Zielgerade! Die achte Folge der “Lower Decks” Season 2 bietet wieder ein schönes Szenario, dem wir uns in unserer Review widmen.
Guter oder schlechter Einstieg?
Der Beginn bietet sogleich eine Szene aus dem Trailer. Unsere vier Unterdeckler werden nämlich prompt zurückgelassen. Und ich gebe zu, im ersten Moment hat das bei mir überhaupt nicht gezogen. Wollen die mir ernsthaft erzählen, keiner hätte Zeit gefunden, den Beamknopf zu drücken? Das Zurückbeamen hätte nur ein paar Sekunden gedauert, die man sicher noch gehabt hätte.
Die Erklärung folgt natürlich auf dem Fuße bzw. nach dem Intro. Denn unsere Unterdeckler waren illegal ohne Abmeldung unterwegs. – Tja, da kann sowas schonmal passieren und ja, das Ganze dient auch irgendwie als Aufhänger der Story, denn es geht diesmal um die Unterschiede zwischen Lower und Upper Decks.
Dafür kommt ein Pandrosianerin an Bord, die man auch schon aus dem Trailer kennt – respektive aus der “TAS”-Serie. Als eines der wenigen Pflanzenwesen, die man bisher gesehen hat, ist sie in der Lage, ihren Körper aufzuteilen. Das ist eher ein witziges Gimmick als dass es wirklich missionsentscheidend ist. Vor allem am Ende purzelt Shari da gleich dreifach rum, was durchaus witzig anzusehen ist.
Doch zurück zur Haupthandlung, denn diesmal hängt alles zusammen. Es geht darum, dass die beiden “Deckler-Gruppen” ihre Positionen tauschen. Freeman und Co. müssen also Unterdeckarbeit verrichten und die anderen bekommen die Aufgaben der höheren Positionen zugewiesen.
Holopods
Das Ganze findet dann in Holopods statt. Warum man nicht einfach die Holodecks nutzt, sei an der Stelle mal dahingestellt. Die einzelnen Szenarios sind dabei natürlich aus anderen Trek-Serien entlehnt, allen voran “TOS”. Nur Tendi erhält hier das Worf-Szenario aus der “Next Generation”-Folge “Die Operation” / “Ethics” (TNG 5×16). Und Rutherford bekommt es mit dem “Rettet das Schiff”-Szenario aus “Star Trek II: Der Zorn des Khan” zu tun. Er muss also – wie einst Spock – dazu bereit sein, sich für Schiff und Crew zu opfern. Kleiner Fun Fact: Das Schiff, das dort explodiert und für ca. eine Sekunde zu sehen ist, ist die “TAS”-Enterprise. Hier hat man anscheinend ein Originalbild verwendet.
Mariner erhält hier wieder am meisten Raum, Tendi und Rutherford bleiben in dieser Folge dafür eher im Hintergrund. Mariner darf sich zum einen am Spiegeluniversum versuchen (TOS 2×04) und im Anschluss an “Wild-West im Weltraum” (TOS 3×06). In ersterem Szenario dürfen auch in der Zeichentrickversion alle Figuren total overacten und vermögen daher zu gefallen (auch wenn ich weiß, dass Spiegeluniversum-Folgen nicht jedermanns Sache sind). Bei der Wild West-Sache ist das Scheitern natürlich vorprogrammiert.
Dann folgt eine weitere Referenz an eine der ersten “TOS”-Folgen überhaupt: “The Naked Time” / “Implosion in der Spirale” (TOS 1×04). Statt sich hier aber auf den Aspekt der enthemmten Emotionen zu konzentrieren, sieht man hier nur ein Sexgelage. Eigentlich könnten wir nun unseren Nacktguide mit dieser Folge ergänzen, sieht man hier doch – wenn auch nur im Zeichentrick – wieder nackte Hintern (während allzu Explizites wieder einen schwarzen Balken bekommt). Wie ist das eigentlich mit dem Schutz der Privatsphäre, wenn man sich andere Crewmitglieder nackt als Hologramm darstellen lassen kann? Aber gut, diese Frage hat schon bei “TNG” und Barclay keinen interessiert…
Jedenfalls passt die Flucht nach vorne (respektive aus dem Szenario) nicht so recht zur abgebrühten Mariner, die noch in der Eröffnungssequenz von Folge 2 mit den anderen lustig fröhlich am Duschen war. Auch wenn das natürlich etwas storybedingt ist, könnte man hier durchaus meinen, ihr Charakter macht einen leichten Rückschritt.
