Anlässlich unserer Thementage zum 20-jährigen Ende von “Star Trek: Deep Space Nine” schauen wir uns die Lieblingsfolgen der TrekZone-Redaktion im Detail an. Heute an der Reihe: Matthias Suzan.
Mir ist es ähnlich ergangen wie meinen Kollegen Christopher Kurtz und Tom Götz. Die besten fünf aus insgesamt 176 Folgen “Deep Space Nine” zu benennen, ist wahrlich eine “Mission Impossible”. Ich will es dennoch versuchen.
Top 5
“In the Pale Moonlight” / “In fahlem Mondlicht” (6×19)
Story: Peter Allan Fields ; Drehbuch: Michael Taylor ; Regie: Victor Lobl ; Erstausstrahlung USA: 15.04.1998 ; Erstausstrahlung Deutschland: 12.09.1998
Captain Sisko ist es leid, stets aufs Neue die enormen Verlustlisten der Sternenflotte zu sehen und dort die Namen von alten Weggefährten lesen zu müssen. Als das Dominion einmal mehr trotz Nichtangriffspakts mit den Romulanern deren Territorium verletzt, auf diese Weise praktisch ohne Vorwarnung in den Föderationsraum einfällt und Betazed erobert, ist das Maß für den Captain endgültig voll: Er lässt sich mithilfe Garaks auf eine gefährliche Intrige ein, um die Romulaner auf Seiten der Föderationsallianz in den Dominion-Krieg zu bringen. Am Ende hat dann nicht nur Garak, sondern auch der Captain reichlich Blut an den Händen kleben. Das Ziel aber wurde erreicht und die Föderation hat wieder eine echte Chance, den Krieg gegen das Dominion zu gewinnen.
“In fahlem Mondlicht” ist nicht nur eine der besten Episoden der gesamten Serie (vielleicht sogar die beste), sondern auch eine der besten “Star Trek”-Episoden überhaupt. Die Episode wirft geschickt die Frage auf, ob der Zweck ultima ratio die Mittel heiligen kann. Und ganz im Gegensatz zu vielen anderen “Star Trek”-Episoden – man denke nur an zahlreiche “The Next Generation”-Episoden oder auch an “Equinox” (5×26 & 6×1) aus “Voyager” – beantwortet “In fahlem Mondlicht” diese Frage mit einem klaren “Ja”. Wobei die moralischen Aspekte von Siskos Wirken dennoch sehr kritisch hinterfragt werden und sich Sisko absolut bewusst ist, dass er mit dieser Intrige Verrat an allen Werten und Normen begangen hat, die ihm und der Sternenflotte eigentlich heilig sind.
“Deep Space Nine” nimmt hier ganz eindeutig Abstand von der utopistischen Zukunftsvision beziehungsweise dem Fortschrittsoptimismus eines Gene Roddenberry und setzt stattdessen auf Narrative, die eher als “realistisch” zu betrachten sind. Im Angesicht der sich immer mehr abzeichnenden Kriegsniederlage – und damit dem Ende von Demokratie und Freiheit als Lebensweise der Föderation – greift Sisko zu extremen Maßnahmen, um dieses Schreckensszenario doch noch abzuwenden: Er wagt buchstäblich den “Tanz mit dem Teufel in fahlem Mondlicht” (Anm. d. Red. der Titel ist eine Anlehnung an ein Joker-Zitat aus “Batman” von 1989). Seine Motive sind verständlich, seine Methoden aber sind höchst fragwürdig und eigentlich zu verurteilen.
Dementsprechend war diese Episode im Fandom durchaus umstritten. Für all diejenigen, die behaupten, “Deep Space Nine” sei kein “echtes” “Star Trek”, ist “In fahlem Mondlicht” natürlich eine Steilvorlage. Denn eines wird hier ersichtlich: Sisko ist nicht Picard!
