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Hörspielrezension “Gruselkabinett: Die Topharbraut – Folge 151”

In der 151. Folge der Reihe “Gruselkabinett” geht es um eine Wohngemeinschaft der besonderen Art.

Inhalt (Klappentext):

Berlin 1913: Auf Wohnungssuche begegnet der Schriftsteller Dr. Gunther Lutzke dem unauffälligen Fritz Beckers, mit dem er sich fortan in eine Art Wohngemeinschaft begibt. Er ahnt nicht, dass der freundliche Mitbewohner hinter seiner Fassade etwas Grauenvolles verbirgt, das er sich in seinen kühnsten Träumen nicht hätte ausmalen können.

Kritik:

Die 151. Folge ist ein Kammerspiel, in dem sich die Handlung Stück für Stück entblättert. Daher stört es auch nicht, dass die Action sich erst im letzten Viertel zeigt. Der Fokus liegt eindeutig auf den Charakteren und deren sozialem Umfeld. Was ich sehr schön an dieser Erzählung finde, ist, dass alle Figuren “Dreck am Stecken” haben. Sei es der Protagonist, Dr. Lutzke, den es überhaupt nicht interessiert, woher seine Freundin kommt, welche Probleme sie möglicherweise hat, dass sie schwer herzkrank ist. Er erfreut sich einfach an der Liaison und behandelt seine Aenny insgesamt sehr oberflächlich. Dann haben wir Fritz Beckers, der mit einer Selbstverständlichkeit Tierleichen anliefern lässt, ohne Rücksicht auf die zartbesaiteten Seelen seiner Mitbewohner zu nehmen. Und dann Frau Paulsen, die Zimmerwirtin. Sie schnüffelt und spioniert, was das Zeug hält, gibt sich dabei jedoch ganz jovial und erledigt für ihre Bewohner gerne irgendwelche Botengänge, nur um an Informationen zu kommen. Aenny hängt nur bei Gunther herum und belügt ihre Tante, bei der sie angeblich wohnt. Wenn diese Kombination nicht für Zündstoff sorgt, dann tut es keine. 

Noch etwas zum Urheber der Geschichte. Hanns Heinz Ewers (1881 – 1941) war in vielerlei Hinsicht ambivalent. Er setzte sich für Gleichberechtigung der Juden ein, trat dann jedoch 1931 der NSDAP bei. Er interessierte sich für Okkultismus und Hypnose, störte dann aber nachhaltig eine Séance – der Fall erschien sogar in der Presse. Er war Mitglied in schlagenden Verbindungen, wurde dann jedoch rausgeworfen, weil er sich um die Mensuren drückte. Er studierte die Jurisprudenz, verstieß dann jedoch gegen das Gesetz und verbrachte sogar einige Wochen in Haft in der Festung Ehrenbreitstein. Möglicherweise spiegeln seine vielschichtigen Charaktere seinen eigenen Lebenswandel. „Die Topharbraut“ ist nicht das einzige Werk, das von Titania Medien umgesetzt wurde. Ebenfalls aus Ewers’ Feder stammen „Alraune“ und „Die Spinne“. Lovecraft bediente sich einiger Elemente aus letztgenannter Geschichte und verarbeitete sie in seiner Erzählung „Der leuchtende Trapezoeder“. 

Die Sprecher erwecken ihre Figuren glaubhaft zum Leben. Gunther Lutzke wird exzellent von Matthias Lühn gesprochen, Beate Gerlach stöbert als Frau Paulsen in dunklen Geheimnissen, Michael Pan darf Fritz Beckers Leben einhauchen. Rainer Gerlach spielt den Bekannten Gunthers, Paul Haase. Claudia Urbschat-Mingues schlüpft in die Rolle der verführerischen und frechen Aenny. Kleinere Rollen übernahmen: Patrick Bach (Paketbote), Eckart Dux (Dr. Martens), Horst Naumann (Jakob Laurenz), Martina Linn-Naumann (Frau Laurenz), Sascha von Zambelly (Beermann), Rolf Berg (Franz), Marc Gruppe (Kutscher) und Bodo Primus als Professor Köhler.

Cover:

Das Cover stammt von Ertugrul Edirne und greift einige Elemente – Katze, Ankh, Hierolglyphen und laszive Frau – der Geschichte auf. Die Frau rechts im Bild soll vermutlich Aenny darstellen. Allerdings trägt sie auf dem Cover die falsche Frisur und nicht den beschriebenen Bubikopf. Das mindert jedoch nicht die Qualität des Bildes. Der Charakter wurde gut eingefangen.

Fazit:

Es ist nicht die atemlose Schockstarre, die diese Folge ausmacht. Es ist das schleichende Gift und das fulminante Ende, die hier das Salz in der Suppe sind. 

[usr 5]
Information: Ein Exemplar dieses Hörspiels wurde dem Autor von Titania Medien zum Zwecke der Rezension kostenlos überlassen.

Quick-Infos

Autor: Hanns Heinz Ewers
Zeichner: Cover: Ertugrul Edirne
Originaltitel: Die Topharbraut
Jahr der Veröffentlichung (Original): Um 1910; Hörspieladaption von 2019
Laufzeit: Ca. 77 Minuten
Illustration: Ertugrul Edirne
Preis: 7,89 Euro
ISBN: 9-783785-759998
Label: Titania Medien

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