Während die Discovery über Kaminar eine temporale Anomalie untersucht, die vom Roten Engel zurückgelassen wurde, reist Burnham nach Vulkan, um ihre Mutter über den Verbleib von Spock zur Rede zu stellen. Wir diskutieren die spektakuläre siebte Folge der zweiten Staffel von “Star Trek: Discovery” und wagen einen Blick nach Vorne.
Vorsicht, Spoiler!
Zusammenfassung
Der erste Handlungsstrang gibt Tyler und Pike Gelegenheit, ihren schwelenden (und eskalierenden) Konflikt beizulegen, als sie gemeinsam mit einem Shuttle in der Zeitanomalie stranden. Die Lage spitzt sich zu, als eine zuvor in den Vortex geschossene Sonde 500 Jahre aus der Zukunft zurückkehrt, und mit unbekannter Technologie das Shuttle angreift. Stamets, Tilly & Co. können zwar ihre vermisste Crew retten, jedoch gelingt es der Sonde aus der Zukunft, erst den Computer des Shuttles und danach Airiam zu hacken.
Auf Vulkan gelingt es Burnham, Amanda zu überzeugen, sie zu Spock zu führen. Der macht einen tief verstörten Eindruck und rezitiert abwechselnd die Ersten Gesetze der Logik und “Alice im Wunderland”, während er den Roten Engel und Zahlen in eine Höhlenwand ritzt. Sarek verfolgt die Frauen und überzeugt beide, Spock an Sektion 31 auszuliefern. Auf Lelands Schiff soll Spock behandelt werden. Georgiou verschafft Burnham jedoch Gelegenheit, mit Spock zu entkommen, nachdem sie enthüllt, dass Controls Behandlungsgerät in Wirklichkeit ein Erinnerungsextraktor sei. Unter vier Augen mit Leland wird klar, das Georgiou das Machtgefüge umgekehrt hat. Sie gibt zu erkennen, dass Sie kompromittierendes Material über Leland hat, der in den Tod von Burnhams Eltern verwickelt zu sein scheint.
In einem Shuttle auf der Flucht vor Sektion 31 gelingt es Burnham schließlich, die Zahlenreihen zu entschlüsseln, die ihr Bruder auf Vulkan geritzt hatte: Koordinaten für Talos IV.
Eine Zäsur
“Licht und Schatten” ist die erste Episode von “Discovery”, die nicht mehr unter der Ägide von Aaron Harberts und Gretchen Berg produziert wurde. Die beiden mussten die Serie verlassen, nachdem bekannt wurde, dass die erste Hälfte der Staffel über Budget produziert worden war und Mitglieder des Autorenstabs über verbale Übergriffe geklagt hatten. Ab dieser Episode übernahm Alex Kurtzman die Funktion des Showrunners in Personalunion als Franchise-Chef, und Michelle Paradise stieß mit dieser Folge ebenfalls als Autorin und Co-Produzentin hinzu, um den Autorenstab im Tagesgeschäft zu betreuen.
Folglich beginnt mit “Licht und Schatten” vor und hinter der Kamera das zweite Kapitel dieser Staffel. Das lässt sich nicht nur am erstmaligen Auftauchen des erwachsenen Spock und einem überarbeiteten Vorspann festmachen, auch die Eröffnung der Episode ohne klassische Rückschau macht ab der ersten Sekunde klar, dass “Discovery” dabei ist, sich neuerdings weiterzuentwickeln. Das gilt nicht nur für die wiederholt großartige Inszenierung, sondern auch für die seit der Staffelpremiere begonnen aber über weite Strecken vernachlässigte Haupthandlung und viele spannungsgeladene Charakterkonstellationen.
Charaktere
Burnhams Familie
Burhams scheinbar endlose Suche nach Spock findet in “Licht und Schatten” einen vorläufigen Abschluss. Bei der Familienzusammenführung findet Autor Ted Sullivan eine tolle Balance zwischen intensivem Drama, der feinen Zeichnung der beteiligten Charaktere und einer sich rasant entwickelnden Handlung. Der Kern des Konflikts zwischen Spock und Burnham bleibt weiter im Dunkeln und so ist der eigentliche emotionale Höhepunkt weniger das Auftauchen des verwirrten Spock. Diese Szene gestaltet sich ungefähr so, wie wir dies seit Wochen in ähnlicher Form erwarten konnten.