Mir hat diese Episode dennoch sehr gut gefallen, denn sie wirft eine Frage auf, die meiner Meinung nach nicht wegzudiskutieren ist: Können wir unsere liberalen Werte auch dann noch hochhalten, wenn wir in einen tiefen Abgrund blicken? Die Art und Weise, wie Siskos Dilemma dargestellt wird, und wie betont wird, was Kriege mit Menschen machen – wie sie Moral und Integrität untergraben – ist eine starke Anti-Kriegs-Botschaft und steht somit eben doch in der Tradition von “Star Trek”. Hinzu kommen die hervorragenden schauspielerischen Leistungen von Avery Brooks (Sisko) und Andrew Robinson (Garak). Einfach ein ganz starkes Stück “Star Trek”!
“The Quickening” / “Hoffnung” (4×24)
Story/Drehbuch: Naren Shankar ; Regie: René Auberjonois ; Erstausstrahlung USA: 20.05.1996 ; Erstausstrahlung Deutschland: 09.11.1996
In “Hoffnung” bekämpft Dr. Bashir auf einem Planeten im Gamma-Quadranten eine tückische Krankheit, die alle Bewohner des Planeten von Geburt an in sich tragen. Es stellt sich heraus, dass das Dominion für diesen perfiden Krankheitserreger verantwortlich ist. Es ist eine Strafe für Völker, die sich dem Herrschaftsanspruch des Dominion widersetzen.
“Hoffnung” ist insofern eine geniale Folge, weil das “Quickening” deutlich macht, wie niederträchtig biologische Waffen sind. Wir erfahren, zu welch rabiaten Mitteln die Gründer und das Dominion greifen, um ihren Machtanspruch durchzusetzen. Leider wurde diese Thematik im späteren Dominion-Krieg nicht weiter vertiefend aufgegriffen, denn das hätte noch einmal unterstrichen, mit welch bösartigem Feind es die Föderation hier zu tun hat (Was wiederum “In fahlem Mondlicht” wieder etwas relativiert hätte).
Des Weiteren brilliert Alexander Siddig in dieser Folge als Dr. Bashir. Mir hat sehr gut gefallen, wie Bashir hier gezeichnet wird. Der zu Beginn der Serie doch recht überheblich wirkende Arzt wird hier als Humanist par excellence charakterisiert. Mehr Passion für seinen Beruf kann man nicht haben! Dr. Bashir ist mir spätestens mit dieser Folge enorm ans Herz gewachsen, wobei in den folgenden drei Staffeln noch viele weitere, tolle Bashir-Episoden folgen sollten.
“Past Tense, Part 1 & 2” / “Gefangen in der Vergangenheit 1 & 2” (3×11/12)
Story: Ira Steven Behr & Robert Hewitt Wolfe ; Drehbuch: Robert Hewitt Wolfe ; Regie: Reza Badiyi; Erstausstrahlung USA: 08./15.01.1995 ; Erstausstrahlung Deutschland: 27./28.02.1996
“Gefangen in der Vergangenheit 1 & 2” zählt für mich zu den besten Folgen von “Deep Space Nine”, weil sie mit der “Sozialen Frage” ein ganz wichtiges und stets aktuelles Thema anspricht und dementsprechend in vielerlei Hinsicht prophetisch war. Die soziale Spaltung der US-Gesellschaft, die hier dargestellt wird, ist leider keine ferne Dystopie, sondern auch gegenwärtig mancherorts durchaus zu beobachten, ebenso wie die hier in einem kurzen Dialog beiläufig angesprochenen sozialen Unruhen in Europa mit Spaltungspotenzial. (Man denke nur an die Gelbwestenbewegung). Interessant ist auch das sogenannte “Interface” (inklusive Broadcasting-Funktion), das unserem Internet doch sehr, sehr nahe kommt. Wirklich erstaunlich!
“Past Tense” ist insofern ein Phänomen, weil die Episode mit jedem Jahr, das seit der Erstausstrahlung vergangen ist, noch interessanter beziehungsweise noch relevanter wird. Damals lag diese Zukunftsdarstellung noch gut 30 Jahre in der Zukunft. Mittlerweile sind es nur noch fünf Jahre (2024).
