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Rezension: The Orville 3×06 – “Zweimal im Leben” / “Twice In A Lifetime”

In der sechsten Folge der dritten Staffel geht es für die Orville-Crew zurück ins 21. Jahrhundert. Warum es sich hierbei um keine gewöhnliche Zeitreise-Episode handelt, lest ihr in unserer Review. SPOILER-ALARM!

Handlung

LaMarr (J. Lee) und Isaac (Mark Jackson) informieren Captain Mercer (Seth MacFarlane) und Commander Grayson (Adrianne Palicki) über neue Erkenntnisse hinsichtlich der Aronov-Vorrichtung. Mit diesem Quantenbeschleuniger kann man den relativen Verlauf der Zeit durch die Erzeugung von Quantenblasen manipulieren. Unter anderem kann man mit diesem Gerät Objekte in die Vergangenheit oder Zukunft schicken, was die Aronov-Vorrichtung sogleich zu einer gefährlichen temporalen Waffe macht.

Mercer informiert daraufhin Admiral Perry (Ted Danson) über diese neuen Erkenntnisse. Der Admiral ist zwar beeindruckt, warnt aber sogleich vor verheerenden Folgen, sollte die Vorrichtung in die Hände der Kaylon geraten. Die Orville erhält daher den Befehl, sich einem Konvoi anzuschließen, der den Quantenbeschleuniger umgehend zu einer Hochsicherheitsforschungseinrichtung auf Sabik 3 bringen soll. Doch die Kaylon haben bereits Wind von diesem Vorhaben bekommen und die Einrichtungen und Schiffe der Union auf Sabik 3 vernichtet. Als der Konvoi dort eintrifft, greifen die Kaylon sofort an und fordern die Herausgabe der Aronov-Vorrichtung.

Die Orville versucht zu fliehen, doch als sich die Situation weiter zuspitzt, befiehlt Captain Mercer die Zerstörung der Vorrichtung. Lt. Malloy (Scott Grimes) begibt sich daraufhin ins Wissenschaftslabor, um den Quantenbeschleuniger mit seiner Handfeuerwaffe zu zerstören. Doch der Plan nimmt eine unerwartete Wendung, als die Aronov-Vorrichtung Gordon in der Zeit zurück schickt, genauer gesagt ins Jahr 2015.

Die Crew der Orville setzt sodann alles daran, Gordon in die Gegenwart zurückzubringen. Doch das gelingt nicht sofort, vielmehr vergehen für Malloy ganze zehn Jahre, ehe es auf der Erde des Jahres 2025 zu einem Wiedersehen mit Mercer und Grayson kommt.

Weil Gordon mit der Zeit die Hoffnung auf Rettung allmählich verlor, missachtete er die temporalen Vorschriften der Unionsflotte und baute sich im 21. Jahrhundert eine Existenz als Verkehrspilot und Familienvater auf. Folglich ist er nun nicht dazu bereit, sein neues Familienglück mit Ehefrau Laura (Leighton Meester) einfach so aufzugeben, um mit der Orville ins 25. Jahrhundert zurückzukehren.

Zwischen ihm und Captain Mercer entbrennt daraufhin ein hochemotionaler Streit darüber, wem gegenüber Gordon die größere Verantwortung trägt: der Zeitlinie oder seiner Familie, die es eigentlich nicht geben dürfte. Als Gordon sich für seine Familie entscheidet, muss Mercer eine schwierige Entscheidung treffen…

Drehbuch & Dramaturgie

Das Drehbuch zu “Twice In A Lifetime” stammt abermals von Seth MacFarlane höchstpersönlich, der hier – so viel sei an dieser Stelle schon vorweggenommen – eine weitere, richtig starke Charakter-Episode abliefert.