Stattdessen überrascht die Dynamik zwischen Mia Kirshners Amanda und James Frains Sarek. Dass die Ehe zwischen der Erdenfrau und dem vulkanischen Botschafter nicht immer leicht gewesen sein kann, ist naheliegend, wurde aber nie in der hier gezeigten Tiefe und Intensität aufgezeigt. Kirshners und Frains Spiel ist großartig und subtil.
Schließlich zeigt das Drehbuch an dieser Stelle auch, dass der Autorenstab von “Discovery” aus Fehlern der Vergangenheit gelernt hat. Statt wie so häufig einen völlig unplausiblen Handungstwist aus dem Ärmel zu schütteln, setzt sich Sarek tatsächlich mit dem zunächst verstörenden aber naheliegendsten und zunächst vernünftig erscheinenden Standpunkt durch, Spock an Sektion 31 auszuliefern, um beide seiner Kinder vor weiterem Unheil zu schützen. Ich war angenehm überrascht, dass Burnham der brutalen Logik ihres Vaters folgen konnte und die Autoren meine üblichen Sehgewohnheiten effektiv für einen kleinen Schockmoment nutzen konnten.
Pike und Tyler
Was seit “Die Heiligen der Unvollkommenheit” auf kleiner Flamme vor sich hinköchelte, eskaliert nun in “Licht und Schatten”. Pike und Tyler geraten offen aneinander. Was der Crew vordergründig als Kompetenzgerangel zwischen Mandat der Sektion 31 und der Autorität des Captain’s Chairs erscheint, entpuppt sich als Konflikt über unverarbeitete Erlebnisse während des Klingonischen Kriegs. Während Pike in Tyler immer noch den ehemaligen Schläfer sieht, erkennt Tyler in Pike den irrationalen Wunsch, dessen Fernbleiben vom Schlachtgeschehen zu kompensieren.
Von allen Charakterbögen dieser Episode wäre dies eigentlich der sicherste und am leichtesten zu einem befriedigenden Ende zu führende Strang gewesen. “Allein”/”Shuttlepod One” (“Enterprise” 1×16) auf Steroiden klingt nicht nach der schlechtesten Idee, um zwei Charaktere besser kennen zu lernen. Jedoch stolpert Sullivan hier in das ein oder andere Klischee. Die gegenseitige Lebensrettung ist zu seicht, um die Auflösung des ursprünglichen Konflikts plausibel zu erklären.
Pikes Figur leidet weiterhin unter einer holprigen Charakterisierung. Wie schon Janeway und Archer vor ihm zeigt er häufig elterliche Fürsorge und Wärme gegenüber seiner Crew. Leider wirkt er dabei wie seine beiden Vorgänger in Krisensituationen nicht souverän wie Kirk oder Picard, sondern gelegentlich sprunghaft, irrational oder gar schnippisch.
Es mag zwar die Beziehung zwischen Pike und Tyler im Sinne des begonnenen Charakterbogens “mechanisch” weiterbringen. In der selben Episode mit dem Kriegsgericht zu drohen und sich danach gegenseitig das Herz auszuschütten und zu versöhnen, ist aber dann doch zu viel des Guten. Die Finess, die das Drama auf Vulkan so sehenswert machte, fehlt hier völlig. Ja, die beiden Herren haben in bester “Star Trek”-Tradition ihre Differenzen beigelegt, aber leider erneut auf Kosten von Pikes Integrität. Letzte Woche ließ er sich binnen Sekunden dazu überreden, seinen emotional kompromittierten Ersten Offizier die Oberste Direktive auf unerhörte Art und Weise brechen zu lassen. Dieses Mal lässt er sich vor versammelter Brückenbesatzung zu einer Äußerung hinreißen, sein Urteilsvermögen sei durch das Fernbleiben der Enterprise im Klingonischen Krieg beeinträchtigt worden. Unabhängig davon, ob dies wahr ist, ist das kein glaubwürdiger oder gar kompetenter Führungsstil.