Ich sehe diese Doppelfolge jedenfalls immer wieder gerne, auch wegen der humoristischen Szenen mit Kira (“Meine Nase ist gebrochen.”) und Hippie-O’Brien. Gerade die Mischung aus ernsthaften Themen, guten Dialogen und kleinen, humoristischen Einschüben ist es doch, die “Star Trek” so besonders macht. In dieser Hinsicht ist “Gefangen in der Vergangenheit” wahrlich ein Musterbeispiel.
“The Way of the Warrior” / “Der Weg des Kriegers” (4×1/2)
Story/Drehbuch: Ira Steven Behr & Robert Hewitt Wolfe ; Regie: James L. Conway ; Erstausstrahlung USA: 02.10.1995 ; Erstausstrahlung Deutschland: 15.10.1996
Ich muss gestehen, dass ich als alter “TNG”-Verehrer noch skeptisch war, als ich zum ersten Mal hörte, dass Worf alias Michael Dorn ab der 4. Staffel zu “Deep Space Nine” wechseln soll. Das erste Cast-Foto mit Worf in der roten DS9-Uniform hat mein Unbehagen damals dann auch weiter befeuert. Doch als ich schließlich “Der Weg des Kriegers” zum ersten Mal sah, waren alle diese Zweifel auf einen Schlag wie weggeblasen.
Worf war für “Deep Space Nine” ganz sicher das, was man gemeinhin einen “Game Changer” nennt. Mit der 4. Staffel wurde die Serie temporeicher (was schon der neue Vorspann indizierte), vielschichtiger, spannender, dramatischer und pompöser – oder einfach gesagt: noch viel besser (obwohl ich Season 3 auch schon genial fand)! Doch auch dem Charakter Worf hat der Wechsel auf die Raumstation am Rande des Wurmlochs sichtlich gut getan, denn Michael Dorns Alter Ego hätte sich in den drei noch folgenden “TNG”-Kino-Abenteuern niemals so prächtig entwickeln können, wie das in vier ganzen Staffeln “DS9” der Fall war.
Mit Worf kamen die Klingonen zu “Deep Space Nine” und mit den Klingonen kam ein spannender und gut durchdachter Story-Arc um die perfiden politischen Intrigen der Gründer, deren Ziel darin bestand, im Alpha-Quadranten für Unruhe und Chaos zu sorgen. “Der Weg des Kriegers” hat damals mit seiner gigantischen Raumschlacht am Ende ganz sicher neue Maßstäbe im Fernsehen hinsichtlich der Spezialeffekte gesetzt. Zudem war dieser Zweiteiler nicht nur der Auftakt für eine hervorragende vierte Staffel, sondern in gewisser Weise auch ein zweiter Pilotfilm, der die erzählerische Grundlage für all das legte, was im weiteren Verlauf der Serie von enormer Relevanz werden sollte: der zeitweise Bruch der föderal-klingonischen Allianz (was mich damals regelrecht geschockt hat!), die Annäherung zwischen Cardassia und dem Dominion, der sich abzeichnende Krieg enormen Ausmaßes – aber auch positive Dinge, wie die Romanzen zwischen Worf und Dax beziehungsweise Sisko und Kasidy sowie die Einführung von Martok als einer der prägendsten und sympathischsten Nebencharaktere der letzten drei Staffeln (Ja, ich liebe die Klingonen einfach – also die e c h t e n Klingonen!).
Auch 24 Jahre nach der Erstausstrahlung hat die Episode “Der Weg des Kriegers” nichts von ihrer Anziehungskraft verloren. Sie gehört für mich zweifellos zu den besten Doppelepisoden, die “Star Trek” in fünf Jahrzehnten hervorgebracht hat. Qapla’!
“The Maquis, Part 1 & 2” / “Der Maquis, Teil 1 & 2” (2×20/21)
Story: Rick Berman & James Crocker & Jeri Taylor & Michael Piller ; Drehbuch: James Crocker ; Regie: David Livingston ; Erstausstrahlung USA: 24.04./01.05.1994 ; Erstausstrahlung Deutschland: 23./26.09.1994
Der Zweiteiler “Der Maquis” ist insofern eine Besonderheit in “Star Trek”, weil er einen Konvergenzpunkt zwischen allen drei im 24. Jahrhundert angesiedelten Serien – “The Next Generation”, “Deep Space Nine” und “Voyager” darstellt. Dieser Schnittpunkt besteht nicht nur in der Story um die “Entmilitarisierte Zone” (EMZ) und den Maquis, sondern auch in der Figur des Cardassianers Gul Evek (Richard Poe), der sowohl in dieser Episode als auch in “Preemptive Strike” / “Die Rückkehr von Ro Laren” (“TNG” 7×24) und dem “Voyager-Pilot “Caretaker” / “Der Fürsorger (“Voyager” 1×01) in Erscheinung tritt.
