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Rezension: “Picard – Zweites Ich”

Deutscher Titel:
Zweites Ich
Originaltitel:
Second Self
Buchautor(en):
Una McCormack
Übersetzer:
Stephanie Pannen
Verlag:
Cross Cult
Umfang (Seiten):
360
Preis:
15
Verfügbarkeit:
Regulär erhältlich
Veröffentlichungsjahr:
2022
ISBN:
978-3-96658-852-2

Der neue Picard-Roman bei uns in der Review.

Inhalt (Klappentext)

Ein spannendes, brandneues Abenteuer – die Brücke von der ersten zur zweiten Staffel der Fernsehserie Star Trek: Picard! Nach den explosiven Ereignissen in der ersten Staffel von Star Trek: Picard ist Raffi Musiker hin- und hergerissen zwischen der Rückkehr in ihr altes Leben als Geheimdienstoffizierin der Sternenflotte und einer etwas harmloseren Tätigkeit – vielleicht als Lehrerin an der Akademie. Die Entscheidung wird ihr jedoch abgenommen, als sie eine Nachricht von einem alten Kontakt – einem romulanischen Spion – erhält, der sie um sofortige Hilfe bittet. Mit der Hilfe von Cristobal Rios und Dr. Agnes Jurati und der Unterstützung von Jean-Luc Picard beschließt Raffi, diese kritische Mission zu übernehmen – und findet schnell heraus, dass die Sünden der Vergangenheit nie begraben bleiben. Die Suche nach der Wahrheit wird kompliziert und tödlich sein …

Kritik

Mag man von der Serie „Picard“ halten, was man will, so ist es unbestreitbar, das die bisherigen Romane zu eben jener Star Trek-Iteration recht gut waren. Und ja, es ist erfreulich, das man an dieser Stelle vorausschicken kann, das auch dem vierten Roman dieses Kunststück wieder gelungen ist. Geschrieben wurde er von Una McCormack, die sich zweifellos schon zu den Star Trek-Veteranen in der Literatur zählen darf. Und noch etwas anderes muss ich an dieser Stelle vorausschicken: Es wird in dieser Review zu massiven Spoilern der Handlung kommen. Leider kann ich über diesen Roman nicht ohne berichten…

Rezension: "Picard - Zweites Ich" 1

… noch da? Gut, dann legen wir los.

Gehört ihr zu den Leuten, die den Klappeninnentext, also die Seitenklappe, lesen? Tja, ich gehöre dazu und wurde hier quasi gleich etwas gespoilert, denn dort wird Garak schon groß angeteasert, während man zu Beginn des Romans noch um den heißen Brei herumredet und tunlichst vermeidet, den Namen des „ominösen Cardassianers“ zu nennen. Demzufolge war das für mich nur leidlich spannend, da ich durch den Klappentext ja schon wusste, um wen es geht.

Und man muss durchaus die Idee loben, den altbewährten Cardassianischen Schneider zurückzuholen. Im Gegensatz zum „alten“ (Vor-Coda) Litverse wurde Garak hier nie Regent auf Cardassia sondern zog sich als Botschafter dann in den Ruhestand zurück. Hier nun schickt Picard eben Raffi und Elnor los, dem guten alten Garak ein herrliches Odeuvre zu servieren… nein, natürlich nicht, es geht auf den Planeten Ordeve und bei der Namensähnlichkeit lag das Wortspiel einfach nahe. Jedenfalls soll Garak für seine Verbrechen dort verhaftet werden.

Und auch Laris hat ein persönliches Interesse an der Verfolgung Garaks. War er vielleicht gar an Zhabans Tod nicht ganz unschuldig? Leider bleiben Laris Motive hier etwas im Unklaren, was etwas schade ist, denn so wirkt das ganze schon etwas konstruiert, damit Picard Raffi eben diesen Auftrag gibt. Aber Laris und Picard spielen hier eh nur eine Nebenrolle. Achja, der Roman spielt einige Wochen nach Staffel 1 und ist quasi das Bindeglied zur zweiten Staffel. So wird geklärt werden, warum Picard und Konsorten später an der Akademie sind, aber das nur am Rande, denn auch das nimmt nicht soviel Raum ein.

Die Geschichte spielt sich dabei auf drei Zeitebenen ab. Einmal 2340, als ein junger Garak ein gutes Ordeuvre isst, einmal 2376, als eine junge Raffi ein Ordeuvre ist und einmal eben 2399, als alle zusammen Ordeuvre essen. Nein, natürlich sind alle zu diesen Zeiten auf dem Planeten Ordeve. Verzeiht die Witze, aber das konnte ich mir an der Stelle einfach nicht verkneifen.

Die Sektion 2340 ist ganz okay und zeigt einen jungen Garak auf einer seiner ersten Missionen. Etwas weniger schön sind an dieser Stelle höchstens die homosexuellen Untertöne, die hier mitschwingen. Nicht das ich generell etwas dagegen habe, es mag mir nur nicht so recht zu Garak passen, wie wir ihn kennen. Klar, am Ende wird es auch damit erklärt, das er alles für die Mission getan hätte, hier bleibt trotzdem ein kleiner Nachgeschmack zurück.