Saru in der Mitte
Ganz anders sieht es dagegen um Saru aus. Er scheint sich die besten Seiten von Pike abgeschaut zu haben, und nutzt die speziellen Begabungen seiner Brückenbesatzung effektiv, um das anstehende Problem zu lösen. Dabei bekommen diese Episode Owosekun, Rhys und Airiam angenehm viel zu tun und dürfen an entscheidenden Stellen die Handlung vorantreiben. Schließlich wird Airiam scheinbar von der Sonde aus der Zukunft infiltriert, was uns hoffen lassen kann, künftig mehr über sie zu erfahren.
Schön ist auch Sarus Aufgreifen eines losen Strangs aus der ersten Staffel, indem er Tilly dazu veranlasst, mit Stamets Hilfe einen Weg zur Rettung von Tyler und Pike zu finden. Beim Angriff durch Mudd auf das Schiff erwies sich Stamets dank Bärtierchen-DNS als Fixpunkt über alle Zeitstränge. Wobei nicht wirklich klar ist, wie diese offenbar passive, genetische Eigenschaft, Erinnerungen über verschiedene Zeitlinien zu bewahren, Stamets zu den in der Episode gezeigten Kunststücken befähigen kann. Auch hier: Schwamm drüber, weil das Drama funktioniert.
Tilly und Stamets
Das Wissenschafts-Super-Duo zeigt eine wie immer großartige Chemie und natürlich fachliche Kompetenz. So viel Spaß es macht, den beiden zuzusehen, muss man sich fragen, ob diese Beziehung vielleicht ihren Zenit überschritten hat. Wirklich viel Neues erfahren wir über die beiden nicht, auch wenn die Szene im Transporterraum natürlich wieder einmal rührend ist.
Ebenfalls zeigt uns die Folge, dass nicht alles cooler wird, wenn man Zeit-Tilly primär für die Auflockerung von Dialogen zum Einsatz bringt. Es wäre an der Zeit, Tillys Charakter eine Weiterentwicklung zu erlauben. Gleiches würde man sich für das Beziehungsleben von Stamets wünschen, doch auch das muss vorläufig warten.
Georgiou, Leland und Burnham
Schließlich tut sich ein neues, unerwartetes Beziehungsdreieck auf: Wir erfahren, dass Leland direkt oder indirekt für den Tod von Burnhams Eltern verantworlich ist. Georgiou scheint inzwischen alle dreckigen Geheimnisse über Leland zu kennen und aus der zweiten Reihe alle Strippen zu ziehen. Sehr passend. Während Lelands Schicksal besiegelt zu sein scheint, bleibt Georgious Beziehung zu Burnham in jedem Fall spannend. Sie demonstriert erneut, dass sie bereit ist, viel für Burnham auf’s Spiel zu setzen. Warum, wird bis auf Weiteres Spekulation bleiben. Michelle Yeoh spielt die Ex-Imperatorin mit sichtlich viel Spaß an der doppelzüngigen und -bödigen Rolle. Tatsächlich bleibt völlig ambivalent, warum sie versucht, ein neuerliches Vertrauensverhältnis zu Michel aufzubauen.
Eine echte Genugtuung und heimlicher Höhepunkt der Episode ist selbstverständlich der schnell eskalierende “Schaukampf” der beiden Frauen. Mit befriedigender Kaltschnäuzigkeit und Schnörkellosigkeit erlaubt die Kampfszene Burnham (und dem Zuschauer) eine lange überfällige Katharsis, die plausibel in den Plot gewoben wurde.
Vermisstenmeldung
Doctor Culber, Commander Reno und Commander Nhan sind diese Woche wieder einmal Außen vor. Warum die Autoren die Figuren prominent als permanente Besatzung einführen, um sie danach wochenlang links liegen zu lassen, ist völlig rätselhaft. Wenn Tig Notaro aus Budget- oder Zeitgründen nur 3-4 Folgen pro Staffel verfügbar ist, wäre es sinnvoll, ihren Charakter auch innerhalb der Serienfiktion als wiederkehrenden Besucher anzulegen, statt sie unerklärlich von relevanten Krisenherden fernzuhalten. Die Frau ist Commander. Völlig analog sieht es mit Nhan aus, die in “Der Charonspfennig” prominent als neue Sicherheitschefin vorgestellt wurde.
