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StartNews & StoriesDaily TrekRezension: "Star Trek - Zeit des Wandels 6: Hass"

Rezension: “Star Trek – Zeit des Wandels 6: Hass”

Der sechste Band der “A Time to”-Reihe auf Deutsch. Das geht in diesem Fall allerdings nicht ganz ohne SPOILER!

Inhalt (Klappentext)

Als die Bader und die Dorset vor hundert Jahren den Planeten Delta Sigma IV kolonisierten, endeten auf geheimnisvolle Weise ihre wiederkehrenden Konflikte. Doch was bisher unbekannt war: Der Frieden war eine Reaktion auf ein natürlich vorkommendes Gas … eine Reaktion, die jedoch schließlich den sicheren Tod für die Bewohner des Planeten bedeuten würde. Das erhoffte Heilmittel hat allerdings ein weltweites Blutbad ausgelöst, da lange unterdrückte Aggressionen und Feindseligkeiten urplötzlich gewaltsam freigesetzt wurden.
Gefangen in einer Welt, die am Rande der Selbstzerstörung steht, muss Captain Picard irgendwie einen Weg finden, dieses katastrophale Ereignis zu lösen und seine Mannschaft zu retten, auch wenn die Auswirkungen seines Handelns letztlich eine ganze Spezies in den Untergang treiben könnten …

Kritik

“Hass” ist die direkte Fortsetzung von “Liebe” (also dem Roman, ihr wisst schon, was ich meine). Demzufolge befinden wir uns mit der Enterprise immer noch auf Delta Sigma IV und im Chaos der Bader und Dorset. Am Ende des letzten Bandes hatte Riker gerade seinen Vater gefunden und ihn um eine Erklärung gebeten, die Kyle Riker auch sogleich geben wollte. Und damit beginnen sogleich die Probleme dieses Bandes, die in vielerlei Hinsicht dem ersten Teil ähneln.

Zum einen hat man zunächst den Eindruck, das einem die Erklärung wieder länger vorenthalten wird, da die Szenerie zunächst zu anderen Schauplätzen springt. Dann besinnt man sich aber und lässt ab Seite 20 Kyle doch erklären – aber leider ist die Erklärung nur das, was man eh schon weiß. Die Bevölkerung war von einem Einheimischen Gas abhängig und seit dieses weg ist, werden alle aggressiv. Kyle ist eben auf der Suche nach Patient Zero, um ein Heilmittel zu finden. An der Stelle gleich der erste Spoiler: Das schafft Beverly auch komplett ohne ihn, so dass dieser Handlungsstrang am Ende total unnötig ist.

Er ist ziemlich eindeutig nur dazu da, das Verhältnis zwischen Will und seinem Vater, das ja wieder auf Null gesetzt wurde (einer der Kritikpunkte am letzten Band) erneut zu reparieren. Bis wir aber wieder bei Kyle und Will sind, werden knapp 150 Seiten und damit die Hälfte des Romans vergehen. Bis dahin begleiten wir die Crew der Enterprise beim Löschen von kleinen und größeren Brandherden.

Wir kehren gleich nochmal zu Kyle und Will zurück, da diese die größten Platzhirsche in der Story sind (und dafür aber wie gesagt erstaunlich wenig Raum einnehmen). Zunächst zu den erwähnten Krisenherden, denn darum geht es vorrangig. Hier kommt es zu Aufständen und Gewaltausbrüchen und allen damit verbundenen Konsequenzen (sogar tote Kinder, was aber nur gestreift wird). Beim Enterprise-Personal gibt es dahingehend sogar einige Tote, was einen als Leser aber leider kalt lässt.

Dies liegt daran, dass hier nur No Names in die Rettungsmission geschmissen werden, zu denen man halt keinerlei emotionale Bindung aufbauen konnte. Man könnte auch sagen die klassischen Red Shirts, wobei einige Tode hier so gestaltet sind, dass man sich schon fragen kann, ob diese wirklich nötig waren.

Zumindest ein paar Charaktere sind dann aber doch dabei, mit denen es eine Bindung gibt. Zum einen ist da Vale zu nennen, die wir ja schon seit den ersten Bänden der Reihe kennen und die in 20 Jahren LitVerse einen guten Lauf hingelegt hat und sogar in den neuen Kanon gerettet wurde. Dann gibt es da noch Anh, die wir im letzten Band kennengelernt haben, und Kell Perim (bekannt aus dem Film “Der Aufstand”). Letztere hat hier aber leider nur einen kurzen Auftritt, so dass ihre Story nicht so ganz verfängt.

Was hingegen gut klappt ist der Teil um Anh, die hier auch etwas Vergangenheitsbewältigung betreiben darf. Dass sie am Ende getriggert wird und ihre Wut rauslässt, ist natürlich wieder ein total vorhersehbares Klischee, das kann man an der Stelle aber durchaus noch schlucken. Ebenfalls gut gelungen ist die Charakterentwicklung von Troi, die hier ein Gespräch mit Vale führt und dabei das erste Kennenlernen mit Will Riker beschreibt. Das ist besonders gelungen, da es andere Bücher (hier: Peter Davids “Imzadi”) einbezieht und zu einem kohärenten Buchuniversum beiträgt (das damals natürlich bestenfalls in früher Entwicklung war).

So wird am Ende einigermaßen glaubhaft die Kurve dazu gekriegt, dass Will und Deanna heiraten (wollen). Auf Wills Seite ist das nicht ganz so überzeugend, wozu wir gleich noch kommen. Witzigerweise ist es an der Stelle Deanna, die den Heiratsantrag macht.

