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Rezension: “Star Trek – Voyager” – Band 12 “Kleine Lügen erhalten die Feindschaft, Buch 1”

Band 12 der Voyager-Relaunch-Reihe ist auf Deutsch erschienen und bietet einige alte Bekannte und eine doppelte Janeway. Unsere Review ist natürlich nicht doppelt, sondern knackig.

Inhalt (Klappentext):

"Star Trek: Voyager" - Band 12 "Kleine Lügen erhalten die Feindschaft, Buch 1"(Cross Cult)
“Star Trek: Voyager” – Band 12 “Kleine Lügen erhalten die Feindschaft, Buch 1″(Cross Cult)

Captain Regina Farka von der U.S.S. Vesta stellt einen vielversprechenden Erstkontakt mit den Nihydron her – humanoiden Fremden, die Geschichtsforscher sind. Selten interagieren sie mit den Spezies, die sie studieren. Allerdings haben sie eine riesige Datenbank zahlreicher Rassen, bewohnter Planeten und geopolitischer Informationen eines großen Teils des Quadranten zusammengestellt. Bei einem Treffen zum Datenaustausch sind die Vertreter der Nihydron sichtlich schockiert, von Admiral Janeway begrüßt zu werden.

Kritik

Kirsten Beyer hat bereits bei “Discovery” mitgeschrieben und ist im Stab der neuen Picard-Serie sogar als Hauptautorin tätig. Abseits davon hat sie aber bereits einige “Star Trek”-Romane verfasst, die ihr einen guten Ruf eingebracht haben. Leider hapert es im vorliegenden Band doch etwas, was man so von Beyer gar nicht gewohnt ist.

Der Roman kommt dabei mit 288 Seiten etwas dünn daher und man fragt sich unwillkürlich, ob es nötig war, die Geschichte auf zwei Bände aufzusplitten. Dies wirkt sich leider auf die Geschichte aus, denn diese wirkt an vielen Stellen etwas zerstückelt. Dabei hat der Ausgangspunkt durchaus etwas für sich: Die Voyager sucht Kontakt mit den Nihydron und im Verlauf der Geschcihte kommen auch die Zahl, Rilahn und Krenim ins Spiel. Vor allem letztere haben nach ihrem “Ein Jahr Hölle” wieder einen etwas größeren Auftritt (oder werden ihn in der Folge noch haben).

Zunächst gilt es jedoch das Rätsel der doppelten Janeway zu klären. Die kommt nämlich aus einer anderen Zeitlinie, genauer aus der Episode “Zersplittert” (“Shattered”) der 7. Staffel. Das ist jetzt nicht unbedingt neu, derartige Kniffe gab es in Star Trek schon zuhauf. Neu ist hingegen, wie das Auftauchen von Janeway-2 zunächst “tot” diskutiert wird. Zunächst werden Theorien wie Paralleluniversum und andere Zeitlinien verworfen. Die Begründung, dass alle Janeways aller Multiversen zu exakt dem Zeitpunkt gestorben sein müssen, wie ‘unsere’ Prime-Kathryn, vermag überhaupt nicht zu zünden. Janeway konnte das angeblich spüren, weil es eine kosmische Konstante war, aber im Prime-Universum brauchte es Q, um sie zurückzubringen. Janeway-2 wird einfach so von einem Arzt wiederbelebt. Das es am Ende dann doch eine Janeway aus einer anderen Zeitlinie ist, führt diese ganze Diskussion als absurdum.

U.S.S. Voyager in "Zersplittert"
U.S.S. Voyager in “Zersplittert”

Viel besser ist da schon der Ansatz von Tuvok, der anmerkt, Janeway sei gar nicht gestorben, sondern von den Q gerettet worden. Aber warum wird das nur ihr und nicht anderen zuteil? Dieses Gedankenspiel formuliert ein moralisches Dilemma. Star Trek pur also? Leider wird es nur kurz angerissen und dann ebenso schnell wieder fallen gelassen. Das gleiche kann man im Übrigen auch für den Gastauftritt von Riker sagen. Als Fanservice und in der Kontinuität sicher richtig. Im Gesamtbild wirkt es eher überflüssig, denn das hätte man auch anders bewerkstelligen können. Zumal der Flug zur Titan innerhalb weniger Seiten vergeht, obwohl eigentlich Tage dazwischen liegen. Trotzdem wird im Delta-Quadranten agiert, als sei Tuvok binnen weniger Minuten geholt worden.

Mögen das bis jetzt nur Kleinigkeiten gewesen sein, so gibt es durchaus Elemente, die sich durch die weitere Handlung ziehen. Aus unerfindlichen Gründen ist Janeway-1 nämlich der Ansicht, Janeway-2 gehöre noch zur Sternenflotte und müsse, notfalls gewaltsam (!), rücküberführt werden. Sehen wir uns das mal an: Janeway-2 (aus einer anderen Zeitlinie) hat bei der Flotte gekündigt (auch wenn diese das logischerweise nie erhalten hat) und sich dann in einen lokalen Konflikt auf einem Planeten eingemischt bzw. eine Seite dort in ihrem Kampf unterstützt und möchte das auch weiterhin tun. Dabei handelt es sich um eine Warpzivilisation, die Erste Direktive greift also nicht. Rein theoretisch kann ein Zivilist tun und lassen, was er will. Die Einmischung mag zwar nicht schön sein, betrifft die Sternenflotte aber in keinem Punkt direkt oder indirekt.

