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Die Autoren streiken

US-Unterhaltungsindustrie quasi lahm gelegt: Ein Vertragsstreit, der vor allem durch Spannungen über Streaming-Gehälter angeheizt wird, führte zu Streikposten in L.A., New York und anderen Städten. “Star Trek”-Produktionen, deren Skripte noch nicht geschrieben worden sind, sind betroffen.

Gewerkschaft vs. Medienunternehmen

Der Autoren-Streik ist ein laufender Arbeitskonflikt zwischen der Gewerkschaft Writers Guild of America (WGA), die rund 11 500 Autoren vertritt, und der Alliance of Motion Picture and Television Producers (AMPTP), also der großen Medienunternehmen. Die Autoren der US-amerikanischen Unterhaltungsindustrie verweigern nun seit dem 2. Mai 2023 die Arbeit. Sie werden keine Texte verfassen, veröffentlichen oder weitergeben, die einem Format folgen, das rein rechtlich gesehen als an die Unterhaltungsindustrie verkaufbar interpretiert werden können.

Gründe des Streiks

Es geht um vieles, unter anderem um die grundsätzliche Vergütung der Autoren, um Mindestlohn, um Mindestbeschäftigungsdauer, um Rente und Krankenkassen, um die durch die Streamingindustrie sehr veränderte Arbeitsrealität, selbst um die Nutzung von Räumen, in denen Autoren gemeinsam an Fernsehserien arbeiten — und um die Regulierung und den Einsatz von Künstlichen Intelligenzen.

Was bisher geschah…

Die WGA-Gewerkschaft und die Allianz AMPTP verhandelten seit März 2023. Am 18. April 2023 stimmten die WGA-Gewerkschaftmitglieder ab und entschieden sich für einen Streik, falls sie bis zum 1. Mai 2023 keine zufriedenstellende Vereinbarung mit den großen Medienhäuser erzielen. Dies trat ein, der Streik begann.

Die o.g. Allianz setzt sich aus 350 Unternehmen zusammen, darunter auch Amazon Studios (sowie MGM Holdings), Apple Studios, Lionsgate, NBCUniversal, Netflix, Paramount Global, Sony Pictures, der Walt Disney Company und Warner Bros. Discovery (WBD). Die Streaming- und Produktionsunternehmen konzentrieren sich nun darauf, Betriebskosten so weit wie möglich einzudämmen, um den Streik zu überstehen. Schon seit Ende 2022 wurden bei vielen Streamingdiensten im Namen der Kostensenkung schmerzhafte Entlassungswellen durchgeführt. Viele Projekte, die als unrentabel gelten, wurden gestrichen. Auch “Star Trek: Discovery” wurde abgesetzt.

Auswirkungen

Welche Sendungen von der Arbeitsniederlegung betroffen sein können, hängt davon ab, wie lange der Streik andauert. “Strange New Worlds“, “Star Trek: Discovery“, “Starfleet Academy” und “Section 31” befinden sich in unterschiedlichen Entwicklungsstadien: einige der Produktionen werden womöglich vom Streik betroffen sein, vielleicht aber auch nicht.

Eine monatelange Pattsituation ist nicht ausgeschlossen. Die Produktion täglicher TV-Formate wurde schon mit Beginn der Streiks sofort unterbrochen. Klassische Late-Night-Shows z.B. erfordern zeitnahe Produktionspläne. Viele solcher Shows wurden verschoben, einige gar abgesetzt. Episodische Projekte dagegen werden erst später betroffen sein, sobald es um noch nicht geschriebene Skripte geht.

Die Produktion von “Stranger Things” wurde bereits heute eingestellt. Die Macher der Serie informierten darüber in einem Tweet. Sie hoffen, dass bald eine faire Einigung erzielt werden kann, damit sie zu ihrer Arbeit zurückkehren können.

