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Rezension: “Die Autobiografie von Jean-Luc Picard”

In der Serie “Picrd” hatte er ja angekündigt, eine Biografie zu schreiben, nun ist sie da. Und wir werfen einen Blick rein.

Inhalt (Klappentext)

Die Autobiographie von Jean-Luc Picard erzählt die Geschichte einer der berühmtesten Personen in der Geschichte der Sternenflotte. Sein außergewöhnliches Leben und seine Karriere sind eine dramatische Lektüre: Miltärgericht, unerwiderte Liebe, Gefangennahme und Folterung durch die Cardassianer, Assimilierung durch die Borg und unzählige Begegnungen als Captain des berühmten Raumschiffs Enterprise.

Kritik

Wie bereits bei Janeways Autobiografie erscheint auch die von Picard im edlen (und damit etwas Teurerem) Hardcover-Format. Ironischerweise hat Picard ja in der gleichnamigen Serie auch erwähnt, dass er seine Memoiren schreiben will. Allerdings muss man gleich vorwegschicken, das dieses Buch nicht dem neuen Kanon folgt, sondern noch im alten behaftet ist. Also so gesehen in der Splitter-Zeitlinie, die durch Coda ausgelöscht wurde – wobei auch das nicht ganz korrekt ist, werden doch allenfalls Teile des alten LitVerse hier eingepflegt. Ähnlich der Janeway-Biografie könnte man wohl sagen, die Autobiografien spielen in ihrer eigenen Zeitlinie, wobei man hier kontastieren muss, dass dieses Buch eindeutig in der Zeitlinie von „Gestern, Heute, Morgen…“ spielt, geht Beverly doch am Ende auf die Pasteur. Genau genommen wird sogar die Kelvin-Zeitlinie bzw. der Countdown-Comic von damals eingebunden, denn mit diesen Ereignissen geht das Buch konform.

Nun setzen wir an der Stelle auch mal den Coda-Endpunkt von 2373. Alles, was hier nach dieser Zeit steht, ist also definitiv nicht mehr Teil der aktuellen Kanon-Zeitlinie (nein, keine Diskussionen jetzt über die Kanonzität von Büchern bitte). Aber was ist mit all den Dingen davor? Nun, diese passen in den meisten Fällen dann schon irgendwie zu den etablierten Kanon-Fakten, auch was das alte LitVerse angeht. Allerdings sind viele zeitlich eingeordneten Ereignisse dann doch wieder nicht stimmig. Das fängt von falschen Sternzeiten an (Übernahme der Stargazer) und geht soweit, das die NX-01 als Schiff der Constellation-Klasse beschrieben wird, nur um wenige Seiten später, auf den farbigen Innenseiten des Buches (fehlen leider wie schon bei Janeway in der Ebook-Version), dann doch richtig gezeigt zu werden.

Das mag Gelegenheitsleser vielleicht nicht stören, fällt aber denjenigen auf, die etwas tiefer im Kanon verwurzelt sind. Dabei kann man sich Sachen, wie die Anwesenheit von Picards Mutter, noch dadurch erklären, dass Picard ja in der neuen Serie selbst zugegeben hat, dass sie ihn quasi imaginär begleitet hat. Der wahre Grund ist natürlich, dass dieses Buch im Jahr 2017 erschienen ist – und damit eben vor den ganzen Retcons, welche die neue Picard-Serie vorgenommen hat. Und ja, es ist schon schade, dass man sich hier nicht an den damals aktuellen anderen Büchern des LitVerse orientiert hat, und quasi seinen eigenen Weg gegangen ist. Getreu dem Motto, was andere machen, ist mir egal.

Nun kann man auch hier wieder argumentieren, dass Picard halt einfach drauflos geschrieben hat und nichts von dem, was er erzählt, wahr sein muss. Dies hat man versucht, dadurch zu kaschieren, dass immer wieder Bemerkungen des Herausgebers (respektive des Autos) eingeschoben werden, um dem Buch einen authentischen Touch zu verleihen. Doch was steckt denn nun wirklich drin? Wenn man über diese ganzen Diskrepanzen hinweg sehen kann, wird einem ein Buch präsentiert, das gar nicht mal so schlecht ist und uns in der Tat Picards Gedanken bei einigen Schlüsselszenen näher bringt.

Damit ist nicht die Schlacht bei Wolf 359 gemeint, die natürlich hier auch einen großen Platz einnimmt, sondern auch andere Szenen, wie seine Folter durch Gul Madred in der sechsten Stafffel und natürlich Folgen mit Beverly und Wesley. Wer jetzt aber erwartet, dass hier einzelne Punkte der TNG-Ära vorgestellt werden, der wird auch hier wieder enttäuscht sein. Der Großteil des Buches widmet sich nämlich Picards Zeit von seiner Jugend, bis zum Kadetten hin zum Kommando über die Stargazer und deren Missionen. Ganze 350 Seiten vergehen, bis man beim Start von TNG angelangt ist. Damit bleiben nur knapp 100 Seiten für TNG und die Filme danach.

