Halbzeit in der neuen Who-Staffel. Und zugleich ein Abgesang auf Ruby. Was sonst noch los ist, klärt Tom in der Spoiler-Review.
Rubys Abschied
Irgendwie hatte ich es ja schon geahnt, dass Ruby (Millie Gibson) hier ihre letzte Folge erhält. Und das, obwohl es anfangs vielleicht gar nicht danach aussah. Ja, sie taucht sogar nochmal in den Credits auf, so quasi als Companion, obwohl sie genau genommen nicht nochmal mit dem Doctor reist und es auch ein Gastcredit getan hätte. Aber so kann man natürlich durchaus sagen, der Doctor hätte zwei Companions in dieser Staffel gehabt, auch wenn das so nicht stimmt. Belinda und Ruby treffen sich zum Beispiel gar nicht.
Über den Ausstieg von Ruby habe ich ja schon bei Folge 1 fabuliert. Ob das so geplant war oder man die Folge hinterher so umgemodelt hat… tja, die Wahrheit wird wohl hinter den Kulissen bleiben, wie es so schön heißt. In der ersten Staffel waren die Folgen ohne den Doctor ja mit die Besten, auch hier taucht der Doctor nur am Anfang und am Ende auf. Er dient dabei nur als Aufhänger für Conrad, dem er eine Münze gibt (und da ist keine größere Bedeutung dahinter, wie erst vermutet). Wobei hier schon deutlich wird, wie Conrads Erziehung so abläuft und warum er wird, wie er wird. Aber zu jenem Zeitpunkt der Folge konnte man das noch nicht wissen, sondern eher als kleinen Scherz abtun.
Wobei, halt, so ganz stimmt das ja nicht, denn eine kleine Szene in einem Kaufhaus erhalten der Doctor und Ruby noch, wenn sie den Shreek jagen. Das erinnert irgendwie an Akte X oder die Kaufhausszene aus dem fünften Terminator. Der Shreek selber erinnert irgendwie an die Hunde aus dem ersten Ghostbusters-Film. Jetzt aber genug mit dem Vergleich, davon abgesehen schaut das Monster gar nicht so schlecht aus und man sieht ihm das CGI nicht immer an.
Wie bereits erwähnt, dreht sich alles um Ruby, die mit Conrad hier einen Freund erhält. Ob das ein Fingerzeig des Doctors war, kann man sich an der Stelle noch fragen? Die Chemie der beiden scheint zu passen, auch die Annäherung geht in Ordnung, denn Ruby selbst hätte, nach ihrer Vergangenheit, ein Happy End verdient. Dass dann halt wieder ein Monster kommt und Conrad jagt – okay, das war vorhersehbar. Bevor wir jetzt aber in die Causa Shreek und Conrad weiter abtauchen, sollten wir vielleicht noch erwähnen, dass der hier auftauchende Doctor, vor allem der am Ende, der aus Season 1 ist (was eigentlich wieder dafür spricht, das es anders geplant gewesen war und ein gewisser Rausschmiss dazwischen kam). Damit wird in gewisser Weise erklärt, woher er Belinda kennt. Aber auf das Ende der Folge kommen wir später noch zu sprechen.
Bis zu diesem Moment fühlt sich die Folge auch wie eine Standardfolge an. Ruby findet einen Freund, der von einem Monster gejagt wird. Joa, ganz nett, aber noch keine überragende Folge. Vor allem kann man sich fragen, warum Conrad das Gegenmittel nicht genommen hat oder warum Ruby ihn nicht einfach gezielter darauf anspricht. Aber wie kurz darauf enthüllt wird, gehört das alles zum Plan.
Die große Verschwörung
Denn Conrad ist ein waschechter Verschwörungstheoretiker, der die Monster vortäuscht und UNIT überführen will. Kate Stewart mischt hier, ebenso wie einige andere, die wir bereits aus Season 1 kennen, wieder mit und macht erneut eine gute Figur. Sie bekommt sogar bis zum Ende mehr Profil als vorher verpasst. So sieht man am Ende deutlich, wie es in ihr rattert, aber sie dann den Shreek auf Conrad loslässt. Ihr Kollege erwähnt am Schluss auch, dass das schon etwas heftig war. Persönlich gefällt mir das aber, da es ihren Charakter vertieft und sie auch etwas härter daherkommt.
