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StartNews & StoriesDaily TrekRezension: "Strange New Worlds 3x04 - Weltraumabenteuerstunde"

Rezension: “Strange New Worlds 3×04 – Weltraumabenteuerstunde”

Bereits die vierte Folge hat SNW wieder erreicht – und diesmal haben wir wieder ein Experiment vor uns. Was wir davon zu halten haben, klärt Tom in seiner Spoiler-Review.

Wir verbiegen wieder ein paar Ecken und Kanten…

Gleich zu Beginn steigen wir mit einer Szene ein, die eine Hommage an die 60er-Jahre-Serien sind. Dementsprechend Retro (sprich: billig) wirkt das Ganze auch. Aber das ist in diesem Fall beabsichtigt und gibt die Gangart für die Folge vor.

Denn Strange New Worlds war ja schon immer dafür bekannt, das ein oder andere zu probieren. Wenn ihr also die Musical-Folge oder das Crossover schon gar nicht gemocht habt, dreht am Besten gleich wieder ab.

Besagte Szene ist ja nur der Einstieg, und mit Paul Wesley ist auch Kirk wieder zurück… wobei, genau genommen nicht, das Ganze ist nämlich nur eine Serie im Holodeck, die als Aufhänger dient.

Moment, Holodeck? Ja, viele werden an dieser Stelle die Nase rümpfen und selbst ich gehöre hier ein wenig dazu. Also räumen wir mit dem großen Elefanten im Raum, dem Kanon, gleich mal zu Beginn dieser Review auf.

Die Enterprise soll diese neue Entwicklung namens Holodeck testen – und ist damit mehr als 100 Jahre zu früh dran. Wir laufen hier also geradewegs wieder in das Prequel-Problem. Wenn man nicht drauf achtet, wie das Prequel zum Rest des Franchise passt, dann sollte man es halt ganz sein lassen. Das ist jetzt nicht zwingend ein Problem von Strange New Worlds, das kriegen nämlich auch andere Serien teils gar nicht auf die Reihe – aber zumindest machen sie es besser. Hier fühlt es sich so an, als ob man mal wieder in der Star Trek Grabbelkiste gewühlt und einfach ein Best of rausgekramt hat. Das baut man dann ein und wie es zum Rest passt, interessiert keinen. Die Führungsetage ja schon gleich mal gar nicht, die haben nur Dollar in den Augen, und die neuen Macher offensichtlich ebenfalls nicht, da zählen nur Schauwerte.

Das klingt jetzt alles etwas böse, aber die Folge steht halt nunmal auch unter dem Eindruck der Fankampagne, zu der die Macher aufgerufen haben (und zwar auf der letztes Wochenende stattgefundenen SDCC). Man habe ja Pläne bzw. wolle noch die ersten Jahre von Kirk zeigen und die Fans sollen sich doch bitte dafür stark machen.

Im Zuge des anstehenden Endes der Kurtzman-Ära (Skydance-Verkauf etc., konntet ihr ja auch bei uns lesen), wirkt so ein Aufruf wie der verzweifelte Versuch, an der „Franchise-Macht“ bleiben zu wollen. Schaut, die Fans haben ja gewollt, dass wir dran bleiben und weitermachen.

Warum wirbt man aber dann nicht für eines der anderen Projekte, die in den letzten Jahren eingestampft wurden, sondern für das aktuell noch laufende (und zugegeben sehr erfolgreiche) „Strange New Worlds“? Nun mag vielleicht nicht alles aus der Kurtzman-Ära schlecht sein, bei den Realserien stünde aber meines Erachtens das vielfach gewünschte „Legacy“ höher im Kurs, als eine weitere Demontage von Kirk und der TOS-Story.

Es bleibt also, wie es so schön heißt, ein kleines „Geschmäckle“ dieser Werbekampagne zurück (was auch der Grund ist, warum wir nicht darüber berichtet haben). Ob so eine Kampagne bei den Fans Erfolg hat, daran habe zumindest ich so meine Zweifel, denn die Kurtzman-Ägide ist nicht sehr beliebt. Denn gerade diese Leute, die hier wieder den Kanon verbiegen, wollen nun also eine weitere Serie raushauen, womit wir wieder den Bogen zur aktuellen Folge schlagen.

