Über 15 Jahre und über ebenso viele Teile hat das “Assassin’s Creed”-Franchise nun schon auf dem Buckel. In dieser Reihe werden wir daher eine kleine Reise unternehmen und uns alle Teile der Reihe zu Gemüte führen. In Teil 19 sehen wir uns den letzten Teil der Chronicles-Nebenreihe an. Geht mit auf unsere “Assassin’s Creed Odyssee”.
Und erneut…
Wieder ist einige Zeit ins Land gegangen (andere schöne Spiele kamen halt nunmal dazwischen), und ja, ob man in diesen Zeiten über ein in Russland spielendes Game berichten sollte, ist sicher debattierbar. Allerdings spielt das Setting zur Zarenzeit, oder genauer gesagt, deren Ende, 1918, und hat mit den jetzigen Ereignissen nur wenig zu tun.
Die Zeiten für Assassin’s Creed-Fans sind dabei sehr rosig, denn nicht weniger als vier weitere Games sind für die nächsten Jahre angekündigt. Dabei soll die Gegenwartsgeschichte in einem allgemeinen Hub verfügbar sein, um denjenigen entgegenzukommen, die nur das historische Setting spielen wollen. Für mich war die Metaebene bzw. die Gegenwartsstory aber durchaus mit das Interessanteste…
Auf der anderen Seite hat Ubisoft angekündigt, den Stecker bei den Multiplayer-Versionen der alten Spiele zu ziehen. Momentan geht es zwar noch, da man es wohl verschieben musste, aber dies ist womöglich nicht mehr lange der Fall. Die wichtige Frage ist allerdings, was mit den Storyteilen geschieht? Okay, genau genommen betrifft es nur “Brotherhood” und “Revelations” (und “Liberation“). Die Multiplayerparts der folgenden Teile, “Assassin’s Creed 3“, “Black Flag” und “Unity“, kann man nämlich auch solo spielen, hier ist ein entsprechender Modus implementiert, wobei die Multiplayermissionen im Singlemodus bei “Unity” durchaus sehr schwer sind. Die Story der Multiplayerparts war seit Teil 3 aber auch eher minimal, während man in “Brotherhood” und “Revelation” den “Aufstieg” von Juhani Otso Berg spielen konnte und man auch Videosequenzen sehen konnte. “Liberation” lassen wir mal außen vor. Der Multiplayermodus von “Liberation” war auf PC eh noch nie verfügbar und nur für Konsolenspieler relevant und dürfte daher nicht ganz so viele Leute tangieren. Zumal es auch hier eben keine Story gab.
Also alles halb so wild? Wie gesagt, man wird sehen müssen, ob und wie die Story zugänglich bleibt. Ich sehe sie durchaus als essentiellen Teil der AC-Reihe. Und es wurde immerhin die Diskussion entfacht, inwieweit man über seine Spiele verfügen kann und was passiert, wenn z.B. Steam beschließt, deine Bibliothek zu löschen? Und ebenso wird darüber diskutiert, wie man Spiele für die Ewigkeit bewahren könnte. Aber um all das soll es hier nicht gehen.
Die Basics
Im dritten Teil der Chronicles-Reihe sind wir, wie der Titel schon sagt, in Russland unterwegs. Der Stil ist dabei wieder ähnlich gehalten wie die beiden Vorgänger, China und India. Während “India” noch schön bunt war und der Comiccharakter etwas mehr betont wurde, wirkt “Russia” hier mit dem eher dunkleren Russland wieder mehr wie der erste Teil. Und natürlich passt das auch zum Setting, denn die Zeit der russischen Revolution war eben auch eine dunkle. Und auch hier muss der Rechner nicht ganz so performant wie bei der Hauptreihe sein.
Was das Setup angeht, so hat man auch hier wieder die üblichen Assassinenwaffen. Rauchbomben, Gewehr, man kann pfeifen… alles bekannt, wenn man die ersten beiden Teile gespielt hat. Neu bei Hauptcharakter Orelov ist, das er Kurzschlüsse verursachen oder auch Objekte heranziehen kann. Das ist an einigen Stellen zwar essentiell, ist aber ansonsten eher ein nettes Gimmick.
Was ebenso aus den Vorgängern bekannt ist, ist, das die Sprachausgabe erneut nur in Englisch ist. Im ersten Teil “China” war ja noch durchgehend chinesisch gesprochen worden, was ja dann mit der deutschen Untertitelung in Ordnung ging. Im zweiten war man davon abgekommen und auch jetzt, im dritten, wird auch wieder englisch mit deutschen Untertiteln geredet – und nein, die russischen Passagen sind nur minimal. Das ist wieder etwas schade, auch wenn auch hier vermutlich wieder ein Kostenfaktor ausschlaggebend war.
