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Rezension: Star Trek: Strange New Worlds 2×07 – “Those Old Scientists” / “Tierisch olle Sternenreisende”

In “Those Old Scientists” trifft Animationsserie auf Live-Action-Format. Ob das Experiment gelungen ist, lest Ihr in dieser SPOILER-Rezension.

Portal in die Vergangenheit

Im Jahr 2381 erforscht die USS Cerritos auf dem Planeten Krulmuth-B ein seit über einem Jahrhundert inaktives Zeitportal, das bereits 2259 von Captain Pike (Anson Mount) und der USS Enterprise NCC-1701 entdeckt wurde. Als die ‘Unterdeckler’ von Commander Ransom mit einer Routineuntersuchung des Portals beauftragt werden, kommt es zu einem folgenschweren Unfall: Zunächst wird Boimler (Jack Quaid) und wenig später auch Mariner (Tawny Newsome) in das Portal gezogen. Beide landen just zu der Zeit, als die Enterprise gerade das Portal erforscht.

Gemeinsam mit den ‘ollen Wissenschaftlern’ aus dem 23. Jahrhundert versuchen Boimler und Mariner einen Weg zu finden, um in die Zukunft zurückzukehren. Doch auf der legendären Enterprise NCC-1701 gibt es so viel Historisches zu entdecken, dass es den beiden Jungoffizieren äußerst schwerfällt, das temporale Protokoll strikt zu befolgen. Ihre Heldenverehrung und Redseligkeit nimmt stellenweise Ausmaße an, die die Geduld der Enterprise-Crew enorm strapazieren…   

Animation trifft Live-Action

Crossover-Episoden hat es in “Star Trek” schon einige gegeben (siehe Info-Kasten unten), aber dank “Lower Decks” bot sich hier erstmals die Gelegenheit, eine der drei Animationsserie mit einer der acht Live-Action-Serien zu kreuzen. Eine äußerst coole und innovative Idee, wie ich finde. Dieser mutige Ansatz sorgt dann auch für eine durchaus gelungene Folge, soviel sei an dieser Stelle schon vorweggenommen.

Crossover in “Star Trek”

Zum einen bekommen wir die Möglichkeit, mit Jack Quaid und Tawny Newsome zwei der “Lower Deck”-Stars auch mal in persona auf dem Bildschirm zu erleben. Einen ähnlichen Ansatz verfolgte vor 25 Jahren schon die “Deep Space Nine”-Episode “Far Beyond The Stars”, in der man erstmals Teile des Casts, darunter René Auberjonois (Odo), Armin Shimerman (Quark), Marc Alaimo (Dukat) und J.G. Hertzler (Martok), ohne ihre Latexmasken bewundern konnte.

Zum anderen sind auch die animierten Versionen von Pike und Co. wirklich ein großer Spaß. Toll, wie man die äußeren Erscheinungsbilder und Charaktereigenschaften der Enterprise-Crew hier in einer kurzen Szene am Schluss treffsicher eingefangen hat.

Zwei Nervensägen aus dem 24. Jahrhundert

Angesichts der stilistischen Ausrichtung von “Lower Decks” als Comedy-Format war schon im Vorfeld erwartbar, dass auch diese “Strange New Worlds”-Episode eher im humoristischen Bereich angesiedelt sein dürfte. Und so ist es dann auch gekommen. Wobei es schon augenscheinlich ist, dass unsere beiden ‘Unterdeckler’ in ihrer Live-Action-Version etwas weniger hektisch sprechen und agieren als ihre Pendants in der Animationsserie. Vor allem der sonst so ultranervöse und teils panisch-überreagierende Boimler wirkt hier — für seine Verhältnisse — etwas abgeklärter, als man es aus “Lower Decks” gewohnt ist. Gleiches gilt auch für Mariner, die ihr loses Mundwerk hier ein klein wenig besser im Griff zu haben scheint. Pike ist eben nicht Ransom oder ihre Mutter.