BREAKING: The final season of the popular Netflix series "Stranger Things" has stopped production due to the ongoing #WGAStrike. The creators showed support for the strike and hope that a fair deal can be reached soon so they can return to work.⁠ pic.twitter.com/UxHqVQhzA1

— Los Angeles Magazine (@LAmag) May 7, 2023

Der Streik betrifft alle, die an den nun stillgelegten Projekten arbeiten; auch Unternehmen, die die Branche beliefern. Gleichermaßen erleiden die streikenden Autoren natürlich Einkommensverluste, da sie nun das Schreiben, Überarbeiten, Verhandeln und Pitchen verweigern; gemäß den Streikregeln ihrer Gewerkschaft, die sehr ernst genommen werden.

“Strange New Worlds” nicht betroffen

Der Streik wird keine Auswirkungen auf die bevorstehende zweite Staffel von “Strange New Worlds” haben, deren Produktion letztes Jahr abgeschlossen wurde und die am 15. Juni Premiere haben wird. Sollten nicht noch weitere Gewerkschaften der Branche in den Streit treten (Schauspiel/Regie), ist auch die dritte Staffel nicht betroffen, deren Dreharbeiten im Mai hätten beginnen sollen. Viele bis alle der zehn Drehbücher wurden sicherlich längst geschrieben. Allerdings zeichnet sich ab, dass Drehtermine verschoben wurden.

Die Serie wird in Kanada produziert. Es ist prinzipiell möglich, dass die Produktion von “Strange New Worlds” (bis zum Ende des Streiks) offiziell aufgeschoben wird, wenn WGA-Mitglieder, die nicht nur Autoren sondern auch Produzenten sind, entscheiden, von Kanada aus in den Streik miteinzutreten [Update: ein erster Produzent/Autor hat seine Arbeit niedergelegt].

“Discovery” vermutlich nicht betroffen

Die Produktion der fünften und letzten Staffel von “Star Trek: Discovery” ist eigentlich seit Ende 2022 abgeschlossen. Allerdings wurden Nachdrehs geordert, deren Skripte, falls noch nicht zu Ende geschrieben, vom Autorenstreik betroffen sein könnten. Es geht um die Überarbeitung des Staffelfinales, das nach der unerwarteten Absetzung der Serie nun zum Serienfinale umfunktioniert werden muss.

Wie auch “Strange New Worlds” wird “Discovery” in Toronto gedreht. Wir gehen davon aus, dass die “Discovery”-Nachdrehs und die Staffel-3-Produktion von “Strange New Worlds” nahtlos ineinander übergehen sollen, um Kosten zu minimieren. Wir gehen außerdem davon aus, dass Paramount+, wie auch andere Medienhäuser, den Streik schon lange vorausgesehen und sichergestellt hat, dass ein fertiges Drehbuch vorliegt.

“Starfleet Academy” & “Sektion 31” eventuell betroffen

Sollte sich der Streik hinziehen, kann er sich auf die Terminierung von “Starfleet Academy” und “Sektion 31” auswirken, für die es bisher noch keine vollendeten Drehbücher gibt.

Für “Sektion 31” existiert vermutlich noch nicht mal ein Entwurf; auch er wird nun auf sich warten lassen. Arbeiten am Drehbuch für “Academy” waren laut unserem Partner TrekMovie.com bereits im Gange und wurden des Streiks wegen unterbrochen; ein Produktionsstart, der idealerweise fertige Skripte voraussetzt, ist für 2024 angesetzt und könnte sich deswegen verschieben.

Seit dem 2. Mai 2023 kann für keine dieser Produktionen mehr geschrieben werden, bis ein neuer Gewerkschaftsvertrag ausgehandelt ist.

