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Rezension: “Das Lied von Usgar”

Ein Fantasy-Roman in einer neuen Welt und einem ebenso faszinierenden Setting. Altmeister R.A. Salvatore zieht wieder einmal alle Register.

Inhalt (Klappentext):

Das Lied von Usgar (Cross Cult)
Das Lied von Usgar (Cross Cult)

Nachdem Aoleyn ihre Eltern verloren hat, muss sie sich allein in einem Stamm bösartiger Barbaren behaupten. Sie träumt davon, in die Welt jenseits ihrer Bergheimat zu entkommen.
Die einzige Hoffnung, die Freiheit zu erlangen, besteht darin, das Lied von Usgar zu erlernen, die mysteriöse Kraft des magischen Zirkels ihres Stammes. Glücklicherweise scheint Aoleyn die mächtigste Hexe zu sein, die jemals gelebt hat. Doch die Magie hat ihren Preis. Adeys Fähigkeiten wecken nicht nur das Interesse des brutalen Stammesführers, sondern auch das des Dämons der Berge, der all jene jagt, die über die Macht des Zirkels verfügen. Aoleyns Talent macht sie zu einem Signalfeuer in der Nacht.

Kritik

R. A. Salvatore kennt man schon seit Jahrzehnten als Schreiber von Fantasy-Romanen, seine wohl bekanntesten sind die Werke für die “Forgotten Realms”. Neben dieser Buchreihe hat Salvatore allerdings auch noch andere Romane geschrieben. Der vorliegende Roman “Das Lied von Usgar” spielt beispielsweise in einer komplett neuen Welt, zu welcher es allerdings schon andere Bücher gibt. Nichtsdestotrotz kann man völlig unvoreingenommen und auch als “Neuling” an dieses Buch herangehen.

Dass der Autor nach Jahrzehnten des Schreibens stilsicher ist, merkt man in jeder Phase des Buches. Obwohl man die Welt noch nicht kennt, ist man nach kurzer Zeit darin gefangen. Diesmal ist es keine Geschichte über eine Gruppe Abenteurer, die sich auf eine Reise begeben, um etwas zu finden. Es ist auch keine Geschichte über große Königreiche, die einander bekriegen, oder über verlorene Prinzen. Diesmal spielt sich die Geschichte an einem Berg ab.

R.A. Salvatore (Photo: Cross Cult)
R.A. Salvatore (Photo: Cross Cult)

Hoch oben auf diesem Berg lebt der Stamm der Usgar, die die Dörfer am Fuße desselben immer wieder überfallen.  – Und das war es auch schon: Kein komplexes Setting und keine riesengroße Welt. Der Fokus liegt vielmehr auf einigen wenigen Charakteren, die ausnahmsweise mal nicht die Welt verändern – außer ihre eigene, kleine Welt natürlich. Auch andere Völker gibt es keine. Es gibt zwar Magie und Bestien und einen kleinen Goblin-Cameo-Auftritt, aber davon abgesehen, könnte die Geschichte auch in ferner Vergangenheit spielen. Vielleicht mit ein Grund mehr, warum man derart stark in sie hineingezogen wird.

Hauptcharakter ist die kleine Aoleyn, deren Werdegang man von der Geburt bis zum Alter von etwas über 20 Jahren verfolgt. Während andere Romane hier oftmals Jahre überspringen, ist die Geschichte auch an dieser Stelle gut im Fluss. Zwar werden auch hier Jahre übersprungen, es fühlt sich aber nicht an, als würde man etwas verpassen oder etwas fehlen. So altert man quasi mit der Heldin.

Dass diese etwas Besonderes ist, wird schnell klar. Das mag vielleicht ein kleines Klischee sein, darüber kann man aber hinwegsehen. Schon binnen kurzer Zeit wird deutlich, dass auch Aoleyn die Gepflogenheiten ihres Volkes abzulehnen und das Unrecht zu erkennen beginnt. Da werden Sklaven gehalten, vergewaltigt und andere brutale Folter- und Tötungsmethoden angewandt. Die Gewaltszenen sind dabei zwar recht kurz, aber immer auch etwas derber, was wiederum ihre Intensität erhöht.

Natürlich darf auch ein Bösewicht nicht fehlen und das ist in diesem Fall der brutale Anführer der Usgar, der im Verlauf des Romans zu Aoleyns Konkurrenten wird. Beide verstecken schon bald ihre eigenen Geheimnisse und tänzeln umeinander herum, was erzählerisch so gut umgesetzt worden ist, dass auch diese Szenen eine rechte Freude sind. Auch das Aufbauen einer Freundschaft zu den Sklaven darf nicht fehlen. Man sieht also bereits, Charakterszenen stehen hier im Vordergrund und werden geschickt in eine Story um Magie und Verschwörungen eingewoben.

Ein paar Klischees gibt es natürlich auch, wie etwa die Liebe, die sich zwischen Aoleyn und dem Sklavenjungen entwickelt. Oder die zweite Handlungsebene, die sich um einen Händler von den Seen dreht. Bei dieser wird lange nicht klar, wohin dessen Reise eigentlich führen soll, bis man als Leser erkennt, dass er in Position gebracht wurde, um von den Usgar gefangen genommen zu werden. Das ist schon etwas zu viel des Zufalls und zu offensichtlich, aber auch darüber kann man ob des wunderbaren Rests dieses Buches gern hinwegsehen.

Fazit

“Das Lied von Usgar” ist ein sehr gutes Buch, bei dem vornehmlich auf Charakterentwicklungen Wert gelegt wird und die Action eher Beiwerk ist. Insgesamt ergibt sich ein sehr homogenes Ganzes, das fast von der ersten bis zur letzten Seite in den Bann zu ziehen weiß.

[usr 4.5]

 

Information: Ein Exemplar dieser Ausgabe wurde dem Autor vom Verlag zum Zwecke der Rezension kostenlos überlassen.

Quick-Infos

Autor: R.A. Salvatore
Originaltitel: Child of a Mad God
Jahr der Veröffentlichung (Original): 2018
Übersetzer: Claudia Kern
Seitenanzahl: 588
Preis: 16.- Euro
ISBN: 978-3-95981-812-4
Verlag: Cross Cult

 

Thomas Götz
Thomas Götz
Seitdem er 1985 zum Ersten Mal Episode IV sah und ausrief "Aber das heisst doch, Vader ist Lukes Vater" ist Tom der Science Fiction verfallen. Star Trek Fan wurde er, wie viele seiner Kollegen, 1990 mit "The Next Generation" in Deutschland. Seine ersten Buchrezensionen zu Star Trek Büchern erschienen schon 1995 im Alter von 16 Jahren im Star Trek Fanclub. Seit 2006 schreibt er auch Online Rezensionen (ab 2009 Trekzone-Exklusiv) und hat kürzlich seine 2000.Rezension veröffentlicht.

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