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StartSF ZoneRezension: "Doctor Who 2x05 - Die Geschichtenmaschine"

Rezension: “Doctor Who 2×05 – Die Geschichtenmaschine”

Folge fünf der neuen Staffel geht wieder neue ungewöhnliche Wege. Tom schaut in der Spoiler-Review mal drauf.

Der Friseurladen in Lagos

Die neue Doctor Who-Folge führt uns diesmal nach Afrika, wie der Doctor auch zu Beginn nicht müde wird zu betonen. Denn hier geht es, zumindest Hautfarbe-technisch, unter seinesgleichen und tatsächlich wird der Doctor dort wie ein alter Bekannter begrüßt. So gut es auch sein mag, an dieser Stelle die Rassismus-Thematik anzusprechen, leidet die Szene aber halt darunter, dass man keinerlei Kontext hat. Sprich: man hat den Doctor vorher nie dort gesehen und die Eröffnung kommt wie aus heiterem Himmel. Genau genommen muss es ja dann auch der 15.Doctor von Ncuti sein, der sich hier so zu Afrika verbunden fühlt, immerhin ist es ja der erste Doctor mit dieser Hautfarbe, wie er selber nicht müde wird zu betonen. Okay, so ganz korrekt ist das nicht, siehe den Vor-Doctor, aber darauf kommen wir später noch.

Jedenfalls müsste der Doctor, den wir aus gerade mal zwei eng zusammenliegenden Staffeln kennen, hier vorherrschend sein – da werden die Comics wohl einiges aufzuholen haben. Oder die Geschichte vom Feuerlöschen erzählen. Denn ja, des Doctors Ankunft ist eigentlich nicht der Beginn der Folge, das steht hier nur, um den Platzhirsch mit Afrika aus dem Raum zu bekommen. Es beginnt wirklich mit dem Geschichtenerzählen im Barbershop und diese werden visuell auf einer Art Leinwand dargestellt. Ein schöner Kniff ist hierbei, dass diese Darstellung dann gleich in den Vorspann der Serie übergeht. Weniger schön hat mir gefallen, dass es im Deutschen die ganze Zeit “Barbershop” statt des guten Alten Friseurladens heißt. Mag sein, dass es inzwischen allgemein so ist, für mich ist Friseurladen aber immer noch griffiger, da weiß man nämlich gleich, worum es geht. Und vielleicht heißt Barbershop ja auch, dass die mehr machen als ein Friseur… worauf ich hinauswill ist: Ich kenne niemanden in meinem Umfeld, der Barbershop sagt…

Aber lassen wir diese Wortklauberei mal links liegen. Gleich zu Beginn darf Bel auch nochmals sagen, dass es darum geht, sie nach Hause zu bringen. Ich hatte ja in der Vorwoche bereits moniert, dass man dies nicht zu inflationär gebrauchen sollte (Wir habens kapiert!). Zum Glück ist das hier auch wirklich nur kurz erwähnt und Belinda gefällt erneut in einem kleinen Twist. Sie ist es nämlich, die den Doctor “rausschmeißt”, wie sie später, als man es gegen sie verwenden will, auch zugibt und ihre Interaktionen mit der TARDIS sind mal was anderes und machen durchaus Spaß. Ja, der Charakter hat wirklich einen starken Lauf hingelegt. Lediglich kurz vor Ende, als sich alle über den Barber schlapp lachen, merkt man halt schon, dass sie mehr als gekünstelt lacht. Aber okay, das gilt an der Stelle auch für alle anderen, daher sei es drum.

Und zumindest was das Thema Freundschaft angeht, wird hier ja noch einiges großgeschrieben. So ist der Doctor zunächst sauer auf Omo, verzeiht ihm aber am Ende. Gleiches gilt für den (bis kurz vor Ende Namenlosen) Bösewicht, auch der erhält dann quasi eine zweite Chance. Es ist also niemand hier per se schlecht und damit wird bewusst mit Erwartungen gebrochen, was eine nette Abwechslung ist.