Dass die Argumentation von Admiral Janeway mehr als wacklig ist, wird immerhin auch im Buch thematisiert, vor allem im Gespräch mit Tuvok. Ebenso wie das Wiedersehen der beiden wird die ganze Problematik aber schnell übergangen. Es wirkt zumindest so, als würde die Haupthandlung möglichst schnell fortgeführt, um dies zu überspielen. Derartige Momente gibt es leider zuhauf im weiteren Verlauf des Buches, und das, obwohl die Story durchaus Potential gehabt hätte, interessant, spannend und “Star Trek”-typisch zu sein.

Hier ein Beispiel: Nancy Conlon, Kims neue Freundin, leidet unter ihrer Besetzung durch ein fremdes Bewusstsein (letztes Buch). Das geht sogar soweit, dass sie mit Kim bricht. Statt den Unstand weiter zu vertiefen, wird es aber eher schnell abgehakt und wiederholt nur kurz angerissen. Dabei böte sich gerade hier eine tiefer greifende Auseinandersetzung mit dem Thema an. Die Begründung im Buch, dass man im Moment dafür keine Zeit habe, wirkt genau so unplausibel, wie viele andere Versatzstücke.

Dabei gibt es auch noch andere interessante Punkte. Die Crew erfährt endlich, was sie im “Jahr Hölle” erlebt haben (die Ereignisse waren eigentlich aus der Erinnerung durch die Wiederherstellung der Zeitlinie gelöscht worden). Oder: Die Zahl holen jede Menge Truppen, entweder aus anderen Zeitlinien und/oder Paralleluniversen, um jene auf dem Planeten zu unterstützen. Stecken die Krenim dahinter oder haben sie es allein geschafft? Steckt vielleicht eine andere Voyager aus einer alternativen Zeitlinie dahinter? Wurde Janeway-2 vielleicht getäuscht?

U.S.S. Voyager in "Ein Jahr Hölle" (Render von Adam "Mojo" Lebowitz)
U.S.S. Voyager in “Ein Jahr Hölle” (Rendering von Adam “Mojo” Lebowitz)

All das hätte man eigentlich spannend aufbereiten können, das letzte Drittel des Buches wirkt aber eher wie ein Flickwerk. Die Crew muss Ermittlungen anstellen – soweit so gut. Die Crew muss die Zahl, Rilahn (und auch ein wenig bei den Krenim) infiltrieren, um den Ursprung zu ermitteln. Dabei werden diese Ermittlungen aber teilweise mit Off-Sätzen abgehandelt, und wirken an dieser Stelle fast schon langweilig. In einem Moment etwa wird das, was herausgefunden wurde, einfach in einem Fließtext präsentiert (statt es per Dialog in die Handlung einzubetten). In einem anderen Fall wird genau das nicht gemacht und es schön erzählt. Möglich, dass Beyer so ein paar Abgrenzungen zwischen wichtig und unwichtig schaffen wollte. Es trägt jedoch nicht zu einem guten Erzählfluss rund um die Ermittlungen bei. Überall ermitteln mehrere kleine Teams, deren Arbeit nach wenigen Seiten beendet ist. Auch das hätte man besser umsetzen können.

Und auch das Ende kommt irgendwie lieblos daher. Ja, es ist ein Cliffhanger-Ende, irgendwie vermag es aber nicht wirklich, Spannung zu erzeugen. Ob das an der lieblosen Erzählung bis zu diesem Zeitpunkt liegt, sei dahingestellt, aber auch hier ist man deutlich Besseres gewohnt.

Fazit

Es blitzen immer mal wieder gute Charakterszenen, spannende Momente und auch Action durch. Leider bleibt es bei diesen kurzen Highlights und der Roman schafft es nicht, daraus ein stimmiges Gesamtbild zu zaubern. Ob dies daran liegt, dass man die Handlung auf zwei Bände strecken musste/wollte oder nicht, kann an diese Stelle nur spekuliert werden. Kirsten Beyer hat in jedem Fall aber schon Besseres abgeliefert, dieser Roman zählt zu ihren schwächeren. Der zweite Teil muss an dieser Stelle ordentlich anziehen.

[usr 2]

Information: Ein Exemplar dieser Ausgabe wurde dem Autor vom Verlag zum Zwecke der Rezension kostenlos überlassen.

Quick-Infos

Autor: Kirsten Beyer
Originaltitel: A Pocket full of Lies
Jahr der Veröffentlichung (Original): 2016
Übersetzer: René Ulmer
Seitenanzahl: 288
Preis: 14.- Euro
ISBN: 978-3-959816-90-8
Verlag: Cross Cult

 

Thomas Götz
Thomas Götz
Seitdem er 1985 zum Ersten Mal Episode IV sah und ausrief "Aber das heisst doch, Vader ist Lukes Vater" ist Tom der Science Fiction verfallen. Star Trek Fan wurde er, wie viele seiner Kollegen, 1990 mit "The Next Generation" in Deutschland. Seine ersten Buchrezensionen zu Star Trek Büchern erschienen schon 1995 im Alter von 16 Jahren im Star Trek Fanclub. Seit 2006 schreibt er auch Online Rezensionen (ab 2009 Trekzone-Exklusiv) und hat kürzlich seine 2000.Rezension veröffentlicht.

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