Eine Dracula-Geschichte im romantischen Gewand. Tom wirft einen Blick darauf.
Inhalt (Klappentext)
Kurz bevor der Tod sie ereilt, wird die Bäuerin Constanta von einem mysteriösen Unbekannten gerettet – in dem er sie in einen Vampir verwandelt. Dass sie dafür seine Braut wird und tun muss, was er verlangt, ist ein Preis, den sie zunächst nur allzu gern zu zahlen bereit ist.
Bald schon nimmt Dracula sich zwei weitere Geliebte: die spanische Edeldame Magdalena und einen armen Künstler namens Alexi. Allerdings erkennt Constanta allmählich, dass Dracula zu schrecklichen Dingen fähig ist. Sie findet Trost in den Armen ihrer rivalisierenden Gefährten und beginnt, die dunklen Geheimnisse ihres Mannes zu lüften. Da das Leben aller, die sie liebt, auf dem Spiel steht, muss Constanta zwischen ihrer eigenen Freiheit und der Liebe zu ihrem Mann wählen. Doch durch Blut geschmiedete Bande können nur durch den Tod gebrochen werden.
Kritik
“A Dowry of Blood” ist eine etwas andere Dracula-Geschichte, dreht sie sich doch um Draculas Gespielinnen – natürlich ebenso Vampire. Wobei der Roman eigentlich eher ein Mahnmal gegen Missbrauch und Abhängigkeit ist, das eben im Gewand einer Vampirgeschichte daherkommt. Er schlägt damit in die gleiche Kerbe wie der Film “It ends with us”, wobei der ja eher durch die Gerichtsprozesse um die Hauptdarstellerin Blake Lively von sich reden macht (die meisten dürften wissen, wovon ich rede). Dementsprechend gibt es auch eine Triggerwarnung vor solchen Inhalten zu Beginn, wobei der Roman eigentlich, ähnlich dem Film, mir persönlich fast schon etwas zu lasch ist. Das gilt jetzt nicht für die blutigen bzw. Gewaltszenen (auch da habe ich allerdings schon blutigeres gelesen), sondern für die Thematik an sich.
Das Buch selbst ist dabei wie ein Tagebuch geschrieben, und zwar aus der Sicht der Heldin Constanta. Die wird in den 14xx-er Jahren von Dracula zur Vampirin gemacht und ist fortan von seiner Seite nicht mehr wegzudenken. Aber Halt, wir müssen an dieser Stelle fair sein: Der Name Dracula wird, außer auf dem Klappentext, im Buch selber nie erwähnt. Hier wird er meist nur als “mein Herr und Geliebter” angesprochen. Es gibt zwar einige Querverweise auf bekannte Dracula-Elemente, es bleibt aber letztlich offen, ob es nun der allseits bekannte Fürst der Finsternis ist, der hier am Werk ist, oder eben nicht. Diese Entscheidung ist an und für sich gar nicht mal so schlecht und lässt vieles im Interpretationsspielraum des Lesers.
Und dadurch, dass die ganze Geschichte als ein Tagebucheintrag verfasst ist, ist man mittendrin in Constantas Gefühlswelt. So kann man eigentlich recht schön nachvollziehen, dass sie sich nicht traut, gegen ihren Herrn/Fürsten aufzumucken, sondern sich ihm lieber unterordnet. Er meint es ja nur gut und eigentlich gar nicht so – eine Einstellung, die auch im eingangs erwähnten Film ganz gut rüberkommt. Während es auf der Leinwand aber etwas schwerer fällt, Livelys Charakter abzunehmen, wie sie sich lösen will, klappt das hier in Buchform durch die Entwicklungen etwas besser.
Schuld ist nämlich Draculas weitere Manipulation bzw. dass er sich eben weitere Gespielinnen (bzw. Partner) sucht und es ein endloser Kreislauf wird. So dauert es auch bis in die 1920er-Jahre, bis sich Constanta endlich wehrt und gemeinsam mit den anderen zurückschlägt. Das Vampir-Dasein in den Jahrhunderten vorher ist da nur Beiwerk. Dass auch Constanta Leute ermordet (auch wenn es Verbrecher sind), läuft eher unter “ferner liefen” und dient nur dazu, den Jahrhundertelangen Missbrauch aufzuzeigen. Wer also einen klassischen Vampirroman mit Jägern und Orgien und sonstigen Dingen erwartet, wird hier enttäuscht. Solche Szenen gibt es zwar auch, sie werden aber recht schnell und kurzweilig abgehandelt.
Womit wir wieder beim Thema wären, dass die Geschichte etwas “lasch” ist. Es gibt hier keine großen Actionhighlights und alles plätschert etwas vor sich hin. Zugegeben, bei einer Story mit dem Thema, dass man sich in emotionaler Abhängigkeit befindet, muss es nicht die große Action sein. Mir fehlt es aber (auch hier wieder ein Vergleich zum oben genannten Film) etwas an Tiefgang. Warum wehrt man sich nicht eher? Wie kommt das “ich glaube ständig daran, dass er sich bessert” zustande? Wie gesagt, die Darstellung ist im Buch, mit der hier gezeigten Gefühlswelt der Heldin, die wir ja im Tagebuch begleiten, besser als in “It ends with us”, aber auch hier habe ich das Gefühl, man hätte das noch deutlich vertiefen und ausbauen können. Fast so, als wolle man die richtig “heißen” Eisen nicht anfassen.
Dass das Thema ebenso schwierig ist, wie mitunter queere oder Trans-Thematiken, darüber brauchen wir wohl nicht diskutieren. Ob dieses Buch jetzt dabei helfen kann, derartige Opfer zu motivieren, muss an der Stelle aber durchaus hinterfragt werden. So oder so gilt natürlich, dass man sich Hilfe suchen muss oder sich eben selbst befreien muss – es hätte aber deutlich besser darauf hingewiesen werden können.