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Rezension: Das Buch von Boba Fett 1×03 – “Die Straßen von Mos Espa”

Wir werfen einen Blick auf die inzwischen dritte Episode von “Das Buch von Boba Fett”. Achtung Spoiler!

Back to the Past

Insgesamt betrachtet, scheint sich nun das Gefüge langsam zu drehen. Diesmal gibt es nur einen kurzen Schnipsel in der Vergangenheit. Besagte Szenen waren zwar immer interessant, viel wichtiger war aber die „Gegenwart“ – und auf die konzentriert man sich nun endlich.

Doch bevor wir uns den dortigen Plot ansehen, kommen wir zu besagtem Teil in der Vergangenheit. Hier reitet Boba nach Mos Espa, um von den Pykes Schutzgelder zu fordern, nur um bei der Rückkehr festzustellen, dass „sein“ Stamm ausgelöscht wurde. Kleiner Fun Fact: Die Helme der Sturmtruppen aus der ersten Folge von „Mandalorian“ werden hier aufgehängt. Vermutlich um anzuzeigen, dass das Imperium gefallen ist und wir uns nun nach “Episode VI” befinden.

Doch zurück zum Massaker. Wie bereits letzte Woche erwähnt, war das ja eine von zwei Optionen. Nun werden die Tusken Boba in der Gegenwart also wohl nicht mehr helfen. Wahrscheinlich wird man in der Vergangenheitshandlung dann nur noch seine Rache an den Mördern zeigen – und aufzeigen, dass er deswegen neuer Chef werden wollte, weil er auch gegen die Pykes, die wohl da auch mitmischen, vorgehen will. Doch dazu bei der Gegenwartshandlung mehr.

Die neue Gang

Dort kommt zunächst ein Wasserhändler, der sich über Plünderer beschwert. Um seinen Chefsessel zu verteidigen, geht Boba dagegen vor – und rekrutiert die Jugendlichen kurzerhand. Das war eine weise Entscheidung und was man in Folge von der Gang sieht, vermag zu gefallen. Hoffentlich werden die Charaktere noch weiter ausgearbeitet.

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Boba rekrutiert eine neue Gang, die auf den ersten Blick sympathisch daherkommt. (Bild: “Star Wars: Das Buch von Boba Fett” 1×03, exklusiv auf Disney+ / © 2021 Lucasfilm Ltd. & ™)

Insgesamt aber nicht nur ein netter Zug, auch bezüglich des Wasserhändlers macht Boba seine Ansichten deutlich. Diese Szenen sind sicherlich mit eines der Highlights der Episode, genau wie der folgende Kampf.

Denn Black Krrsantan (er ist es wirklich!) hat sich zu Boba geschlichen und will ihn umbringen. Klar könnte man jetzt über die laxen Sicherheitsvorkehrungen sprechen, wenn ein Feind derart eindringen kann. Andererseits ist Krrsantan ein Kopfgeldjäger, der sollte sowas drauf haben. Der folgende Kampf, bei dem auch die Gang eingreift, ist wirklich gut umgesetzt und kann sich sehen lassen. Auch weil man hier mal sieht, was Wookiees so drauf haben.

Einziges Manko an der Sache: Er ist natürlich wieder absolut familienfreundlich umgesetzt. Krrsantan schlägt Boba mit einem energiegeladenen Schlagring mit Stacheln? Es gibt aber kein Blut zu sehen. Der Wookiee beißt jemanden in die Schulter? Auch hier kein Blut. Und nein, ich brauche Blut an der Stelle nicht wirklich, aber bei derart „brutalen“ Szenen keines zu zeigen, drückt halt den Realismus-Grad extrem nach unten. Hier hat man meiner Meinung nach zu sehr darauf gesetzt, dass auch Kinder gucken können (sollen), wie das bei “Star Wars” so üblich ist. Dabei täte ein etwas „dreckigerer“ Look der Serie dringend gut. Doch dazu kommen wir gleich.

Sicherlich darf man einen so wertvollen (und durchaus auch beliebten) Charakter wie Krrsantan nicht opfern, weswegen er am Ende auch als Gefangener in der Grube landet (wenigstens hat man darauf geachtet, dass das Gitter sich nicht mehr als Schaumstoffmatte offenbart). Und so wird er am Ende auch wieder freigelassen, was – wie erwähnt – sicher nicht nur Bobas Ehrenkodex, sondern eben auch der Figur geschuldet ist.