Die Story 2376 ist dann leider auch irgendwie die langweiligste Sequenz und führt vor allem auch kurz vor Ende dazu, das man sich wünscht, man würde zur Haupthandlung 2399 zurückkehren. Zum einen wird Raffi eben nach Ordeve geschickt und irgendwie scheint der Verfall der Sternenflotte dort schon seinen Anfang zu nehmen, denn fast alle probieren den dort ansässigen Blutmohn, eine Droge, die sonderbare Träume verspricht. Da steht Raffi natürlich in nichts nach und auch wenn es nicht exzessiv breitgewalzt wird, bleibt auch hier ein kleiner Nachgeschmack, Kriegstraumata hin oder her. Streiten kann man natürlich auch darüber, das Raffi nach Staffel 1 den großen „Ich hatte Recht“-Hammer auspackt, aber immerhin sind die Szenen mit ihren Ex-Kollegen durchaus auch gut geschrieben.

Schön ist hingegen, das endlich mal ein Tal Shiar-Offizier gezeigt wird, der sowas wie Menschlichkeit zeigt und nicht der knallharte Typ ist, als die man die Mitglieder kennt. Leider wird auch das am Ende torpediert, denn dort begehrt Sokara dann nochmal auf und ist sogar zu einem Massaker bereit. Das dauert aber nur ein paar Sätze lang, bevor er ausgeknockt wird und sich eine Seite später bei Raffi entschuldigt – in ebenso kurzen Sätzen. Dabei hätte sich hier gerade angeboten, eine Star Trek-typische Diskussion zu führen, über Siedler, Kriegsverbrechen und Heimatflüchtlinge. Ansatzweise beginnt diese nämlich, wird dann aber eben durch Sokaras irgendwie Out-of-character-Handeln negiert.

Selbiges trifft auch bis zu einem kleinen Grad für die Auseinandersetzung mit Garak zu, obwohl man meinen könnte, seine Verbrechen wären durch die Hilfe im Krieg und nach 30 Jahren schon längst gesühnt. Auch hier lässt man sich nicht auf Diskussionen ein und geht am Ende sogar den leichten Weg, in dem man ihn, sagen wir mal, „verschwinden“ lässt. Auch hier wäre an der Stelle also mehr herauszuholen gewesen und irgendwie erinnern diese Abkürzungen an viele nicht so tolle Folgen der aktuellen Trek-Inkarnationen. Besser gefallen hätte mir hier an der Stelle auch, wenn man einen Garak gezeigt hätte, der den Kindern auch so geholfen hätte, immerhin lässt er ein Mädchen gehen, und dies einfach nur verschleiert hätte. Oder eben eine wirkliche Auseinandersetzung mit der blutigen Vergangenheit.

Man sieht also, der Roman beginnt stark, hat dann aber ein paar Stolpersteine, die ihn schon fast in langweilige Passagen abdriften lassen. Dann jedoch kommt das starke Ende, das vieles wieder gut macht. Denn McCormack beweist hier den Mut, den man auch in New Trek öfter bräuchte. In einer schönen Verquickung aller drei Zeitebenen, wodurch die ersten Romanteile in einem ganz neuen Licht erscheinen, lässt sie Garak über die Klippe springen. Ja, das wird nur solange Bestand haben, bis er eben doch in einer der neuen Serien mal wieder auftaucht.

Für den Roman, vor allem, da er ja quasi zum „neuen“ Kanon gehört, ist das aber ein mutiger und wichtiger Schritt, der auch emotional voll abholt und die Geschichte durchaus gut abrundet.

Bewertung

Ein paar kleinere Schnitzer und ein Durchhänger im Mittelteil täuschen nicht über ein mutiges Ende hinweg, das den Roman merklich aufwertet. Zwar hätten es gerne auch noch ein paar mehr moralische Diskussionen sein können, statt diese New Tek-typisch gleich abzuwürgen, dennoch reiht sich auch dieser Roman in die Liste der guten Romane zur neuen Picard-Serie ein.

Bewertungsübersicht

Bewertung
Thomas Götz
Thomas Götz
Seitdem er 1985 zum Ersten Mal Episode IV sah und ausrief "Aber das heisst doch, Vader ist Lukes Vater" ist Tom der Science Fiction verfallen. Star Trek Fan wurde er, wie viele seiner Kollegen, 1990 mit "The Next Generation" in Deutschland. Seine ersten Buchrezensionen zu Star Trek Büchern erschienen schon 1995 im Alter von 16 Jahren im Star Trek Fanclub. Seit 2006 schreibt er auch Online Rezensionen (ab 2009 Trekzone-Exklusiv) und hat kürzlich seine 2000.Rezension veröffentlicht.

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Es scheint ja manchmal fast so, als müssten die Romane ein wenig von dem Mist ausbügeln, den die New Trek-Serien verzapfen. Diese Brückenarbeiten- und Korrekturarbeiten sind zwar schön und gut, mir wäre es aber lieber, wenn ich nicht erst Zusatzmaterial in Form von Romanen bräuchte, um all die Wendungen, Sprünge und neuen Anfänge zwischen den Picard-Staffeln nachvollziehen zu können. Oder auch Figuren wie Raffi oder Rios, mit denen ich persönlich nie warm wurde.

Ein paar kleinere Schnitzer und ein Durchhänger im Mittelteil täuschen nicht über ein mutiges Ende hinweg, das den Roman merklich aufwertet. Zwar hätten es gerne auch noch ein paar mehr moralische Diskussionen sein können, statt diese New Tek-typisch gleich abzuwürgen, dennoch reiht sich auch dieser Roman in die Liste der guten Romane zur neuen Picard-Serie ein. Rezension: "Picard - Zweites Ich"
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