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StartPicardPicard - Season 2Kurzrezension: Picard 2x02 - "Penance"

Kurzrezension: Picard 2×02 – “Penance”

Dank Q werden Picard, Seven & Co Zeugen einer schokierenden alternativen Zeitlinie. Ob die Rückkehr von “Star Treks” Lieblings-Quasi-Gott gelungen ist, diskutieren wir weitgehend spoilerfrei.


“Weitgehend spoilerfrei” ist dabei auch kein wirkliches Problem, sofern man keinen Anstoß an bereits in Trailern veröffentlichtes Material nimmt (und so meinen wir es hier). Die Eckpunkte des Plots von “Penance” kennen wir nämlich schon seit Wochen ziemlich gut. Picard und Crew erwachen in einer alternativen Zeitlinie (nicht einem Paralleluniversum), in der es keine Föderation, sondern ein autoritäres Erdenimperium gibt.

Die verstreute Crew muss sich gegenseitig wiederfinden und herausbekommen, wieso die Realität so ist, wie sie ist. Und sie muss einen Plan schmieden, die Zeitlinie wieder zu reparieren. Aus den Vorschaufilmchen wissen wir bereits, dass die Crew sich letztlich wiederfinden und mit Hilfe der Borg-Königin versuchen wird, ins Los Angeles des Jahres 2024 zurückzukehren. Damit bietet der Plot nur noch sehr wenige Überraschungen, was wirklich schade ist. Das Marketing für diese zweite Staffel “Picard” hat diese Folge eindeutig Spannung und interessanter Wendungen beraubt.

Das eigentliche Salz dieser Episode sind aber ohnehin die dichte Atmosphäre und die streckenweise exzellenten Dialoge, sodass man sich auch entspannt zurücklehnen und zuschauen kann, wie sich der weitgehend vorhersehbare Plot entfaltet.

Q

Das mit Sicherheit größte Highlight dieser Folge ist das Wiedersehen mit John de Lancies Q. Durch die serielle Erzählweise der Staffel müssen wir uns wohl darauf einstellen, dass der mächtigste Schalk des Universums nur sporadisch auftreten wird. Aber dieser Auftakt gehört zum eindeutig Besten, was de Lancie und Stewart je gemeinsam auf die Leinwand gebracht haben.

Q in "Penance"
Q ist in “Penance” aggresiver als bei seinen letzten Auftritten in “Voyager” und “The Next Generation”

Wie de Lancie es bereits in Interviews angedeutet hat, tritt Q nicht als allmächtiger, aber letztendlich gutmütiger Gaukler auf. Etwas scheint ihn umzutreiben, was seiner Konfrontation mit Picard eine Intensität verleiht, die selbst über die konfliktreichen Zusammenstöße in “Encounter at Farpoint” und “Q Who” hinausgeht. Den beiden Herren beim Schlagabtausch zuzusehen, stellt sehr viel “Star Trek” in den Schatten, was in den letzten 20 Jahren über die Mattscheiben geflimmert ist.

Konföderation

Picard, Seven, Raffi, Jurati und Rios müssen – ohne zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen – in ihre Rollen als Akteure und Handlanger eines autokratischen, militaristischen, xenophoben Regimes schlüpfen, um der Änderung der Zeitlinie auf die Schliche zu kommen. Elnor findet sich zudem in einer äußerst prekären Situation wieder, während von Soji und den Besatzungsmitgliedern der Stargazer oder Excelsior jede Spur fehlt.

General Picard in "Penance"
Eine Propagandarede von General Picard in “Penance”

Die Konföderation ist kein absurd melodramiatisches Zerrbild wie das “Terranische Imperium” des “Spiegeluniversums”, aber es hat einen sehr viel dramatischeren Wandel vollzogen als die Sternenflotte in “Yesterday’s Enterprise”. Das ist Fluch und Segen zugleich, denn einerseits ist die Welt von “Penance” glaubwürdiger als das Spiegeluniversum, andererseits fehlen subtile Zwischentöne. Ob es im zeitgenössischen Kontext klug ist, dieses Staatsgebilde “Konföderation” zu nennen, darf bezweifelt werden. Nachdem am 06. Januar 2021 ein von Donald Trump aufgestachelter Mob u.a. mit konföderierten Flaggen der im amerikanischen Bürgerkrieg unterlegenen Südstaaten das Kapitol in Washington stürmte, um die Ratifizierung der Wahl von Joe Biden zu verhindern, scheint “Penance” weniger Parabel, denn politischer Kommentar sein zu wollen.

