In der zweiten Folge der neuen Staffel geht es etwas ruhiger zu. Im Mittelpunkt stehen erneut Spock und Chapel. Außerdem wird ein weiterer Charakter aus der Originalserie eingeführt.
Achtung, SPOILER!
Handlung
Drei Monate nach dem letzten Gorn-Zwischenfall liegt die Enterprise in den Docks von Starbase 1 zur Reparatur, während die Crew den 100. Jahrestag der Föderationsgründung vorbereitet. Captain Pike und Marie Batel genießen ihre letzten gemeinsamen Tage, bevor Batel ihr neues Kommando antritt. Erica Ortegas begrüßt ihren Bruder Beto (Mynor Luken), einen Dokumentarfilmer, der nicht nur die Sternenflotte, sondern auch Nyota Uhura ins Visier nimmt.
Spock fiebert der Rückkehr von Christine Chapel entgegen, die nach einem Praktikum bei Dr. Roger Korby (Cillian O’Sullivan) auf Vulkan zurückkehrt, in der Hoffnung, ihre Beziehung wieder aufleben zu lassen. Doch Christine stellt Korby als ihren neuen Partner vor, was Spock aus der Bahn wirft. Nach einigen Drinks in der Schiffsbar wacht Spock plötzlich neben Christine auf – es ist ihr Hochzeitstag.
Verwirrt suchen Spock und Korby nach Antworten und erkennen, dass der exzentrische Barkeeper und Hochzeitsplaner (Rhys Darby), der sich als Trelane, Sohn von Q, entpuppt, die Realität manipuliert. Erst als Q selbst eingreift, wird die normale Situation wiederhergestellt, und Spock muss einsehen, dass er Christine loslassen muss, da sie nun Korby liebt.
Story & Drehbuch
Nach dem actiongeladenen Staffelauftakt schaltet “Wedding Bell Blues” (“Hochzeitsglocken-Blues”) zwei Gänge zurück und präsentiert eine leichte, humorvolle Episode, die wieder sehr viel Herzschmerz transportiert. Kirsten Beyer und David Reed lassen sich von “Star Trek”-Hochzeitsklassikern wie “Data’s Day” (TNG) oder “You Are Cordially Invited” (DS9) inspirieren und streuen mit Trelane einen Schuss TOS-Nostalgie ein. Rhys Darby schlüpft dabei in die Rolle des exzentrischen ‘Enfant terrible’ Trelane und ehrt damit William Campbells Performance in “The Squire of Gothos” aus der Originalserie (1967).
Die Handlung verläuft allerdings in vertrauten Bahnen: Spocks Ringen um Fassung, sein wachsender Frust und der unvermeidliche Gefühlsausbruch sind ein bekanntes Leitmotiv, das so langsam an Zugkraft verliert.
Der kurze Moment, in dem unklar ist, ob Spocks Wahrnehmung durch einen Rausch oder durch Trelanes Tricks verzerrt ist, verspricht zunächst einen spannenden Twist, der die Zuschauer kurz an der Angel hält. Leider erfolgt die Auflösung dann für meinen Geschmack etwas zu schnell. Der Folge fehlt ab diesem Zeitpunkt ein überzeugender Spannungsbogen mit echtem Höhepunkt.
Auch die Dialoge bleiben in der Regel oberflächlich und spielen mit den schon häufiger zelebrierten Gags, vor allem auf Spocks Kosten. Es fühlt sich an, als habe man die oben genannten Klassiker der Trek-Geschichte sowie die humoristischen Folgen aus den ersten beiden Staffeln einfach nur in einem neuen Gewand serviert, ohne den nötigen frischen Wind hineinzublasen.
Schade ist auch, dass das Föderationsjubiläum nur als bloße Kulisse dient, inhaltlich aber links liegen gelassen wird. Ein Gastauftritt von “Enterprise”-Legenden oder ein Rückblick auf Archers Rede hätte der Episode emotionale Tiefe verliehen und zudem die Gründungsgeschichte der Föderation beleuchten können, über die wir noch immer nicht allzu viel wissen. Doch diese Chance bleibt leider ungenutzt.
