Julian Wangler nimmt sich der Titan-Buchreihe an.
Inhalt (Klappentext)
Viele Jahre hat es gedauert, bis William Riker bereit war, den nächsten Schritt zu gehen. Nun führt er als neuer Captain die U.S.S. Titan zu den Sternen. Seine Mission: eine kühne Forschungsreise in die entlegenen Bereiche der Galaxis, die Wiedererweckung alter Tugenden der Sternenflotte. An seiner Seite: seine Ehefrau Deanna Troi, aber auch die diverseste Crew aller Zeiten. Dieses Sachbuch widmet sich der Spin-off-Serie Star Trek: Titan. Hier werden alle Abenteuer besprochen, Themen der Reihe aufgearbeitet, Schiff und Charaktere vorgestellt und sogar auf das zweite Leben der Titan im Rahmen neuer Star Trek-Produktionen eingegangen.
Kritik
Mit “Eine mutige neue Forschungsreise” liegt ein Sachbuch von Julian Wangler zur Titan-Buchreihe vor – und zunächst einmal kann man die Idee nur loben. Denn die Star Trek-Bücher sind ja bisher eher weniger in den Mittelpunkt gerückt worden (allen Kanon-Diskussionen zum Trotz). Daher wurde es an der Stelle einfach mal Zeit. Und mit Titan hat man sich eben die Crew um Commander Riker in den Nachwehen von “Nemesis” (ab 2379) ausgesucht. Dabei ist die Reihe gar nicht mal so üppig und hat “nur” etwa 12 Bände in ihrer Hauptreihe.
Doch zunächst beginnen wir am Anfang und der Entstehungsgeschichte von Titan, die hier kurz aufgerollt wird (und die ich an dieser Stelle nicht wiederholen will). Im Anschluss folgen Besprechungen der einzelnen Bücher, unterbrochen von den Analyse-Kapiteln, für die Wangler inzwischen bekannt sein dürfte. Und ja, an dieser Stelle müssen wir gleich zu Beginn den großen im Raum stehenden Platzhirsch aus der Welt schaffen: Auf Wanglers Internetseite kann man die Dinger auch lesen, warum sollte man also zu diesem Buch, das übrigens wieder bei BOD erschienen ist, greifen?
Es mag an der Stelle das Argument im Raum stehen, dass dies für einen Autor, sei es online oder in Printform, eine durchaus legitime Weise ist, immerhin hat er sich die Arbeit ja so oder so gemacht. Ein gewisser Nachgeschmack bleibt dennoch immer. Allerdings, und das muss man in diesem Fall auch berücksichtigen, sind die einzelnen Reviews deutlich erweitert worden. Ich habe mir sogar die Mühe gemacht, stichprobenartig in ein-zwei Reviews auf der Homepage zu lesen, die sich dann teils doch deutlich unterscheiden. So wurdne ganze Passagen sinnvoll ergänzt und man bekommt hier einen Mehrwert, selbst wenn man die Online-Texte bereits kennt.
Der Autor begibt sich hier also in den Review-Bereich, wobei man zumindest zu Beginn Kritik üben muss, denn die Inhaltsangaben der Romane sind stellenweise schon etwas lang geraten. Es hält sich zwar im Rahmen und sind meist nur um die drei Seiten (mit Ausnahmen nach oben und unten), derart ausschweifend auf den Inhalt einzugehen, langweilt geneigte Leser aber schnell (und wer sich noch erinnert, war das auch einer der Punkte, die bereits Ralph Sanders vierten Band des “Star Trek-Universums” das Genick gebrochen hat). Man muss an dieser Stelle aber auch einräumen, dass die Romanwelten nicht so bekannt sind, wie die Fernsehfolgen oder Filme. Dementsprechend kann es für Neulinge also durchaus interessant sein, hier längere Inhaltsangaben zu bekommen. Das Ganze bessert sich im weiteren Verlauf des Buches aber etwas.
Die Besprechungen selbst sind dahingegen auch recht ausführlich geraten und da können schonmal 10 Seiten anstehen (auch, weil ab und an auch bereits kleinere Analysen drinstecken). Das sorgt immerhin für einen guten Gegenpol zu den Inhaltsangaben. Die Reviews selbst bieten dann, wie immer bei diesen Themen, die Meinung des Autors ab und sowas ist ja immer auch subjektiv.
Wie erwähnt, werden die einzelnen Buchbesprechungen von Analysekapiteln unterbrochen. So geht es, passend zu den Themen in den Büchern, etwa um Künstliche Intelligenz oder Religion in Star Trek. Das ist gewohnt analytisch geschrieben, wirkt stellenweise aber so, vor allem, wenn man beim Thema Androiden beispielsweise mehr auf der TNG-Schiene fährt, als würde es etwas am Thema der Titan und der Buchreihe vorbeigehen. Das mag bei manchen Themen sicher nicht ganz ausbleiben können, es kommt hier aber erschwerend hinzu, dass man nach fast jedem Buch mit einem derartigen Analyse-Kapitel “belohnt” wird und damit ein wenig aus dem Thema über die Titan und ihre Abenteuer herausgerissen wird. Eine etwas andere Gewichtung, z.B. die Analyse-Kapitel nach hinten zu schieben oder mehrere hintereinander nach mehreren Büchern erst zu bringen, hätte in meinen Augen besser gewirkt.
Was schön ist, ist, dass hier auch die anderen Buchreihen, in denen die Titan-Crew eine Rolle spielt, angesprochen werden, immerhin ist das ehemalige LitVerse von Star Trek ein Crossover-Fest, das dem Arrowverse alle Ehre macht. Für die Handlung essentielle Bücher bekommen auch hier eine kurze Besprechung (wenn auch nicht immer ein Review, aber das hätten sich eigene Buchreihen eh separat verdient). Das reicht bis hin zu Coda und dem Ende der Romane und passt gut ins Gesamtbild. Sogar ein Autoreninterview findet sich im Buch.
Neben einer kleinen Charaktervorstellung (wie immer eher für Neulinge gut) folgen auch Betrachtungen der Titan im neuen Kanon in den Kurtzman-Serien, welche quasi das Schlusslicht des Buches bildet. Dabei wird nicht nur der „neuen“ Titan und ihrer Darstellung in den neuen Serien Tribut gezollt, auch der Titan-Roman aus der Picard-Reihe („Der dunkle Schleier“) bekommt hier eine ausführliche Vorstellung.
Das ist durch die Bank weg gut, aber ebenfalls nicht ganz mängelfrei, liest sich doch vor allem der Anfang des Abschnitts um Liam Shaw eher wie eine Inhaltsangabe. Zum Schluss gibt es noch eine Titan-Kurzanalyse von Stefan Rösner, was zumindest im Voyager-Relaunch-Band weitere Abwechslung verspricht.