Ein neuer Roman von RJ Barker.
Inhalt (Klappentext)
Cahan ist einer der wenigen Menschen, die sich in den gefährlichen Wäldern von Crua zurechtfinden. Doch einst war er mehr als ein Waldläufer. Udinny dient der Göttin der Verlorenen, der Beschützerin der Geringen und Hilflosen. Als Udinny in den Wyrdwood aufbrechen muss, um ein vermisstes Kind zu finden, bittet sie Cahan, ihr Führer zu sein. Doch in einem Land, in dem die Menschen den Launen gefühlloser Götter ausgeliefert sind und der Wald von Monstern heimgesucht wird, muss Cahan zwischen zwei Leben wählen – und seine Entscheidung wird Konsequenzen für seine ganze Welt haben.
Kritik
Mit dem „Wächter des Wyrdwood“ liegt ein neuer Fantasy-Roman vor… Oder, so muss man besser sagen, der erste Teil des ersten Bandes. Richtig gehört, denn die Trilogie des englischen Originals wurde im Deutschen wieder zu sechs Bänden, denn jedes Buch wurde auf zwei Teile aufgesplittet. Bei knapp 400 Seiten je Band löhnen wir damit knapp 40 Euro für 800 Seiten Taschenbuch. Das ist schon etwas happig. Ja, natürlich kenne ich auch die Argumentation auf Verlagsseite, dass man das so machen muss, da es sich anders nicht rechnet bzw. es zu wenige Verkaufszahlen gibt. Schrecken dicke Bücher also wirklich Leser ab? Nun, das zu entscheiden überlasse ich jedem Selbst, es muss an der Stelle aber auf jeden Fall erwähnt werden.
Bedingt durch die Zweiteilung wird man in dieser neuen Fantasy-Welt auch gleich mit Begriffen erschlagen, die man sich selbst erschließen muss. Prominentes Beispiel ist hier sicherlich die Cotta, die eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Bestimmt gibt es am Ende des Bandes einen Glossar, der die wichtigen Begriffe erklärt (wie bei „Maske der Spiegel“). Da es sich aber hier um den ersten Teil des ersten Buches handelt, erhalten die deutschen Leser den erst wieder am Ende von Band Zwei. Dass dies den ein oder anderen abschreckt, ist also folglich nachvollziehbar. Auf der anderen Seite ist eine gewisse Mystik aber auch nicht verkehrt und wenn man sich auf die Welt einlässt, kann man auch mit den unbekannten Begriffen gut umgehen.
Die Geschichte dreht sich nämlich um Cahan, der als Junge zusammen mit seiner Schwester quasi gewaltsam zur Magieschule gebracht wird. Ein Sprung von fast 30 Jahren später und die Schwester ist tot und Cahan will eigentlich ein Einsiedlerleben führen und nicht gestört werden. Laut Voraussagen ist er nämlich ein großer Held, der die Ordnung durcheinander bringt, aber das will er gar nicht sein. Aber wie es eben so ist, gibt es für jemand vom niederen Stand, wie es Cahan eigentlich ist, keine Ruhe. Ständig wird er drangsaliert und muss sich seiner Haut erwehren. Klar, man kann jetzt sagen, das kennt man ja und irgendwann wird der Held sicher erweckt.
Bis zu einem gewissen Grad ist das auch in dieser Story so, aber zumindest am Ende des Buches ist Cahan noch weit vom Weltenretter-Stauts entfernt. Dafür hat er eine durchaus gute Charakterentwicklung durchgemacht, doch dazu kommen wir gleich. Auf dem Weg von Cahan werden nämlich auch ein paar interessante Fragen aufgeworfen, die durchaus zum Nachdenken anregen. Etwa, inwieweit man mitschuldig ist, je öfter man wegschaut, wenn andere unterdrückt werden, oder ob man nicht eingreifen sollte – dies natürlich unter dem Vorzeichen, das man vielleicht sein Leben verliert und rein gar nichts bewirkt. Fast schon etwas schade, dass dies nur oberflächlich angeritzt wird und sich die weitere Geschichte auf eine Queste in den titelgebenden Wald beschränkt.
Neben Cahans Weg, über dessen Vergangenheit wir nur wenig erfahren, gibt es auch immer mal wieder Einstreuungen der bösen Seite, denn auch dort passiert das ein oder andere. Es ist zwar schön, das man den Bösewichtern so etwas Profil verleiht, die Passagen lesen sich aber fast schon etwas störend, da die Geschichte um Cahan einfach interessanter ist. Und Berührungspunkte zwischen beiden gibt es, zumindest in diesem ersten Teil, auch kaum. Andererseits kann das durchaus als Vorarbeit für später verstanden werden, immerhin helfen ihm später einige Charaktere, von denen man es vielleicht nicht erwartet. Ach ja, und natürlich ist euch ein Non-Binärer Charakter mit von der Partie.
Wie gesagt, alles Grundlagen für später, am meisten Tiefgang erhalten Cahan und die kurz vor dem Ende hinzustoßende Udinny. Nach dem guten Tempo, das vor allem zu Beginn mit Cahan vorgelegt wird, geht der Handlung dann gegen Ende aber ein klein wenig die Puste aus. Zwar ist es schön, die Ereignisse im Wald zu sehen und zu erleben, wobei das in gewisser Weise auch ein Hinweis auf den Naturschutz ist, denn es wird zur Umsicht gemahnt. Es ist aber am Ende ein bisschen zuviel Wald und einige Passagen lesen sich, trotz immer anderer Monster, recht ähnlich. Da hätte es durchaus etwas geraffter zugehen können, das hätte der Handlung an der Stelle gut getan.
Aber wie gesagt, das ist vielleicht nur Vorbereitung auf den zweiten Teil der Geschichte, die wir aber hier gar nicht mehr zu lesen bekommen. Vielleicht relativiert sich diese Kritik ja dann? Nun, wir werden es sehen, wenn das Buch dann Anfang nächsten Jahres kommt.