Handlungstechnisch ist “Deep Space Nine” hier einmal mehr eine waschechte Polit-Serie, nämlich wenn es um die Frage geht, warum der Maquis ensteht und ob dessen Aktionen aus einer bestimmtem Perspektive heraus legitimiert werden können – oder eben nicht. Das Autorenteam Rick Berman, Michael Piller, Jeri Taylor (Story) und James Crocker (Story & Drehbuch) haben hier wirklich ganze Arbeit geleistet, denn eine eindeutige Charakterisierung in “Good Guys” und “Bad Guys” gibt es in “Der Maquis” eigentlich nicht. Sicher, unsere Helden um Commander Sisko sind natürlich die “Guten”. Nichtsdestotrotz entwickelt auch der Commander hier ein gewisses Verständnis für die Situation der Kolonisten in der EMZ, allen voran für seinen alten Kumpel Lt. Cmdr. Calvin Hudson. Und Sisko hinterfragt auch ganz ungeniert die Politik des Föderationsrates, der durch das Abkommen mit den Cardassianern inklusive Gebietsaustausch in teils sehr rücksichtsloser und unreflektierter Weise das Allgemeinwohl über die Partikularinteressen der EMZ-Kolonisten stellt. “Der Maquis” greift in sehr schöner Weise die Handlung der knapp einen Monat zuvor ausgestrahlten “TNG”-Episode “Journey’s End” / “Am Ende der Reise” (TNG 7×20) um die Kolonie auf Dorvan V wieder auf und spinnt diese Geschichte in kluger Manier weiter.
Absolut gelungen sind ganz sicher die wirklich tiefgründigen Dialoge der Episode, allen voran die Dispute zwischen Sisko und Hudson sowie zwischen Sisko und Kira. Besonders gut hat mir folgendes Sisko-Zitat gefallen: “Well, it’s easy to be a saint in paradise. But the Maquis do not live in paradise.” Jedenfalls lohnt es sich (vor allem in der aktuellen politischen Gemengelage), mal etwas ausführlicher über diesen Satz zu sinnieren.
Unter dem Strich ist “Der Maquis” eine richtig starke Doppelepisode – für sich alleine, vor allem aber im Hinblick auf die Etablierung des Maquis-Story-Arcs und die Verknüpfungen von “Deep Space Nine” mit “The Next Generation” und “Voyager”. Ein solch kluges und vernetzendes Writing würde ich mir dieser Tage auch für “Discovery” wünschen!
Auch bei den schlechtesten fünf Folgen der Serie ist mir die Auswahl nicht einfach gefallen, denn unter den 176 Episoden sind leider mehr als lediglich fünf Rohrkrepierer dabei. Nichtsdestotrotz hier diejenigen Episoden, die gerne auf der anderen Seite des Wurmlochs hätten bleiben können.
Flop 5
“Move Along Home” / “Chula- Das Spiel” (1×10)
Story: Michael Piller ; Drehbuch: Jeanne Carrigan-Fauci & Frederick Rappaport & Lisa Rich ; Regie: David Carson ; Erstausstrahlung USA: 14.03.1993 ; Erstausstrahlung Deutschland: 20.03.1994
“Allamaraine, zähl bis vier, Allamaraine, dann noch drei, Allamaraine, wenn du sehen kannst, Allamaraine, dann kommst du zu mir…”
Oh Mann, dieser Gesang ist auch nach über 20 Jahren noch genauso nervtötend wie zur damaligen Zeit. Ganz ehrlich: Ich hasse diese Folge! Sie ist langweilig, kindisch und irgendwie auch dümmlich. Einfach “Star Trek” von seiner schlechtesten Seite. Das fängt schon beim Make-up an, das hier wirklich extrem billig wirkt: 0815-Aliens mit wenig kreativem Tattoo-Gesicht. Leider sind auch die Sets nicht wirklich gelungen. Der Tiefpunkt ist dann allerdings die trashige Story. Wirklich zum Fremdschämen ist die “Hüpf-Szene” (man achte vor allem auf Dr. Bashir und Major Kira, die sich hier echt zum Deppen machen!). Dümmlicher ist eigentlich nur “Spocks Gehirn”/”Spock’s Brain” (3×06) aus der Originalserie. Schade, verschwendete Ressourcen!