Bonuscontent
Wie in den anderen Teilen kann man sich auch hier in Zusatzcontent verlustieren, und damit ist nicht gemeint, das man das Spiel nach Fertigstellung in zwei höheren Schwierigkeitsgraden absolvieren kann. Es gibt wieder Herausforderungsräume, in denen man entweder nach Zeitvorgabe einige Splitter einsammeln muss, in dem man sein Attentatsziel finden und ausschalten muss oder in dem man eben alle töten muss. Auch hier zählt, wie oft man entdeckt wird und wie schnell man ist – wie in der Solokampagne halt auch. Ganz nett, für alle, die ein wenig mehr fürs Geld wollen, insgesamt aber halt auch eher nur minimale Beschäftigungstherapie. Denn auch wenn man hier nochmal ein paar Stunden versenken kann, ist halt schnell die Luft raus.
Übrigens kann man die Animus-Splitter auch im Hauptspiel wieder sammeln. Wie bereits im zweiten Teil schaltet man damit aber keine Storyfragmente frei, sondern nur Upgrades für den Charakter. Die sind diesmal allerdings nicht zwingend notwendig, denn im Gegensatz zu Teil 2 hat man den Schwierigkeitsgrad hier wieder heruntergefahren. Man kommt locker mit einem Energiebalken durch das Ganze Spiel und es gibt nur wenige Passagen, die man wiederholen muss (bis auf den Endgegner, aber dazu kommen wir später). Die Speicherpunkte sind hier fair gesetzt und man hat nach drei oder vier Fehlversuchen spätestens den Dreh raus und den Level gelöst. Hier hat man vom bockschweren Vorgänger gelernt – zum Glück.
Positiv ist auch, das Sachen wie das Scharfschützennest, das in “India” durchaus Spaß machte, hier auch wieder Einzug gefunden haben. Hier muss man nicht so überlegen wie noch bei “India”, denn hier muss man nur schnell sein und ansonsten geht es “Straight Forward”. Ganz so viel überlegen wie noch beim Vorgänger muss man hier allerdings nicht. Hier sollte auch für jeden Normalspieler das Durchkommen ein leichtes sein.
Story und Solokampagne
Die obligatorischen Helix-Cheats und Verstecke gibt es auch hier. Und da man sich in einer halbwegs modernen Umgebung befindet, darf man hier auch mal von Zug zu Zug springen oder trifft das ein oder andere Auto. Das ist eine schöne Abwechslung zum historischen Allerlei der anderen Spiele. Auch hier sind die einzelnen Passagen aber eher recht kurzweilig. Auch die neuen Fallen, wie die mit Strom geladenen Stolperdrähte und Minen, halten nur marginal auf.
Als 2.5D-Plattformer geht es auch manchmal in die Tiefe des Raums, aber auch diese Passagen halten sich in Grenzen. Speedruns gibt es auch wieder, in denen der Level um einen zusammenstürzt, aber auch diese sind nicht ganz so schweißtreibend wie zuvor. Wie erwähnt, der Schwierigkeitsgrad ist zum Glück moderat. Noch vor Odyssey darf man hier übrigens eine Frau steuern. Denn Storytechnisch dreht sich alles um Orelov, Mitglied er, wie könnte es anders sein, russischen Bruderschaft. Der ist uns natürlich allen bekannt, hat er doch einst einen Edenstab von Rasputin gestohlen.
Wie, ihr habt noch nie davon gehört? Lest ihr etwa die Comics nicht? Die Hintergrundstory von Orelov wird in Animus-Einträgen erklärt, wie schon in den Teilen zuvor. In, meist versteckten, Kisten findet man weitere Storyschnipsel, die seine Vergangenheit erhellen. Im Gegensatz zu “India” ist es aber zum Glück nicht ganz so verworren und man muss das nicht zwangsweise “studiert” haben, um die Story zu genießen. Dabei dreht sich alles um Ezios Kästchen, auch das ein Storyelement, das bis zu China zurückreicht. Allerdings ist es auch etwas merkwürdig, denn in China wurde ja schon enthüllt, das die Box leer ist und lediglich als Stütze für Shao Jun gedient hat. Hier nun wird dem Ding gleich eine bedeutende Edenmacht zugeschrieben, die eigentlich wiederum nicht wirklich für die Story relevant ist, weswegen man es sich auch hätte sparen können. Im Grunde hat die Kiste nur den Zweck, die Assassinenfähigkeiten in Anastasia zu wetten.
