Der zweite Teil des dunklen Nimmerlands. Nicht ganz spoilerfrei!
Inhalt (Klappentext)
Eine moderne Peter-Pan-Geschichte, die sich mit Trauer, dem Überlebensschuld-Syndrom und der Heilung zerbrochener Bindungen auseinandersetzt. Kapitän James Hook, der unsterbliche Pirat von Nimmerland, ist schon tausendmal gestorben. Ertrunken, erstochen von Peter Pans Schwert oder gefressen von der Bestie, die in der Tiefe lauert. Dooch jedes Mal wurde James von der dunklen Fantasie des einen Jungen wiederbelebt. Bis er eine Tür im Himmel fand, eine Fluchtmöglichkeit. Und er nutzte diese einzigartige Chance. Jetzt, zweiundzwanzig Jahre später, hat Peter Pans Monster Kapitän Hook in London wiedergefunden und sinnt auf Rache. Doch eine zufällige Begegnung führt James zu einem anderen Überlebenden von Nimmerland. Wendy Darling, inzwischen eine erwachsene Frau, ist die Einzige, die weiß, wie dunkel der Schatten ist, den Nimmerland wirft, egal, wie weit man rennt. Um Pans Monster ein für alle Mal auszulöschen, muss Hook ein letztes Mal den Bösewicht spielen …
Kritik
“Hooked” ist der zweite Teil von “Dunkles Nimmerland”. Wie der erste Band erscheint auch dieser im Hardcover und mit Farbschnitt an der Seite, er sieht also recht gut aus. Die entscheidende Frage ist aber an der Stelle natürlich nicht, ob das Buch gut aussieht, sondern ob der Inhalt auch hält, was er verspricht.
Der erste Teil vom Dunklen Nimmerland konnte sich ja irgendwie nicht so recht entscheiden, was er sein sollte und hatte vor allem gegen Ende auch ein paar Logiklöcher in der Handlung. Und eines darf man an dieser Stelle sicherlich vorweg sagen: Der zweite Band ist besser als der Erste. Auch hier kann man freilich noch über den ein oder anderen Stolperstein sprechen, etwa, warum das “Biest” sich Janes Freundin aussucht, obwohl sie zu der Zeit noch gar keine Berührungspunkte mit Hook hat. Es sind aber vergleichsweise kleine Holperer, welche die Handlung hier macht, deutlich weniger als im ersten Teil.
Besagte Handlung dreht sich diesmal um Hook – klar, er steht ja auch groß auf dem Cover – und Wendys Tochter Jane. Wendy taucht zwar auch auf, spielt aber nur eine Nebenrolle. Das ist auf der einen Seite etwas schade, vor allem, da Wendys Kindermädchen aus dem ersten Teil gar nicht mehr auftaucht, obwohl diese eigentlich zu den stärksten Charakteren zählte. Klar, Jane ist nun die Hauptfigur, aber den Charakter einfach sang- und klanglos verschwinden zu lassen, ist trotzdem nicht toll.
Wie zuvor teilt sich auch diesesmal die Haupthandlung der Gegenwart (1940) mit Rückblenden in die Vergangenheit. Hier wird unter anderem erzählt, wie Hook von Peter versklavt wurde, aber auch, wie er sich wieder befreit hat und zurück nach London floh. Auch das ist im Gegensatz zum ersten Band ein deutlicher Mehrwert, wird hier doch nicht nur bereits vorhandenes wiedergekäut und etwas anders erzählt, sondern tatsächlich der ein oder andere neue Impuls gesetzt. So ist Hooks Frau etwa schon seit über 50 Jahren tot, als er es letztlich zurückschafft, was aufzeigt, wie lang er schon gequält wurde und welche tragische Figur er ist. Etwas überflüssig erscheint in dem Zusammenhang allerdings, dass Hook hier dann homosexuell gemacht wird. Vor allem da sein Partner nur kurz darauf das Zeitliche segnet, wirkt dies halt leider so, als hätte man es nur “für die Quote” eingefügt. Das Hook über sein Leben nachdenkt, hätte man auch ohne den obligatorischen Quotentoten erreichen können.
Die Haupthandlung dreht sich dann auch darum, wie sich Hook und Jane finden. Sie gehen nämlich beide einigen Morden nach, in dem Fall den an Janes bester Freundin Peg. Schnell wird klar, dass ein Biest aus dem Nimmerland es in die reale Welt geschafft hat, und nun hier wütet. Nun könnte man an der Stelle eine großartige Detektivgeschichte spinnen, bei der Hook und Jane versuchen, dem Monster das Handwerk zu legen. Leider passiert dies aber nicht und man beschränkt sich weiter auf das Kennenlernen der beiden. Das Monster kommt am Ende selber zu den Helden und man geht gemeinsam nach Nimmerland. Das macht die bisherigen Morde leider etwas redundant und so schön es auch sein mag, sich auf die Charaktere zu konzentrieren, so wenig Spannung kommt halt leider auch bei der Mordgeschichte auf.
Das Nimmerland selbst spielt nur auf den letzten knapp 100 Seiten eine Rolle und auch der Endkampf läuft eher etwas unspektakulär ab. So ganz scheint die Autorin es noch nicht raus zu haben, einen stark mitreißenden Handlungsbogen zu erschaffen. Immerhin wird Hook am Ende zu einer weiteren tragischen Figur, was noch leidlich gut funktioniert. Auch Jane geht eher auf eine Selbstfindungsreise in den Ruinen des Nimmerlands, denn effizient den Bösewicht zu bekämpfen. Auch hier hätte eine etwas andere Gewichtung gut getan.