Von Göttern und Spinnen

Natürlich gilt das auch für andere Aspekte der Folge, die man durchaus als etwas abgedreht betrachten kann. Das war ja schon immer ein Markenzeichen von Doctor Who und auch hier muss man sich drauf einlassen. Wer das nicht kann oder will, der wird mit der Folge zweifellos weniger anfangen können. Denn eine Spinne, die durch den multidimensionalen Raum schleicht, um den Göttern die Geschichten und damit die Existenz zu klauen… ja, das ist schon etwas freaky. Immerhin, man merkt das höhere Budget, und die Spinne sieht nicht schlecht aus.

Was mir etwas seltsam erscheint, ist aber diese Fixierung auf die alten Götter. Wie erwähnt gab es das früher schon in Doctor Who, auch in der letzten Season, hier wird es aber fast schon auf die Spitze getrieben. Okay, unser lieber Barber gibt sich zunächst als Gott aus und wird schnell als einfacher Diener entlarvt, trotzdem zieht sich die Thematik um die Götter bereits seit Season 1 durch die neue Serie. Ein bisschen mehr Science Fiction statt diesen mythologischen Sachen würde mir hier persönlich besser gefallen. Aber wir müssen sehen, wo das noch hinführt und was das ganze mir Mrs. Flood zu tun hat. Die taucht diesmal übrigens in der Geschichte auf, die der Doctor erzählt, also auf der virtuellen Wand. Geht das überhaupt? Weiß der Doctor davon? Oder ist das Absicht, immerhin konnte sie ja schon öfter die vierte Wand durchbrechen. Langsam wirds Zeit für ein paar Antworten – aber wir haben ja auch nur noch drei Folgen.

Apropos Mysterium: Belinda sieht ein kleines Kind vor dem Barbershop und auch das darf sich hier einreihen. Ich habe inzwischen nachgelesen und die Darstellerin ist wohl eines der Kinder aus “Space Babies” (“Weltraumbabies”), also der ersten Folge aus Staffel 1. Ob es das gleiche Kind oder ein anderes sein soll, wird natürlich (hoffentlich) noch aufgelöst werden. Andererseits waren die Auflösungen der letzten Who-Staffeln mehr als enttäuschend, so dass ich eher mit geringer Erwartungshaltung da ran gehe. Natürlich kennt Belinda die Figur nicht, da sie In-Universe noch nicht auf sie getroffen ist.

Doch bevor wir uns weiter an Nebenschauplätzen verlieren, zurück zur Haupthandlung. Dass man die Götter quasi “abgraben” kann, in dem man ihre Geschichten klaut, erinnert irgendwie an “American Gods”. Je mehr an die Götter geglaubt wird, desto lebendiger sind sie, respektive, je mehr man sie verleugnet, desto weniger Macht haben sie. So interpretiere ich auch den Plan des Barbers in dieser Folge und ja, auch er selbst ist wohl auf seine Art Götter-Berührt, oder warum kann er so lange leben? Es kann natürlich auch sein, dass man in der Spinne nicht altert, von daher… also ja, es gibt halt auch hier wieder ein paar Kröten, die man schlucken muss. In der Gesamtübersicht fallen die aber weniger ins Gewicht.

Was man hingegen bemängeln kann ist, dass nicht mal einer auf die Idee kommt, im Friseurladen nachzuschauen. Nicht nur hängen die Bilder der vermissten direkt davor und es gibt Dutzende von Warnschildern, nein, es werden ja sicher auch ein paar Familienmitglieder wissen, wo ihre Liebsten hingegangen sind, oder etwa nicht?

Das Herz der Geschichte

Die Folge ist insofern also eher eine Art Kammerspiel, die natürlich stellenweise vor sich hin plätschert, dafür aber, wie erwähnt, sieht die FX der Spinne und des darin enthaltenen Herzens richtig gut aus. Auch die sonstige Idee, dass die Spinne quasi mit Geschichten angetrieben wird, hat was. Und dass man vom Doctor, der ja eine richtig große Geschichte (oder Lebensspanne, respektive Time Lord Energie) hat, eben mehr bekommt, wirkt passend.