Es ist ein Rancor – mal wieder

War die Folge bis hierher recht solide, so geht es leider im weiteren Verlauf rapide bergab. Das geht damit los, dass die Hutten auftauchen – und sich sogleich auch wieder verabschieden. Scheinbar war es doch zu aufwendig, sie als CGI-Kreaturen dauerhaft in der Serie zu halten. Dabei wären mehr Auftritte von ihnen sicher interessant gewesen.

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Kampf mit Krrsantan. (Bild: “Star Wars: Das Buch von Boba Fett” 1×03, exklusiv auf Disney+ / © 2021 Lucasfilm Ltd. & ™) 

Und so wirkt ihre Anwesenheit in der letzten und auch in dieser Folge halt schon etwas aufgesetzt. Sie kamen, drohten etwas rum…und gingen wieder. Verschenktes Potential! Immerhin darf auch Boba entsprechende Skepsis äußern und die Gedanken der Zuschauer offen aussprechen: Was sollte das? Ziemlich merkwürdig. Aber andererseits mischen auch die Pykes (oder wer auch immer) hier wieder mit. Das eröffnet zumindest gute Aussichten für die Zukunft.

Und dann ist da noch das „Geschenk“ der Hutten an Boba. Es ist ein weiterer Rancor und hier dürften selbst eingefleischte Fans die Augen verdrehen. Warum will man unbedingt die Ära Jabba zurückholen und Boba zwangsweise mit ähnlichen Spielzeugen ausstatten? Verfüttert Boba seine Feinde auch an den Rancor? Wollte er nicht anders herrschen?

Ein richtig guter Move wäre es hier gewesen, wenn Boba abgelehnt hätte, da er eben nicht die Ära Jabba wiederholen will. Leider kommt es dazu nicht und er nimmt stattdessen den Rancor an. Der neue Trainer wird übrigens von Danny Trejo gespielt, was ein nettes Zuckerl ist, im Moment aber auch nicht mehr.

In weiterer Folge erfahren wir dann, dass Rancoren auch nur Wesen mit Gefühlen sind und eigentlich nicht zu aggressivem Verhalten neigen. Das ist zwar wenig überraschend, aber auch natürlich voll das Klischee, da Boba quasi „Freund“ des Rancor werden will.

Dies mag zwar konform sein mit den alten Dathomir-Legends-Geschichten, die hier auch schön referenziert werden. Man merkt aber irgendwie, dass der Mythos Boba langsam demontiert wird. Auch wenn ich ihm abnehme, dass er den Rancor reiten will (Puristen werden anmerken, dass er auch im “Holiday Special” bereits auf Monstern ritt), wirkt Boba vor allem in diesen Momenten mehr wie der gütige „Papa“ Boba denn wie die coole Socke, als die man ihn aus den alten Filmen kennt. Bereits bei der Rezension seines Auftritts in der zweiten “Mandalorian”-Staffel hatte ich ja erwähnt, dass ich nicht sicher bin, ob mir gefällt, wohin die Richtung mit Boba geht.

Nun hat es sich leider bewahrheitet, dass man ihn offensichtlich zu einem Helden machen will. Klar, er ist ein Verbrecherboss, aber so richtig böse ist er auch nicht. Darf er auch gar nicht sein, denn er ist ja unser Hauptcharakter. Es widerspricht aber eben seiner früheren Charakterisierung, denn da war Boba fast so cool wie Darth Vader – was ja durchaus die Faszination dieser Figur ausmachte. Die wurde zwar ein wenig in der Prequel-Trilogie angekratzt, als man seine Herkunft zeigte. Nun aber hat man hier ein „Weichwaschen“ erster Güte vor sich, was zumindest mir nicht mehr gefällt. Und nein, das Tusken-Massaker „zieht“ hier auch noch nicht derart stark, dass es diesen Wandel erklären würde.

Apropos Prequel-Trilogie: In einer Traumsequenz sieht man hier erneut, wie der junge Boba zusieht, wie sein Vater abfliegt. Das ist zwar nett gemacht, hatte man aber schon in der letztwöchigen Episode. Und da diese Folge nur etwa 35 Minuten (ohne Abspann) geht, hätte man sich das auch sparen können.

