Das vierte Hörspiel aus der neuen He-Man-Reihe ist endlich erschienen. Tom wagt sich wie immer an eine Spoiler-Review.
Cover
Das Cover zeigt uns diesmal Hordak und Skeletor im Kampf gegen einen Kraken. Wie wir später erfahren, gibt es eine ähnliche Szene wohl auch im Comic, an die ich mich gar nicht mehr erinnere. Der hat bereits Tri-Klops und Trap Jaw geschnappt – eine Szene, die so auch im Hörspiel vorkommt.
Hinzu kommen kleine Details wie Regen, welche der actionreichen Szene den letzten Schliff verpassen. Hier kann man wirklich nicht meckern. Das Cover macht was her und stimmt auf das Hörspiel ein. Aber gut, eigentlich war das bisher immer der Fall.
Story
Auch die Story punktet an mehreren Stellen. Dabei muss gesagt werden, dass die Klinge der Verdammnis (neben den ähnlich klingenden Glocken der Verdammnis – hießen die so? – und den Ringen der Zwietracht) eine meiner Lieblingsstories der 80er-Ehapa-Comics war.
Natürlich befinden wir uns hier in dem durch die Hörspiele etablierten Paralleluniversum, in dem sowohl Schurken als auch Helden noch am Anfang stehen. Trotzdem geht die Jagd nach dem titelgebenden Artefakt hier ganz gut von der Hand. In einer lustigen Sequenz, will Adam Teela beweisen, dass er kämpfen kann, was natürlich gründlich schiefgeht, da sich die vermeintlichen Illusionen als echte Kämpfer erweisen.
Dabei wird nicht nur der Bogen zum ersten Hörspiel geschlagen, sondern auch Tri-Klops, Trap Jaw und Jitsu eingeführt. Die sind hier noch Söldner und schließen sich Skeletor im Augenblick eher aus Zweckmäßigkeit an, denn aus Überzeugung. Es wird spannend sein, zu sehen, wie das in künftigen Ausgaben gelöst wird und warum die ohne Bezahlung beim Skelettgesicht bleiben. Dass die drei Söldner sind (Jitsu eher ein Wanderer), entspricht den ersten Minicomics bzw. einem der damaligen Origins.
Den Charakteren wird hier also durchaus Profil verliehen, was besser klappt, als bei den Helden. Im Gegensatz zu denen, sind die Stimmen hier nicht so verwirrend, dass man sie nicht zuordnen kann, sondern heben sich deutlicher voneinander ab. Man weiß zwar immer noch nicht gleich, wer wer ist, lernt aber schneller, diese zuzuordnen.
Aber nicht nur die Bösewichter glänzen, auch die Helden, allen voran Teela und Adam, dürfen hier etwas aufspielen und im Tandem agieren. Orko ist hier wieder ein recht guter Zauberer, was zwar seiner Charakterisierung in den alten Hörspielen entspricht, wenn auch leicht im Widerspruch zu den Cartoon-Serien steht. Dennoch sind sowohl er als auch Cringer gut in die Handlung eingebettet. Selbst Gwildor hat zu Beginn einen kleinen (Easter Egg-)Auftritt, womit das in der geheimen Szene angeteasterte Geheimnis, dass er der Bibliothekar ist, nun auch offiziell gelüftet wurde.
Gelüftet wird auch ein weiteres Geheimnis, nämlich das um Hordaks Herkunft. Das kann man mögen, oder eben auch nicht, es ist zumindest eine durchaus interessante Ergänzung der Technovirus-Variante, die wir von früher kennen. Persönlich gefällt der neue Ansatz durchaus, und erklärt auch den Bezug zur alten Technik. Eine kleine Erklärung wäre übrigens auch am Ende schön gewesen, ob bzw. wie er es wieder hinausgeschafft hat, immerhin dürfte He-Man auf dem Rückweg ja direkt an ihm vorbeilaufen.
Doch zurück zur Haupthandlung. Hordak und Skeletor treffen aufeinander, was wir ebenfalls schon aus den Comics bzw. von früher kennen, ebenso wie die temporäre Allianz. Dementsprechend weiß man, dass sie sich gegenseitig verraten werden, was dann später auch so kommt. Trotzdem sind die Szenen, in denen die Bösewichter zusammenarbeiten und sich beständig Beleidigungen an den Kopf werfen, durchaus amüsant. Das Ganze gipfelt im titelgebenden Kampf gegen den Kraken, den man im Cover sieht, während He-Man zeitgleich Modulok platt machen darf. Hier ist es schön, dass sowohl Battle Cat glänzt als auch die Spezialfähigkeiten der Bösewichter (Beast Man) eingebaut bzw. erwähnt werden.
Dass es sich bei der Kammer um ein Lager der Reiter von Morc handelt, wird Fans erneut aufhorchen lassen, denn da gibt es doch noch eine Comicstory. Ob das Hinweise auf die Zukunft sind? Dazu werden die Autoren im Bonus doch bestimmt was sagen, oder? Natürlich ist es genau genommen auch nett, dass die Bösen gewinnen (wobei das ziemlich oft passiert). Oder ist das nur eine Verbeugung vor den ersten Minicomics, als Skeletor ein eigenes Schwert (bzw. die zweite Hälfte des Zauberschwerts) hatte? Auch da werden wir wohl abwarten müssen.
Schade ist natürlich, dass die Höhle einstürzt – das ist das übliche zu erwartende Ende, hier geht man also gewohnte Bahnen. Auch der Lacher am Schluss wirkt ein Stückchen aufgesetzt und hätte gerne weggelassen werden können. Immerhin läuft das Hörspiel aber wieder satte 68 Minuten, was recht fett ist.
Bonus
Natürlich gibt es erneut eine Deluxe-Version, in der die Macher sich erneut zu Wort melden (bei Retrofabrik selbst bestellbar). Auch das ist wieder mit über einer Stunde reichlich und erneut werden hier die Hintergründe dargelegt und was sich die Autoren bei so mancher Szene gedacht haben.
Zwar ist mit Matthias Brinck Orko wieder mit am Start, wie bereits zuvor gesagt, wäre es aber schön, wenn auch mal andere Sprecher bei dieser Runde mitmachen. Gerade wenn es um Szenen geht, wie die weinerlichen Trugbilder, hätte man da doch die Erklärungen aus dem Munde der eigentlichen Sprecher viel lieber gehört, und gerade wenn Evil-Lyn (Maria Koshny) im Mittelpunkt steht, hätte es sich doch angeboten, die hier gehörten Anekdoten aus ihrem Mund zu hören. Sie muss ja nicht die vollen 60 Minuten dabei sein. Aber vielleicht kommt das ja noch in der Zukunft.
Auf ein paar der oben erwähnten Kritikpunkte wird diesmal gar nicht eingegangen, aber das ist legitim, immerhin ist das ja nur meine Betrachtungsweise des Ganzen. Dass es in den vorherigen Folgen so gekommen ist, darf man also getrost als glücklichen Zufall betiteln. Wie beim Bonusmaterial üblich, wird natürlich auch auf die zugrundeliegenden Comics eingegangen und weitere Ausblicke in die Zukunft präsentiert. Auch auf He-Man und wie er an der Situation lernt, wird eingegangen, wobei ich auch dies nicht als so krasses Schiefgehen empfand, wie dies beabsichtigt war.
So oder so, das Bonusmaterial liefert wie immer einen guten Querschnitt über die Hintergründe zur Produktion, auch wenn sich so langsam einschleicht, dass es ähnlich klingt. Aber das hatte ich ja schon bei der Folge zuvor bemängelt.