Davon abgesehen plätschert die Haupthandlung mit den unterschiedlichen Krisenherden halt so vor sich hin, bis Beverly mit dem Heilmittel vor der Tür steht. Dieses setzt die Bewohner allerdings wieder unter Drogen, um ihre Gewaltausbrüche zu unterdrücken. Ein durchaus moralisches Dilemma, vor dem die Crew hier steht, denn auf der einen Seite muss man die Gewalt stoppen. Bei der Erklärung an den Rat von Delta Sigma meint Picard dann auch “Wir haben es in der Crew lange diskutiert” – was in etwa 2-3 Seiten heißt. Anders ausgedrückt: Da wäre deutlich mehr drin gewesen, um diese Diskussion auf Star Trek-Niveau zu führen, auch und vor allem, weil die Zeit drängt. Hier fährt man schon fast zu schnell die “Captain entscheidet, alles ist gut”-Linie. Dass sich am Ende dann auch noch ein Badmiral darüber aufregt, ist schon fast etwas zuviel des Guten (inklusive Sektion 31-Foreshadowing auf den nächsten Teil der Reihe).

Womit wir wieder den Bogen zu Kyle und Will schlagen, die auf ihrer Odyssee über den Planeten reisen. Zunächst mal haut Kyle Wills Kopf gegen die Konsole eines Flyers, um ihm den Kommunikator abzunehmen. Ein Super Move, um Vertrauen zu gewinnen, denn das macht man sicher immer so. Auch wenn man das Verhältnis der beiden auf Null zurückgesetzt hat, erscheint das hier doch etwas überzogen, Kyles Misstrauen hin oder her. Vor allem wird sich kurz darauf, wenn die beiden Patient Null im Schlepp haben, herausstellen, das es ganz geschickt wäre, jetzt vielleicht doch einen Kommunikator zu haben. Man hätte sich ja einfach beamen können. So bleibt aber nur der lange Weg, inklusive Aussprache Vater-Sohn.

Wobei diese Aussprache mehr schlecht als Recht funktioniert, da beide kaum von ihren Standpunkten abweichen. Das mag charakterkonform sein, hilft aber nur dabei, diesen Strang als zu konstruiert zu entlarven. Vor allem halten die beiden auch noch bei jedem Krisenherd an und leisten Hilfe, müssen manchmal wieder Fahrzeuge tauschen – und das alles, während die Zeit drängt (zur Erinnerung: Die beiden können nicht wissen, dass Beverly das Heilmittel längst hat, Leserwissen und so). Ja, das ist auf der einen Seite der Geist der Sternenflotte, denn wer lässt schon gern Kinder verbrennen, hilft aber (erneut) nicht dabei, diese Handlung besser zu machen.

Vor allem hat Will auch noch die Zeit, während er die Kinder im brennenden Gebäude sucht, ein neues Funkgerät zusammenzulöten. Das ist zwar schon soweit vorbereitet (was für ein Zufall), dass er nur ein paar Kabelverbindungen machen muss, aber nochmal zur Erinnerung: Das Haus brennt gerade nieder!

Am Ende opfert sich Kyle ziemlich unspektakulär, in dem er sich für Will, der gerade unaufmerksam ist, in die Schussbahn wirft. Damit werden aber auch einige weitere offene Fragen praktischerweise gleich mit eliminiert – und damit ist nicht Patient Null gemeint, denn dessen Handlungsstrang fällt am Ende selbstredend komplett unter den Tisch (Heilmittel ist ja schon lange da). Die Frage ist eher: Warum war Kyle die ganze Zeit so aggressiv, dass er sogar einen der Einheimischen getötet hat? Es mag nur eine Kleinigkeit sein, aber auch das wird nicht mehr zufriedenstellend beantwortet.

Durch das alles wirkt die Geschichte auch künstlich aufgebauscht und man muss klar sagen: Es hätte ein Band völlig gereicht.

Bewertung

Kleinere schöne Charaktermomente helfen leider nicht darüber hinweg, dass der Roman an vielen Stellen Probleme hat und unausgegoren wirkt. Ein paar Transitionen sind gelungen, ein Großteil der Handlung plätschert aber etwas unmotiviert vor sich hin oder wirkt zu konstruiert. Da wäre deutlich mehr drin gewesen und vor allem: Es hätte auch ein Band gereicht.

Bewertungsübersicht

Bewertung
Deutscher TitelStar Trek - Zeit des Wandels 6: Hass
OriginaltitelStar Trek - A Time to Hate
Thomas Götz
Thomas Götz
Seitdem er 1985 zum Ersten Mal Episode IV sah und ausrief "Aber das heisst doch, Vader ist Lukes Vater" ist Tom der Science Fiction verfallen. Star Trek Fan wurde er, wie viele seiner Kollegen, 1990 mit "The Next Generation" in Deutschland. Seine ersten Buchrezensionen zu Star Trek Büchern erschienen schon 1995 im Alter von 16 Jahren im Star Trek Fanclub. Seit 2006 schreibt er auch Online Rezensionen (ab 2009 Trekzone-Exklusiv) und hat kürzlich seine 2000.Rezension veröffentlicht.

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Ich kenne die Reihe von früher. Ich weiß noch dass ich damals recht enttäuscht war. Etwas Substanz war schon da, aber sie wurde viel zu weit ausgebreitet. Man hätte auch einfach eine kompakte Trilogie rausbringen können.

Kleinere schöne Charaktermomente helfen leider nicht darüber hinweg, dass der Roman an vielen Stellen Probleme hat und unausgegoren wirkt. Ein paar Transitionen sind gelungen, ein Großteil der Handlung plätschert aber etwas unmotiviert vor sich hin oder wirkt zu konstruiert. Da wäre deutlich mehr drin gewesen und vor allem: Es hätte auch ein Band gereicht.Rezension: "Star Trek - Zeit des Wandels 6: Hass"
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