Schließlich hätte man die Auferstehung Doctor Culbers aus dem Myzelnetzwerk wohl kaum schlechter timen können. Ohne Not nimmt die zweite Staffel das Thema zu einem Zeitpunkt in Angriff, als es die übergreifende Staffelhandlung zum völligen Stillstand kommen lässt und die geneigten Zuschauer auf eine arge Geduldsprobe stellt. Jetzt wo er wieder da ist, findet man trotz knapper 40 Minuten Laufzeit offenbar keine Muße mehr, die Geschichte um den guten Doktor angemessen zu Ende zu erzählen. Weniger wäre manchmal mehr.
Inszenierung
Marta Cunningham, die seit 14 Jahren mit Sarek-Darsteller James Frain verheiratet ist, liefert mit ihrer ersten Episode für “Discovery” eine wahre Tour de Force. “Licht und Schatten” ist ein perfekt geschliffenes Stück Fernsehen. Ohne auch nur ein Gramm Fett zu viel auf der Wage kommt die Episode auf nur knappe 40 Minuten Spielzeit. Schlank, rasant und kompromisslos sind die Attribute, die in den Sinn kommen. Und trotz der spannenden, straf choreographierten und eng geschnittenen äußeren Handlung gibt Cunningham allen wichtigen Charaktermomenten präzise die Zeit, die sie benötigen, um maximale Wirkung zu entfalten.
Worte reichen kaum, um ausreichend anzuerkennen, welchen Beitrag Produktionsdesign, visuelle Effekte und der Soundtrack zu dieser Episode beitragen. Jeff Russo liefert seine bislang beste Arbeit für “Discovery” ab und sorgt mit dramatischen Melodien für eine perfekte Untermalung. Auch die Darstellung von Vulkan ist äußerst gelungen. Gleichzeitig dürfen wir einige der besten Weltraumaufnahmen bestaunen, die bis dato über die Mattscheibe geflimmert sind.
Besonders lobenswert zu erwähnen sind einige tolle Match Cuts, deren Planung sicherlich viel Zeit und Mühe gekostet haben, aber am Ende für großartige, butterweiche Übergänge zwischen den unterschiedlichen Schauplätzen gesorgt haben.
Analyse
“Licht und Schatten” zeigt nach “Die Heiligen der Unvollkommenheit” erneut, wie kraftvoll “Discovery” sein kann, wenn es sich auf die eigenen Stärken verlässt, statt in ständiger Angst um den Kanon Fanservice zu betreiben und sich selbst zu zensieren. Trotz aller Schauwerte wird die Episode von den Charakteren getragen: Amanda und Sarek, Burnham und Georgiou, Tylor und Pike, Tilly und Stamet. Und endlich stürzt sich “Discovery” auf die Prämisse der Staffel und fängt an bezüglich des Staffelbogens “zu liefern”.
Die Zukunft
Wenn man zu Beginn der Folge noch Hoffnung haben konnte, der Verbleib der Discovery über Kaminar sei ein Zeichen dafür, sich mit der folgenschweren Entscheidung aus “Donnergrollen” reflektiert auseinanderzusetzen, wurde natürlich enttäuscht. Stattdessen versucht Discovery, mehr über die temporale Anomalie im Orbit zu erfahren. Nicht alles, was wir dabei erleben, ist bei genauerer Betrachtung nachvollziehbar. Insbesondere die Prämisse, die Sonde nicht auf Sicht in die Anomalie schießen zu können, sondern das Shuttle schicken zu müssen, scheint an den Haaren herbeigezogen, ist jedoch für den restlichen Plot unerlässlich.
Lassen wir alle durch die Inszenierung geschickt überspielten Logiklöcher außen vor, erfahren wir eine ganze Menge Neuigkeiten über den Besucher aus der Zukunft und unsere Figuren. Die Sonde verwandelt sich nach dem Upgrade im 28. Jahrhundert in einen Verwandten der Wächterdrohnen aus “Matrix”. Bemerkenswert an dem Zeitrahmen ist, dass der namenlose Agent, der in “Enterprise” den Suliban Befehle gab, ebenfalls aus dem 28. Jahrhundert stammt, und die Föderation laut Daniels ebenfalls über reguläre Möglichkeiten zur Zeitreise verfügt (“Kalter Krieg”/”Cold Front”, “Enterprise”). Gleichfalls ist auffällig, dass das 28. Jahrhundert gerade die Hälfte jener 1000 Jahre dauernden Zeitspanne markiert, die Zora im “Short Trek” “Calypso” ohne Crew in Warteposition verbringen wird, bis Craft eintrifft.
