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30 Jahre “Star Trek: Voyager” – 1×01/02 “Der Fürsorger“ (Teil 1)

Vor 30 Jahren startete in den USA die vierte Live-Action-Serie aus dem “Star Trek”-Universum. Anlässlich dieses Jubiläums blicken wir zurück auf den Pilotfilm “Der Fürsorger” (OT: “Caretaker”). Doch bevor ihr die obligatorische Retro-Rezension zu lesen bekommt, schwelgt unser Rezensent Matthias zunächst noch ein wenig in Kindheitserinnerungen. Wir schreiben das Jahr 1995…

Goldenes Zeitalter

Die Schuhe, die “Voyager” als Spin-off von “The Next Generation” füllen musste, waren groß – allen voran nach dem großartigen Serienfinale “Gestern, Heute, Morgen” (TNG 7×25/26 “All Good Things…”) nur wenige Monate zuvor. Die neue Serie startete zu einem Zeitpunkt, als “Star Trek” gerade seinen Zenit erreicht hatte, war die Mitte der 1990er-Jahre doch das “Goldene Zeitalter” des Franchise. Meiner Einschätzung nach gilt diese Feststellung auch noch heute, 30 Jahre später. Denn Picards “The Next Generation” hatte mittlerweile nicht nur das Herz vieler Fans der Originalserie erobern können, sondern sogar eine völlig neue Generation von Trekkies hervorgebracht. Mich eingeschlossen, damals zehn Jahre alt.

Die Trek-Euphorie war auch in Deutschland überall spürbar. Auf SAT.1 liefen TNG und “Deep Space Nine” im Nachmittagsprogramm rauf und runter und samstags gab es gelegentlich Science-Fiction-Specials (u.a. mit “Star Trek” und “Raumpatrouille Orion”), zeitweise angekündigt von der legendären Science-Fiction-Kuh. 😂 Gut einmal im Jahr wurden zudem an Freitagabenden die alten TOS-Kinofilme ausgestrahlt. Und im Februar 1995 startete schließlich auch “Star Trek: Treffen der Generationen” in den deutschen Kinos.

Werbespot von Playmates zur ersten Actionfigur-Reihe von “Star Trek: The Next Generation” im Jahr 1993 (via YouTube)

Aber das war noch nicht alles. In den Spielzeugabteilungen wimmelte es nur so von coolen “Star Trek”-Merchandise-Produkten: Actionfiguren und große spieltaugliche Modelle von Playmates bzw. Bandai, kleine Raumschiffe von Micro Machines und natürlich Phaser, Tricorder und Combadges für die kleinen Sternenflottenoffiziere zu Hause. Kein Wunder also, dass ich binnen weniger Monate zum glühenden “Star Trek”-Fan wurde. Die Jahre 1994/95 waren für Trekkies – insbesondere für uns Kinder – einfach eine großartige Zeit!

Doch während die deutschen Trekkies Anfang des Jahres 1995 ins Kino pilgerten, um das erste Leinwand-Abenteuer der “Next Generation” zu bestaunen, da war über dem großen Teich bereits die Nachfolgeserie gestartet: “Star Trek: Voyager”. Hierzulande musste man sich aber leider noch in Geduld üben – rund eineinhalb Jahre, um genau zu sein.

+++ SOS +++ Zeitloch-Unfall +++ Fremde Galaxie

Erstmals von der neuen Serie erfuhr ich, als ich in einem Games Magazin, der Fun Online (Ausgabe 1/1995), die Rezension zu “Star Trek: The Next Generation – A Final Unity” (erschien im Sommer 1995) las. Unten rechts auf der Doppelseite (S. 22/23) war ein kleiner Infokasten abgebildet. Darin stand:

Des Weiteren war ein Bild der Voyager zu sehen, mit der Ankündigung, dass die USS Voyager „ab nächsten Februar auf SAT 1 durchstarten“ werde. Rechts und links von der Voyager waren Captain Janeway und Neelix abgebildet, darunter jeweils eine kurze Charakterisierung:

“Kathryn Janeway hat das Kommando auf der Voyager. Ihr schwerer Auftrag: Sie muß einen Weg zurück zur Erde finden.

“Neelix ist Talaxianer und Koch auf der Voyager. Alle mögen ihn. Er ist ein lustiger Geselle und weiß für jede Sorge einen Rat.

Das mit dem “Zeitloch” ist natürlich Quatsch, aber: WOW, das war mal ein Teaser! Kurz und knapp. Und das ohne Internet. Ohne Visual Effects-Feuerwerk. Die 90er eben. Doch dieser kleine (und nach heutigen Maßstäben läppische) Hinweis auf die neue Serie hatte mein elfjähriges Ich extrem neugierig gemacht.

Überhaupt wusste Paramount damals noch, wie man “Star Trek” effektiv bewirbt. Wenn man sich heute ansieht, wie schlecht aktuelle Trek-Produktionen beworben werden, egal ob “Section 31”, “Discovery”, “Lower Decks” oder auch die Kinderserie “Prodigy”, dann kann man nur mit Wehmut an das Marketing der Neunziger zurückdenken.

Mit den Augen eines Elfjährigen

Im November 1995 war es dann so weit, “Der Fürsorger” erschien in einer synchronisierten Version in Deutschland auf VHS-Videokassette. Zufälligerweise hatte ein Videoladen, der auf meinem Schulweg lag, die “Voyager”-VHS ins Schaufenster gestellt. Nachdem ich dies bemerkt hatte, ließ ich meinem Vater keine Ruhe mehr, bis er mir die Videokassette kaufte. Und somit war ich einer der Glücklichen, die “Voyager” schon einige Monate vor dem deutschen TV-Start auf SAT.1 am 21. Juni 1996 gucken konnten. Die VHS ist noch heute in meinem Besitz. Ein nettes Erinnerungsstück, das die vergangenen 30 Jahre äußerlich recht gut überstanden hat.

