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Das göttliche “Star Trek” – oder die Frage, wie Gott in “Star Trek” dargestellt wird

Religion ist ein recht kontroverses Thema – vor allem in Bezug auf die neue Staffel von “Star Trek: Discovery”.
Warum es aber vielleicht gar nicht so wichtig ist und was Gott in “Star Trek” zu suchen hat (oder eben nicht), dem wollen wir in diesem Artikel auf den Grund gehen. Wir wollen betrachten, wie “Gott”, beziehungsweise “Götter” in “Star Trek” dargestellt werden.

Gott oder Götter?

Dass “Star Trek” das Thema Religion nicht umschifft, ist nicht neu, auch wenn der monotheistische Glaube um den einen Gott eher weniger prominent vertreten ist.
Doch sehen wir uns einmal an, wie der Begriff “Gott” in Star Trek-Folgen umgesetzt wird.
So wird etwa in “Der Gott der Mintakaner” (“The Next Generation”) Picard zum Gott einer primitiven Kultur, als man ihm beim Benutzen von Technik beobachtet.

In der Folge “Die Stunde der Erkenntnis” (“The Original Series”) verehren primitive Eingeborene einen Computer namens Vaal als ihren Gott. In “Das Gesetz der Edo” (“The Next Generation”) gibt es ein mehrdimensionales Wesen im Orbit (das ein bisschen wie ein Schiff aussieht), das von den Einheimischen als Gott betrachtet wird.

Primitive Völker verehren also höher entwickelte als Götter. Dies können Maschinen aber auch Lebewesen sein, die absichtlich oder unabsichtlich als solche angesehen werden. Im Übrigen kann man hier durchaus Vergleiche mit einer anderen SciFi-Serie ziehen, nämlich “Stargate”. Auch dort trafen die Helden, vor allem in den ersten Staffeln, auf von “Göttern” umgesiedelte Menschen. Freilich ist es auch hier ein klassischer Fall von “Eine Kultur schwingt sich über die andere auf und gibt sich als Götter aus”.

Höher entwickelt kann aber nicht nur einfach ein leicht weiter entwickeltes Volk beschreiben, sondern durchaus auch wirklich “mächtige” Wesen. Das wohl prominenteste Beispiel bei “Star Trek” sind hier die Propheten aus “Deep Space Nine.” Die Bajoraner verehren sie als Götter, obwohl es sich bei ihnen um Wesen handelt, die außerhalb der normalen Raumzeit existieren.

Dabei sind die Propheten relativ mächtig und nicht einfach nur eine andere Kultur, die sich über eine andere als Gott aufgeschwungen hat. Auch von solchen übermächtigen Wesen gibt es in “Star Trek” einige Beispiele.

Wie alles begann – Classic-Trek

Dies reicht nämlich schon bis zur klassischen Serie aus den 60ern zurück.
In der zweiten Folge der zweiten Staffel (“Der Tempel des Apoll”) tritt der altgriechische Gott Apoll auf, der sich – wie könnte es anders sein – als überlegene Wesenheit entpuppt, die angebetet werden will. Am Ende besiegt man ihn, da die Menschen einfach keine Götter mehr anbeten (Zitat Kirk: “Wir sind euch entwachsen.”) und er so überflüssig wird. Im Übrigen ist auch das das Konzept hinter der Serie “American Gods”. Jeder Gott existiert nur solange bzw. hat nur solange Kraft, solange an ihn geglaubt wird.

An dieser Stelle ergibt sich eine interessante Frage: Was wäre, wenn Apoll als “Gleichgestellter” zurückgekommen wäre? Er stellt sich den Menschen als Alien mit überlegener Technik vor und will den Gedankenaustausch und die friedliche Koexistenz.

Apollo in "Der Tempel des Apoll" (Szenenbild: CBS)
Apollo in “Der Tempel des Apoll” (Szenenbild: CBS)

In der heutigen Zeit sicher unvorstellbar: Man stelle sich nur vor, Jesus würde wiederkehren. Allein die vielen Zweifler oder diejenigen, die Beweise in Form von Wundern oder Ähnlichem fordern würden, um die “Göttlichkeit” zu beweisen, mal davon abgesehen, wie viele ihn ausschlachten oder für ihre Zwecke benutzen wollen würden…

Der Mensch des Gene Roddenberry’schen 23.Jahrhunderts (oder 24. respektive) würde dem aber offen gegenüberstehen. Man würde eine friedliche Koexistenz anstreben wie bei Balok in “Pokerspiele”. Hier ist es zumeist die Arroganz der Götter, die dieser Koexistenz im Wege steht – übrigens auch wieder eine Parallele zu “Stargate”.