Nun ist eine Zeitreise-Geschichte gewiss kein Neuland im Science-Fiction-Genre, zumal die Story doch sehr stark an den Story-Arc des Holodocs in “Blink of an Eye“/”Es geschah in einem Augenblick” (VOY 6×12) aus dem Jahr 2000 erinnert. Nichtsdestotrotz ist “Twice In A Lifetime” keine einfache Wiederholung früherer Zeitreise-Geschichten. Denn die Episode setzt gekonnt dort an, wo die besagte “Voyager”-Episode seinerzeit viel zu oberflächlich geblieben ist, indem sie konkret danach fragt: Wie fühlt es sich eigentlich an, wenn man aus einem “zweiten Leben”, in dem man eigentlich glücklich gewesen ist, plötzlich wieder herausgerissen wird?

“Blink of an Eye” hat diese spannende Thematik damals leider mittels weniger Dialogzeilen des Doktors recht schnell abgefrühstückt, was natürlich auch der Laufzeit und dem Kernthema (Entwicklung einer ganzen Zivilisation) der Episode geschuldet war. Der Aufenthalt des Doktors auf dem Zeitdifferential-Planeten war letztlich nur ein Nebenstrang, der allerdings schon damals mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt hätte. Und an genau diesem Punkt zeigt sich mal wieder das große Talent von Seth MacFarlane: Er hat offensichtlich eine gute Nase dafür, wo alte “Star Trek”-Episoden Leerstellen gelassen haben, die großes erzählerisches Potential besitzen. Und er versteht es zumeist auch, dieses Potential in kreativer Weise fruchtbar zu machen.

Natürlich hat auch “The Orville” Folgen, die in weiten Teilen “nur” ein nettes Remake klassischer “Star Trek”-Narrationen sind. Auch das hatte ich in der laufenden Staffel schon einmal bemängelt. “Twice In A Lifetime” gehört aber definitiv in die Kategorie derjenigen Episoden, die zwar Altbekanntes aufgreifen, aber dennoch innovativ neu erzählen. Das liegt einerseits daran, dass sich die Serie weiterhin sehr viel Zeit nimmt, die verschiedenen Figuren zu erforschen. Auch auf die Gefahr hin mich diesbezüglich zu wiederholen, aber man kann es (vor allem im Vergleich mit dem aktuellen “Star Trek”) nicht oft genug loben: Hier wird nicht einfach nur etwas über gefühlsschwulstige Dialoge erzählt, sondern langsam und bedächtig konstruiert und dementsprechend auch ausführlich gezeigt. “Show, don’t tell” in Reinkultur.

Das fängt schon mit der Eröffnungsszene an, in welcher Gordon ein Lied von Laura Huggins singt und sie später in einem Gespräch mit Charly Burke auch explizit erwähnt. Und da wären wir auch schon beim zweiten Aspekt, der das Storytelling von “The Orville” auszeichnet: Die Serie versteht es einfach, das eigene Serien-Lore immer wieder aufzugreifen und weiterzuspinnen. In der vorherigen Episode war es der Handlungsstrang um Topa, der erneut aufgegriffen wurde, hier ist es die Figur Laura Huggins, die in Lasting Impressions“/”Die Zeitkapsel” (ORV 2×11) erstmals eingeführt wurde. Auch diese Episode war eine Charakter-Episode, in der Gordon im Mittelpunkt stand.

Das aktuelle Storytelling der Serie wirkt auf mich jedenfalls äußerst rund und somit auch enorm glaubwürdig. Und das wiederum verschafft der Serie genau jenen familiären Touch, den ich in “Picard” und stellenweise auch in “Discovery” noch schmerzlich vermisse. Auch “The Orville” enthält mittlerweile sehr viel Drama und Emotionen, aber es ist einfach authentischer geschrieben und – das muss ich definitiv konstatieren – auch einfach besser gespielt.

Alles in allem weist auch das Drehbuch zu “Twice In A Lifetime” eine erstaunlich gute Mischung aus Action, Drama, Charakterentwicklung und Humor auf, sodass kleinere Logiklöcher (z.B. Build-up der Zeitreise) sowie das ein oder andere Klischee nicht wirklich ins Gewicht fallen. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten zu Beginn der Staffel habe ich hinsichtlich der Folgen 4, 5, 6 und 7 mittlerweile schon den Eindruck, dass Season 3 den idealen Mix nun gefunden hat.

