Mit Folge 7 nähren wir uns bereits wieder dem Ende der Staffel. Diesmal gibt’s eine Pseudo-Doku und… nun, in der Spoiler-Review wirft Tom einen Blick hinter die Kamera.
Vorhersagen und andere Themen
Vor zwei Folgen merkte ich noch an, wie gut es war, dass sie nicht die ganze Folge in einer Art Pseudo-Doku-Stil gedreht haben. Tja, und nun ist es soweit, die Folge kommt und ist quasi als In-Universe Dokumentation angelegt.
Und damit haben wir alles, was so eine Dokumentation (oder ein entsprechendes Format) üblicherweise hat: Wackelkamera, Bildstörungen, schlechter Ton, Interlace-Zeilen. Sowas muss man natürlich mögen und persönlich finde selbst ich, dass das nicht so ganz zu Star Trek passen mag. Immerhin hatte man die Abenteuer der einzelnen Crews immer komplett anders erlebt.
Nun hat gerade aber „Strange New Worlds“ immer mal wieder neue Sachen ausprobiert und die vorliegende Folge ist damit keine Ausnahme. Generell ist es ja gut und begrüßenswert, dass man von Standardmustern abweicht und eben auch mal so was wie das vorliegende produziert. Das hält das Franchise frisch und lockt, auch wenn manche das nicht gern hören wollen, dringend benötigte neue Zuschauer an. Ob das gerade mit so einem Format gelingt, darf freilich diskutiert werden…
Kameramann ist, da war zu erwarten, Umberto (Berto) Ortegas, der ja bereits seit Folge 2 an Bord ist und mal mehr, mal weniger intensiv mit Uhura anbandeln kann. Wie wir erfahren haben, hatte der ja die Erlaubnis, eine Dokumentation zu drehen (und müsste dann ja nach dieser Folge, die ja quasi den Abschluss darstellt, eigentlich wieder verschwinden, oder?).
Stilecht bekommen wir sogar Sachen wie Sternzeiten eingeblendet, während sich die Folge ganz ohne Intro eben mit der titelgebenden Frage beschäftigt, Was ist die Sternenflotte? Dabei gibt es, neben den Aufnahmen von Bertos Kamera, auch Aufnahmen vom Schiff zu sehen. Wie wir schon seit TOS wissen, werden bestimme Sachen, wie die Brücke, automatisch aufgezeichnet, was natürlich vor allem in dieser Konstellation Sinn macht. Insgesamt ist das gut zusammengeschnitten und Effekttechnisch gibt es nichts zu meckern. Später gibt es Weltraumszenen mit einem (ebenfalls altbekannten) Shuttle und auch hier muss sich die Serie erneut nicht verstecken.
Da es hier quasi so dargestellt wird, als hätte die Sternenflotte die Doku genehmigt, gibt es auch ein paar Punkte, die offensichtlich entfernt wurden. So reden Una und Pike an einer Stelle mit „Luft“ auf einem Tisch. Hier wurde offensichtlich der befehlsgebende Admiral entfernt (wie auch in einer Texteinblendung gesagt wird). Dabei „filmt“ Berto das ganze scheinbar etwas versteckt hinter einer Ecke.
Das macht zwar schon Sinn vom Standpunkt der Dokumentation aus, nach einiger Zeit ist es aber schon etwas nervig, wenn 80% des Bildschirms eine Mauer einnimmt. Ebenfalls nervig ist in diesen und ähnlichen Szenen der Ton, der dann recht leise wird. Klar, Berto filmt quasi heimlich, trotzdem darf man auf seiner Fernbedienung lauter stellen, um noch was mitzukriegen, um dann, wenn wieder was explodiert, schnell wieder runterzudrehen. Das hätte man sicher auch anders lösen können (oder ich habe einfach dauernd Watte in den Ohren).
Auch die obligatorischen Bildstörungen nerven nach einiger Zeit und erinnern nicht an eine Dokumentation, sondern an Spiele aus den späten 90ern (vor allem Wing Commander mi den Interlace-Zeilen). Klar, es gehört zu so einem Format dazu, hilft in dem Fall aber nunmal nicht, die Folge anzuheben.
Zumal auch die Mission der Enterprise genau genommen gar nicht so geheim hätte sein müssen…
Schmetterlinge im Weltraum
Die Föderation mischt sich in dem Fall – auf Wunsch der Kriegsparteien, wohlgemerkt – in einen Konflikt ein. Dabei geht es um im Weltraum lebende … nunja, Lebewesen. Im Star Trek-Sprech sind das sogenannte Kosmozoane (und wer meine Reviews verfolgt, der weiß, dass ich noch nie ein Fan dieser Dinge war).
Die werden hier von einer Kriegspartei als Waffe missbraucht, was die Enterprise herausfindet und unterbindet, so die Prämisse der ganzen Mission/Folge. Dabei wird gleich zu Beginn großes Aufhebens darum gemacht. Es ist ja alles geheim, wenn es um die Kriegsparteien und die Kosmozoane geht. Die Frage ist an der Stelle nur, warum?
Da führt ein Volk also Experimente an diesen Tieren durch, um sie zu benutzen. Das bleibt ja am Ende sogar in der Dokumentation so drin. Also was soll daran jetzt das große Geheimnis sein? Oder war da wieder so ein Badmiral am Werk, der befohlen hat, die Waffenfähigkeit der Wesen für die Föderation zu testen? Eigentlich im Kontext der Folge eher schwer vorstellbar. Es macht hier einfach keinen Sinn.
