Die Geschichte um die Amazone geht weiter – in Gefangenschaft.
Inhalt (Klappentext)
Der Souverän ist Amerikas skrupelloser Schattenkönig, und er hält Wonder Woman mit seinem Lasso der Lügen gefangen! Mit vergifteten Lügen, Trugbildern und erschütternden Visionen foltert er sie und bringt die größte aller Heldinnen an den Rand des Wahnsinns … In einer besonderen Zusatzgeschichte reisen Superman und Wonder Woman außerdem ins All, um das perfekte Geburtstagsgeschenk für Batman zu besorgen.
Kritik
Die Wonder Woman-Serie geht weiter. Zeichnungstechnisch, das räumen wir gleich aus dem Weg, befinden wir uns auf gewohnt gutem Niveau. Die Charaktere wirken plastisch, die Hintergründe haben einen hohen Detailgrad und nein, da kann man sich nicht beschweren. Auch die Emotionen der Charaktere werden hier gut getragen. Das mag nichts Neues sein im Lande DC, macht aber trotzdem Laune.
Selbiges gilt für die hier ebenso vorhandenen Bonusstories. Allen voran natürlich die Suche von Wonder Woman und Superman nach einem Geschenk für Batman. Die strotzt nicht nur so vor Easter Eggs und macht daher eine Menge Spaß (Superman bei der Maniküre, weil man die Fingernägel wegschweißen muss! Das sagt ja schon alles). Das entlockt selbst Batman ein Lächeln (darf man hier Charakterentwicklung schreien?). Die weitere Story kann dieses Niveau nicht ganz halten.
Nach den letzten Ereignissen ist Wonder Woman nämlich gefangen und wird gefoltert, hier eben mit dem Lasso der Lügen. Okay, Folter ist ein wenig relativ, auch wenn sie erniedrigt wird. Hier darf man natürlich kein Schnetzelfest erwarten. Um das zu ertragen, flüchtet sich Diana in eine Phantasiewelt. Hier ist sie etwa die brave Hausfrau von Steve, da Frauen ja nicht ohne Mann entscheiden dürfen. Sicher eine mittelalterliche Vorstellung, die aber zum Bösen Souverän passt – und bei dem man auch jubelt, als Wonder Woman ihm endlich die nötige Abreibung verpasst.
Die Szenarien gehen noch eine Weile weiter, immer mal wieder unterbrochen von Szenen in Dianas Kerker. Auch hier braucht man natürlich keine Blutorgie erwarten. Und ja, einige der Szenen sind ja auch ganz nett, etwa der Kampf mit Cheetah am Schluss, der sogar als Charakterentwicklung durchgehen kann. Es gibt bei der Sache aber ein großes Manko: Wann hört die Phantasie auf und wann ist es wieder real? So genau kann man das nämlich am Ende gar nicht mehr sagen. Es mag ja alles irgendwie zum Plan gehören, aber haben die Mädels jetzt Diana befreit, oder sie sich selbst, oder ist es immer noch ein Traum?
So richtig wird das nie offenbar und das drückt das Ende schon ein Stück runter. Wir werden vermutlich im nächsten Band hier eine Auflösung erfahren, trotzdem ist das etwas bedauerlich. Und wie bei allen Phantasieszenarien bleibt am Ende des Tages die Frage, was es einem bringt, wenn es alles am Ende quasi bedeutungslos ist. Okay, das muss man relativ sehen, weil es den Charakter ja doch auch voranbringt, aber ihr merkt schon, ich bin kein Fan von Traum- oder virtuellen Welten.
Es schließen sich dann noch ein paar “One-Shot-Geschichten” an, die zwar auch eine interessante Prämisse haben (so etwa ein Team-Up von Diana und Lois), sind aber im Grunde dann auch immer wieder gleich: Diana bekämpft ein Monster/bösen Superhelden, fertig. Da ist es schon etwas schade, dass man das nicht weiter ausgebaut hat bzw. den Superman-Ansatz verfolgt hätte und eine friedliche Lösung mit den Wesen (oder Bösewichtern) anstrebt. Okay, man kann nicht alles haben und es ist Wonder Woman, trotzdem.