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Hörspielrezension: Gruselkabinett – Folge 170 “Eine wahre Vampir-Geschichte”

Können uns Vampire überhaupt noch begeistern oder sind wir angesichts der Vampirschwemme der letzten Jahre hoffnungslos übersättigt? In dieser Folge beleuchten wir eine etwa 120 Jahre alte Geschichte.  

Klappentext:

Steiermark 1894: Was hat es mit dem mysteriösen Fremden auf sich, der eines Abends wegen einer Zugverspätung im Schloss der Familie von Baron Wronski Unterschlupf sucht? Während Gabriel, der scheue Sohn des Hauses, alsbald ein Herz und eine Seele mit dem Gast ist, erweckt er das Misstrauen seiner Schwester Carmela. Eines Nachts macht sie eine schockierende Beobachtung, die sie zunächst für einen Albtraum hält …

Meinung:

Hörspielrezension: Gruselkabinett - Folge 170 "Eine wahre Vampir-Geschichte" 1
Cover von “Eine wahre Vampir-Geschichte” von Titania Medien.

Die Geschichte läuft linear ab und wird stringent aus der Perspektive der Figur Carmela erzählt. Carmela ist besorgt um ihren Bruder Gabriel und kann das Offensichtliche nicht fassen, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Zumal ihr von Gabriel eifersüchtige Motive unterstellt werden. Carmela spürt schon kurz nach der Ankunft des Fremden, dass Gefahr im Verzug ist. Doch ihre Familie sowie die belgische Gouvernante ignorieren ihre Unkenrufe. Im Gegenteil, fast scheint es, als würden sie erst recht gegen Carmelas Ratschläge handeln.

Die ursprüngliche Geschichte ist eine Erzählung von Eric Stenbock, einem Grafen aus Estland, der sie Ende des 19. Jahrhunderts schrieb. Bekannt wurde der Autor ferner durch sein Faible für Religion. Er interessierte sich außerdem für Reptilien und begann, diese zu sammeln. Sein Schlafzimmer glich einem Terrarium. Das Bizarrste war jedoch, dass er auf Reisen stets einen lebensgroßen Puppenjungen mitnahm, den er „den kleinen Grafen“ nannte. Die Puppe musste immer dabei sein. Stenbock führte lange Gespräche mit ihr und wenn er doch einmal ohne sie unterwegs war, dann fragte er die Dienerschaft täglich nach deren Befinden. 

Einige Motive aus seinem Leben, zum Beispiel die Glaubensfrage, finden sich in seinen Geschichten wieder. Der Aufbau und die Erzählweise halten sich an den klassischen Schauerroman, der in England in jener Zeit besondere Aufmerksamkeit genoss. 

So ist es nicht verwunderlich, dass wir Hörer im Grunde schon zu Beginn wissen, dass die Handlung sicherlich nicht mit einem Happy End aufwartet. 

Die Sprecher:

Ich beginne am besten mit dem seltsamen Gast, der sich bei Familie Wronski einnistet. Anders kann man die dreiste Art, sich breitzumachen, nicht nennen. Genau so handelt er. Der Graf Vardalek ist ein Parasit. Martin May gelingt es hervorragend, die listige, eigennützige Facette des Grafen allein mit seiner Stimme hervorzuholen. 

Die Gouvernante, gesprochen von Wietske van Tongeren, entlockte mir öfter ein Schmunzeln. Ich stelle sie mir als pausbäckiges, bodenständiges Fräulein mit immer adrett frisiertem Knoten vor und dann muss die Ärmste stimmlich in Anwesenheit des betörenden Grafen so entgleisen. Gabriel, der Bruder: Sein Leid und sein Verfall werden schön gezeigt. Mir tat er leid. Und dann Carmela, die wütende Beschützerin, die ständig vor die Wand läuft und deren Wut immer größer wird. Luisa Wietzorek hat wahrlich geglänzt. Sie hatte den schwierigsten Part, steht ihre Figur doch allein gegen den ganzen Rest. 

Schöne Nebenrollen wurden gesprochen von: Christoph Jablonka und Bernd Kreibich.

Soundeffekte und Musik:

Die Sounds waren in dieser Folge wieder etwas dramatischer gewählt. Im Anwesen hören wir Türenschlagen, Schritte, das Trinken von Tee. 

Die musikalische Untermalung waren dieses Mal traurige Stücke und sogar ein Opernsolo, in der Rolle der Gouvernante, gesungen von Wietske van Tongeren.

Das Cover:

Eingerahmt zwischen Säulen sieht man den jungen Gabriel nachts in unschuldig weißer Kleidung eine Treppe hinaufeilen. Ihm streckt sich eine krallenhaft verformte Hand entgegen. Die Stimmung auf dem Cover passt hervorragend zur Geschichte. 

Fazit:

Der Gruselfaktor treibt einem in dieser Folge nicht den Puls in die Höhe, es ist eher das Mitfiebern mit der gebeutelten Protagonistin, das Fügen in das Unvermeidliche – was einem sehr widerstrebt. Und genau aus diesem Grund, weil diese Folge so unerbittlich in ihrer Konsequenz ist, erhält sie die volle Punktzahl.

[usr 5]

Information: Ein Exemplar dieser Ausgabe wurde dem Autor vom Verlag zum Zwecke der Rezension kostenlos überlassen.

Quick-Infos

Autor: Eric Stenbock
Originaltitel: The True Story of a Vampire
Jahr der Veröffentlichung (Original): Ende 19. Jhd. / Hörspieladaption 2021
Übersetzer: Marc Gruppe
Hörspiellänge: ca. 59 Minuten
Preis: 7,99 Euro
ISBN: 978-3-7857-8318-4
Label: Titania Medien

 

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