Okay, man mag jetzt argumentieren, dass es ja in TAS bereits eine Art Vorreiter des Holodecks gab, eine Art Simulationsraum. Das wird hier auch erwähnt, bzw. kurz angedeutet. Das hier gezeigte Holodeck ist aber das aus TNG. Inklusive Holodeckgitter und allem drum und dran. Und das passt halt leider hinten und vorne nicht ins Gesamtbild. Denn es muss ja was passieren, damit sich in 100 Jahren nichts tut – und das tut es auch und dazu kommen wir gleich noch.

Lasst uns zunächst mal über den Einsatz des Holodecks reden. Jap, es wird in einen Raum auf der Enterprise offensichtlich eingebaut. Warum macht man sich diese Mühe? Würde es nicht mehr Sinn machen, es auf der Raumbasis einzusetzen? Eben damit nicht solche Phänomene wie hier auftreten, und in einer aktiven Einsatzsituation die Energie abgezapft wird. Man stelle sich vor, sowas wäre im Kampf passiert!

Sorry Leute, aber das ist hier leider genauso konstruiert, wie der Holodeckeinsatz an sich und dient nur als Aufhänger für die Story. Und bevor wir jetzt auf das Holodeckszenario weiter eingehen, reden wir noch über das Ende.

Wie bereits angedeutet, kommen La’an und Scotty zu dem Schluss, dass das Holodeck noch nicht serienreif sei. Aufgrund dieser Empfehlung wird es in der Mottenkiste eingelagert. Damit noch nicht genug, schreibt Scotty auch eine Lösung, wie man es besser machen kann, damit es funktioniert. Separate Energieversorgung z.B.. Das wird auf Pikes Befehl „ins Kleingedruckte“ verbannt.

Und das ist der Grund, warum 100 Jahre lang keiner mehr das Ding auspackt. Ernsthaft Leute? Damit macht man es sich viel zu einfach. Zum einen glaube ich nicht, dass nur die Enterprise hier Testkaninchen ist. Ein neues Produkt, egal ob jetzt oder in der Zukunft, wird immer von mehreren getestet und eben nicht nur von zwei Leute wie hier. Aber okay, neue Computer oder Maschinen wurden auch schon zu TOS-Zeiten nur auf der Enterprise getestet.

Gehen wir also mal davon aus, dass wirklich nur zwei Leute  hier testen. Will man uns ernsthaft weiß machen, dass es fast 100 Jahre dauert, bis jemand die Erfindung wieder ausgräbt und daran weiter bastelt? Wo das Produkt bereits so weit entwickelt ist wie hier und nahezu dem entspricht, was wir aus TNG kennen? Zumal, vielleicht waren die Fehlfunktionen ja den Gamma-Emissionen des Sterns geschuldet, hat daran mal wer gedacht?

Selbst wenn ich davon ausgehe, dass man sich dann erstmal auf die Sim-Räume aus TAS versteift hat, ist das für mich schwer zu glauben, immerhin haben hier sicher nicht nur ein oder zwei Personen an der Entwicklung gearbeitet und ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich für meinen Teil würde als Entwickler schon gerne wissen, was schief gelaufen ist. Ich würde den Bericht also lesen – und die Fehler ausbügeln.

Da es kein Geld mehr gibt, gibt’s auch keine weiteren Entwicklungskosten, man braucht also keinen Sponsor, man arbeitet ja, um die Menschheit zu verbessern. Und schwupps, Holodecks im 23.Jahrhundert….

Ach ja, und warum hat Scotty dann in Staffel 6 von TNG so gestaunt, als er ein Holodeck sah? Aber gut, er hatte ja auch Kirks Tod vergessen (wir wissen ja alle, warum 😉 ).

So nun aber genug zum Thema Holodeck! Das nimmt eh schon wieder viel zu viel Raum ein. Zum Ende nur soviel: Der Einsatz des Holodecks und die Erklärungen dazu haben mich hier massiv gestört und hätten eine saftige Abwertung ergeben, wäre da nicht… aber dazu kommen wir jetzt.

Detektiv Noir

Denn natürlich ist das Holodeckszenario nur ein Vorwand, um die Schauspieler in altertümlichen Kulissen herumhampeln zu lassen. In diesem Fall eben, um ein Szenario der 60er-Jahre zu erschaffen. Eine coole Canon-Verbindung wäre hier Dixon Hill gewesen, so wird hier Amelia Moon erschaffen. Ist okay, wäre aber auch anders gegangen.

Der Computer selbst nimmt den Befehl natürlich wieder zu wörtlich, wie schon bei Moriarty – auch hier hat man später nichts dazu gelernt. Wobei es hier noch einen weiteren Punkt gibt, der mich stört.