Selbst der Glaube der Klingonen sieht einen Gott in dem Sinne nicht vor, glauben die Krieger doch an Kahless, also einen von ihnen, der vielleicht zum “Gott” stilisiert wurde, im Grunde aber ein Wesen aus Fleisch und Blut war. Und Commander Chakotay glaubt an die Geister seiner Ahnen – auch das im weiteren Sinne kein Gott an sich, sondern fällt eher unter den Begriff “Naturreligion” und ist daher auch für diese Betrachtung nicht von Belang.

In der “The Animated Series”-Folge “Kulkukan – der Mächtige” verfolgt man eine ähnliche Prämisse. Auch hier ist der zurückgekehrte Gott “nur” ein Alien mit überlegener Technologie. Ein richtig übermächtiges Wesen, das Apoll vielleicht das Wasser reichen könnte, kommt dann chronologisch erst in “Star Trek V” vor.

Die letzte Grenze und darüber hinaus

In diesem Film geht es nämlich ins Zentrum der Galaxis (das, wenn man der deutschen Übersetzung glaubt, übrigens “Am Rande des Universums” liegt). Interessanterweise glauben in diesem Film alle wichtigen Spezies des Alpha-Quadranten (Klingonen, Romulaner etc.) an diesen Gott (oder zumindest einer Version des Paradieses eines Gottes). Im Zentrum angekommen, trifft man ein gottgleiches Wesen, das allerdings gar nicht mal so mächtig ist und deshalb ein Raumschiff zur Flucht braucht. Wenn man den Büchern zu “Star Trek” glauben soll, so wurde die “Große Barriere” ja nur gebaut, um dieses Wesen einzusperren – aber der Buchkanon soll hier außen vor bleiben.

Selbst bis hier muss man also festhalten: Die richtig mächtigen Götter entpuppen sich als Aliens bzw. Wesenheiten, die gar nicht so mächtig waren und sich nur von Angst, Glauben oder überlegener Technologie speisten. Ein sehr prominenter Vertreter der “Göttlichkeit” fehlt allerdings bis jetzt in dieser Liste, obwohl er seit der ersten Folge von “The Next Generation” präsent ist. Die Rede ist natürlich von Q, dem man in dem Sinne wirklich Allmacht zuschreiben kann. Zwar gab es derartige Aliens, die vermutlich aus purer Energie bestehen, schon in Classic (Organier, Trelane), so richtig aggressiv nutzt aber nur Q seine Allmacht. Sicher hätte auch er nichts dagegen, als Gott angebetet zu werden. Er versucht es sogar bei Picard in “Willkommen im Leben nach dem Tod”, aber selbst Picard findet, dass das Universum nicht so grausam wäre.

Q und Picard in "Tapestry" (Szenenbild CBS)
Q und Picard in “Willkommen im Leben nach dem Tod” (Szenenbild CBS)

Bei Q wird aber schnell deutlich, dass auch er, trotz seiner Allmacht, von keinem der Menschen als Gott angesehen würde – nur eben als allmächtiges Alien. In gewisser Weise ist Q einem Gott in “Star Trek” sogar näher als alles andere, denn er repräsentiert, wohin die Menschheit sich entwickeln will. Nicht von der Arroganz oder der Allmächtigkeit her, sondern auf spiritueller Ebene. Aufsteigen, zu einer neuen Form des Seins, in der es weder Krankheit noch Tod gibt, einer Lebensform aus purer Energie. Auch hier können wieder Parallelen zu “Stargate” gezogen werden, denn auch dort sind die Antiker aufgestiegen und erlauben es Auserwählten Menschen, ihnen auf die höhere Existenzebene zu folgen. Selbst “Babylon 5” gewährt uns einen Blick in eine Zukunft, in der die Menschen eben dies erreicht haben.

Und auch in “Star Trek” gibt es eine Reihe von Beispielen über Evolution in diese Richtung, allen voran “Wer ist John?” aus der dritten Staffel von “The Next Generation”. Aber Evolution soll hier in diesem Artikel über Gott in “Star Trek” nicht das Thema sein.

