Der zweite Band von Lichter unter London.
Inhalt (Klappentext)
Die Reise in die Unterwelt geht weiter! Nach dem Erreichen der vierten Tiefenschicht müssen Maeve und Blaise feststellen, dass ihr Weg zum Grund der Katakomben noch nicht beendet ist. Eine Heilung für Maeves Zeichnung rückt zunächst in weite Ferne, bis neue Verbündete auf alte Feinde treffen. Auf jenen Ebenen, die kein Mudlark je betreten hat, enthüllt sich das meistgehütete Geheimnis der Katakomben. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, in dem Maeve und Blaise über das Schicksal von Ober- und Unterwelt entscheiden müssen. Doch verfolgt von dem Wächter und konfrontiert mit den Rachegelüsten der Mudlarks muss sich Maeve eine zentrale Frage stellen: Auf welcher Seite steht sie eigentlich?
Kritik
Mit “Vergessene Sterne” liegt nun der zweite (und letzte) Band der Reihe “Lichter unter London” vor. Unsere Helden Maeve und Blaise waren ja im letzten Band gefangen worden und genau da geht es nun weiter. Dies war mir gar nicht mehr in Erinnerung, was für den Hauptkritikpunkt am ersten Band spricht: die Charaktere hatten zu wenig Tiefgang, das Ganze wurde eher vom faszinierenden Szenario getragen.
Dies ändert sich im vorliegenden zweiten Band nun zum Glück. Bis zum Ende hin werden unsere Helden eine klassische Reise absolviert haben und über sich hinausgewachsen sein. Selbst wenn sie sich näher kommen, wirkt es diesmal passender eingeflochten und nicht so ad hoc. Klar, ein paar Klischees dürfen auch diesmal nicht fehlen, denn so tritt etwa Blaise lange verschollene Mutter wieder auf den Plan. Aber selbst die hier neu eingeführten Nebencharaktere erhalten genug Entfaltungsspielraum, so dass man nach einer Weile mit ihnen mitfühlen kann. Das ist nicht nur gut, sondern auch nötig, da die schöne Welt nunmal nicht alles kaschieren kann.
Hier wurde also genau an der richtigen Stellschraube gedreht. Etwas blass bleiben lediglich die Bösewichter, wobei die aus Band 1 hier nicht mehr auftauchen, sondern neue eingeführt werden, die einfach nur alles zerstören wollen. Aber man kann ja nicht alles haben. Gut ist zumindest auch hier, dass nicht alle der Gefolgsleute blind mitlaufen und es auch hier starke Charakterszenen gibt, welche die Motivation bestimmter Charaktere hinterfragen.
Der Rest der Geschichte wird natürlich zu einem Großteil wieder von dem fantastischen Szenario getragen. Die Unterwelt der Katakomben ist wieder extrem gut ausgearbeitet und fremdartig, so dass auch diese die ganze Zeit über faszinierend bleibt. Nicht nur werden hier wieder neue Kreaturen und Umgebungen eingeführt, sondern auch ein paar Geheimnisse gelüftet. Es macht einfach, wie im ersten Band, richtig Spaß, in diese Welt einzutauchen. Hat eigentlich schon mal jemand eine Karte der Katakomben gezeichnet? Irgendwie habe ich nach dem Lesen dieses Buches voll Lust auf eine solche bekommen…
Natürlich ist das Ganze auch wieder irgendwie eine Botschaft gegen Umweltzerstörung (und auch ein wenig für das Queersein), wobei beides eher dezent angesprochen wird – und so eben auch außerordentlich gut funktioniert. Lediglich das Ende kommt dann etwas schnell und wirkt fast schon überhastet. Stellenweise hat man auch den Eindruck, es läuft zu einfach für die Helden. Es muss freilich nicht alles Action sein, aber auch ein wenig ausführlicher auf die Folgen einzugehen, wäre vielleicht nicht verkehrt gewesen. So hätte ich z.B. gerne mehr von den Drachen erfahren, oder den Völkern untereinander. Zumal der Plan, sich im Seventh Drop ein neues Zuhause aufzubauen, nach der Versiegelung der Katakomben ja eigentlich keinen Sinn mehr macht, oder? Da hätten die Unterweltler weiter in ihrer Welt leben können.
Dementsprechend ist das Ende dann auch kein vollwertiges klassisches Happy End, was auch nicht schlecht sein muss, aber eben auch so wirkt, als hätte man die Story unbedingt abschließen müssen. Dabei hätte ich durchaus noch gerne mehr von der Unterwelt gesehen bzw. gelesen. Aber wer weiß, in ein paar Jahren vielleicht…?