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StartSF ZoneRezension: "Doctor Who - Joy to the World"

Rezension: “Doctor Who – Joy to the World”

Tom wirft einen Blick auf das neue Doctor Who-Weihnachtsspecial. Das geht allerdings nicht ganz spoilerfrei!

Es geht weiter

Zu sagen, die letzte Doctor Who-Staffel (also Staffel 1, da neue Zählweise) wäre durchwachsen angekommen, ist wohl eine Untertreibung. Es gab zwar einige gute Folgen (vor allem, wenn der Doctor eher weniger auftrat), aber auch viele Schlechte. Von einer superben Staffel wie einstmals noch anno 2005 war man weit entfernt.

In gewisser Weise war man also auch bei der Fanbase etwas enttäuscht. Darüber, dass Russell T. Davies nicht die Schreibklasse wie früher hatte und eher Themen wie Wokeness in den Vordergrund stellte. Darüber, dass der Doctor sehr viel rumgeheult hat und damit an Michael Cryham aus „Star Trek: Discovery“ erinnerte. Und zu guter Letzt dürfte man, zumindest den Gerüchten nach, auch bei Disney enttäuscht gewesen sein, hatte man sich doch eine etwas stärkere Doctor Who-Staffel versprochen. Und dann sind da noch die Gerüchte über Millie Gibson (Ruby), die sich mit ihren 19 Jahren angeblich wie die neue Arroganz im VIP-Himmel aufgeführt haben soll und deswegen gefeuert worden sein sollte.

Rezension: "Doctor Who - Joy to the World" 1
The Doctor (Ncuti Gatwa) and Joy (Nicola Couglan) (© Disney+ Press Kit)

Was da dran ist, weiß man nicht, zumindest aber wird, wie man auch auf Produzentenseite schnell zur Wogenglättung sagte, Ruby durchaus noch eine Rolle in der neuen Staffel spielen, bevor es dann mit der neuen Companion weitergeht (oder zeitgleich läuft). Und auch im Weihnachtsspecial hat Ruby am Ende einen kurzen Auftritt (wenn auch ohne Doctor), sie wird also zumindest noch ein paar Auftritte in der neuen Staffel haben. Wieviele und ob sie dann wirklich verschwindet, werden wir wohl alle ab Mai sehen können, wenn die neue Staffel startet.

Und auch bezüglich Crydoctor können wir Entwarnung geben. Zwar weint der Doctor auch ein oder zweimal im Weihnachtsspecial, das aber jedesmal eher kurz und gut in die Story eingebettet, so dass es nicht störend wirkt. Und damit kommen wir auch gleich zur neuen Episode, die, Special-typisch, fast eine Stunde Laufzeit hat.

Im Time-Hotel

Gleich zu Beginn stolpert der Doctor durch diverse Zeiten und ich gebe zu: Der Einstieg allein macht schon Laune. Kurz darauf werden wir aufgeklärt, wo das Ganze herkommt: Der Doctor landet im Jahr 4202 im Time Hotel. Dort werden Zeitportale an bestimmte Orte der Geschichte geöffnet. Dass die Menschheit später eine Zeitagentur hat (Jack Harkness) ist ja hinlänglich bekannt, insofern passt das schon. Hier sehen wir dann auch schöne Szenarien, wie etwa die erste Everest-Besteigung durch Sir Hillary, oder Agatha Christie im Zug. Und natürlich der Zweite Weltkrieg, das geht ja immer in einer britischen Serie.

All diese Szenen werden später dann gut in die Gesamthandlung integriert und bieten auch genug Herzschmerz, um einem das ein oder andere Tränchen in die Augen zu treiben. Ich sage hier nur: Abschied von Joys Mutter. Aber dazu kommen wir gleich. Fun Fact: Das Zitat „Weil er da ist“, das der Doctor erwähnt, wird George Mallory zugeschrieben, der angeblich bereits 30 Jahre früher den Everest bestiegen haben soll. Da er es nicht lebend herunterschaffte, wird das bis heute in Zweifel gezogen. Manchmal sind es aber diese Details, die die Folge still und heimlich aufwerten und für Kenner eben doppelt zählen. Selbiges gilt später auch für den Dalek-Pömpel oder Anitas „Es ist innen größer“. So geht dezenter Fanservice.

Natürlich hat Stephen Hawking in dieser Folge quasi recht gehabt: Sie sind damit überall, die Zeittouristen. Und zumindest das muss ich der Folge ankreiden: Gerade der Doctor, der immer darauf bedacht ist, die Zeit zu schützen (und es als letzter Time Lord sowieso sein sollte) hätte das Etablissement am Ende schließen müssen. Denn wie man weiß, kann selbst das Töten eines Schmetterlings jede Menge Auswirkungen haben. Da hilft es auch nichts, dass der Doctor, wie er früher immer gesagt hat, als letzter Time Lord das Recht habe, die Regeln zu ändern. Eine derart unbedachte Rumhoppserei in der Zeit sollte nicht von ihm hingenommen werden.

Rezension: "Doctor Who - Joy to the World" 2
Trev (Joel Fry) and The Doctor (Ncuti Gatwa)(© Disney+ Press Kit)

Ansonsten darf man das Setting und die Kulissen durchaus loben. Das sieht schon sehr hochwertig aus und man hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass hier mit einer VR-Wand gearbeitet wurde. Auch später, der Dinosaurier, sieht verblüffend echt aus und ist weit von früheren CGI-Ausrutschern entfernt. An dieser Front kann man der Folge also schonmal keinerlei Vorwurf machen.

