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StartSF ZoneRezension: "Doctor Who 2x06 - Interstellar Song Contest"

Rezension: “Doctor Who 2×06 – Interstellar Song Contest”

Folge sechs ist erneut anders – und nostalgisch. Und gerade deshalb gut? Tom schaut in der Spoiler-Review mal drauf.

ESC oder ISC?

Es ist natürlich kein Zufall, dass die Folge über den Interstellaren Song Contest genau an dem Samstag lief, an dem auch das Finale des Eurovision Song Contest über die Bildschirme flatterte. Das war ein wirklich gelungener Stunt, der nicht nur Marketingtechnisch ziehen dürfte, sondern auch etwas Voraussicht der Macher zeigt. Okay, man hat vermutlich gesehen, dass die Ausstrahlung genau auf den Punkt fällt und es ähnlich wie das Finale zum 24.Mai getimed. Das ändert aber nichts an der hervorragenden Planung.

In der Folge selbst finden sich der Doctor und Bel eben bei titelgebenden ISC wieder – und treffen dabei auf Rylan und Graham Norton in Hologrammform. Moment, wen? Tja, auch ich musste da erstmal googeln, denn diese berühmten britischen Moderatoren dürften den Zuschauern im Rest der Welt nichts sagen, das ist also wirklich nur ein Easter Egg für die Insel. Genau genommen gibt es sogar ein paar Probleme mit der Anwesenheit der beiden.

Rylan (als er selbst) in Doctor Who 2x06 (Bild: Disney Press Kit)

Denn wie Norton am Ende sagt, wurde die Erde am 24.Mai 2025 zerstört (was auch der Doctor und Bel endlich erfahren). Das heißt aber, das Rylan und Norton sich vor diesem Termin haben einfrieren bzw. zwangsdigitalisieren lassen haben müssen. Oder sie wurden von freundlichen Aliens gerettet, die das später getan haben (wobei sich selbstredend die Frage nach dem Warum stellt). Und dann stellt sich auch die Frage, ob man nun 803 Jahre in der Zukunft ist oder doch später, wenn der ISC doch erst später stattgefunden haben soll. Wobei man sich auch hier wieder fragen kann, warum Aliens die beiden Menschen der zerstörten Erde als Moderator einbauen sollten? So bedeutend sind die Menschen 2025 im All noch nicht. Man sieht also, der Gag der Cameo-Auftritte geht hier auf Kosten der Logik der Geschichte – etwas unschön. Aber vielleicht gibt es ja in den letzten beiden Folgen noch eine zufriedenstellende Aufklärung dafür? Nachdem die Staffel ja durchaus auf Kurs ist, bin ich mal vorsichtig optimistisch. Ich hoffe, ich werde hier nicht enttäuscht.

Dem Genuss der Folge tut das allerdings keinen Abbruch. Nicht nur, dass sie wieder durchaus innovativ und Science Fiction-lastig ist, sie bietet auch jede Menge nostalgischer Elemente – und ich gebe zu, ich bin wieder voll drauf reingefallen, wie weiland bei Picards dritter “Blenderstaffel”! Doch der Reihe nach.

Zunächst einmal landen Bel und der Doctor beim ISC und geraten dabei mitten in einen Anschlag. Mit Liedern wird dabei, bis kurz vorm Ende, etwas sparsam umgegangen, wohl auch, weil man gemerkt hat, das man zusehends auf Alien-Songs hätte setzen müssen. Da gibt es nur ein kleines Easter Egg in Form eines… nunja, puppenähnlichen Einspielers. Der ist ganz witzig, aber eben auch nichts, was man dauerhaft braucht.

Viel eindrucksvoller in mehrfacher Hinsicht ist dann der Anschlag selbst, der nämlich mal eben 100 000 Menschen ins All pustet (Moment, nach der Eröffnung am Schluss können es ja eigentlich keine Menschen sein…). Eine Steigerung, die sicher auch aufgrund der vielen Anschläge im echten Leben umso nachhallender wirkt und ein kleiner Schockmoment ist. Und ja, die Leute sterben nicht wirklich sondern werden vom Doctor noch in der Schwerkraftblase gehalten, quasi den Temperaturen des Alls zwar ausgesetzt, aber in Atmosphäre. Schockgefrostet par excellence (ob das so funktioniert, ist ja auch auf der Erde teil von Debatten, wenn es um die Kryostase und Stickstofffrostungen geht). Insofern kann man damit leben.

Dass der Doctor im All länger überleben kann, als normale Menschen, geht übrigens auf die Zeit des vierten Doctors zurück und ist nicht neu, von daher passt das hier schon (auch wenn man bezweifeln kann, dass Schall übertragen wird, aber das ist ein generelles Problem von Raumschlachten in Serien). Was den Doctor zum Aufwachen bewegt… darüber sprechen wir später.

