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StartDiscoveryDiscovery - Season 2Kurzrezension: Discovery 2x10 - "Der rote Engel" / "The Red Angel"

Kurzrezension: Discovery 2×10 – “Der rote Engel” / “The Red Angel”

Die zehnte Folge der zweiten Staffel von “Star Trek: Discovery” dreht sich um den titelgebenden Roten Engel. Während die Episode eines der größten Geheimnisse der Staffel auflöst, belassen wir es bei einer spoilerfreien Kurzrezension.

Story

Nach Airiams Tod muss sich die Crew der “Discovery” neu orientieren. Frisch in den Augen der Sternenflotte rehabilitiert, trifft die Crew wieder auf Leland und Georgiou, die die Natur von Projekt “Daedalus” enthüllen. Gemeinsam arbeiten die beiden Crews an einem Plan, um den Roten Engel an weiteren Zeitreisen zu hindern und eine neuerliche Veränderung der Zeitlinie durch die bedrohliche KI aus der Zukunft zu verhindern.

Nilsson, Pike, Cornwell und Spock in "The Red Angel" (Photo: "Discovery" 2x10, CBS)
Nilsson, Pike, Cornwell und Spock in “The Red Angel” (Photo: “Discovery” 2×10, CBS)

Ohne zu spoilern darf man anmerken, dass das Drehbuch von Chris Silvestri und Anthony Maranville “Discovery”-üblich etwas krude ist und von unvorhersehbaren Offenbarungen und unwahrscheinlichen Fügungen vorangetrieben wird. Wir haben zugegebenermaßen diese Staffel schon bedeutend Haarsträubenderes gesehen, aber dadurch wird es dennoch nicht wirklich gut. Dagegen wissen viele tolle Charaktermomente wie jede Woche zu gefallen. Auch in dieser Hinsicht bleibt sich “Discovery” treu.

Dialoge und Figuren

Die Episode führt alle Haupt- und viele Nebenfiguren in einer vergleichsweise gradlinigen Handlung zusammen. Von Airiams Beerdigung über die Planung und Durchführung des großen Finales greifen die Handlungsstränge der äußeren und inneren Handlung nahtlos ineinander. Diese Folge dreht sich konsequent um Burnham und ihre Beziehungen, wobei Tilly dabei seltsamerweise keine große Rolle spielt. Aber Tyler, Leland, Georgiou und vor allem Spock stehen durch diese Konstellation im Fokus. Erfreulicherweise entwickeln sich die Beziehungen weiter und die großartigen Szenen zwischen Ethan Peck und Senequa Martin-Green setzen sich auch diese Woche fort.

Georgiou und Burnham in "The Red Angel" (Photo: "Discovery" 2x10, CBS)
Georgiou und Burnham in “The Red Angel” (Photo: “Discovery” 2×10, CBS)

Sozusagen als B-Handlung geht es um die langsame Rückkehr von Hugh Culber in sein neues, altes Leben. Damit bescheren uns die Autoren ein paar schöne Momente mit Stamets und Cornwell. Die Tyler-Culber-Parallele wird hingegen nicht wieder aufgegriffen.

Pause macht hingegen die Entwicklung der Brückenbesatzung. Pike, Tilly und Saru haben diese Episode ebenfalls weniger als üblich zu tun. Und obwohl wieder einmal ein enormes, technisches Problem zu lösen ist, sind weder Reno noch der bislang namen- und gesichtslose Chefingenieur der Discovery zur Stelle.

Inszenierung

Hanelle M. Culpepper bringt die Folge souverän in den Kasten. Nach einigen Kamera- und Licht-Exzessen in dieser Staffel ist die unaufgeregte Inszenierung eine Wohltat. Effekte und Soundtrack sind durchgängig auf höchstem Niveau.

Was hingegen stört, ist das offensichtliche Redress der U.S.S. Hiawatha aus “Brother”. Die gleiche Industrieruine darf hier als Außenposten herhalten. Ähnlich wie der Steinbruch, der in “If Memory Serves” als Kulisse für Talos IV diente, ist die Location einfach zu markant, um sie mehrfach für unterschiedliche Handlungsorte wiederzuverwenden.