Trotz des bedrohlichen Auftretens muss der Drohne nicht zwangsläufig eine feindliche Absicht unterstellt werden. Eventuell ist ihr einziges und eigentliches Ziel, den Bordrechner des Shuttles und über diesen Umweg Airiam zu infiltrieren. Da die Drohne allenfalls halbherzig gegen Pike und Tyler vorgeht und nach dem Eindringen in den Computer gänzlich das Interesse an der Besatzung verliert, kann man gar spekulieren, dass eine Partei aus der Zukunft mit dem Manöver vielleicht “nur” einen Avatar auf die Discovery bekommen wollte. Das Airiam “gehackt” wurde, ist natürlich nur eine mögliche Interpretation der Geschehnisse, weil Airiams genaue Natur bislang unbekannt ist. In Hintergrundgesprächen wurde sie häufig als Cyborg charakterisiert, aber bisher gibt es keine Festlegung durch den Kanon.
Eine mutige Spekulation wäre, dass Zora auf diese Weise einen Teil oder eine Kopie ihres Bewusstseins zurück auf die Discovery geschickt hat, und durch Airiam in den nächsten Folgen versuchen wird, ihr eigenes einsames Schicksal abzuwenden. Aber es gibt natürlich noch viele andere mögliche Erklärungen.
Spocks Verbindung zu den Signalen
Wie dem Kollegen Matthias Suzan aufgefallen ist, sehen wir nicht zum ersten Mal, dass Spock eine spezielle Verbindung zu einem raum- und zeitumspannenden Mysterium hat. Die Rede ist natürlich von V’Ger, die durch eine weit fortgeschrittene Zivilisation geborgene und hochgerüstete Weltraumsonde Voyager 6. Auch Voyager reiste durch eine Singularität durch die Galaxie und kehrte als V’Ger zurück, um seinen Schöpfer zu finden (ein religiöses Motiv, das gut in die Staffel passen würde). Beim Kontakt mit der Enterprise versuchte er ebenfalls zielstrebig, in den Besitz der Föderationsdatenbank zu gelangen und manifestierte sich danach als Teil der Besatzung, genauer in einem Replikat von Lt. Ilia.
Ebenfalls eine bemerkenswerte Parallele bildet die besondere Bedeutung von V’Ger auf Spocks Leben. Der mentale Kontakt mit V’Ger war für Spock eine prägende Erfahrung, brachte sie ihn doch dazu, sein Kolinahr abzubrechen. Mit Blick auf die klassische Filmreihe darf man wohl behaupten, dass Spocks Kontakt mit V’Ger eine entscheidende Rolle dabei spielte, dass der Halbvulkanier eine neue Balance zwischen Logik und Emotionen zugunsten seiner menschlichen Seite fand. Spocks Zusammenbruch in “Discovery” scheint geradezu die inverse Geschichte zu erzählen. Schließlich soll der vergleichsweise emotionale Spock aus “The Cage” durch “Discovery” kanonisch in den stoischen Vulkanier aus “The Original Series” münden.
Die Vorstellung, dass “Discovery” einen Charakterbogen für Spock über die nächsten knapp 20 Jahre vorzeichnen könnte, ist geradezu “faszinierend”. Auf diesem Wege vielleicht auch mehr über V’Gers entfernte Verwandten vom Maschinenplaneten zu erfahren, würde sicherlich auch viele Trekker-Herzen höher schlagen lassen.
Talos IV
Der große Cliffhanger der Episode ist natürlich die Auflösung der Ziffernfolge als Koordinaten für den verbotenen Planeten Talos IV. Der erste “Star Trek”-Pilotfilm zeigte eine telepathischen Spezies, die Kraft ihrer Gedanken geradezu belieb komplexe Illusionen erschaffen konnte. Seit über 50 Jahren hat “Star Trek” diese “Geburtsstätte” des Franchises nicht mehr besucht. Mehr noch: In “Spock unter Verdacht”/”The Menagerie” (“The Original Series” 1×11, 1×12) erfahren wir, dass auf den Besuch des Planeten die Todesstrafe steht.