Denn erneut benutzt La’an für ein Holodeckszenario die Konterfeis der Crew, offensichtlich ohne vorher zu fragen (und zum Glück bekommen die nichts mit). Auch hier mit der Erklärung, man habe halt nichts anderes. Das gab es schon zu TNG-Zeiten, aber auch damals waren die Zeiten andere.

Obwohl, irgendwie fand ich es damals schon falsch, dass Barclay die Konterfeis der Crew nutzt (und mit einem von ihnen, Troi, offensichtlich Sex hat). Damals hat das keinen interessiert, selbst die TNG-Crew mokierte sich zwar kurz darüber und sagte, was für ein böser Bursche Reg sei, Konsequenzen hatte es nicht, obwohl es ja eine mehr als missbräuchliche Verwendung ist.

Nun hat in diesem Szenario keiner Schindluder mit einem der Charaktere oder deren Konterfeis getrieben, in der heutigen Zeit hätte es hier aber einen durchaus größeren Aufschrei geben müssen bzw. erwarte ich halt von Autoren ein besseres Gespür für derart sensible Themen. Aber wie eingangs erwähnt, man wollte experimentieren, man wollte die Schauspieler in anderen Kostümen und einfach mal rumalbern lassen.

Das funktioniert hier insgesamt dann doch so einigermaßen, was an der großen Verbalhornung von Star Trek selbst liegt. Hier strotzt es nur so vor Easter Eggs.

Das geht los mit der Introsequenz und endet nicht bei Anspielungen auf die Produktionsfirma. Zitate wie „Ich bin Schauspieler, kein Arzt“ treiben einem als Fan ein Lächeln auf die Lippen. Sätze wie „Alfred hat mich für dir Krähen besetzt“ (ihr versteht? Alfred Hitchcocks „Die Vögel“) oder auch Bemerkungen über eine Frau als Erster Offizier oder die seltsamen Pyjama-Kostüme – das geht halt schon runter wie Öl.

Zumindest wenn man für derartigen Humor empfänglich ist. Die Folge ist definitiv nichts für jedermann. Am Ende wird sogar das Riker-Manöver von Paul Wesley nachgeahmt (inklusive zerbrechendem Stuhl . einfach herrlich) und ich glaube das Streichen über die Haare soll am Ende sogar William Shatner nachahmen. Das erhält alles natürlich umso mehr Bedeutung, wenn man liest, das Jonathan Frakes hier Regie geführt hat.

Die eigentliche Detektiv-Handlung ist in Ordnung, hat aber jetzt kein großes Highlight zu bieten. Das läuft etwas stringent, aber immerhin haben die Schauspieler Spaß. Sogar die Einbindung einer Metaebene im Holodeck, als man quasi ein Behind the Scenes schaut, funktioniert ganz gut. Auch hier muss man allerdings ein Faible für Detektivgeschichten haben.

Schön ist, wie der Kronleuchter herunterfällt und das Glas hochspritzt, während La’an eine Verletzung davonträgt. Hier wurde die Technik des Holodecks schön eingefügt, ohne zu aufdringlich zu sein und genauso erwartet man es bei einem Test.

Ebenso schön ist die Interaktion zwischen Uhura und Scotty, die sich hier aushelfen. Ob sich hier schon die erst in Star Trek V abzeichnende Liebesgeschichte Bahn bricht? Gern darf es davon aber mehr sein. Auch später darf Una Scotty nochmal ins Gewissen reden, was ganz gut funktioniert (zumindest wenn Scotty wirklich so jung wäre, wie er hier auftritt).

Insgesamt passt die Detektivgeschichte also und es soll hier auch gar nicht weiter ausgewalzt werden. Es passiert ja noch ein bisschen was anderes.

Action auf der Brücke

Na gut, die Szenerie auf der Brücke dient hauptsächlich dazu, die Dringlichkeit der Situation auf dem Holodeck zu verdeutlichen. Das sieht gut aus, keine Frage, aber die Story hätte vermutlich auch ohne das ganze Neutronenstern-Brimbaborium funktioniert. Aber gut, man muss ja auch den anderen was zu tun geben, bzw. den Zukunftsaspekt nicht aus den Augen verlieren.

Da ist es auch schön, dass Una Ortegas zurück ans Steuer holt, die hier erneut eine gute Figur macht. Weniger schön ist das Fehlen von Spock. Es gibt eine Krise auf der Brücke, und vom Vulkanier ist nichts zu sehen. Sorry, aber das passt hier gar nicht.