Boimler und Mariner sind aber noch eindeutig als die beiden Charaktere aus “Lower Decks” erkennbar. Allerdings wirken sie hier eine Spur realistischer, was den beiden Figuren zugleich auch die nötige Authentizität für eine Live-Action-Serie verpasst. Und diese Anpassung an die Erfordernisse eine Live-Action-Serie hat den positiven Nebeneffekt, dass “Lower Decks” nun endgültig Teil des offiziellen Trek-Kanons geworden ist. Sollte noch irgendjemand daran gezweifelt haben, dass auch diese Comedy-Iteration integraler und relevanter Bestandteil der Prime-Zeitlinie ist, dann dürften diese Zweifel nun final ausgeräumt worden sein. “Lower Decks” füllt definitiv die chronologische Lücke zwischen “Nemesis” und “Picard”. Ohne Wenn und Aber.

Der humoristische Kern der Episode besteht logischerweise in der Situationskomik, die entsteht, wenn zwei so unkonventionelle junge Sternenflottenoffiziere auf ihre historischen Vorbilder treffen. Und wenn deren Heldenverehrung mit den Bestimmungen des temporalen Protokolls kollidiert. So lässt Plappermaul und Klugscheißer Boimler auch in der Live-Action-Inkarnation kein Fettnäpfchen aus. Und Mariner will auch im 23. Jahrhundert stets mit dem Kopf durch die Wand.

Dies alles sorgt für jede Menge witziger Konstellationen. Am unterhaltsamsten sind aber jene Szenen, in denen Boimler regelrecht geschockt ist über den emotionalen Spock. Die unterlaufene Erwartungshaltung Boimlers, die in ironischer Weise Fan-Reaktionen aufs Korn nimmt, wurde von Regisseur Jonathan Frakes in genialer Weise szenisch umgesetzt.

Leider gelingt es auch “Those Old Scientists” nicht so ganz, glaubhaft zu vermitteln, dass zwischen der TOS- und der TNG-Ära ein ganzes Jahrhundert liegt — von den Kommunikatoren und Tricordern mal abgesehen. Denn was Umgangsformen und Sprache betrifft, haben Boimler und Mariner praktisch keine Anpassungsschwierigkeiten. Gerade darin bestünde jedoch ein weiterer Ansatzpunkt für nette Situationskomik: andere Zeiten, andere Sitten. Hierin spiegelt sich ein altbekanntes “Star Trek”-Problem wider. Man hat manchmal den Eindruck, dass sich zwischen dem 23. und 24. (TOS und TNG) und insbesondere zwischen dem 23. und 32. Jahrhundert (“Discovery”) in Sachen kultureller Entwicklung nicht sehr viel getan hat. Das widerspricht allerdings dem, was uns die Geschichte gelehrt hat.

Von Portalen und Orionern

Die Folge konzentriert sich selbstredend auf die Interaktionen zwischen den beiden Gästen aus dem 24. Jahrhundert und der Enterprise-Crew. Das sorgt für einige nette Charakterszenen, von denen allerdings auch einige wieder von redundanter Melancholie geprägt sind (Spock, Uhura, Pike). Hinzu kommen jede Menge Easter Eggs, die für die mittlerweile fast schon obligatorischen Trek-Nostalgiemomente sorgen.

Die Nebenhandlung an sich ist indes nicht wirklich innovativ. Die Prämisse der Zeitreise ist einfallslos (mal wieder ein Portal) und die Story mit den Orionern leider auch ein bisschen spannungsarm, da man relativ schnell weiß, wie die Sache ausgehen wird.

Gefallen hat mir wiederum der durchaus kritische Blick auf die Historiografie, darunter die angedeutete Problematik, dass es eine wirklich objektive Geschichtsschreibung so eigentlich gar nicht gibt. Geschichtsbilder können je nach Blickwinkel und Quellenlage variieren und durchaus auch mal von den tatsächlichen historischen Gegebenheiten oder Personen abweichen. Dieses Thema wurde bereits in “Star Trek: Der erste Kontakt” anhand der historischen Person Zefram Chochrane aufgegriffen, die in Wahrheit deutlich weniger “heroisch” war, als Geordi, Riker und Co. dies auf der Grundlage der ihnen bekannten Geschichtsschreibung angenommen hatten.