Wieder eine wichtige Botschaft

Nein, die Botschaft in dieser Folge betrifft nicht das queersein (obwohl ein homosexuelles Pärchen vorkommt), sondern betrifft den Rassismus und Unterdrückung. Die hinter dem Anschlag steckenden Hellia werden nämlich ziemlich diskriminiert und auch die berühmte Sängerin Cora, die sich später als Mitglied des Volkes outet, wird sofort von ihrem Freund dafür verachtet. Das allein ist schon harter Tobak, der enorm dadurch gewinnt, dass die Bösewichter hier eben nicht blass bleiben, sondern ein Motiv verpasst bekommen. Denn auch ihnen wurde übel mitgespielt, ihr Planet zerstört und die Überlebenden werden massiv unterdrückt.

Deswegen ist der Massenmord an 3 Billionen Lebewesen natürlich immer noch nicht in Ordnung und das ist etwas, dass der Doctor zu verhindern sucht. Und hier kommt eben auch die dunkle Seite des Doctors wieder zum Vorschein, der später keine Probleme damit hat, Kid zu foltern. So sieht man den Doctor selten, aber auch das kam schon vor, etwa bei der Entführung von Amy Pond beim 11. Doctor (wer erinnert sich noch?). Damals hieß es, dass der Doctor unter anderem mit Companions reist, damit er etwas im Zaum gehalten wird, während seine Feinde (wie Davros) natürlich munter fabulieren, dass der Doctor mit ihnen Waffen forme. Beide Sichtweisen haben sicher ihre Existenzberechtigung.

Auch hier ist es dann Bel, welche den Doctor wieder zurückbringt, aber auch Zweifel an seinem Gemütszustand äußert. Starke Szenen, auch weil der Doctor zugibt, hier getriggert worden zu sein. Überhaupt darf auch Bel hier wieder glänzen und so langsam aber sicher Gefallen an den Reisen mit dem Doctor finden. Das deutete sich an, ist aber trotzdem eine konsequente Weiterentwicklung. Und auch der Crying Doctor glänzt diesmal erfreulicherweise mit Abwesenheit.

Aber auch die anderen Charaktere, bis hin zu den Bösewichtern wie erwähnt, denn hier gibts zwischen Kid und Wynn durchaus Differenzen, erhalten Profil, weswegen die Folge extrem stark wird. So langsam glaube ich wirklich daran, dass Russell T. Davies (RTD) wieder auf Kurs sein KÖNNTE. Konsequenterweise gibt es am Ende für Cora, als sie sich outet, auch Applaus, auch wenn ich mir durchaus eine tiefergehende Beschäftigung mit der Honigwelt bzw. den Folgen gewünscht hätte. Da war mir der Wandel fast schon zu schnell und vond er bösen Corporation (Villengard?) fehlt auch jede Spur (und wird wohl diese Staffel nicht mehr kommen). Aber man kann nicht alles haben und Superman äh der Doctor kann nicht jeden retten, also vielleicht kommt es ja in Zukunft doch noch dazu.

Am Ende passt alles zusammen und man fängt die Leute wieder ein und belebt sie und… naja, die feiern halt einfach weiter, wären ja auch fast nur gestorben. Aber auch darüber sehen wir mal hinweg. Die Szene, als sie alle nach draußen gepustet werden ist schon fantastisch umgesetzt und überhaupt kann man auch bei dieser Folge an den Effekten nicht Meckern (Flüssigkeit sollte aber im All ebenso schnell gefrieren wie der Rest). Da müssen halt dann am Ende alle 100 000 wieder aufgetaut werden, was auch gezeigt wird und keine Abkürzung genommen wird, auch das rundet die Folge an der Stelle ab.

Das große Mysterium

Und damit sind wir beim letzten großen Platzhirsch im Raum, dem Mysterium um Mrs. Flood. Ich hatte ja erwähnt, das es langsam Zeit wird, dass wir hier Antworten bekommen.

Zunächst einmal hat der Doctor aber Visionen seiner Enkelin Susan! Und die wird wieder von Carole Ann Ford gespielt, wie schon 60 (!) Jahre zuvor! Man hatte den Doctor ja bereits in der letzten Staffel mit ihr getriggert (dort wars nur eine Fälschung), umso schöner ist es, dass es sie hier nun, wenn auch nur ganz kurz, zu sehen gibt. Auch sie kann den Doctor einfangen, einfach toll! Auch wenn das natürlich heißt, dass der Doctor (wieder einmal) nicht der letzte Time Lord ist und sein Volk wohl auch irgendwie überlebt haben könnte (wieder einmal). Zumindest, bis sie dann (wieder einmal) ausgelöscht werden. Das Konzept lutscht sich an der Stelle schon etwas ab, aber dass ist nicht unbedingt RTDs Schuld, denn der ist 2005 ja mit der Prämisse letzter Time Lord gestartet und das war eigentlich auch recht passend. Seine Nachfolger haben das dann immer mehr aufgeweicht und die Time Lords zurückgebracht (und wieder getötet, hach ja).