Hätte man das weggelassen und stattdessen mehr den Tierschutzaspekt in den Vordergrund gestellt, hätte das die Folge deutlich aufgewertet. Aber dann hätte die Enterprise vermutlich nicht versuchen dürfen, das Tier mit modifizierten Torpedos zu kontrollieren. Übrigens: zunächst vermutete ich eine Verbeugung vor Babylon 5 – ihr versteht? G’Karus! Bis ich dann gesehen habe, dass man es Jikaru schreibt… da hatte meine Frau mal wieder Recht, dass die Macher doch keinesfalls so weit denken würden…
Immerhin gibt es dann noch ein paar Verbindungen zu Classic, wenn Spock mit seiner Telepathie Kontakt aufnimmt. Und auch dass es letztlich Uhura ist, die mit dem Wesen sprechen und alles aufdecken darf, steht dem Charakter gut zu Gesicht – auch wenn das Drama um „Wenn sie so weitermachen, werden sie gegrillt“ vielleicht etwas über war. Seltsamerweise schweiften selbst meine Gedanken bei der Szene ab zu „Naja, dass Uhura später davon nix mehr weiß, passt schon, Nomad löscht ja ihr Gedächtnis“. Ja, es spricht leider nicht für die Folge, wenn man, trotz der dramatischen Szene, Zeit hat, über sowas nachzudenken…
Und zwischendrin: Charakterszenen
Immerhin wird versucht, ein paar von den Charakteren bzw. deren Entwicklungen mitzunehmen. Das ist in diesem Fall wieder in Interview- und andere Formate eingebaut und der einzig positive Aspekt der Folge.
So darf Ortegas über ihre Hand reden (man hat viel zu wenig von ihrer weiteren Verarbeitung ihres Traumas erfahren), Spock und La’an dürfen über sich selbst reden, was ganz gut klappt, und selbst Pike, Uhura und M’Benga geben noch Einblicke. Die Ingenieursriege fehlt zwar, aber irgendwie habe ich sie auch nicht vermisst, das hätte die Folge (die erstaunlicherweise zu den kürzeren gehört) nur unnötig aufgebläht.
Pike darf zum Beispiel über ein paar unangenehme Sachen sprechen und meistert das souverän. Dabei schafft es Berto irgendwie, immer den Finger auf die Wunde zu legen. Aber dazu kommen wir gleich bei M’Benga. Zumindest bei oben erwähnten Konsorten gibt es so tiefere Einblicke (auch wieder bei Uhura), die zumindest als Abrundung ganz gut funktionieren.
Beim großen Essen am Ende taucht sogar Batel kurz auf und Spock und Uhura dürfen, erneut in einer leisen Sequenz, über die Gedankenverschmelzung reden und dass Spock den Zorn jetzt gut im Griff hat. Man achtet hier also auf die Kontinuität, auch wenn es vielleicht nicht immer passend ist. Indes ist es aber etwas zu wenig, denn das hätte man irgendwie gern in einer vollwertigen Folge so gesehen.
Vor allem bei M’Benga will es nicht so recht passen, dass Berto darauf besteht, ihn zu seiner „mörderischen“ Karriere zu befragen. Klar, es wird eingeblendet, dass seine Akte geschwärzt ist und er deswegen wohl nachhakt. So gibt M’Benga an der Stelle auch eher ausweichende Antworten. Als Zuschauer wissen wir natürlich, was Sache ist, während Berto dies nicht tut. Wie bereits seit Folge 3 aber angemerkt, trägt dies nicht zu einer Aufwertung von M’Benga bei, sondern eher zur Demontage des Charakters. So weckt es das Gefühl, man wolle den Doktor partout als Mörder „outen“. Erneut wäre es besser gewesen, die starke Folge 2×08 nicht durch solche Dinge zu verwässern.
Demontiert wäre beinahe auch die Beziehung zwischen Uhura und Berto, denn er will sie heimlich filmen und herausfinden, was die Befehle der Flotte sind. Uhura findet das heraus und eigentlich klingt das alles schon wie ein Sargnagel zu ihrer Beziehung (von der man in den letzten Folgen eh zuwenig gesehen hat, als dass sie noch interessant ist). Zum Glück kratzt man hier, wie bei vielen Charakterszenen, am Ende nochmal die Kurve und die beiden sprechen sich aus. Das ist gut und bitter nötig, ob es reicht, noch was zu kitten, muss man indes sehen.
Und dann ist da noch die Frage, was Starfleet eigentlich ist, die mit einem „We are Starfleet!“ beantwortet wird. Ich kann verstehen, für wen das unbefriedigend ist, persönlich konnte ich damit aber durchaus leben. Irgendwie war das für mich auch nie der Kernpunkt der Dokumentation.
Ganz ehrlich diese Experimentiert Folgen Nerven langsam. Ja wären, die Strange New World Staffeln so wie das alte Star Trek also 26 Folgen würden diese Folgen nicht auffallen. ABER wir nach den alten Staffel Muster sind wir nicht in Staffel 3 sondern in der zweiten Hälfte von Staffel 1. Das ist einfach zu viel. Besonders weil es wirklich schade ist. Staffel 1 hat so gut begonnen. Aber auch Staffel 2 und 3 haben ihre Momente. Jedoch diese Experimentellen Folgen gehen gefühlt jedes zweite mal in die Hose und dann wird es Furchtbar. Ach ja und an alle die behauten es… Weiterlesen »