Ich weiß noch, dass mir der Pilotfilm damals recht gut gefiel. Da ich praktisch nichts über das grundlegende Serienkonzept wusste, war ich durchaus überrascht, dass es die Voyager-Crew am Ende des Pilotfilms tatsächlich nicht schafft, in den Alpha-Quadranten zurückzukehren, sondern im Delta-Quadranten gestrandet bleibt. Das war in gewisser Weise eine Antinomie für mich, da die meisten TNG-Folgen in der Regel ein Happy End hatten und dementsprechend auch meine Erwartungshaltung “konditioniert” war.

Sat.1 Trailer zum Serienstart von “Voyager” im Jahr 1996 (via YouTube)

Ja, die Naivität eines Kindes kann manchmal ein Segen sein. Manchmal wünsche ich mir, ich könnte “Star Trek” auch heute noch so unvoreingenommen sehen wie damals – ohne Wissen darüber, wie Serien funktionieren und welchen “Gesetzen Hollywoods” sie oftmals folgen. Man erkennt aber bereits an diesem Elfjährigen im Jahr 1995, dass “Voyager” zumindest in der ersten Folge den Mut hatte, sich etwas von den alten “The Next Generation”-Mustern zu lösen. Leider ging der Serie dieser Mut bald verloren, die Pilotepisode blieb eine der wenigen Ausnahmen.

Die neuen Charaktere fand ich auch interessant, allen voran Tom Paris (Tomatensuppe esse ich nämlich auch gerne 😉), B’Elanna Torres und den Holodoc. Mit dem Maquis konnte ich hingegen noch nicht allzu viel anfangen, da ich die gleichnamige Doppelfolge von “Deep Space Nine” (DS9 2×20/21) zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesehen hatte, dafür aber die TNG-Folge “Die Rückkehr von Ro Laren” (TNG 7×24). Neelix fand ich etwas seltsam, aber irgendwie auch cool. Und die Kazon? Naja, die äußere Ähnlichkeit mit den Klingonen hat mich schon damals enorm irritiert. Am spannendsten fand ich aber natürlich die Voyager. Ein neues Raumschiff, das es zu entdecken gilt. Cool!

Ich kann mich ferner erinnern, dass auch die “Voyager”-Actionfiguren und der Bausatz von Revell recht schnell in die deutschen Läden kamen. Das Taschengeld war also bereits am Monatsanfang fest verplant. Erwerb Nummer 1 wurde dann auch gleich der Doktor, der irgendwie einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hatte.

Deutscher Werbespot von Bandai/Playmates für die erste Reihe der “Voyager”-Actionfiguren aus dem Jahr 1996 (via YouTube)

Die ersten vier oder sechs regulären Folgen habe ich dann auf Leihvideo vor der TV-Ausstrahlung gesehen, wenn mich meine Erinnerung nicht trübt. Im Sommer 1996 startete die Serie dann auch auf SAT.1 unter dem unnötig komplizierten Serientitel “Star Trek: Raumschiff Voyager”. Vermutlich wollte man damit einen Bezug zu “Raumschiff Enterprise” herstellen, weil man das deutsche Publikum mal wieder für zu dumm hielt, diese Verbindung selbst zu erkennen. Nur leider verlor der Serienuntertitel “Voyager” dadurch auch seine im englischen Original enthaltene Doppeldeutigkeit (Name des titelgebenden Raumschiffs und „Reisender“ als Serienkonzept).

Wie dem auch sei. Von da an saß ich jeden Freitagabend gebannt vor dem Fernseher und verfolgte die Heimreise der “Voyager”, die in Deutschland erst im Februar 2002 ein glückliches Ende fand.

“Mr. Paris. Setzen Sie einen Kurs – nach Hause.”

Im zweiten Teil folgt Matthias‘ Episodenkritik zu “Der Fürsorger” – 30 Jahre später mit den Augen eines Erwachsenen.

Wie sind eure Erinnerungen an den Start von “Voyager”? Wie alt seid ihr damals gewesen und welche Gefühle hat die neue Serie bei euch ausgelöst? Lasst uns gerne einen Kommentar dazu da.

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Matthias Suzan
Matthias Suzan
Matthias' Leidenschaft für "Star Trek" wurde 1994 mit knapp zehn Jahren durch "The Next Generation" geweckt. TNG und DS9 sind bis heute seine Lieblingsserien. Es sind vor allem die politischen, gesellschaftlichen und menschlichen Themen des Trek-Universums, die ihn faszinieren. Aber auch die vielen, tollen Raumschiffe haben es dem passionierten Modellbauer angetan. Matthias ist seit 2017 Teil der TZN-Redaktion.

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Natürlich hatte Voyager seine Schwächen und Trek Ermüdungserscheinungen der späten 90s, aber es war trotz allem weitaus besser als NuTrek.

Glückwunsch zum Geburtstag meiner Star Trek Lieblingsserie Voyager! Heute sind es 30 Jahre (US-Premiere). Schön, dass ich heute hier reingeschaut habe (schau aber eh fast jeden Tag rein :-)) Ich war genauso alt wie du Matthias. (In 2 Wochen habe ich meinen 40er). Unterstreiche alles was du gesagt hast. Es gibt viele Erinnerungen an diese schöne Kindheit und goldende Star Trek Zeit. Ich werde in nächster Zeit mehr dazu schreiben. Und auch bald meinen Rewatch, wie man heute so schön sagt, beginnen. Freitag Abend? Star Trek: Raumschiff Voyager Mir fällt grad ein, wie ich mit meinem Kassettenrecorder die Voyager Titelmelodie… Weiterlesen »

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