Ein kleiner Wermutstropfen ist aber leider erneut die Auflösung der Geschichte (Zeitsprung), die mir auch hier etwas zu ad hoc und einfach erscheint, auch wenn das dazugehörige Technobabble eine durchaus akzeptable Erklärung liefert. Die Episodenfinals bleiben also – von einigen positiven Ausnahmen mal abgesehen – die Achillesferse der dritten Staffel. Das ist zwar auch hier wieder kein Beinbruch, es wäre aber vielleicht auch noch etwas überzeugender gegangen.

Charaktere

Wie bereits erwähnt, ist “Twice In A Lifetime” eine Episode, die sich ganz und gar der Entwicklung diverser Charaktere verschrieben hat. Und auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht, als träfe das vor allem auf die Figur des Gordon Malloy zu, so dürfen auch die übrigen Figuren, namentlich Captain Mercer, Ensign Burke und Isaac, nicht außer Acht gelassen werden.

Vor allem letztere beiden Charaktere machen in dieser Folge einen gewaltigen Schritt nach vorne, was deren angespannte Beziehung betrifft. Charly Burke ist zweifelsohne eine richtig gut geschriebene Figur, die mich stellenweise etwas an Ro Laren, Kira Nerys und B’Elanna Torres erinnert, ohne dass man es hier nur ansatzweise mit einer plumpen Kopie dieser Charaktere zu tun hätte. Jedenfalls bekommt Charly in “Twice In A Lifetime” noch mehr Charakterprofil spendiert, was die Figur noch glaubwürdiger macht, als sie es ohnehin schon war. Außerdem ist sie mir mittlerweile deutlich sympathischer als noch zu Beginn der Staffel. Und auch daran kann man erkennen, dass die Autoren von “The Orville” sehr genau wissen, wie man Charaktere weiterentwickelt, nämlich indem man ihre Hintergründe, Eigenarten, Motive und Emotionen bedächtig und ernsthaft erläutert. Burke hat nach sechs Episoden jedenfalls schon deutlich mehr Profil als Rhys, Bryce oder Owosekun nach vier Staffeln “Discovery”.  

Die erzwungene Kooperation zwischen der von Wut und Trauer zerfressenen Charly und dem gewohnt nüchtern-emotionslosen Isaac ist jedenfalls eines von vielen Highlights dieser Episode, zumal in diesen Handlungsstrang auch ganz viel Humor eingeflossen ist. Das macht einfach Spaß! Die Szenen funktionieren aber nicht nur, weil das Drehbuch so gut ist, sondern natürlich auch deshalb, weil Mark Jackson und Anne Winters zwei richtig gute Schauspieler sind. Während Jackson, der hier ohne Kaylon-Kostüm agieren darf, vor allem durch Gestik und Sprache überzeugt, weiß Winters ihre Augen geschickt einzusetzen, um die Emotionen ihrer Figur zu transportieren.

Etwas aus der kalten Hose – und somit leider auch nur wenig überzeugend – führt “Twice In A Lifetime” eine Romanze zwischen John LaMarr und Tella Keyali ein. Vielleicht habe ich es bisher einfach nur nicht registriert, aber bis auf ein gemeinsames Anstoßen in der letzten Folge habe ich zwischen diesen beiden Figuren eigentlich kein besonderes Knistern – nicht einmal eine Art Freundschaft – wahrgenommen. Das könnte aber auch daran liegen, dass Tella Keyali der bisher am wenigstens erforschte Charakter des Ensembles ist. Kleiner Spoiler: In Folge 7 “From Unknown Graves” wird sich das endlich ändern.

Für Captain Mercer ergibt sich ein spannendes Dilemma zwischen seiner beruflichen Verantwortung als kommandierender Offizier auf der einen und seiner engen Freundschaft mit seinem Kumpel Gordon auf der anderen Seite. Kelly Grayson komplettiert das Trio, dessen Freundschaft hier auf eine harte Probe gestellt wird.