“If Wishes Were Horses” / “Macht der Phantasie” (1×16)
Story: Nell McCue Crawford & William L. Crawford ; Drehbuch: Nell McCue Crawford & William L. Crawfor & Michael Piller ; Regie: Robert Legato ; Erstausstrahlung USA: 16.05.1993 ; Erstausstrahlung Deutschland: 01.05.1994
In eine ähnliche Negativ-Kategorie wie “Chula – das Spiel” fällt auch “Macht der Phantasie”. Rumpelstilzchen in Interaktion mit Chief O’Brien ist ja eigentlich ein ganz netter Einfall, aber das Thema der Folge – eine Anomalie führt zu Halluzinationen, Visionen oder etwas in dieser Richtung – war in “Star Trek” auch schon im Jahr 1993 total ausgelutscht. Spontan fallen mir da “Shore Leave” / “Landurlaub” (“The Original Series” 1×17, 1966) oder auch “Where Silence Has Lease” / “Illusion oder Wirklichkeit” (“The Next Generation” 2×02, 1988) ein. Leider sollte “Macht der Phantasie” nicht die letzte “Star Trek”-Episode dieser Gattung bleiben. Ich für meinen Teil hätte gut und gerne auf Rumpelstilzchen, Buck Bokai und Co. verzichten können. Lauwarm aufgetischte “Star Trek”-Kost, die meine Geschmacksknospen nicht zu stimulieren vermag…auch 26 Jahre später nicht.
“Die Reise nach Risa” / “Let He Who Is Without Sin…” (5×07)
Story/Drehbuch: Ira Steven Behr & Robert Hewitt Wolfe ; Regie: René Auberjonois ; Erstausstrahlung USA: 11.11.1996 ; Erstausstrahlung Deutschland: 27.02.1998
Jadzia und Worf wollen einen ersten gemeinsamen Liebesurlaub auf Risa verbringen. Noch bevor der Urlaub beginnt, ist Worfs Stimmung bereits auf dem Tiefpunkt, den neben Leeta und Dr. Bashir hängt sich auch noch Quark an die beiden Pärchen dran. Als Jadzia auf Risa dann auch noch eine Ex-Geliebte von Curzon trifft, ist das Maß voll: Worf verweigert sich der Gruppe und schließt sich einer dubiosen Bewegung an, die den risianischen Hedonismus bekämpfen will und dafür das Wetterkontrollsystem des Planeten sabotiert. Am Ende sieht Worf seinen Fehler ein und gesteht Jadzia, warum er nicht locker sein kann.
Es ist eigentlich erstaunlich, denn das Drehbuch für diese langweilige und handlungstechnisch stark konstruierte Episode stammt tatsächlich aus der Feder von Ira Steven Behr und Robert Hewitt Wolfe, die eigentlich gute Drehbuchschreiber sind. “Die Reise nach Risa” ist für mich allerdings einer der Tiefpunkte der Serie. Risa zieht bei mir einfach nicht und die Story wirkt auf mich, wie bereits erwähnt, seltsam und darüber hinaus auch wenig unterhaltsam.