“Prodigy” & “Lower Decks” nicht betroffen

Die streikende Gewerkschaft vertritt nur Live-Action-Projekte und Spielfilme. Zeichentrickserien sind also nicht betroffen, damit eingeschlossen also “Lower Decks” und “Star Trek: Prodigy“. Die Dreharbeiten für Staffel 2 von “Prodigy” wurden bereits 2022 beendet. Staffel 4 von “Lower Decks” befindet sich in der Postproduktion. Die Dreharbeiten zur fünften sind im Gange. Beide Zeichentrickreihen werden durch die Gewerkschaft Animation Guild und nicht durch die WGA vertreten.

Allerdings: Die WGA unterstrich, dass Zeichentrick-Autoren Rat einholen sollen, ob ihre individuelle Arbeit den Aktivitäten des Streiks zuwiderläuft; falls ja, wird ihnen nahegelegt, die Arbeit zu verweigern. Die WGA-Gewerkschaft droht sogar damit, jene Autoren, die für Unternehmen arbeiten, gegen die die Gewerkschaft streikt, von einer künftigen WGA-Mitgliedschaft auszuschließen.

“Star Trek: Legacy”

Den Streikregeln folgend, die selbst Vorschläge für Spielfilme oder Fernsehserien abdecken, sind Meetings für neue mögliche Projekte nicht erlaubt. Es gab zwar ohnehin keine Anzeichen dafür, dass Paramount+ bereit wäre, die Entwicklung neuer “Star Trek”-Serien voranzutreiben, aber der Streik erzwingt nun so oder so eine Pause für jedwede Gespräche zwischen dem “Picard“-Showrunner Terry Matalas und Paramount+ über das erhoffte “Legacy“-Spin-Off.

Star Trek: Discovery writers out at the Disney picket.#WGAStrong #WGAStrike pic.twitter.com/9DxsPpsyrw

— Carlos Cisco (@carlos_cisco) May 2, 2023

Weitere Streiks

Es mag sein, dass dies nur der erste von mehreren Streiks sein wird, denn auch die Verträge anderer großer Gewerkschaften der US-Unterhaltungsindustrie enden bald. Die Schauspielgilde und auch die Regie-Gewerkschaft verwiesen in vergangenen Jahren auf ähnliche Probleme wie die WGA. Sollten Regisseure und Schauspieler mit in den Streik treten, wird die gesamte Branche zum Stillstand kommen.

Dies beträfe dann z.B. auf jeden Fall die Sommerdreharbeiten von “Strange New Worlds“, Staffel 3. Paramount müsste die Produktion anhalten, bis sämtliche Verträge neu vereinbart wurden.

Alle Studios stehen unter dem Druck, ihre Kosten zu senken. Eine Einigung über eine Erhöhung der Arbeitskosten z.B. wird somit zum schwierigen Unterfangen. Gleichzeitig ist die Branche auf einen stetigen Zustrom neuer Drehbuchinhalte in hohem Maße angewiesen.

Autoren-Streiks im Laufe der Jahrzehnte

Während eines ähnliches Streiks in den Jahren 2007-2008 verlor die kalifornische Wirtschaft rund 2,1 Milliarden US-Dollar. Er dauerte 14 Wochen an. Der “Star Trek”-Film von J.J. Abrams wurde währenddessen gedreht.

Ein WGA-Streik im Jahr 1988 hatte große Auswirkungen auf die zweite Staffel von “Star Trek: Die nächste Generation“. Er führte zu einer verkürzten Staffel und zu dem stark kritisierten Finale “Kraft der Träume”, das eher einer Clip-Show glich als einer echten Episode.

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Mai 1981. Der Schauspieler Leonard Nimoy (TOS, Spock) unterhält sich mit den Streikenden. Er und seine Kolleg:innen demonstrieren ihre Unterstützung für die streikende Writers Guild of America in einem gemeinsamen Marsch, der die erste große Unterstützungsbekundung der Schauspieler für die Autoren war. Bild: © Wally Fong
Maja T Mo
Maja T Mo
Beim TZN dabei seit der Erstausgabe des DAILY-TREK-Newsletters, 1999.

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