Im Gegenzug gibt es am Ende dann auch ein nettes kleines Konvolut bisheriger Doktoren zu sehen, denn ja, in gewisser Weise erzählt er eine unendliche Geschichte, denn so kann es mit dem Doctor ja auch ewig weitergehen. Das ist aber nicht der einzige Nostalgiemoment, denn Abena bemängelt, dass der Doctor sie einst im Stich ließ. Abena ist die Gehilfin des Barbers, die auch einen leichten Götterbrass hat, aber immerhin die “Insassen” versorgt. Und hier haben wir eben einen Verweis auf Doctor 13 und das zeitlose Kind, denn wir sehen den Doctor vor dem ersten Doctor, die weibliche, die gemeinhin als der Fliehende Doctor bezeichnet wird. (Hey BBC, was ist denn nun mit meiner Idee der Vorgeschichte?). Zwar konnte ich mit dem Zeitlosen Kind eher wenig anfangen, der Moment hier gefällt aber und fügt sich gut ein, verleiht der Szene eine Tiefe, die sie an der Stelle braucht und die erklärt, warum Abena sich letztlich gegen den Barber stellt. Auch sie ist eigentlich eine von den Guten, aber das ist ja schon die Botschaft der ganzen Folge.

Der Doctor und Belinda (Bild: Disney Press Kit)
Der Doctor und Belinda (Bild: Disney Press Kit)

Manko an der Stelle ist lediglich, dass (wenn auch zum Glück nur wieder ganz kurz) der “Crying Doctor” hier durchscheint. Es scheint eben (mit Ausnahme der letzten Folge) nicht ohne zu gehen.

Später kann man hier auch noch ein wenig mit der kaum vorhandenen Frisur des neuen Doctors spielen und die Idee, den Weg durch das Labyrinth in die Haare zu flechten, gefällt irgendwie, auch weil ich da erst gar nicht durchgestiegen bin. Es hätte aber ruhig ein bisschen mehr draus gemacht werden können, denn so verpufft die Szene halt nach fünf Minuten einfach wieder. Zudem muss man sich fragen, wer ernsthaft ein Labyrinth zum Maschinenraum baut? Klar, der Bösewicht kennt den Weg, aber das erscheint mir dann doch etwas zuviel Aufwand, zumal er die anderen Gefangenen auch so gut im Griff zu haben scheint. Man stelle sich sowas auf anderen Schiffen wie der Enterprise vor…

Im Vergleich zum Rest der Geschichte ist die eigentliche Sabotage dann wieder etwas unspektakulär, aber immerhin gibts für alle dann auch besagtes Happy End.


Bewertung

Die Geschichte ist natürlich auf vielfache Weise abgedreht, und dabei auch noch eher ein Kammerspiel. Das muss nicht schlecht sein und hat zwei Folgen vorher ja auch schon gut geklappt. Es wird aber mit Sicherheit Leute geben, die sich hier, wie schon bei Folge zwei, mit dem Zugang zur Geschichte schwer tun. Wenn man sich drauf einlassen und über ein paar Schwachpunkte hinwegsehen kann, dann passt das schon und unterhält sogar.

Bewertungsübersicht

Bewertung
Thomas Götz
Thomas Götz
Seitdem er 1985 zum Ersten Mal Episode IV sah und ausrief "Aber das heisst doch, Vader ist Lukes Vater" ist Tom der Science Fiction verfallen. Star Trek Fan wurde er, wie viele seiner Kollegen, 1990 mit "The Next Generation" in Deutschland. Seine ersten Buchrezensionen zu Star Trek Büchern erschienen schon 1995 im Alter von 16 Jahren im Star Trek Fanclub. Seit 2006 schreibt er auch Online Rezensionen (ab 2009 Trekzone-Exklusiv) und hat kürzlich seine 2000.Rezension veröffentlicht.

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