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Zum Aus für das “Offizielle ‘Star Trek’ Magazin”: Oliver Denker im TZN-Interview

Nach der Einstellung des “Offiziellen ‘Star Trek’ Magazins” sprach das TrekZone Network vor kurzem ausführlich mit Oliver Denker, dem Chefredakteur der Zeitschrift, über die Gründe für das Aus und die Zukunft von “Star Trek” in Deutschland. Ein Interviewbeitrag von Henning Koonert, Michael Müller und Simon Thomas Johr.

TrekZone Network (TZN): Anfang Juli ging auf der Homepage des “Offiziellen ‘Star Trek’ Magazins” die Mitteilung online, dass es keine weiteren Ausgaben mehr geben werde. Was war letztendlich genau ausschlaggebend für die Einstellung des Magazins?

Oliver Denker: Ausschlaggebend war zuletzt ein “zickenhaftes” Verhalten der neuen Lizenzinhaber von “Star Trek” bei den Vertragsverhandlungen zum Magazin.

TZN: War die Einstellung der Special-Magazine bereits ein erstes Vorzeichen der aktuellen Entwicklungen?

Denker: Teils, teils. Es gab inhaltliche und wirtschaftliche Gründe für die Einstellung der Specials. Die Verkaufszahlen der Specials waren tatsächlich nie schlechter als die des regulären Magazins. Doch Magazine finanzieren sich nur zum Teil aus den Verkäufen. Wichtig sind vor allem die Anzeigenverkäufe und hier haben sich beide Publikationen, ab einem bestimmten Punkt, gegenseitig das Leben schwer gemacht. So wurden die Specials eingestellt, um die Werbeerlöse in einer Publikation zu konzentrieren.

TZN: Da in der 38. Ausgabe ja noch die 39. regulär angekündigt wurde, nehme ich an, dass die endgültige Entscheidung zur Einstellung recht kurzfristig getroffen wurde. Meist werfen solche Entscheidungen ja aber doch ihre Vorboten voraus. Wann wurde dir zum ersten Mal klar, dass die Luft für das Magazin langsam dünn wird?

Denker: Da war zunächst die Einstellung der Fernsehspots für das Magazin auf Sat.1. Das tat uns echt weh. Mit der Einstellung der Specials war klar, dass das Magazin auch gefährdet war, falls sich die Lage für “Star Trek” nicht grundlegend verbessern würde. Dies war aber nicht der Fall. Auch die Ankündigung von “Star Trek XI” hat das Fandom nicht so aufgerüttelt, dass es uns weitergeholfen hätte.

TZN: Durch die plötzliche Einstellung hattest du keine Möglichkeit mehr, dich bei den Lesern zu verabschieden. Was hättest du ihnen gerne noch gesagt?

Denker: Was ich auf der Website schon gesagt habe. Ich hätte mich bedankt für die Treue und tolle Unterstützung unserer Leser. Tatsächlich haben wir mit zehn Jahren länger existiert, als ich es mir beim Beginn des Magazins hätte erträumen lassen.

TZN: Bei denjenigen, die das Magazin abonniert hatten, gab es nach dem Aus Unsicherheiten, ob oder wie sie ihr im Voraus gezahltes Geld zurückbekommen. Kannst du uns dazu etwas Neues berichten?

Denker: Eigentlich nicht, da das Abo für das “‘Star Trek’ Magazin” gesondert von Miracle Images GmbH abgewickelt wurde. So liegen auch die Gelder für noch ausstehende Abos bei Miracle Images in Augsburg. Wir erhielten hierzu einige Anfragen und haben daher dies auf der Website klargestellt. Wer also noch nicht alle Hefte seines Abos erhalten hat, sollte sich wegen einer Rückvergütung an Miracle Images wenden.

TZN: Denkst du, dass das Loch zwischen der Einstellung von “Enterprise” und dem jetzt langsam näher rückenden elften “Star Trek”-Film einfach zu groß war, um ein Printmagazin, das sich komplett dem Thema “Star Trek” widmet, zu retten – oder hättest du auch vom kommenden Film keine Neubelebung mehr für das Magazin erwartet?

Denker: Ich erwarte von dem kommenden Film eine Neubelebung für “Star Trek”, aber nicht für ein Magazin, das sich im Zeitschriftenvertrieb behaupten muss. Das Fandom des digitalen Zeitalters existiert heute zum größten Teil im Internet. Die klassische Fandomplattform in Form einer Publikation ist inzwischen einfach zu schwerfällig, zu unflexibel. Sie bietet zu wenig Möglichkeiten der Interaktion. Die meisten Publikationen versuchen ihr Überleben zu sichern, indem sie sich mit Onlineversionen im Netz darstellen. Dies war uns aber versagt, da unser Lizenzvertrag eine stärkere Internetpräsenz nicht zuließ.

TZN: Siehst du im Nachhinein Dinge, die man hätte anders machen können, um das Magazin doch noch zu retten?

Denker: Nein, wir konnten uns nicht gegen den Zeitgeist und die Veränderungen in der Informationstechnologie stellen.

TZN: Auf was bist du rückblickend auf deine Zeit als Chefredakteur des “Offiziellen ‘Star Trek’ Magazins” besonders stolz und was hat dir an der Arbeit besonders viel Spaß gemacht?

Denker: Ich bin stolz darauf, dass wir ein 100% deutschsprachiges “Star Trek”-Magazin waren. Wir haben nicht einfach Artikel aus angelsächsischen Magazinen übernommen und ins Deutsche übersetzt. Wir haben uns jede der 58 Ausgaben (inklusive Specials) ehrlich erarbeitet. Das war nicht immer einfach, aber es hat verdammt viel Spaß gemacht.