Charaktere
Im Fokus der Folge stehen Spock, Christine Chapel, Roger Korby und Trelane.
Cillian O’Sullivan spielt Korby erfrischend sympathisch und bodenständig, ein Kontrast zu typischen exzentrischen “Star Trek”-Wissenschaftlern. Seine Beziehung zu Chapel wird jedoch nur in Anekdoten erzählt, was einmal mehr dem Grundsatz “Show, don’t tell!” widerspricht. Zudem verpufft hier auch der Überraschungseffekt, insofern man TOS-Kenner ist und “What Are Little Girls Made Of?” gesehen hat. Nichtsdestotrotz macht Korby Lust auf mehr und es bleibt zu hoffen, dass diese Figur nicht nur für eine kitschige Dreiecksromanze herhalten muss.
Die Spock-Chapel-Dynamik fühlt sich allerdings wie ein abgenutzter Seifenoper-Handlungsbogen an, der mit der TOS-Zeitlinie kaum zu vereinbaren ist und mir auch langsam den Nerv raubt.
Der Antagonist der Folge ist eine mächtige Entität, die sich als ein Q entpuppt. Rhys Darbys Verkörperung des Trelane, der hier offiziell als Qs Sohn etabliert wird, lehnt sich stark an die TOS-Vorlage an, fügt der Figur aber leider keine neuen Facetten oder Charaktertiefen hinzu. Das ist aber wohl leider nicht der Anspruch dieser Serie.
Nebenfiguren wie Ortegas, die womöglich unter Traumata oder physischen Schäden durch die Gorn leidet, oder La’an (Christina Chong), bei der sich eine persönliche Katharsis – und sogar eine Annäherung an Spock – andeutet, bekommen nur kurze Momente. Die Flirterei zwischen Uhura und Ortegas’ Bruder wirkt etwas aufgesetzt und bringt der Story auch nicht wirklich einen Mehrwert.
Inszenierung
Die Episode glänzt visuell mit beeindruckenden Kulissen auf Starbase 1 und kreativen, futuristischen Kostümen. Die Musik, zu der getanzt wird, greift jedoch auf 20. Jahrhundert-Klassiker zurück, was für das 23. Jahrhundert wenig glaubwürdig wirkt.

Regisseurin Jordan Canning liefert insgesamt eine gute Inszenierung mit flüssigem Schnitt, stimmiger Beleuchtung und dynamischen Kamerafahrten, ohne Längen.
Schlussbetrachtung
“Wedding Bell Blues” übertrifft ganz leicht meine sehr niedrigen Erwartungen. Die Folge unterhält mit TOS-Flair und humorvoller Atmosphäre, bleibt aber in bekannten Erzählmustern stecken, die für nur wenig Charakterentwicklung sorgen und auch keine echte Spannung aufkommen lassen.
Für Fans von Science-Fiction mit Seifenoper-Elementen ist die Episode sehenswert, für Liebhaber anspruchsvoller Sci-Fi wohl eher magere Kost.
Die visuellen Highlights und O’Sullivans charmanter Korby sind Pluspunkte, doch der repetitive Spock-Chapel-Handlungsbogen, der fehlende Spannungsbogen und die verpasste Chance, das Föderationsjubiläum auszuschöpfen, schmälern die Bewertung dieser Folge.
Für mich sah alles sehr, sehr künstlich aus.
Also an der VR-Wall scheiden sich scheinbar die Geister. Manchmal sieht es tatsächlich künstlich aus, was mir vor allen in „Discovery“ öfters aufgefallen ist. Hier finde ich es eigentlich recht gut, insbesondere das Habit mit dem Wald oder den Bergen. Es ist natürlich noch nicht perfekt, aber mir gefällt es besser als viele Greenscreen-Effekte.