Für ein möglichst objektives Geschichtsbild muss man stets mehrere verschiedene Quellen heranziehen und nicht nur eine. Deutlich wird dies, als Boimler Tendis Einwand, das Portal sei eigentlich von den Orionern entdeckt worden, ziemlich arrogant abbügelt. Boimler hält hier nämlich die Geschichtsschreibung der Föderation für das Non plus ultra. Später muss er jedoch einsehen, dass die tatsächlichen historischen Ereignisse deutlich komplizierter waren und es am Ende auch ein wenig auf die subjektive Interpretation ankommt.

Diesen Subplot fand ich jedenfalls ganz nett. Davon hätte es auch gerne etwas mehr sein dürfen.

Die Krux mit der AR-Wall

Regisseur Jonathan Frakes hat wie gewohnt eine starke Episode eingefangen. Positiv aufgefallen sind mir vor allem viele beeindruckende Einstellung der Enterprise mit atemberaubenden Hüllendetails.

Allerdings ist der Einsatz der AR-Wall hier suboptimal. Umgebungen mit Wüstensand lassen sich scheinbar nicht besonders realistisch darstellen, das ist mir schon bei einer Folge von “The Orville” aufgefallen. Jedenfalls kann man auch in “Those Old Scientists” die Übergänge zwischen Bühnensetting und AR-Wall sehr deutlich erkennen. In gewisser Weise erinnert das ein wenig an die Pappmaché-Kulissen in TOS und in der Anfangszeit von TNG. In den 90ern hat “Star Trek” dann glücklicherweise viel häufiger auf echten Außenkulissen gedreht, was damals für viel mehr Authentizität sorgte.

Ich muss sagen, dass mir der Einsatz der AR-Wall mittlerweile etwas zu intensiv praktiziert wird. Ich würde stattdessen lieber mal wieder ein Setting in einer echten Außenkulissen bevorzugen.

Bewertungsübersicht

Handlung
Dramaturgie
Dialoge
Anspruch
Atmosphäre
Sonderkategorie für innovatives Episodenkonzept

Fazit

"Those Old Scientists" ist ein cooles Crossover, das inhaltlich zwar keine Bäume ausreist, auf der atmosphärischen Ebene aber zu überzeugen weiß. Die Folge kanonisiert "Lower Decks" endgültig und sichert sich aufgrund seiner außergewöhnlichen Machart als Mischung aus Animation und Realfilm einen Platz unter den erinnerungswürdigsten "Star Trek"-Folgen überhaupt.
Deutscher TitelTierisch olle Sternenreisende
OriginaltitelThose Old Scientists
SerieStrange New Worlds
Staffel2
Episodennummer7
Produktionsnummer17
RegisseurJonathan Frakes
DrehbuchKathryn Lyn & Bill Wolkoff
GastdarstellerTawny Newsome (Ensign Beckett Mariner), Jack Quaid (Ensign Brad Boimler)
US-Erstausstrahlung20.07. 2023
DE-Erstausstrahlung20.07. 2023
Sternzeit / Missionsdatum2259/2381
Dauer50
Matthias Suzan
Matthias Suzan
Matthias' Leidenschaft für "Star Trek" wurde 1994 mit knapp zehn Jahren durch "The Next Generation" geweckt. TNG und DS9 sind bis heute seine Lieblingsserien. Es sind vor allem die politischen, gesellschaftlichen und menschlichen Themen des Trek-Universums, die ihn faszinieren. Aber auch die vielen, tollen Raumschiffe haben es dem passionierten Modellbauer angetan. Matthias ist seit 2017 Teil der TZN-Redaktion.

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Was de AR-Wall betrifft wird hier bewusst die Optik so gewählt, dass es den alten TOS Sets ähnelt um den Nostalgiefaktor zu erhöhen.

"Those Old Scientists" ist ein cooles Crossover, das inhaltlich zwar keine Bäume ausreist, auf der atmosphärischen Ebene aber zu überzeugen weiß. Die Folge kanonisiert "Lower Decks" endgültig und sichert sich aufgrund seiner außergewöhnlichen Machart als Mischung aus Animation und Realfilm einen Platz unter den erinnerungswürdigsten "Star Trek"-Folgen überhaupt.Rezension: Star Trek: Strange New Worlds 2x07 - "Those Old Scientists" / "Tierisch olle Sternenreisende"
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