TZN: Mike Hillenbrand erzählte auf der FedCon XVI, dass einmal ein kritischer Artikel aus seiner Feder aus Amerika zurückkam mit dem Vermerk: “Das wollen wir in einem offiziellen Magazin nicht lesen.” Hast du auch solche Erfahrungen gemacht, und welchen Einfluss hat Paramount generell auf die Inhalte des Magazins ausgeübt?

Denker: Die Ablehnung ganzer Artikel im Approval-Prozess durch Paramount kam nicht so oft vor, da ich solche Texte in der Regel nicht in Auftrag gab. Ich hatte nach vielen Jahren ein gutes Gespür dafür entwickelt, was bei Paramount durchgeht und was nicht. Aber manchmal gingen der Autor und ich das Risiko ein, ein “schwieriges” Werk unter den wachsamen Augen der Paramount-Wächter durchzuschmuggeln. Manchmal hatten wir Erfolg und manchmal wurden wir abgeschossen. Paramount übte indirekt auf die inhaltliche Konzeption des Magazins Einfluss aus. Es gab bestimmte Vorgaben, was geht und was nicht. Diese Dinge waren aber nicht aus Stein gemeißelt und vieles hing von der persönlichen Beziehung zwischen mir und den beim Approval zuständigen Paramountmitarbeitern ab. Wir haben aber immer versucht, die Grenzen des Möglichen auszureizen und als deutsches Magazin hatten wir mehr Freiheiten als Publikationen in den USA.

TZN: Gingen die Anzeigen (und damit natürlich auch die Einnahmen) für das “Offizielle Magazin” aufgrund sinkender Leserzahlen zurück oder bringen das die Verantwortlichen auch mit der aktuellen, für Printmedien nicht grad rosigen Anzeigenlage im deutschsprachigen Raum allgemein in Verbindung?

Denker: Die Einnahmen aus Anzeigenverkäufen gingen vor allem durch die schwindende Popularität von “Star Trek” zurück. Vor allem blieben Anzeigen von “Star Trek”-Lizenznehmern aus, da es nur noch wenige davon im deutschsprachigen Raum gibt (und keiner davon ist finanzstark).

TZN: Nach der Einstellung einer Reihe von Trek-Publikationen und jetzt mit dem Ende für das “Offizielle ‘Star Trek’ Magazin” ist die verbleibende deutsche Trek-Print-Landschaft sehr, sehr karg geworden. Was sagst du dazu? Wagst du eine Prognose für die Zukunft von “Star Trek” im deutschen Bücher- und Zeitschriftenmarkt?

Denker: Ich denke, dass mit “Star Trek XI” die Popularität von “Star Trek” wieder zunehmen wird und zumindest der Büchermarkt erneut aufblüht. Für “Star Trek”-Zeitschriften sehe ich eher schwarz, da dafür, wie schon zuvor erwähnt, die Zeit wohl abgelaufen ist. Da müsste “Star Trek” schon wieder so populär werden, dass es über den Kern der Fans hinaus Käufer für das Magazin gäbe.

TZN: Im Gegensatz zu den Magazinen haben die deutschen Trek-Internet-Publikationen natürlich weniger Kosten zu tragen. Dementsprechend gibt es nach wie vor eine ganze Reihe von Websites, die auf Deutsch über “Star Trek”-News berichten oder sich auf andere Weise mit dem Thema beschäftigen. Wie siehst du generell diese Internet-Publikationen?

Denker: Sie sind die Gegenwart und Zukunft des Fandoms.

TZN: Denkst du, dass die Entwicklung, die das “‘Star Trek’ Magazin” genommen hat, die Zukunft auch für andere Printmedien vorweggenommen hat? Durch sich verändernde Lebensstile und kostenlose Print- und Online-Angebote gehen ja die Auflagen von vielen klassischen Zeitungen und Zeitschriften zurück. Anders gefragt: Haben die klassischen Papier-Zeitungen und -Magazine noch eine Zukunft?

Denker: Ein Teil davon hat sicherlich eine Zukunft. Die, die etwas exklusiv bieten, was das Internet nicht bietet oder bieten kann. Längere Artikel und Texte sind in Print einfach angenehmer zu lesen und daran werden auch Erfindungen wie E-Paper in absehbarer Zukunft nichts ändern. Der Datenträger Buch oder Zeitschrift ist zwar schrecklich unflexibel, aber unwahrscheinlich easy zu handhaben. Wer legt sich schon für seine Bettlektüre mit einem Laptop ins Bett? Printmedien haben eine Zukunft, müssen aber einen großen Teil des Kuchens an Online-Angebote abgeben.

TZN: Hast du selbst vor, als “Star Trek”-Autor weiter tätig zu sein?

Denker: Nein. Ich möchte mein Leben eine ganze Weile lizenzfrei halten.

TZN: Wie existent ist deiner Meinung nach “Star Trek” in 50 Jahren noch?

Denker: 50 Jahre ist ein sehr langer Zeitraum. Ich hatte “Star Trek” immer für ein Produkt des analogen Zeitalters gehalten, das in der digitalen, virtuellen Welt keinen richtigen Platz hat. Genau wie ein anderes Franchise, das fast gleich alt ist: “James Bond”. Aber Bond-Filme gibt es immer noch. “Star Trek” wird, wie Bond, so verändert werden, dass es in der Hype- und Eventkultur Einzug halten kann und wieder marketingfähig wird. Eins ist sicher: Die Fans werden sich über das Ergebnis mindestens 50 Jahre streiten.

TZN: Danke, Oliver, für das ausführliche und interessante Gespräch!

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