Ein Fantasy-Roman über den Hochadel. Vielleicht nicht neu, aber mit interessanter Ausgangslage.
Inhalt (Klappentext)
Was ist echt in einer Stadt der Masken? Ren ist eine Betrügerin und Hochstaplerin, die nach Nadežra gekommen ist, um sich den Weg in eine Adelsfamilie zu erschleichen und sich deren Vermögen zu sichern. Doch als sie das Haus Traementis erreicht, muss sie schnell feststellen, dass die Familie nicht das ist, was sie vorgibt zu sein. Eine dunkle Magie der Albträume beginnt sich durch die Stadt zu winden, und Ren ist schnell darin gefangen. Sie muss sich mit den Intrigen der Aristokraten und den Machenschaften der Unterwelt auseinandersetzen, um zu überleben. Doch auch Ren hat ein Geheimnis, das sie vor der Welt verborgen hält. Kann sie die Stadt vor dem Untergang retten und ihr eigenes Herz vor den Dämonen der Vergangenheit bewahren?
Kritik
„Die Maske der Spiegel“ ist der erste Band von „Rabe und Rose“ und stammt vom Autorenduo Marie Brennan (Lady Trent, Der Onyxpalast) und Alyc Helms, welche hier unter M.A. Carrick firmieren. Was weiterhin auffällt ist, dass der Roman quasi mitten auf dem Klimax (beziehungsweise kurz danach) aufhört. Zwar ist die Stelle gut gewählt, ein Blick auf die Buchrückseite offenbart: der erste Band (und auch die kommenden) werden auf je zwei Bücher aufgeteilt. Dieses Unding hat also inzwischen auch Panini erreicht und man zahlt hier quasi 19 Euro für ein halbes Buch mit immerhin 470 Seiten. Wir werden aber beim zweiten Band noch etwas intensiver auf diesen Punkt zu sprechen kommen, hier soll das nur mal erwähnt werden.
Die Handlung selbst dreht sich um Tess und Ren, welche zwei Diebinnen sind, die sich beim Adel einschleichen und diesen um einiges Gold erleichtern wollen. Hinzu kommt noch der Rabe, ein Freiheitskämpfer im Stile von Robin Hood, der die Stadt… Nun ja, heimsucht. Allzu oft kommt besagter Rabe dann allerdings in diesem Band nicht vor, was zum einen natürlich dabei hilft, das mysteriöse um ihn hochzuhalten. Schön ist aber, dass man zumindest den Leser nicht allzulange über seine Identität im Dunkeln lässt und das Rätselraten der Heldinnen dabei umso interessanter gestalten kann. Okay, zugegeben, man sagt es nicht explizit, aber man kann es sich erschließen. Wenn es dann doch nicht so wäre, wäre das ein ziemlich überraschender Twist. Nun, wir werden es vermutlich in den Folgebänden sehen.
Was man auch erwähnen muss ist, dass es hier etwas ruhiger zugeht. Die Geschichte hat nur wenig Action, selbst der Schluss ist hier weit davon entfernt, als Actionspektakel durchzugehen. In diesem Auftakt konzentriert man sich sichtlich auf das Worldbuilding und Rens Komplott unter den Adligen. Dabei werden eine Menge Begriffe und Personen eingeführt und nicht alles wird gleich erklärt. Auch bei mir ging, vor allem zu Beginn, daher etwas die Übersicht flöten, welcher Charakter nun wer ist. Dabei kommt erschwerend hinzu, dass sich Ren in unterschiedlichen Verkleidungen und Namen in der Stadt und bei verschiedenen Personen herumtreibt (aka. Spioniert). Auch hier kann man schon mal durcheinander kommen, wobei die Vielzahl an Charakteren auch eine gute Erklärung dafür ist, warum niemand Ren erkennt, wenn sie sich mal wieder umschminkt.
Man muss an der Stelle aber schon sagen, dass man sich auf die Welt und ihre Begebenheiten einlassen muss. Wer Probleme damit hat, in eine komplexe Welt einzutauchen, bei der man auch etwas am Ball bleiben und mitdenken muss, der wird hier vermutlich etwas auf verlorenem Posten stehen. Tut man es, erhält man aber ein Buch, das sehr schön von seinen Charakteren getragen wird und dieses Niveau durchaus bis zum Ende halten kann. Wobei, nimmt man es genau, betreibt nur Ren ihr Spiel, die anderen Adligen sind eher nur Akteure, abgesehen von einem, der sich als Bösewicht herauszukristallisieren scheint und sicher auch beim Finale nicht ganz unschuldig ist. Auch das wird hier noch nicht aufgelöst, immerhin befinden wir uns ja gerade mal am Anfang der Geschichte.
Rens Buhlen um die Gunst der hohen Gesellschaft, macht allerdings in der Tat mehr Spaß, je länger sie dauert, erhöht das doch die Gefahr, dass sie auffliegt. Wobei ich jetzt schonmal eine Vorhersage mit der Glaskugel wage: Die frühere Bandenchefin von Ren, die man um die Ecke gebracht wähnt, lebt noch und wird noch einen Auftritt haben. Okay, das deutet sich gegen Ende auch im Roman bereits an, allerdings darf man den Drogenrausch vielleicht nicht hundertprozentig für bare Münze nehmen. Aber auch ihre Fake-Mutter, als deren Tochter sie auftritt, wird noch auf den Plan treten und das ein oder andere versauen. Das ist halt leider schon etwas offensichtlich und bedient das ein oder andere Klischee, ist aber für diesen ersten Band freilich noch unerheblich. Mal sehen, ob sich meine Voraussagen bewahrheiten.