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StartLiteraturSuperheldenRezension: "Wonder Woman - Erde Eins 2"

Rezension: “Wonder Woman – Erde Eins 2”

Wir sehen uns an, was passiert, wenn sich Wonder Woman für die Rechte der Frauen einsetzt. Wer letztlich Recht hat, klärt die Review.

Inhalt (Klappentext):

Prinzessin Diana wuchs auf einer abgeschiedenen, mysteriösen Insel unter Amazonen auf, die sich gegen den Rest der Welt völlig abschotten. Dennoch gelangte sie als Botschafterin des Friedens in die moderne, noch immer von Männern dominierte Welt, wo sie als Wonder Woman für Liebe und Wahrheit kämpft. Für die Medien und die Öffentlichkeit ist sie eine gottgleiche Superheldin und feministische Ikone. Einige mächtige Männer aber fürchten um ihre Positionen in Wirtschaft, Politik und Militär und beauftragen einen Experten damit, Diana zu brechen…

Wonder Woman - Erde Eins 2 (Panini)
Wonder Woman – Erde Eins 2

Kritik

Bereits der zweite “alternative” Wonder Woman-Band liegt mit diesem Comic vor. Zeichnungstechnisch gibt es hier nichts zu beanstanden. Der Detailgrad ist hoch, die Welt ist in hellen Farben dargestellt und auch bei Hintergründen und Kampfszenen ist man immer mitten dabei und verpasst auch nichts. Da die Geschichte mit einem Nazi-Angriff auf Themyscira im Zweiten Weltkrieg beginnt, wurden allerdings die Hakenkreuze durch normale Kreuze ersetzt. Während man selbst bei Computerspielen diese inzwischen zeigen darf, scheint das für Comics noch immer nicht zu gelten. Störend ist das nicht, es fällt eben nur auf, vor allem da einmal wirklich erwähnt wird, dass es sich um ein Hakenkreuz handelt, man im Bild aber ein normales Kreuz sieht. Aber das sind Comicfans ja schon gewohnt.

Dass es sich um eine Parallelerde handelt, sieht man zwar am Titel, aber auch sonst sind einige Details anders. Trevor und Diana sind nicht zusammen und Steve ist in dieser Geschichte ein Farbiger. Von diesen Details abgesehen, könnte die Story aber so auch auf der “normalen” Erde passieren. Vor allem Themen wie Transgender oder sexueller Missbrauch sind aktueller denn je. Zudem tritt Diana hier als Botschafterin für Frauenrechte auf. Dass man diesen Weg wählt und damit auch eine Botschaft an die Leser transportiert, hat etwas für sich und funktioniert in diesem Kontext auch recht gut.

In diese Kerbe schlägt dann Dr. Psycho, der es schafft, bei Diana genau die richtigen Knöpfe zu drücken und quasi als verständnisvoller Mann auftritt. Seine Beweggründe sind ebenso nachvollziehbar und man wünscht sich fast, dass es zwischen Diana und ihm anders läuft, als es letztlich kommt. So hätten sich nämlich zwei Charaktere gefunden, die zueinander passen würden, stattdessen arbeitet Psycho aber für die Feinde unserer Amazonin und ist am Komplott gegen sie beteiligt.

Das führt dann auch dazu, dass das Ende die ein oder andere überraschende Wendung beinhaltet. Denn obwohl Diana kurzzeitig manipuliert wird, rafft sie sich am Ende auf und lässt sich zur Königin der Amazonen krönen. Hier passt dann natürlich wieder, dass die Geschichte in einer Parallelwelt spielt, denn die echte Diana würde das so nie machen. Davon abgesehen macht aber auch die böse Paula aus dem Zweiten Weltkrieg (der Anfangsszene), die dann auf Themyscira bleiben darf, eine durchaus gute und sympathische Figur. Der Rest der Bösewichte bleibt allerdings etwas blass, aber die (nicht zuletzt aus dem Film bekannte) übergewichtige Beth ist ebenfalls stark vertreten.

Was auch noch gut umgesetzt wird, ist die Einbindung der Amazonentechnik. Diese scheint auf den ersten Blick recht primitiv zu sein, erweist sich dann aber doch Gewehrkugeln und anderem modernen Schnickschnack als überlegen. Das Geheimnis an der Stelle ist ein Gerät, welches eine Steuerung via Gedankenkraft erlaubt. Oder anders ausgedrückt: Die Amazonen haben durchaus auch Technologie und sind deswegen der modernen Gesellschaft überlegen, auch wenn sie es nicht zeigen. Ein netter Kniff, der auch dem Prime-Universum gut gestanden hätte.

