerweile der festen Überzeugung, dass die Folgen von Star Trek Discovery mit KI Programmen erstellt werden, so erratisch sind die Zusammenhänge und Abläufe geworden. Das wäre nach den scripted Scripts in Hollywood, die man ja seit Jahren schon kennt, eigentlich nur der konsequente nächste Schritt. Aber wie auch immer. Ich würde wetten, in ein paar Jahren wird Star Trek Discovery auf Filmschulen als Beispiel gelehrt, wie man es nicht macht. Man kann das Machwerk filmanalytisch wirklich als Worst Case für fehlende Serien-Prämisse, fehlendes Worldbuilding und Charakterstereotypie hernehmen. Schon spannend, wie man das so vermurksen kann, immerhin sind… Weiterlesen »

Ich stimme leider zu: Das Worldbuilding ist grottig…

“Erigah“ treibt die Haupthandlung der Staffel entschieden voran und verliert sich nur an wenigen Stellen in belanglosen Nebenhandlungen. Nur leider versagt die Folge kläglich bei dem Versuch, einen spannenden und facettenreichen Politthriller im 32. Jahrhundert zu erzählen. Und das liegt vor allem daran, dass das Worldbuilding weiterhin enorm bruchstückhaft daherkommt und die Gegenspieler, die Breen, weder über eine vielschichtige Motivation verfügen noch über politische Klugheit. Unter dem Strich steht eine weitere, sehr, sehr durchschnittliche Folge von “Star Trek: Discovery“, die zwar unterhält, einen an vielen Stellen aber auch ungläubig zurücklässt ob des Lazy Writings, das einem hier vorgesetzt wird. Kurzrezension: Star Trek: Discovery 5x07 – “Erigah”
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