“Statistical Probabilities” / “Statistische Wahrscheinlichkeiten” (6×09)
Story: Pam Pietroforte ; Drehbuch: René Echevarria ; Regie: Anson Williams ; Erstausstrahlung USA: 22.11.1997 ; Erstausstrahlung Deutschland: 04.07.1998
Grundsätzlich bin ich ein Freund des Story-Arcs um Dr. Bashirs genetische Augmentierung und ja, es ist mir bewusst, dass “Statistische Wahrscheinlichkeiten” eine wichtige gesellschaftskritische Botschaft transportiert: Wie gehen wir eigentlich als Gesellschaft mit Menschen um, die gewisse Verhaltensanomalien aufweisen? Alle diese Dinge muss man dieser Episode zugutehalten. Nichtsdestotrotz bin ich mit den Episoden rund um Bashirs “Mutanten-Clique” (eine zweite Folge ist “Sarina” / “Chrysalis”, die fünfte Folge der siebten Staffel) nie wirklich warm geworden – früher nicht und heute leider auch nicht. Woran es liegt, kann ich nicht wirklich sagen. Vielleicht deshalb, weil die Episode zu diesem Zeitpunkt in der frühen 6. Staffel – mitten in den Wirren des Krieges – auf mich stets deplatziert wirkte, wenngleich diese eine direkte Verbindung zum Dominion-Krieg-Story-Arc aufweist. Vielleicht sind es mir auch einfach zu viele Sonderlinge auf einem Haufen – vor allem Jack wirkt auf mich extrem penetrant (was wohl auch die Intention der Autoren gewesen sein dürfte). Unter dem Strich ist “Statistische Wahrscheinlichkeiten” aus objektiver Sicht sicher keine schlechte Episode. Mir hat sie aber einfach nicht gefallen – aus Gründen, die wohl mehr im Bauch und weniger im Kopf zu suchen sind.
“Badda-Bing, Badda-Bang” (dito) (7×15)
Story/Drehbuch: Ira Steven Behr & Hans Beimler ; Regie: Mike Vejar ; Erstausstrahlung USA: 24.02.1999 ; Erstausstrahlung Deutschland: 18.12.1999
Zur Enttäuschung aller Jazz-Fans muss auch ich mich als bekennender Jazz-Kulturbanause zu erkennen geben. Wie meine beiden TZN-Kollegen kann auch ich nicht viel (oder eigentlich gar nichts) mit Jazz- bzw. Swing-Musik anfangen, geschweige denn mit den für meinen Geschmack in den letzten beiden Staffeln doch etwas zu häufig vorkommenden Folgen um Vic Fontaine. Die Abneigung gegen diese Folgen hat wohl mehrere Gründe – auch abseits meines Musikgeschmacks. Einerseits war das Thema “Jazz” zu diesem Zeitpunkt in “Star Trek” schon ausgelutscht, wenn man nur an Commander Rikers (“The Next Generation”) Leidenschaft für diese Musikrichtung denkt. “Star Trek” erweckt manchmal den Eindruck, als hätten nur die beiden Musikrichtungen “Jazz” und “Klassik” bis ins 24. Jahrhundert Bestand (Okay, Tom Paris mal ausgenommen). Andererseits mag ich grundsätzlich – bis auf ganz wenige Ausnahmen – keine Holodeck-Episoden. Das gilt sowohl für Professor Moriarty als auch für Dixon Hill, Robin Hood, James Bond 007-Verschnitte, Captain Proton, die Beowulf-Heldensage und vor allem für kleine und extrem laaaangweilige irische Städtchen. Schlimm wird es dann, wenn mal wieder “zufällig” die Sicherheitssysteme des Holodecks ausgefallen sind.
Auch das Las Vegas in den fiktiven 1960er-Jahre konnte mich von meiner Abneigung in Bezug auf Holodeck-Abenteuer leider nicht heilen. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall. Denn auch bei “Badda-Bing, Badda-Bang” ist der Name leider Programm. Mehr als eine Mafia-Geschichte, flotte Vic Fontaine-Sprüche und etwas Singsang hat diese Episode leider nicht zu bieten.
Danke. Ich würde auch soweit gehen, dass In fahlem Mondlicht vielleicht die beste DS9 Episode ist. Spannende, fesselde Handlung, überzeugende Charaktere – und ein überragender Andrew Robinson aka Garak. Wieso gehen sie nicht schonmal in ihr Quartier und ich komme dann später vorbei uns sage hallo? Episch.