Des Weiteren wird auch ganz offen erwähnt, dass die Frauen auf der Amazoneninsel untereinander Beziehungen führen, auch mit mehreren Partnerinnen, was mangels Männer auch logisch ist. Die Frage, ob das auch im Prime-Universum so ist, wurde schon letztes Jahr an einen der Comic-Autoren bei DC gestellt, was dieser auch bejahte. Soweit mir bekannt ist, hat man das in der Hauptreihe aber noch nie so deutlich gezeigt. Auch das ist hier passend.

Zu guter Letzt muss aber noch erwähnt werden, dass durch den Plot-Twist die eigentliche Botschaft des Bandes etwas ad absurdum geführt wird. Aus “Es gibt auch Personen, welche die Frauen bzw. den Kampf für ihre Rechte verstehen” wurde ein “Alle Männer sind Schweine und zwar ohne Ausnahme”. Zugegeben, das mag jetzt im Auge des Betrachters (oder in diesem Fall des Lesers) liegen; die erste Botschaft wäre aber viel zweckmäßiger gewesen, da sie mehr als eindringlich aufzeigt, dass man mit Frieden so einiges erreichen kann. Immerhin hat Diana auch genau das propagiert. Am Ende aber steht Diana quasi auf Kriegsfuß, immerhin haben die bösen Männer ihre Mutter getötet, und die normalen Menschen betrachten Diana (auch weil sie manipuliert wurde, es so zu sagen, zugegeben) als Bedrohung. Das riecht natürlich nach Krieg. Die andere Lösung hätte die Welt aber gemeinsam weitergebracht.

Aber vielleicht wird ja im nächsten Band das alles noch mal relativiert. Übrigens, gerade zu Beginn, aber eigentlich auch im Rest des gesamten Bandes steht des Öfteren die Frage im Mittelpunkt, in wie weit auch die Amazonen die Menschen beeinflussen. Diese Diskussion gab es bereits beim “Wonder Woman”-Film und auch in diesem Band kann man sich diese Frage stellen. Denn durch ihre Lassos (und andere Dinge) “impfen” sie den Männern Liebe ein. Klar, die sind böse und müssen auf den wahren Weg gebracht werden. Aber im Grunde ist das die genau gleiche Gehirnwäsche, die man diesen bereits hat angedeihen lassen, nur dass sie eben zur Liebe erzogen werden. Im Übrigen impliziert das Predigen nach freier Liebe an dieser Stelle noch so manch andere Dinge, auf die hier aber nicht weiter eingegangen werden kann, da es den Rahmen der Review wohl sprengen würde.

Eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Thema bzw. mit der Frage, ob das Handeln der Amazonen nicht doch genau das Gleiche ist wie das der Männer in der “bösen” Welt, hätte an der Stelle enormen Tiefgang versprochen und besitzt einiges an Potential. Aber auch hier darf man hoffentlich auf den nächsten Band hoffen.

Fazit

Der Band versteht sich vordringlich als Transporteur einer Botschaft, was soweit auch gut gelingt, auch wenn es einige Abzüge in der B-Note gibt. Hier hätte man noch tiefer in die Materie eintauchen können, statt gegen Ende wieder auf den alten Klischeepfad zu springen. Nichtsdestotrotz sind viele Charaktere, die einiges an Potential versprechen, gut in Stellung gebracht worden und man darf gespannt sein, ob die Story in einem weiteren Band fortgeführt wird. Wünschenswert wäre es in jedem Fall.

Bewertung

[usr 4]

Information: Ein Exemplar dieser Ausgabe wurde dem Autor vom Verlag zum Zwecke der Rezension kostenlos überlassen.

Quick-Infos

Autor: Grant Morrison
Zeichner: Yanik Paquette, Nathan Fairbairn
Originaltitel: Wonder Woman – Earth One 2
Jahr der Veröffentlichung (Original): 2018
Übersetzer: Ralph Krumm
Seitenanzahl: 140
Preis: 16,99 Euro
ISBN: 978-3-7416-1496-5
Verlag: Panini

 

Thomas Götz
Thomas Götz
Seitdem er 1985 zum Ersten Mal Episode IV sah und ausrief "Aber das heisst doch, Vader ist Lukes Vater" ist Tom der Science Fiction verfallen. Star Trek Fan wurde er, wie viele seiner Kollegen, 1990 mit "The Next Generation" in Deutschland. Seine ersten Buchrezensionen zu Star Trek Büchern erschienen schon 1995 im Alter von 16 Jahren im Star Trek Fanclub. Seit 2006 schreibt er auch Online Rezensionen (ab 2009 Trekzone-Exklusiv) und hat kürzlich seine 2000.Rezension veröffentlicht.

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