Die Star Trek-Community muss Abschied nehmen von Jeri Taylor, die am vergangenen Donnerstag, den 24. Oktober 2024, mit 86 Jahren verstorben ist. Taylor war Drehbuchautorin und Fernsehproduzentin und kann neben der bereits 2019 verstorbenen D.C. Fontana gewiss als die bedeutendste weibliche Produzentin in der Geschichte des Star Trek-Franchise betrachtet werden.
Jeri Cecile Taylor wurde 1938 in Bloomington im US-Bundesstaat Indiana geboren. Nach ihrer Schulausbildung studierte sie Englisch an der Indiana University und California State University und arbeitete anschließend als Drehbuchautorin, u.a. für Erfolgsserien wie “Quincy, M. E.”, “Magnum, p.i.” und “Little House on the Prairie”. Ab 1990 wurde sie für “Star Trek: The Next Generation” angeworben, zunächst als Supervising Producer und später in Funktion eines Co-Executive Producer (Staffel 6) bzw. Executive Producer/Showrunner (Staffel 7). Überdies fungierte Taylor als Assistant Producer bei den beiden TNG-Kinofilmen “Star Trek: Generations” (1994) und “Star Trek: First Contact“ (1996).
Mitschöpferin von “Star Trek: Voyager”
Nach dem Ende von TNG bildete Jeri Taylor gemeinsam mit Rick Berman und Michael Piller das Dreiergespann, das den Ableger “Star Trek: Voyager” aus der Taufe hob. Jeri Taylor gilt somit als die “geistige Mutter” von Captain Kathryn Janeway, dem ersten weiblichen Lead-Character in einer Star Trek-Serie. Sie hatte in den ersten vier Staffeln die Position einer ‘Ausführenden Produzentin’ inne, ehe sie 1998 mit 60 Jahren etwas kürzertrat und in den letzten beiden Staffeln der Serie nur noch als kreative Beraterin fungierte.
Neben ihrer Produzententätigkeit brachte Taylor auch ihr außergewöhnliches kreatives Talent als Autorin, Co-Autorin und kreative Beraterin für diverse Serienepisoden ein. Ihre Writing-Credits beinhalten insgesamt 34 Skripte, darunter 17 Episoden von “The Next Generation”, drei Folgen von “Deep Space Nine” und 14 Episoden von “Voyager”, für die sie oftmals die grundlegende Story oder sogar den finalen Drehbuchentwurf verfasste.
Ein besonderes Gespür für einprägsame Geschichten
Jeri Taylors Geschichten waren nicht selten durch komplexe moralische Fragestellungen – teils mit politischen Untertönen – charakterisiert. Zu nennen sind hier die ebenso hervorragenden wie zeitlosen Episoden “Suddenly Human” (TNG 4×04 “Endars Sohn”), “The Drumhead” (TNG 4×21 “Das Standgericht”), “Silicon Avatar” (TNG 5×04 “Das Recht auf Leben”), “The Outcast” (TNG 5×17 “Verbotene Liebe”), “The Maquis, Part 1 & 2” (DS9 2×20/21 “Der Maquis, Teil 1 & 2”) oder auch “Nothing Human” (VOY 5×08 “Inhumane Praktiken”).
Bei vielen Fans in besonderer Erinnerung geblieben ist sicherlich auch die äußerst bewegende Charakter-Episode “Real Life” (VOY 3×22 “Das wirkliche Leben”), in welcher sich der Holodoc eine eigene Familie erschafft und am Ende mit einem unerwarteten Schicksalsschlag konfrontiert wird. Jeri Taylor verfasste hierfür das Drehbuch basierend auf der Story von Harry Kloor.
Taylor hatte aber auch die Fähigkeit, Geschichten zu erzählen, in denen ein Mysterium gelöst werden musste, sei es eines mit historischem Bezug (VOY 2×01 “The 37’s” / “Die 37er”) oder auch eines mit Gruselfaktor (z.B. TNG 4×17 “Night Terrors” / “Augen in der Dunkelheit”, VOY 2×20 “Investigations” /” Der Verräter” oder auch VOY 3×15 “Coda” / “Der Wille”).
Kurzum: Jeri Taylors Geschichten und Drehbücher waren ebenso vielfältig wie einprägsam. Viele davon regen bis heute zum Nachdenken an und entfalten auch noch nach Jahrzehnten eine emotionale Wirkung, ganz ohne überzogene Melodramatik oder Mainstream-Klischees. Taylor hatte ohne jeden Zweifel ein besonderes Gespür für menschliche Themen, egal ob diese das Individuum betreffen oder von gesamtgesellschaftlicher Relevanz sind.
Das Franchise würdigt eine ihrer größten Persönlichkeiten
Mehrere Größen des Trek-Franchise würdigten Jeri Taylor sowohl als Mensch als auch als kreativer Kopf, darunter Janeway-Darstellerin Kate Mulgrew, Brannon Braga (Taylors Nachfolger als Executive Producer von “Voyager”) und Michael Okuda (Künstlerischer Leiter/wissenschaftlicher Berater):
“Jeri Taylor war zu einem großen Teil dafür verantwortlich, dass sich mein Leben verändert hat. Sie war elegant, gelehrt und hatte eine ausgeprägte Meinung. Sie wollte, dass Kathryn Janeway ein bedeutender Teil ihres Vermächtnisses wird, und ich denke, es besteht kein Zweifel, dass ihr das gelungen ist.” – Kate Mulgrew
“Jeri Taylor ist gestorben. Sie war eine großartige Autorin und Showrunnerin und für mich eine geschätzte Mentorin. Jeri war großzügig mit ihrer Weisheit und ihrer Zeit, sie förderte einen ganzen Stab junger Autoren, was ein Beweis für ihre Geduld ist. Ohne Jeris sorgfältige Anleitung hätte ich keine Karriere gemacht. Sie hat uns allen so viel beigebracht. Ihr Andenken wird in vielerlei Hinsicht weiterleben, aber vielleicht am meisten in der Figur der Captain Janeway, die die besten Seiten von Jeri selbst widerspiegelt. Jeri Taylor, wir hatten das Glück, dich zu kennen.” – Brannon Braga
“Die Welt von Star Trek hat […] mit dem Tod der Autorin und Produzentin Jeri Taylor einen ihrer Giganten verloren. Jeri wurde Supervising Producer bei der vierten Staffel von Star Trek: TNG und wurde schließlich Co-Executive Producer.” – Michael Okuda
Jeri Taylors Wirken im Star Trek-Franchise wird auch über ihren Tod hinaus unvergessen bleiben. Möge sie in Frieden ruhen.
Alles Gute und danke, Jeri. Du hast Star Trek geprägt!
Danke für die Zeilen zu ihrem ST-Wirken.
Ja, waren wirklich gute Storys von ihr… Ruhe sie in Frieden…
Schade wenn so große Star Trek Veteranen und Veteraninnen von uns gehen…