Annika Hanson in "Penance"
Annika Hanson wurde in der Zeitlinie von “Penance” nie von den Borg assimiliert

Der Ähnlichkeiten zu “Yesterday’s Enterprise” sind sich die Autoren bewusst, weben sie diesen (und weitere) Folgentitel doch in Q’s Dialog ein. Darüber hinaus finden sich in der Episode zahlreiche direkte Referenzen – und zwar auffällig viele mit Bezug zu “Deep Space Nine”. Man wird das Gefühl nicht los, dass Terry Matalas & Co. hier Brotkrumen auslegen, die im Verlauf der Staffel noch relevant werden könnten.

“Penance” versäumt es leider, unsere Figuren in echte Schwierigkeiten zu manövrieren. Die Konföderaton wirkt über weite Strecken wie ein relativ harmloses Freilichtmuseum, da viele unserer Held:innen sich in Positionen von Autorität wiederfinden. Es wäre schön gewesen zu sehen, wie die ein oder andere Figur im Bestreben, nicht als Besucher aus einer anderen Zeitlinie enttarnt zu werden, ihre moralischen Befindlichkeiten hätte ausloten müssen. Diese dramaturgische Steilvorlage ignoriert “Penance” zu Gunsten von “Treknobabble” als Deus-Ex-Machina im Episodenfinale.

Borg-Königin

Annie Wershing spielt als dritte Schauspielerin “die Eine, die viele ist”. Die Borg-Königin ist sich, wie wir bereits aus den Trailern wissen, den Änderungen an der Zeitlinie bewusst. Mehr soll über ihre Rolle in dieser Folge nicht verraten sein. Allerdings halte ich es für wichtig, kurz über die Inszenierung dieser dritten Borg-Königin zu sprechen. Ich habe es bereits in der letzten Staffel angesprochen: Ich halte das Make-Up und Kostümdesign der Borg in “Picard” für einen Rückschritt im Vergleich zu der fantastischen Arbeit von Michael Westmoore und Deborah Everton bzw. Robert Blackman in “First Contact” und “Voyager”. Die neue Borgkönigin hat sehr viel mehr und sehr viel komplexere Silikonprothesen an ihrem Körper, wirkt aber nicht halb so furchteinflößend oder glaubwürdig wie Alice Krige oder Susanna Thompson.

Borgkönigin in "Penance"
Der Borgkönigin in “Penance” kann zwar man nicht in die Augen, dafür aber in den unsinnig tiefen Ausschnitt gucken

Wirklich irritierend sind schwarze Kontaktlinsen, die das komplette Auge abdecken. Es wirkt wie ein visueller Gag, den man macht, weil man kann, aber nicht, weil es irgendeinen Mehrwert bringt. Auch das Kostümdesign finde ich zweifelhaft. Warum wurde die bekannte Büste um einen Torso verlängert? Damit die Königin auch ohne vollständigen Körper später in der Staffel ihre Arme benutzen kann, oder damit wir den neuen Körperpanzer mit einem unsinnig tief ausgeschnittenen Dekolletee bewundern können? Was Wershing durch die Maske spielt, fängt dagegen gut die diabolische, intelligente und sinnliche Qualität der Figur ein.

Von A nach B

“Penance” ist ein notwendiger Zwischenstopp, um zu zeigen, was in dieser Staffel auf dem Spiel steht. Und um die notwendigen Voraussetzungen für die Reise in die Vergangenheit zu schaffen. Das soll die über weite Strecken exzellent geschriebene, straff inszenierte und durchweg gut gespielte Folge nicht schmälern. Was mich aber überrascht hat, ist der Moment des Cliffhangers.