Auch auf Gegnerseite ist es schön, dass diesmal kein übermächtiger Feind dem Doc gegenübersteht, sondern Villengard. Die Waffenfirma kennt man vielleicht noch aus Folge drei der aktuellen Staffel (Boom), in der der Doctor auf eine der Minen tritt. Der Waffenhersteller macht hier wieder mit seinen Kanonen von sich reden und wird sicher auch in der kommenden Staffel eine Rolle spielen. Gerade aber weil das Time Hotel scheinbar auch Villengard gehört, ist das ja eigentlich ein Grund mehr, das Hotel dichtzumachen. Und ich wette, hier wird bereits Foreshadowing auf die neue Companion in Gestalt von Schauspielerin Varada Sethu genommen, die man ja ebenfalls in besagter Folge der letzten Staffel schon getroffen hat.

Von Charaktermomenten und einer guten Story

Das alles gefällt schonmal und das Mysterium um den Sternensaat-Koffer (hat da jemand He-Man geschaut?) wird zu Beginn ganz gut gestartet. Was ich jetzt nicht gebraucht hätte ist, dass sich die Bewusstseine der getöteten in den Koffer laden und dann noch mit dem Doctor interagieren. So schön es ist, Trevor nochmal zu sehen, wirkt das schon etwas aufgesetzt. Aber gut, man musste ja den Kniff zum Standort des Koffers einbauen und es ist eine Weihnachtsfolge, da will man ja nicht unbedingt Tod und Gemetzel sehen.

Rezension: "Doctor Who - Joy to the World" 3
The Doctor (Ncuti Gatwa) Joy (Nicola Couglan) and Hotel Manager (Jonathan Aris)(© Disney+ Press Kit)

Auch Joy, über die wir in dieser Folge das ein oder andere erfahren, macht eine ganz gute Figur. Okay, es ist wieder mal sowas von offensichtlich, dass sie gleich das „Opfer“ des Koffers wird, als der Doctor sich beharrlich weigert, zuzugreifen. Sie steigert ihre Performance aber im Laufe der Folge bis hin zu ihrer Wutszene, in der sie einem wie auch dem Doctor schon leid tun kann. In dem Zuge passt das „Happy End“ wie die Faust aufs Auge und man hat dem Charakter in dieser einen Folge mehr Tiefe verliehen, als anderen im Verlauf ganzer Staffeln (die schwache Auflösung von Rubys Mutter sei hier nochmal am Rande erwähnt). Aber es geht hier nicht um die letzte Staffel, sondern das Special, dass mit Joys Aufstieg einen mehr als versöhnlichen Abschluss erhält.

Dass sie quasi der Weihnachtsstern wird und wir uns in Bethlehem befinden, war dann zwar auch offensichtlich und hätte ich so nicht gebraucht, aber es passt zum Thema und zur Stimmung des Settings.

Die aber wohl stärksten Szenen habe ich mir für den Schluss aufgehoben. Die betreffen den Doctor und Anita. Denn der Doc verbringt ein Jahr auf der Erde bei dieser Frau, die richtig stark daherkommt und eine passende Ergänzung zum Doc darstellt. Die hätte doch mal einen guten Companion abgegeben. Nicht nur wundert sie sich nicht über die Merkwürdigkeiten, sondern so, wie es zwischen den beiden knistert, hätte ich denen auch eine Liebesgeschichte abgenommen. Aber der Doctor ist halt der Doctor und geht wieder auf Wanderschaft – nach einem weiteren emotionalen Abschied. Als Joy sagt, er solle sich endlich eine Freundin suchen, dachte ich wirklich für einen kurzen Moment, er verbringt noch ein paar Jahre bei Anita… Hoffentlich hat man von ihr nicht zum letzten Mal was gesehen. Wobei ich fast sicher bin, wenn sie nicht im TV weiter gewürdigt werden wird, so auf jeden Fall in Comics oder Büchern…

Bewertung

Ein starkes Weihnachtsspecial, das nur wenige Mankos hat, sehr emotional daherkommt (was diesmal auch absolut passend ist) und auch noch starke Charaktermomente bietet. Auch die Story ist diesmal recht solide und bietet vielleicht schon den ein oder anderen Ausblick auf die Zukunft, immerhin hat der Doc dem großen V wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht. So kann es gerne in der neuen Staffel weitergehen.

Bewertungsübersicht

Bewertung
Thomas Götz
Thomas Götz
Seitdem er 1985 zum Ersten Mal Episode IV sah und ausrief "Aber das heisst doch, Vader ist Lukes Vater" ist Tom der Science Fiction verfallen. Star Trek Fan wurde er, wie viele seiner Kollegen, 1990 mit "The Next Generation" in Deutschland. Seine ersten Buchrezensionen zu Star Trek Büchern erschienen schon 1995 im Alter von 16 Jahren im Star Trek Fanclub. Seit 2006 schreibt er auch Online Rezensionen (ab 2009 Trekzone-Exklusiv) und hat kürzlich seine 2000.Rezension veröffentlicht.

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Ein starkes Weihnachtsspecial, das nur wenige Mankos hat, sehr emotional daherkommt (was diesmal auch absolut passend ist) und auch noch starke Charaktermomente bietet. Auch die Story ist diesmal recht solide und bietet vielleicht schon den ein oder anderen Ausblick auf die Zukunft, immerhin hat der Doc dem großen V wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht. So kann es gerne in der neuen Staffel weitergehen.Rezension: "Doctor Who - Joy to the World"
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