Womit wir beim Beugen der Historie für Assassin’s Creed wären, auch das nichts Neues. Denn Orelov rettet hier Anastasia und muss sie im weiteren Verlauf in Sicherheit bringen. Dabei erweisen sich die russischen Assassinen später als Verräter und vor allem gegen Ende zieht die Schwierigkeit daher nochmal an. Anastasia darf man, wie erwähnt, auch steuern, allerdings hat sie nur eingeschränkte Fähigkeiten. Gewehr, Rauchbomben oder gar den Enterhaken gibt es bei ihr nicht. Hier muss man sich wirklich aufs Schleichen verlassen. Wie erwähnt, dank der moderaten Schwierigkeit klappt auch das ganz gut.
Und so hangeln wir uns an Decken und Wänden entlang, huschen von Versteck zu Versteck und meucheln unsere Gegner nieder. Und ja, die Story ist auch ein wenig Klischeebehaftet (schon wieder Verräter), aber es ist ja auch nur ein Nebenteil, in dem man vergleichsweise schnell durch ist. So ist man nach etwa 10 Stunden am Ziel angelangt – sofern man nicht Stunden in den blöden Endboss steckt….
Endboss und geheimes Ende
Der Endboss ist nämlich ein Panzer, vor dem man weglaufen muss. Und das ist extrem schweißtreibend, was auch daran liegt, das laufen nichts bringt. Richtig gehört, wenn man sich hüpfend fortbewegt, ist man schneller, als wenn man läuft. Und das muss man machen, sonst hat man keine Chance! Denn hier muss quasi jeder Sprung sitzen, was oftmals nur mit frustrierenden Wiederholungen einhergeht. Wer auch immer das designt hat, wollte die Spieler nochmal ordentlich quälen. Und dabei ist nicht nur die Wegrennpassage auf dem Boden gemeint, sondern auch das Tänzeln über die Dächer, während man beschossen wird.
So schön das Spiel bis hierher auch war, der Endboss drückt die gute Stimmung doch deutlich. Übrigens der einzige Endboss, die Vorgänger hatten hier mehr zu bieten. Hat man das aber gemeistert und auch die Sniper-Passagen erledigt, wird man endlich mit dem Ende konfrontiert. Und hier gibt es eine geheime Zusatzsequenz. In allen drei Chronicles-Teilen kann man nämlich Assassinensymbole sehen. Sieht man sich diese mit dem Adlerauge an, erhält man einen Code. Diese kann man nun eingeben und erhält eine “geheime” Endsequenz in der Gegenwart, die direkt an das Ende von “Syndicate” anknüpft. Okay, insgesamt betrachtet ist auch die recht unspektakulär, denn Juhani bringt Dr. Gramatica einfach nur Ezios Kästchen zu Projekt Phoenix. Projekt Phoenix? Das kennen wir aus der Syndicate-Endsequenz. Das ist das Projekt, das Juno einen Klonkörper basteln will…
Nun, das wird ja dann hoffentlich im nächsten Teil, “Origins”, aufgelöst, nicht wahr? (Spoiler: Wird nicht, bzw. nicht so, wie alle denken).
Fazit
Der moderate Schwierigkeitsgrad machen das Spiel zu einem angenehm zu spielenden Plattformer, den man getrost mal nebenher spielen kann. Die Story ist allerdings erneut nicht das Gelbe vom Ei. Ansonsten sind die altbekannten Schleich- und Meuchelpassagen der Vorgänger aber vorhanden.
Wertungsspiegel
Mit 3.5 Sternen spielt “Russia” wieder etwas mehr oben mit. Die Spielzeit ist mit 11 Stunden normal für einen Chronicle-Titel.
Reisezeiten
Und nun kommt natürlich der Big Mäc, auf den wir alle gewartet haben. Das Gute ist, das man hier in der modernen Zeit unterwegs ist. Wir fahren also schon mit dem Auto bzw. Zug und sind daher recht schnell unterwegs im Vergleich zu den Pferden der früheren Teile. Von Sankt Petersburg geht es nach Jekaterinburg, nach Kasan und dann nach Moskau. Und das war’s.
Damit sind wir hier bei einer Kilometerzahl von 4017. Die Reisezeit beträgt 53 Stunden.
Nächster Halt: Endlich AC – Origins… oder vielleicht doch erstmal “Dragonflight”….
Bildquellen: gamestar.de, playstationcountry.com, imdb.com, gamersglobal.com