Rios in "Penance"
Rios in “Penance”

Auch beim Finale unterläuft das bereits veröffentlichte Videomaterial die Dramaturgie der Episode, weil wir bereits aus Trailern wissen, wie es weitergeht. Daher wäre es wünschenswert gewesen, wenn “Penance” den Plot weiter vorangebracht hätte. Je nachdem, wie länglich die Auflösung des Cliffhangers ausfällt, könnte auch die nächste Episode mit dem Problem kämpfen, dass die groben Eckpunkte der Handlung und ihr Ausgang bekannt sind und sich Spannung nicht so recht einstellen möchte.

Bewertung

John de Lancie und Patrick Stewart liefern die vielleicht beste gemeinsame Szene in "Star Trek" ab, alleine dafür lohnt sich der Ausflug in eine alternative Zeitlinie. Der Rest ist stimmungsvoll geschrieben, atmosphärisch und stark inszeniert, bleibt dramaturgisch aber letztlich hinter seinen Möglichkeiten zurück. Daran sind nicht nur bereits veröffentlichte Trailer schuld, sondern auch, dass die Episode trotz ihres außergewöhnlichen Settings weder ihren Figuren noch den Zuschauer intellektuell, emotional oder gar moralisch etwas abverlangt.

Bewertungsübersicht

Gesamt
Handlung der Einzelepisode
Stringenz des staffel- und serienübergreifenden Handlungsstrangs
Stringenz des bekannten Kanons
Charakterentwicklung
Spannung
Action & Effekte
Humor
Intellektueller Anspruch
christopher.kurtz
Christopher Kurtz
Seit den frühen 2000ern ist Christopher Redakteur im TrekZone Network. Wenn er nicht in den unendlichen Weiten nach kritisch rationalem Humanismus Ausschau hält oder sich über die Plausibilität fiktiver Technologien und Gesellschaftsformen den Kopf zermartert, findet man ihn meistens in der Nähe von Spielen der geselligen Art, egal ob analog oder digital, ob als Mitspieler oder Gelegenheitsautor.

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In englisch war die Folge auf jeden Fall deutlich besser wie die Deutsche Synchro. Bei Scifinews https://youtu.be/J139CYXtnB4 gabs 3 bzw. 3,5/5 -da bin ich auch dabei.
Und ja: du hast völlig Recht. DIe Folge lohnt allein schon wegen Q! 🙂 🙂 🙂

Ganz schön aggressive Werbung… 😉

Danke für die Rezension, stimme nur in Teilen zu. Wow…..hab es mir erstmal in Englisch angeschaut und bin noch total „wegegflasht“….was für eine Folge! Das ist wirklich mal eine durch und durch unmenschliche und totalitäre Realität, eine der überzeugendsten der Spiegel-Mirror Folgen! Dann ja das Spiel Q JL..meisterhaft. Die anderen Figuren mit Spannung und Action in die neue Realität eingeführt. Die “neue“ Borg-Qeen überzeugend und auch „böse“. Bei allem wieder ein tiefes Star Trek Gefühl. Bombastisch!!! „..Ich find das „Kostüm“ der Borg Königin sehr passend. Und was bedeutet „unsinnig tief ausgeschnittenes Dekolleté“?? Ähh, Nitiy-Kritty??? „…ist ein notwendiger Zwischenstopp..“ Hört sich… Weiterlesen »

John de Lancie und Patrick Stewart liefern die vielleicht beste gemeinsame Szene in "Star Trek" ab, alleine dafür lohnt sich der Ausflug in eine alternative Zeitlinie. Der Rest ist stimmungsvoll geschrieben, atmosphärisch und stark inszeniert, bleibt dramaturgisch aber letztlich hinter seinen Möglichkeiten zurück. Daran sind nicht nur bereits veröffentlichte Trailer schuld, sondern auch, dass die Episode trotz ihres außergewöhnlichen Settings weder ihren Figuren noch den Zuschauer intellektuell, emotional oder gar moralisch etwas abverlangt.Kurzrezension: Picard 2x02 - "Penance"
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