Aber zunächst zurück zu Conrad, der ja hier alles nur inszeniert hat, was natürlich in mehrfacher Hinsicht ein Schlag für Ruby ist. Später wird das eben auch der Grund sein, warum sie sich erstmal zurückzieht (und damit quasi ihren Abschied aus der Serie einreicht). Der Twist mit Conrad hat mich aber zumindest kalt erwischt, da ich damit wirklich nicht gerechnet hatte und es die bisher eher vor sich hinplätschernde Folge quasi komplett umdreht.
Aber nicht nur diese überraschende Wendung wertet die Folge auf, sondern auch die Kritik an der heutigen Social Media Welt, welche Conrad für sich zu Nutzen weiß, um seine Follower aufzustacheln. Er bewegt sich damit ganz auf Linie mit anderen Verschwörern unserer heutigen Zeit. Selbst als er am Ende auf den Verräter feuert, war es letztlich UNIT, welche Schuld sind und “Geschossen” haben, denn ihre Vertuschungen sind schuld. Bis zum Schluss, selbst als er unter Todesangst angegriffen wird, ist alles nur ein Spezialeffekt (was übrigens auch eine lustige Anspielung auf Doctor Who und die besseren Effekte selbst ist). So verdreht er die Realität, bis sie ihm passt – und das kennen wir ja aus der heutigen Zeit (Stichwort: USA) zur Genüge. Dabei wurde die Staffel noch vor Trumps Amtsantritt gedreht, wo man das noch nicht wissen, bestenfalls erahnen konnte, was für die Folge selbst umso bemerkenswerter ist. Allerdings ist dieses Thema ja auch zeitlos bzw. nicht erst durch Trump aufgekommen.
Meckern kann man sicherlich darüber, wieso Conrad so einfach in die UNIT-Zentrale kommt, aber das ist in gewisser Weise nur ein Vorwand für die Botschaft dieser Story, die man so eher von Star Trek denn von Doctor Who kennt. Denn am Ende holt der Doctor Conrad kurz in die TARDIS, um ihm eine Belehrung darüber zu geben, dass er mit den Fake News und seinen Lügen der Welt um ihn herum mehr schadet als nutzt. Wie es für solche Personen üblich ist, gibt er, trotz allem, was er gesehen hat, nichts auf die Worte des Doctors und lebt weiter in seiner eigenen Welt. Was andere sagen ist ihm egal, nur er hat recht. Das zeigt zugleich, dass man mit den Trumps dieser Welt eigentlich gar nicht zu reden braucht, da sie eh nur das sehen wollen, was sie wollen und nicht von ihrer Linie abzubringen sind. Argumentativ steht man bei solchen Leuten auf verlorenem Posten und es ist natürlich gefährlich, die in hohen Positionen zu wissen.
Mrs Flood?
Apropos hohe Positionen, da kommt am Ende dann nochmal Mrs. Flood ins Spiel, welche Conrad offensichtlich befreit. Wozu? Das bleibt uns die Folge schuldig, allerdings sehe ich nicht, wie er ihr bei welchem Plan auch immer helfen sollte. Außer natürlich dabei, UNIT weiter zu beschneiden – aber da hat auch diese Organisation in Doctor Who schon Schlimmeres erlebt und überstanden.
Überhaupt sollte nicht jemand mal merken, dass da eine in hoher Position ist und Leute freilässt? Vor allem bei UNIT? Und sollte nicht langsam mal etwas deutlicher werden, dass sie dem Doctor durch die Zeiten folgt? Ich sehe es schon vor mir, die große Auflösung in 4 Wochen: “Ich bin Mrs. Flood, ich bin dir durch die Zeiten gefolgt.” Der Doctor dann so: “Ja schön, kenn dich nicht, ich mach dich aber trotzdem platt.” Klar, die Zuschauer wissen es, aber das auch schon seit Staffel 1 und bis jetzt sind es maximal Appetithäppchen, die einem da hingeworfen werden. Aber irgendwann ist der Appetit halt größer und man braucht mehr Kontext, sonst verpufft das alles wieder…
Mal sehen, wo das noch hinführt.