So schön Carole Ann Fords Auftauchen hier auch ist, ein Problem gibt es dabei aber. Ihr Auftritt, und die spätere Enthüllung von Mrs Flood, wird den Gelegenheitszuschauern halt nur wenig sagen. Und in der Tat, während ich jubelnd vorm Schirm saß, hatte meine Frau halt nur Fragezeichen vor den Augen. Ja, es ist noch nichtmal sicher, dass alle Zuschauer die Specials gesehen haben und damit zum Ersten Mal von Regeneration gehört haben. Auch das könnte hier für einige Verwirrungen führen. Wer halt nicht so tief drinsteckt wie die Hardcore-Fans, schaut an der Stelle etwas in die Röhre und das ist schon schade.

Selbiges gilt natürlich auch für die Enthüllung um Mrs Flood. Hier muss man zunächst mal den Zufall schlucken, dass sie als letzte wieder eingesammelt und aufgetaut wird – sie darf halt den Doctor nicht treffen, da der sie erkennen würde (wobei: hätte man nicht auf sie gewartet wie auf alle anderen auch, bevor man die Show fortführt? Aber gut). Da fällt halt die große Enthüllung der Drehbuchlogik zum Opfer. Immerhin ist es schön, dass ihre Anwesenheit in den letzten Folgen hier erklärt wird und sie diesmal auch mitten im Geschehen was abkriegt und nicht einfach nur da ist.

Als ihre Regeneration einsetzt, dachte ich mir schon, dass es nur die Rani sein kann. Auch das war ja in der letzten Season stellenweise schon vermutet worden, aber hier dann die Bestätigung. Durchaus passend und lange herbeigesehnt, nachdem der Master ja schon in der neuen Serie sein Revival feierte (noch nicht bei Ncutis Who allerdings). Allerdings machen sie hier wieder einen groben Schnitzer. So schön es auch ist, dass sie hier dann so schwer angeschlagen ist, dass sie regenerieren muss (hätten dann nicht zumindest bei den anderen Zuschauern auch ein paar Tote sein müssen? Aber gut, sehen wir darüber mal hinweg). Worüber ich nicht so leicht hinweg sehen kann ist, dass es hier wieder eine Bi-Generation gibt.

Es war beim Doctor ja noch in Ordnung, immerhin ist er nicht nur das Zeitlose Kind sondern es war auch der Toymaker anwesend. Alles Faktoren, bei denen ich abnehme, dass es eine Bi-Generation gibt. Warum aber jetzt bei der Rani? Weil es cool aussieht? Damit man zwei Gegnerinnen hat? Sorry, aber es passt halt nicht zusammen, wenn das jetzt plötzlich alle Time Lords können sollen. Wobei ich mir vorstellen könnte, dass halt nur so wenige Time Lords noch übrig sind, dass dies quasi eine Art Fortpflanzungsmechnismus sein könnte. Aber dann muss das halt gezeigt/gesagt werden und uns nicht einfach so zurücklassen. Aber vielleicht tue ich der Story hier unrecht und das kommt alles noch in der nächsten Folge… wir werden sehen.


Bewertung

Über die wenigen Schwächen der Folge kann man hinwegsehen, denn, das muss ich an dieser Stelle (leider) wieder zugeben: Der Nostalgiefaktor hat mich voll gepackt, Susan und die Rani sind einfach Mindblowing. Hinzu kommen starke Charaktere auf beiden Seiten, eine wichtige Message gegen Unterdrückung und Rassismus, schöne Effekte und ein Sci-Fi-Setting. Ja, das ist Doctor Who at it's Best. Hoffentlich kann das Finale dieses Niveau halten.

Bewertungsübersicht

Bewertung
Thomas Götz
Thomas Götz
Seitdem er 1985 zum Ersten Mal Episode IV sah und ausrief "Aber das heisst doch, Vader ist Lukes Vater" ist Tom der Science Fiction verfallen. Star Trek Fan wurde er, wie viele seiner Kollegen, 1990 mit "The Next Generation" in Deutschland. Seine ersten Buchrezensionen zu Star Trek Büchern erschienen schon 1995 im Alter von 16 Jahren im Star Trek Fanclub. Seit 2006 schreibt er auch Online Rezensionen (ab 2009 Trekzone-Exklusiv) und hat kürzlich seine 2000.Rezension veröffentlicht.

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Über die wenigen Schwächen der Folge kann man hinwegsehen, denn, das muss ich an dieser Stelle (leider) wieder zugeben: Der Nostalgiefaktor hat mich voll gepackt, Susan und die Rani sind einfach Mindblowing. Hinzu kommen starke Charaktere auf beiden Seiten, eine wichtige Message gegen Unterdrückung und Rassismus, schöne Effekte und ein Sci-Fi-Setting. Ja, das ist Doctor Who at it's Best. Hoffentlich kann das Finale dieses Niveau halten.Rezension: "Doctor Who 2x06 - Interstellar Song Contest"
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