Interessanterweise warnt der Bordcomputer von Burnhams Shuttle nicht vor dem Besuch. Wir haben zwar immer angenommen, die drakonische Strafe für den Besuch von Talos IV werde allein durch die Tatsache gerechtfertigt, dass die Talosianer Kraft ihrer Gedanken mühelos ganze Raumschiffe übernehmen, zur Selbstzerstörung treiben oder Besatzungsmitglieder auf Nimmerwiedersehen entführen könnten.
Die Tatsache, dass weder Burnham noch der Navigationscomputer zögern, den Kurs einzuschlagen, lässt dagegen vermuten, dass wir den eigentlichen Grund für die absolute Quarantäne von Talos IV erst noch erfahren werden.
Spannend ist auch die Frage, warum Spock nach Talos IV zurückkehren möchte. Aus der Originalserie wissen wir, dass die Talosianer durchaus Einfluss auf die Galaxie außerhalb ihrer Heimatwelt nehmen und über Lichtjahre an Geschehnissen teilhaben und Illusionen kreieren können. Hofft Spock, mächtige Verbündete zu finden, oder haben die Talosianer mit ihm Kontakt aufgenommen?
Fazit
Was für eine fantastische Episode zur Halbzeit der Staffel! Es passt wirklich alles, um perfektes, “Star Trek”-Popcorn-TV zu genießen: Figuren, Dialoge, Action, Spannung, innere und äußere Handlung, Spezialeffekte, Soundtrack, Produktions- und Sounddesign. Die perfekte Inszenierung macht kleinere Logikprobleme und einige nicht völlig originelle Momente des ansonsten guten Drehbuchs wieder wett. Die Aussichten sind zudem fabelhaft: Zwischen der großartigen Besetzung und dem episch wirkenden Handlungsbogens könnte sich eine wirklich außergewöhnliche zweite Staffelhälfte entwickeln.
Bewertung
Handlung der Einzelepisode | [usr 5 max=”6″] |
Stringenz des staffel- und serienübergreifenden Handlungsstrangs | [usr 5 max=”6″] |
Stringenz des bekannten Kanons | [usr 4 max=”6″] |
Charakterentwicklung | [usr 5 max=”6″] |
Spannung | [usr 5 max=”6″] |
Action & Effekte | [usr 5 max=”6″] |
Humor | [usr 3 max=”6″] |
Intellektueller Anspruch | [usr 4 max=”6″] |
Gesamt | [usr 5 max=”6″] |
Episoden-Infos
Episodennummer | 22 (Staffel 2, Episode 7) |
Originaltitel | Light and Shadows |
Deutscher Titel | Licht und Schatten |
Erstausstrahlung USA | Donnerstag, 28. Februar 2019 |
Erstausstrahlung Deutschland | Freitag, 1. März 2019 |
Story | Ted Sullivan & Vaun Wilmott |
Drehbuch | Ted Sullivan |
Regie | Marta Cunningham |
Laufzeit | 40 Minuten |
Korrektur: In einer vorherigen Version des Kommentars war von “Pantoffeltierchen-DNS” die Rede, Korrekt ist natürlich Bärtierchen-DNS. Danke an unseren Leser Uli Qoghijtej auf Facebook für den Hinweis.
Sehr gutes, richtig tolles Review. Ich verstehe nur die Vermisstmeldung nicht. Doctor Culber, Commander Reno und Commander Nhan müssen doch nicht ständig auftauchen. Und wenn doch, dann vergiss bitte Linus nicht in der Aufzählung 😉
Für mich sind das alles Nebencharaktere. So wie Barclay, Q. Wenn die Charaktere nicht zu tun haben, ist mir lieber sie tauchen gar nicht erst auf. Meine Güte, man denke nur an Travis. Der war in ENT auch völlig verschenkt und das Geld hätte man sich sparen können (vielleicht liegt da ja auch der Grund).