Das war schon bei Janeways Biografie ähnlich und ist in gewisser Weise auch nachvollziehbar, denn wer will schon Nacherzählungen einzelner Folgen lesen? In dem man sich auf die unbekannten Anfänge von Picards Karriere konzentriert, kann man sich besser entfalten und einige interessantere Aspekte erzählen, die bisher zu kurz kamen. Dabei hat sich Autor David Goodman auch richtig ausgetobt. So gibt es jede Menge Easter Eggs und Anspielungen für Star Trek-Fans. So hat Picard etwa einen Kadettenkonkurrenten namens Matalas, Uhura wird zur Präsidentin gemacht, er trifft Admiral Chekov und Admiral McCoy (auch schon in der Serie) und einiges mehr. Selbst Phlox darf noch ein Stelldichein geben. Das ist vielleicht gut gemeint, ist am Ende aber fast schon etwas zuviel des Guten.

Seltsam mutet auch an, dass zu Beginn, als Picard die Familienhistorie durchgeht, ein weiterer Augment erwähnt wird, der im 22. Jahrhundert Frankreich angegriffen und dort Technologie zerstört hat. Dies zu einer Zeit, als die Vulkanier schon auf der Erde waren und man auf dem Weg zu einer Weltregierung. Völlig unverblümt wird auch erklärt, dies sei der Grund, warum so viele Franzosen einen britischen Akzent haben. Damit wollte man Patrick Stewarts britischen Einschlag erklären, das Ganze wirkt aber nur gezwungen und absolut unnötig.

Ebenso unnötig ist die Erklärung, warum es in den später spielenden Serien (respektive früheren) keine Denobulaner gibt: Die haben nämlich eine Maschine gebaut, mit der sie ihr ganzes Sonnensystem aus der Galaxis teleportieren. Auch hier wieder: total unnötig und an den Haaren herbeigezogen, zumal, wenn man in der Lage ist, so eine Maschine zu bauen, ist man auch in der Lage, sich vor Aggressoren zu schützen und hätte nicht gehen müssen. Bei solchen übertriebenen Sachen ist es wieder ganz gut, dass Bücher eben NICHT zum Kanon zählen. Zumal so eine Maschine auch als Erklärung für die romulanische Supernova herhalten muss.

Wie bereits erwähnt, wird am Ende nämlich die Kelvin-Zeitlinie mit dem Roman verknüpft und alles auf Linie mit dem (damals als angeblichen Kanon geltendem) Countdown-Comic von 2009 verknüpft. Hier gibt’s dann auch eine etwas billige Erklärung dafür, warum Data wieder da ist. Kann man machen, ist aber sicher einer der schwächsten Stellen des Buches. Und apropos Schwachstellen: Auch Jack Crushers Tod wird hier anders als in den anderen Büchern dargestellt, und leider auch nicht so gut. Denn auf einem Shuttlefriedhof auf Chalnoth dringen genau diese in das Shuttle ein – und zwar, in dem sie mit Messern (!) die Hülle aufschneiden. Zwar wird erwähnt, dass das wirklich harte Messer sein müssen, wenn die sowas können, aber wie vieles wirkt auch das halt etwas hanebüchen (explosive Dekompression gibt’s da dann auch nicht). Und zwei Sekunden vorm Herausbeamen wird Jack dann noch die Kehle durchgeschnitten. Nun ja…

Bewertungsübersicht

Bewertung

Fazit

Das ganze Review liest sich schon fast wie ein Verriss, allerdings hatte ich durchaus Spaß mit dem Buch. Man muss allerdings an vielen Stellen einige Augen zudrücken und sich vor Augen halten, das es maximal im alten Kanon angesiedelt ist oder zumindest Teile davon, mindestens alles nach der Filmära, in einer alternativen Zeitlinie spielt. Damit mögen manche Fans so ihre Probleme haben. Lässt man sich aber darauf ein, erhält man einen netten Blick in Picards Gedankenwelt zu einigen prägenden Momenten seiner Karriere.
Deutscher TitelDie Autobiografie von Jean-Luc Picard
OriginaltitelThe Autobiografy of Jean-Luc Picard
Thomas Götz
Thomas Götz
Seitdem er 1985 zum Ersten Mal Episode IV sah und ausrief "Aber das heisst doch, Vader ist Lukes Vater" ist Tom der Science Fiction verfallen. Star Trek Fan wurde er, wie viele seiner Kollegen, 1990 mit "The Next Generation" in Deutschland. Seine ersten Buchrezensionen zu Star Trek Büchern erschienen schon 1995 im Alter von 16 Jahren im Star Trek Fanclub. Seit 2006 schreibt er auch Online Rezensionen (ab 2009 Trekzone-Exklusiv) und hat kürzlich seine 2000.Rezension veröffentlicht.

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Das ganze Review liest sich schon fast wie ein Verriss, allerdings hatte ich durchaus Spaß mit dem Buch. Man muss allerdings an vielen Stellen einige Augen zudrücken und sich vor Augen halten, das es maximal im alten Kanon angesiedelt ist oder zumindest Teile davon, mindestens alles nach der Filmära, in einer alternativen Zeitlinie spielt. Damit mögen manche Fans so ihre Probleme haben. Lässt man sich aber darauf ein, erhält man einen netten Blick in Picards Gedankenwelt zu einigen prägenden Momenten seiner Karriere. Rezension: "Die Autobiografie von Jean-Luc Picard"
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