Ein Paralleluniversums-Band bei Aliens? Das ist neu.
Inhalt (Klappentext)
Nachdem es Ellen Ripley auf dem Militärschiff USS Sulaco gelungen war, Carter Burkes Plan zu vereiteln, erklärt sie Hicks, Hudson, Vasquez und den anderen überlebenden Colonial Marines, dass der Plan des schleimigen Bösewichts ihren Tod vorsah. Unnötig zu sagen, dass die Soldaten das nicht gut aufnahmen… aber kurz bevor sie Burkes Hinrichtung durchführen konnten, gelang es den Xenomorphen, den Strom abzuschalten, und in der Hektik des darauffolgenden Angriffs fand der hinterhältige Mann von Weyland-Yutani einen grausamen Tod. Und nur wenige trauerten um ihn (oder vielleicht niemand). Was aber wäre geschehen, wenn Burke nicht dem todbringenden Alien begegnet wäre, in dessen Grinse er starrte, als wir ihn zuletzt sahen? Die Antwort darauf findet sich in diesem Band, die den meistgehassten Charakter der Filmsaga rum um die Xenomorphe in den Mittelpunkt stellt.
Kritik
Wenn Schauspieler sich in Franchises einmischen und selber Werke dazu beitragen, geht das oftmals schief und dient eher der Beweihräucherung des eigenen Charakters. Es gibt allerdings auch Ausnahmen von der Regel, wie etwa im vorliegenden Fall. Das Konzept zu diesem Comic stammt von Paul Reiser, der im zweiten Aliens-Film Carter Burke gespielt hat. Und das ist auch der Aufhänger dieser Story, die das What if-Label trägt. Das heißt, es ist eine klassische Alternativ-Welt-Geschichte. Und das ist im Alien-Universum durchaus neu, denn Zeitreisen, Mulitversen bzw. Paralleluniversen gab es bis dato noch nicht.
Und das kann gerne so bleiben, denn nicht alle Franchises brauchen diese großen Themen. Und damit sind wir sogleich beim ersten positiven Punkt der Story: Die Geschichte kann durchaus wie hier beschrieben stattgefunden haben. Es wird nicht zwingend impliziert, dass es sich hier um ein Paralleluniversum handelt, das legt nur der Titel auf dem Comic nahe. Denn hier entkommt Carter, schleicht sich heimlich auf das Landeschiff und ist auch Zeuge, wie Ripley mit der Königin kämpft. Und damit nicht genug, wird hier noch weiter gemacht, denn ER ist es letztlich, der Ripley absprengt und auf Fury 161 landen lässt.
Wie einfach wäre es gewesen, Carter hier Ripley töten zu lassen und ein wirkliches Paralleluniversum zu etablieren. Das geschieht hier aber eben nicht und die Handlung würde sich auch ohne das “What if” im Titel gut in die Alien-Reihe einfügen. Dass Carters Überleben quasi das Ende des Bösewichtes ein bisschen entwertet, sei an dieser Stelle geschenkt. Denn wer soviel Sorgfalt bereits zu Beginn walten lässt, der macht deutlich, dass er eine Story nicht nur um seiner selbst willen erzählen will.
Und so geht die Achterbahn hier munter weiter. Die Geschichte springt dann 35 Jahre in die Zukunft, was fast so lange ist, wie der Film auch im echten Leben zurückliegt (da sind es fast 10 Jahre mehr). Carter lebt mit seiner entfremdeten Tochter auf einer Asteroidenkolonie, will aber eigentlich seine Frau retten. Womit? Na, mit Alien-DNA, die er einen Androiden beschaffen lässt. Natürlich kommt es, wie es kommen muss und es kommt zu einem Alienausbruch, was schon das einzige ist, was man an der Story bemängeln könnte. Aber für das Setup braucht man eben unsere Krabbelviecher als Ausgangsmaterial.
Und dabei ist auch positiv hervorzuheben, dass man eben nicht eine neue Alienart einführt, wie dies in fast jedem Comic der Fall ist. Man muss hier nichts Besonderes sein, sondern kann seine Geschichte auch so erzählen. Auch das ein dicker Pluspunkt. Okay, man könnte argumentieren, dass hier einige Alienleichen aus anderen Comics (denke ich zumindest) auftauchen, die zu einer anderen Spezies gehören, aber die Szene ist kurz und eher als Easter Egg zu verstehen. Denn dieser Band lebt von etwas ganz anderem.
Das ist nämlich der wirklich herausragende, unterschwellige Humor, der hier in fast jeder Szene zum Tragen kommt. Dabei wird er gar nicht mal so überbordend eingesetzt, sondern eher dezent. Etwa wenn Carter seine Mitarbeiter auf der Suche nach einem Opfer abklappert, und sich dann immer dagegen entscheidet. Ist er jetzt ein guter Mensch? Nein, er ist noch immer ein Arsch, aber irgendwie will er auch das Richtige tun – und dann sind da noch all die kleinen Zufälle, die ihm das Leben schwer machen. Es sind diese Kleinigkeiten, bis hin zu einem Gespräch über Beschwerden, die den Band so lesenswert und amüsant machen, dass man an jeder Ecke einfach nur schmunzeln muss.
Eingewebt in all das sind natürlich auch Charakterszenen, die auch vor Androiden nicht Halt machen. Wenn Cygnus zunächst keine Ahnung hat, wenn Carter von Repli-can’t spricht, später aber genauso antwortet, dann leuchtet auch da das Fanherz (nicht nur das, ihr wisst ja, worauf das eine Anspielung ist). Und dann sind da noch die Szenen mit seiner Tochter, mit der er sich auch ständig den Ball hin- und herwirft, so dass es einfach amüsant ist, hier zuzusehen. Und in all den Mix werden auch noch Aliens und Weyland-Yutani geworfen und… ach das ist jetzt einfach zuviel, um das alles hier aufzuführen. Schaut einfach rein, es lohnt sich wirklich!
Hab ich was vergessen? Ach ja, die Zeichnungen. Die sind zwar etwas grober, etwa, was die Gesichtszeichnungen angeht, aber daran gewöhnt man sich schnell. Spätestens bei der Alienaction ist das aber eh alles vergessen….