Rahmenhandlung

“Der Rote Engel” spinnt die staffelübergreifende Handlung konsequent und mit erhöhter Geschwindigkeit weiter. Die Episode löst gleich mehrere Geheimnisse auf und macht dabei leider keine wirklich gute Figur.

Ähnlich wie letzte Folge führt “The Red Angel” innerhalb der Episode erstaunlich viel neue Hintergrundinformationen ein, die umgehend zum Tragen kommen. Eine Entzerrung über mehrere Folgen hätte einen gelungen Beitrag zur Staffel-Dramaturgie leisten können. So wirkt es weniger, als sei das Staffelmysterium von langer Hand geplant worden, sondern mehr, als hätten sich die Autoren planlos in eine Ecke geschrieben, aus der sie sich nur mit halsbrecherischen Manövern zu befreien wüssten. Die Plot Twists der ersten Staffel um Tyler und Lorca waren deutlich planvoller vorbereitet und effektiver aufgelöst worden.

Burnham und Spock in "The Red Angel" (Photo: "Discovery" 2x10, CBS)
Burnham und Spock in “The Red Angel” (Photo: “Discovery” 2×10, CBS)

Zu allem Überdruss, und das werden dann die Kollegen Götz und Suzan sicher in ihren offenen Rezensionen inhaltlich genauer aufbereiten, sind die angebotenen Erklärungen nicht schlüssig. So wie Spock das Verhalten des Roten Engels in dieser Folge rekonstruiert und als Hypothese für das gewagte Finale der Folge nutzt, lässt sich nicht erklären, was sich in der Episode “The Sounds of Thunder” (und in der ersten Staffel) zugetragen hat. Ein Fehler, der zwingend tödlich enden müsste, wenn das Drehbuch ihm nicht unsinniger weise Recht gäbe.

Die Drehbuchautoren von “Discovery” scheinen inzwischen weniger am “Science”-Anteil dieser “Science-Fiction”-Serie interessiert zu sein, als der progressiven, optimistischen Grundausrichtung des Franchises. Das halte ich persönlich für einen Fehler, denn ohne eine Begleitung durch zumindest ansatzweise Plausibilität greift eine gewisse Beliebigkeit um sich. Auch wenn der Technobabble aus “The Next Generation” und Nachfolgern verschrien war, machten die Serien so stets klar, dass die Utopie der Zukunft das Ergebnis harter Arbeit und kritisch-rationalem Denken (und nicht eben Wunschvorstellungen) war. Und so zählte “Star Trek” nicht umsonst viele renommierte Fans aus Kultur und Wissenschaft. Dieses Pfund droht “Discovery” gerade zu verspielen.

Beobachtungen

  • Die Verabschiedung von Airiam ist die berührendste “Star Trek”-Bestattung seit “Der Zorn des Khan”.
  • “Daedalus” hätte sehr viele schöne Anknüpfungspunkte zum Kanon geboten (siehe unser Kanon-Futter). Leider wird hier eine neue, unplausible Technologie aus dem Hut gezaubert, die wieder einmal wie ein Anachronismus wirkt.
  • “Discovery” scheint stramm der Devise zu folgen: Wenn ich mich über mich selbst lustig machen kann, dann sind alle Logiklöcher verzeihlich. Heute präsentiert Ihnen Tilly “Charaktere, die durch Türen laufen, die eigentlich verschlossen sein sollten,” bekannt z.B. aus Burnhams Auftauchen in Spocks Verhör letzte Woche.
  • Culbers sieht ohne Uniform aus wie eine Rakete. Der Mann darf m.E. nur noch in Zivil auftreten!
  • Super Szene zwischen Nhan und Bunham.
  • “I believe I would have found that moment… satisfying.” – Spocks Kommentar zu Burhams “Auseinandersetzung” mit Leland. Pures Gold!
  • Spocks Hypothese für das Muster hinter dem Auftauchen des Roten Engels passt nicht zu den Fakten. Wäre die Hypothese korrekt, hätte der Engel mehrmals in der ersten Staffel auftauchen müssen und nicht auf Kaminar erscheinen dürfen. Als Wissenschaftsoffizier sollte Spock mit dem Prinzip der Falsifikation vertraut sein, wendet es aber nicht an. Aber weil die Drehbuchautoren nicht klüger sind als ihre Figuren, stimmt sie halt trotzdem. Hat Burnham gerade nochmal Glück gehabt.
  • Sara Mitich kehrt auf ihre Station auf der Brücke zurück. Allerdings nicht als Airiam (die sie in der ersten Staffel gespielt hatte), sondern als Lt. Nilsson. Gleichzeitig cool und morbid.
  • Warum werden die Computerdisplays diese Staffel zunehmend in Richtung LCARS verändert? Wenn ich mich dem Kanon annähern möchte, wäre es nicht zielführender, sich eher Inspiration aus der Originalserie zu holen als aus “The Next Generation”? Die (in-Universe) ersten Okudagramme aus “Star Trek IV-VI” hatten eine andere Ästhetik als LCARS. “Eckiges LCARS” ist nicht “Vorläufer von LCARS”.
  • Ich werde aus Georgiou nicht schlau. Und irgendwie ist es mir auch inzwischen egal. Wenn sie Michael nächste Folge ein Messer in den Rücken rammt, werde ich nicht überrascht sein.
  • Aus Gründen muss Leland Augenarzt-Equipment abseits der Brücke verwenden, um die Sicherheitslimits des Gravitonenstrahls zu überschreiben. Ist klar.
  • Auch wenn man weiß, wie das Finale enden muss, leidet man jede Sekunde mit. Sonequa Martin-Green ist ein Segen für die Serie.
  • Die Auflösung passt nicht so Recht zur Prämisse der Episode. Klar wollen uns die Drehbuchautoren überraschen, aber sie haben hoffentlich eine gute Erklärung für die Diskrepanz.