Natürlich ist mir klar, warum das so lief. Denn die Zuschauer sollten ja nicht mitkriegen, dass der Spock auf dem Holodeck nicht echt ist. Das ist ja der große Dreh- und Angelpunkt an dem Holodeckszenario. Daher ist er eben nicht auf der Brücke, um den Twist nicht zu versauen. Auch wenn es eben, wie hier, absolut keinen Sinn macht.

Aber da sind wir schon bei der Stärke dieser Episode. Es hatte sich ja bereits vorher angedeutet, nun wird es Gewissheit: Zwischen La’an und Spock hat es gefunkt.

Solange man freilich nicht weiß, dass Spock nicht echt ist, fiebert man fleißig bei den beiden mit. Werden sie sich kriegen, merken sie was? Immerhin öffnet sich La’an auch ein wenig. Aber selbst, nachdem die Katze aus dem Sack ist, sind die Szenen immer noch stark.

Vor allem aber auch zurück in der realen Welt. Das fängt am Anfang an und zieht sich bis zum Ende, wo es in einem Kuss mündet. Die Chemie zwischen Chong und Peck stimmt einfach und ich nehmen den beiden ab, dass da „was ist“. Nicht nur das, sowohl La’an als auch Spock haben ja erst eine Enttäuschung abbekommen. Spock bei Chapel, La’an bei Kirk – es passt also, dass die beiden zueinander finden.

Die Szenen sind dabei so stark, stärker als Spock/Chapel, dass sie für mich die Folge deutlich wieder aufwerten. Und verflucht, ich will mehr von den beiden sehen!

Ja, das ist nicht der TOS-Spock, den wir hier sehen und es gibt noch einige Widersprüche, die hoffentlich beim Übergang zu TOS geklärt werden. Das ist mir aber in dem Moment sowas von egal, denn die Charakterszenen zwischen den beiden passen wie die Faust aufs Auge und sind extrem stark gespielt. Wenn man will, kann man es also offensichtlich.

Bewertung

Ich bin hin- und her gerissen zwischen 3 und 3.5 Sternen. Auf der einen Seite wird hier teils haarsträubend eine Handlung konstruiert, die einen stellenweise den Kopf schütteln lässt. Auf der anderen Seite werden hier so starke Charaktermomente rausgehauen, dass es eine Freude ist. Dazwischen ist eine Detektivstory, die schon irgendwie passt, das sie vornehmlich etwas albern sein soll, die aber halt auch nichts für jedermann ist. Wer also die Experimente, die Strange New Worlds seit jeher wagt, eher nicht so toll findet, der wird auch hier genervt abschalten. Wer etwas aufgeschlossener ist und nicht gleich die strenge Kanon-Keule hervorkramt, der kann hier durchaus Spaß haben.

Bewertungsübersicht

Bewertung
Thomas Götz
Seitdem er 1985 zum Ersten Mal Episode IV sah und ausrief "Aber das heisst doch, Vader ist Lukes Vater" ist Tom der Science Fiction verfallen. Star Trek Fan wurde er, wie viele seiner Kollegen, 1990 mit "The Next Generation" in Deutschland. Seine ersten Buchrezensionen zu Star Trek Büchern erschienen schon 1995 im Alter von 16 Jahren im Star Trek Fanclub. Seit 2006 schreibt er auch Online Rezensionen (ab 2009 Trekzone-Exklusiv) und hat kürzlich seine 2000.Rezension veröffentlicht.

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Ich bin hin- und her gerissen zwischen 3 und 3.5 Sternen. Auf der einen Seite wird hier teils haarsträubend eine Handlung konstruiert, die einen stellenweise den Kopf schütteln lässt. Auf der anderen Seite werden hier so starke Charaktermomente rausgehauen, dass es eine Freude ist. Dazwischen ist eine Detektivstory, die schon irgendwie passt, das sie vornehmlich etwas albern sein soll, die aber halt auch nichts für jedermann ist. Wer also die Experimente, die Strange New Worlds seit jeher wagt, eher nicht so toll findet, der wird auch hier genervt abschalten. Wer etwas aufgeschlossener ist und nicht gleich die strenge Kanon-Keule hervorkramt, der kann hier durchaus Spaß haben.Rezension: "Strange New Worlds 3x04 - Weltraumabenteuerstunde"
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