Die Straßen von Mos Espa

Zu guter Letzt gibt es noch eine weitere Actionsequenz zu sehen – immerhin darf keine Folge ohne auskommen. Denn hinter allem steckt angeblich wieder der ominöse Bürgermeister (der letzte Woche eigentlich recht sympathisch war). Also fix hin, nur um festzustellen, dass sein Assistent lieber flüchtet. Wobei es mich an dieser Stelle nicht überraschen würde, wenn sich der Assistent am Ende als der wahre Drahtzieher erweist und er den Bürgermeister entführt hat.

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Impressionen einer Verfolgungsjagd. (Bild: “Star Wars: Das Buch von Boba Fett” 1×03, exklusiv auf Disney+ / © 2021 Lucasfilm Ltd. & ™)

Was sich daran anschließt, ist eine Verfolgungsjagd durch die titelgebenden Gassen. Stellenweise ist die zwar nett anzusehen, sie hat mich aber leider nicht vollends überzeugt. Dies liegt zum einen daran, dass ich ständig das Gefühl hatte, eine stinknormale Autoverfolgungsjagd zu sehen. Da werden Stände umgefahren, da müssen Kutschen ausweisen und so weiter. Und will der Assistent am Ende einen Schlüssel umdrehen, um den Gleiter wieder zum Laufen zu bringen? Sieht zumindest so aus…

Hinzukommt, dass stellenweise die Tricks eben deutlich zu sehen sind. Es ist halt bei den Manövern allzu offensichtlich, dass hier die Gleiter auf Gestellen gezogen wurden, die hinterher mittels Green-Screen-Technik entfernt wurden, um es so aussehen zu lassen, als ob die Fahrzeuge schweben. Und das hat mich halt total aus der Szene gerissen.

Und auch die „Motorrad-Gleiter“ in ihrer bunten Optik mögen Cosplayern (oder Motorradfreaks) Stoff zum Nachbauen geben (oder einfach nur weiteres Merchandise verkaufen). Sie passen in ihrer grellen Optik aber irgendwie nicht in die Szenerie. Und man sieht halt auch hier deutlich, dass sie eben genau das sind: umgebaute Motorräder.

Szenen wie das Zerlegen des feindlichen Gleiters oder das Fahren über Häuserwände sind zwar nette „neue“ Ideen, reißen das Ruder aber an der Stelle auch nicht mehr herum. Kein Vergleich zu der temporeichen Gleiter-Verfolgungsjagd aus “Episode II”.

Am Ende darf dann noch – in Vorbereitung für nächste Woche – das Pyke-Syndikat seine Aufwartung machen.

Fazit

Nach einem durchaus akzeptablen Start geht die Folge im weiteren Verlauf stark nach unten und zerstört nicht nur mit der weiteren Demontage des „coolen“ Boba Fett, sondern auch mit der Wiederholung von altbekanntem (Rancor) die Atmosphäre. Hier muss nächste Woche deutlich nachgebessert werden. Insgesamt eine eher schwächere Folge.

Bewertung [usr 2 max =”5″ ]

Episoden-Infos

Episodennummer 3
Originaltitel The Streets of Mos Espa
Deutscher Titel Die Straßen von Mos Espa
Erstausstrahlung 12. Januar 2022
Erstausstrahlung Deutschland 12. Januar 2022
Drehbuch Jon Favreau
Regie Robert Rodriguez
Laufzeit 37 Minuten
Thomas Götz
Thomas Götz
Seitdem er 1985 zum Ersten Mal Episode IV sah und ausrief "Aber das heisst doch, Vader ist Lukes Vater" ist Tom der Science Fiction verfallen. Star Trek Fan wurde er, wie viele seiner Kollegen, 1990 mit "The Next Generation" in Deutschland. Seine ersten Buchrezensionen zu Star Trek Büchern erschienen schon 1995 im Alter von 16 Jahren im Star Trek Fanclub. Seit 2006 schreibt er auch Online Rezensionen (ab 2009 Trekzone-Exklusiv) und hat kürzlich seine 2000.Rezension veröffentlicht.

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