Fazit

Starke Charaktere in wackeligen Plots. Damit lässt sich nicht nur diese Folge, sondern inzwischen der weit überwiegende Teil der Staffel beschreiben. “Discovery” macht verdammt viel richtig. Es ist mitreißend, pointiert geschrieben, die Produktion ist tadellos und die Schauspieler eine Klasse für sich. Die Serie hat zudem das Herz am rechten Fleck und alleine dafür freue ich mich auf die letzten vier Episoden dieser Staffel.

Nur der Tumult hinter den Kulissen scheint nicht spurlos an den Drehbüchern vorbeizugehen. Ganz offenbar wurden nach dem Weggang von Harberts und Berg die Weichen für das Staffelfinale neu gestellt. Anders lässt sich die unnötige Sprunghaftigkeit des Meta-Plots kaum erklären. Ich drücke die Daumen, dass “Discovery” auf der letzten Meile noch den Weg in ruhigeres Fahrwasser findet.

Bewertung

Handlung der Einzelepisode [usr 4 max=”6″]
Stringenz des staffel- und serienübergreifenden Handlungsstrangs [usr 3 max=”6″]
Stringenz des bekannten Kanons [usr 2 max=”6″]
Charakterentwicklung [usr 4 max=”6″]
Spannung [usr 4 max=”6″]
Action & Effekte [usr 3 max=”6″]
Humor [usr 2 max=”6″]
Intellektueller Anspruch [usr 2 max=”6″]
Gesamt          [usr 4 max=”6″]

Episoden-Infos

Episodennummer 25 (Staffel 2, Episode 10)
Originaltitel The Red Angel
Deutscher Titel Der rote Engel
Erstausstrahlung USA Donnerstag, 21. März 2019
Erstausstrahlung Deutschland Freitag, 22. März 2019
Drehbuch Chris Silvestri & Anthony Maranville
Regie Hanelle M. Culpepper
Laufzeit 48 Minuten

Mit Rücksicht auf andere Leser, die die Folge noch nicht gesehen haben, bitten wir, in den Kommentaren zu diesem Artikel auf Spoiler zu verzichten. Danke!

christopher.kurtz
Christopher Kurtz
Seit den frühen 2000ern ist Christopher Redakteur im TrekZone Network. Wenn er nicht in den unendlichen Weiten nach kritisch rationalem Humanismus Ausschau hält oder sich über die Plausibilität fiktiver Technologien und Gesellschaftsformen den Kopf zermartert, findet man ihn meistens in der Nähe von Spielen der geselligen Art, egal ob analog oder digital, ob als Mitspieler oder Gelegenheitsautor.

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