Dafür darf Boimler in seinem Borg-Szenario glänzen und mit dem Ergebnis nie so recht zufrieden sein. Weniger als 100 Prozent kommen für ihn nicht in Frage und so probiert er es immer und immer wieder. Das ist durchaus legitim, denn auch Kirk durfte den Kobayashi Maru-Test ja wiederholen. Dabei gibt es auch hier wieder Referenzen an frühere Episoden, etwa mit den Borg-Babys. Und auch die Borg-Königin wird im Original wieder von Alice Krige gesprochen. Das passt zu seinem Charakter, denn Boimler wollte schon immer höher hinaus. Und auch der Charakterentwicklung wird Rechnung getragen, denn später “opfert” er sich, damit seine Kameraden “gewinnen” können.
Sharis Verrat
Auch die Freeman-Riege sollte man hier noch erwähnen. Die “Upper Decks” dürfen nämlich nur Kisten stapeln, während anderweitig auf dem Schiff die Action abgeht. Dabei gibt das auch bei diesen Charakteren so etwas wie Verbundenheit – vor allem, als sie in den Kojen der Unterdeckler liegen. Besonders das Ende steht im Zeichen dieser Verbundenheit. Denn nicht nur Mariner und ihre Mutter rücken hier näher zusammen, sondern sogar die gesamte Crew. Das zeigt sich vor allem in einer Geste: Den Unterdecklern wird ein neuer, leistungsfähigerer Replikator spendiert. Schön und verdient umgesetzt.
Vor allem aber wird Freeman so langsam nicht mehr als die Unfähigkeit in Person dargestellt, was man ihr ja in der ersten Staffel noch angedichtet hatte. Das hat sich ebenfalls in den letzten Folgen entwickelt und gipfelt hier in einer Szene, in der sich alle einig sind und gegen Shari vorgehen. Diese hat nämlich das Versagen der Crew vorprogrammiert (im wahrsten Sinne des Wortes) und das kann man so nicht hinnehmen. Es folgen weitere Referenzen an andere Trek-Serien (Kristallwesen!), die diesmal gar nicht so störend sind wie sonst, sondern gut zur Handlung beitragen.
Dass auch hier nicht alles so ist wie dargestellt, sondern dass man stattdessen etwas übertrieben hat, hätte ruhig noch etwas besser herausgestellt werden können. Ein bisschen verantwortungslos ist es nämlich schon, mit mehreren Hundert Leuten der Crew in ein derartiges Vernichtungsszenario zu fliegen – egal wie sehr man seinen Standpunkt durchsetzen will. Und das Schiff war ja nie wirklich in Gefahr.
Aber das ist natürlich Meckern auf hohem Niveau und tut der durchaus amüsanten Folge keinen Abbruch. Zumindest ein bisschen leid kann es einem am Ende dann noch um Shari tun. Mal sehen, ob man von ihr irgendwann nochmal was hören wird.
Fazit
“Lower Decks” schafft es auch in der achten Folge, das gute Niveau der Vorwoche zu halten. Lediglich ein paar kleinere Abstriche gibt es, aber die fallen nicht sonderlich ins Gewicht. Auch diese Folge ist wieder amüsant und bietet genug Stoff für Charakterentwicklung, damit man zufrieden sein kann.
Bewertung: [usr 4.5 max=”6″]
Episoden-Infos
Episodennummer | 18 (Staffel 2, Episode 8) |
Originaltitel | I, Excretus |
Deutscher Titel | Ich, Excretus |
Erstausstrahlung USA | Donnerstag, 30. September 2021 |
Erstausstrahlung Deutschland | Freitag, 01. Oktober 2021 |
Drehbuch | Ann Kim |
Regie | Kim Arndt |
Laufzeit | 25 Minuten |
Ich schließe mit dem Fazit an. Ich mag Lower Decks, auch wenn es sicher nicht klassisches Star Trek ist. Aber die Geschichten haben eine Botschaft, unterhalten und nehmen sehr viel Rücksicht auf den Canon. ich glaub seit DS9 hat mich Star Trek nicht mehr so gut unterhalten.
Die Folge gehört für mich zu den Besten der Serie. Also das ist ein sehr hohes Level für eine Comedy-Serie. Einziger Schwachpunkt ist, dass Tendi und Rutherford auch diesmal etwas zu kurz kommen. Aber das ist jetzt jammern auf hohem Niveau.
Irgendwie wächst die Besatzung langsam näher zusammen. Und wir bekommen den Captain nicht mehr als unfähige Person mit, weil auch die Sichtweise der Lower Decker sich allmählich ändert. Ich bin sehr begeistert 🙂
Die Folge gehört für mich zu den Besten der Serie. Also das ist ein sehr hohes Level für eine Comedy-Serie. Einziger Schwachpunkt ist, dass Tendi und Rutherford auch diesmal etwas zu kurz kommen. Aber das ist jetzt jammern auf hohem Niveau.
Irgendwie wächst die Besatzung langsam näher zusammen. Und wir bekommen den Captain nicht mehr als unfähige Person mit, weil auch die Sichtweise der Lower Decker sich allmählich ändert. Ich bin sehr begeistert 🙂