Die Liste

Im folgenden nun eine Liste zu denjenigen Episoden, in denen Gott oder Götter erwähnt werden (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

TOS 2×02: “Der Tempel des Apoll” Apollo will, dass die Crew ihn anbetet, er ist aber nur ein Alien mit überlegener Energietechnologie.
TOS 2×05 “Die Stunde der Erkenntnis” Ein Naturvolk bezeichnet einen Computer mit überlegener Technologie als “Gott”.
TAS 2×05 “Kulkulkan – der Mächtige” Der alte Maya-Gott kehrt wieder, erweist sich aber erneut als ein Alien mit überlegenem Raumschiff.
TNG 1×08 “Das Gesetz der Edo” Die Edo verehren ein mehrdimensionales Wesen im Orbit als Gott.
TNG 3×04 “Der Gott der Mintakaner” Picard wird aufgrund überlegener Technologie von den Einheimischen für einen Gott gehalten.
DS9 1×01 “Der Abgesandte” Die Bajoraner verehren die Wurmlochwesen als ihre Götter.
VOY 4×21 “Die Omega-Direktive” Die Borg verehren das Omega-Partikel, die “perfekte” Energiequelle, als Gott.

Was ist denn nun mit diesem “Homo Sapiens Club”?

Wie wir sehen können, hat “Star Trek” um Gott genau genommen immer einen großen Bogen gemacht und wenn, dann waren die dargestellten Götter nichts anderes als Aliens in irgendeiner Form. Unter dieser Prämisse ist es nicht verwunderlich, dass der “eine” Gott, den die meisten Menschen heutzutage anbeten, bislang kaum Erwähnung fand. Von einigen kleineren Bemerkungen abgesehen (z.B. Riker in “Die Iconia-Sonden”: “Gott […] schützt Schiffe mit dem Namen Enterprise”) spielte das Thema, ob die Menschheit Gott zwischen den Sternen gefunden hat oder wie sich das Verhältnis zu den Religionen durch das Weltraumreisen geändert hat, bislang eher kaum eine Rolle. Selbst die anderen Weltreligionen finden keine Erwähnung, einen Moslem etwa hat man bisher in “Star Trek” noch nicht gesehen.

Andere (Alien-)Religionen gut und gerne – aber die der Menschen dann eher doch nicht. Ob sich das mit “Discovery” nun ändern wird?

…und der Bogen zu “Discovery”

In der aktuellen Discovery-Staffel wird ja prominent der “Rote Engel” als die akute Gefahr beworben. Zwar gibt es in der zweiten Folge “New Eden” eine Kirche, in der alle Weltreligionen abgebildet sind, Gott wird dort aber auch nicht erwähnt. Lediglich, dass sich eben eine Religion um den besagten Engel gebildet hat, wird davon abgleitet.

Ob sich dieser Engel wirklich als “Engel”, also als göttliches bzw. von Gott gesandtes Wesen, herausstellen wird, darf wohl, nicht nur aufgrund des Umgangs von “Star Trek” mit Gott, bezweifelt werden. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich um ein weiteres Alien.

Der Rote Engel interveniert im Dritten Weltkrieg (Szenenbild CBS)
Der Rote Engel interveniert im Dritten Weltkrieg (Szenenbild CBS)

Und auch Gott selbst wird in der zweiten Staffel wohl keine große Rolle spielen. Sollte sich “Star Trek” wirklich in dieses Terrain begeben, wäre das durchaus gewagt. Bis dahin bleibt wohl nur abwarten und sehen, was die nächsten Folgen so bringen.

Eines hat die Diskussion um dieses Thema im Zuge der aktuellen Staffel aber in jedem Fall erreicht: Die Serie bleibt im Gespräch.

Thomas Götz
Thomas Götz
Seitdem er 1985 zum Ersten Mal Episode IV sah und ausrief "Aber das heisst doch, Vader ist Lukes Vater" ist Tom der Science Fiction verfallen. Star Trek Fan wurde er, wie viele seiner Kollegen, 1990 mit "The Next Generation" in Deutschland. Seine ersten Buchrezensionen zu Star Trek Büchern erschienen schon 1995 im Alter von 16 Jahren im Star Trek Fanclub. Seit 2006 schreibt er auch Online Rezensionen (ab 2009 Trekzone-Exklusiv) und hat kürzlich seine 2000.Rezension veröffentlicht.

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Es ist sehr ineteressenter Artikel war schön zu lesen. Vielen dank admin. 🙂

Als Christ (wobei mein Glaube eher in philosophischer Richtung geht) bin ich der Meinung, dass Star Trek sich nicht mit der Frage, ob es einen Gott gibt, beschäftigen und auch nicht den einen allgegenwärtigen Gott darstellen sollte. Es sollte meiner Meinung nach einfach nur offen und unerwähnt bleiben. Falsche Götter in Star Trek, die sich als Aliens oder höhere Wesen entpuppen, finde ich ganz okay, denn das hat mit Gott nichts zu tun. Den echten Gott kann man sowieso nicht auf irgendeiner Weise darstellen. Mir hat es sogar gefallen was Kirk am Ende von Star Trek 5 zu McCoy gesagt… Weiterlesen »

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