Nun sind temporale Paradoxien, temporale Vorschriften und Zeitlinien-Logiken immer eine Sache für sich, weshalb man auch Verständnis sowohl für Mercers als auch für Gordons Sichtweisen aufbringen kann. Es sieht aber so aus, als habe Malloy die Zeitlinie nicht entscheidend geändert. Aber wie Mercer richtig sagt, kann man nicht ausschließen, dass Gordons Nachkommen – die es eigentlich nicht geben dürfte – die Zeitlinie irgendwann, irgendwie verändern könnten. Ein schönes Zeitreise-Dilemma, das zwar nicht neu ist, hier aber dank guter Dialoge nichts von seiner Faszination verloren hat.

Interessanterweise steht “Twice In A Lifetime” im krassen Widerspruch zu Rios‘ Entscheidung in der jüngsten Staffel von “Picard”. Rios bleibt nämlich im 21. Jahrhundert und muss dafür nicht einmal eine Diskussion über die Feinheiten der temporalen Direktive mit Picard führen, denn der nickt das Vorhaben einfach ab. Schon allein daran sieht man, dass “The Orville” dem aktuellen “Star Trek” hinsichtlich des intellektuellen Anspruchs und der Diskursivität mittlerweile haushoch überlegen ist. Dort, wo sich “Star Trek” heute leider um notwendige Diskussionen drückt, trumpft “The Orville” erst so richtig auf.

Die Dialoge, die sich aus diesem Dilemma ergeben, können jedenfalls überzeugen. Auch wenn diese Thematik, wie bereits erwähnt, schon des Öfteren Gegenstand diverser “Star Trek”-Folgen war, vermag es “Twice In A Lifetime” doch, diesem Paradox noch einmal weitere Tiefe zu verleihen, nämlich indem uns das Einzelschicksal von Gordon Malloy hier explizit und mit sehr viele Liebe zum Detail vor Augen geführt wird. Was uns der Holodoc damals nur erzählen durfte, bekommen wir hier in ähnlicher Form endlich gezeigt.

Dieser Handlungsstrang hat mich jedenfalls auf ganzer Linie abgeholt, weil er erstens toll geschrieben und zweitens hervorragend gespielt ist. Scott Grimes‘ Performance ist einfach stark, vor allem, weil er es schafft, der Dramatik von Gordons Lage glaubwürdig Ausdruck zu verleihen, ohne sich dabei in “Discovery”-artige Jammer-Attacken auf Soap-Opera-Niveau (à la Burnham, Culber, Stamets) zu verlieren. Man möge mir diese kleinen Seitenhiebe verzeihen, aber die Art und Weise, wie wohl konstruiert und authentisch “The Orville” Drama erzählt, sagt mir einfach mehr zu als der hyperventilierende Dauer-Drama-Modus von “Discovery”.

Die gefühlte Gleichgültigkeit, mit der Gordon nach Auslöschung der alternativen Zeitlinie zunächst auf den Bericht von Mercer und Grayson reagiert, hat mich im ersten Moment doch etwas irritiert. Wenn man aber etwas intensiver darüber nachdenkt, dann ist dieses Verhalten jedoch absolut logisch nachvollziehbar und auch konsequent erzählt. Klar, man hätte sich an dieser Stelle vielleicht gewünscht, dass das Erlebte in Gordon nachwirkt. Aber so, wie es erzählt wird, macht es absolut Sinn, dass der Status quo ante wiederhergestellt wurde.

Soziale Kommentierung

“Twice In A Lifetime” transportiert viele kleine Botschaften, die von zeitlosen anthropologischen und soziologischen Fragen, moralischen Problemen bis hin zur allgemeinen Kritik am Zustand unserer aktuellen Zivilisation reichen.

Einerseits steht hier vor allem die Frage im Raum, was uns glücklich macht: Ist es der Beruf, das Abenteuer oder sogar die Pflichterfüllung? Oder ist es eben doch das Gründen einer Familie? Gordon erlebt in dieser Episode zwei verschiedene Leben, die ihm scheinbar beide Glück bereiten. Sowohl das Leben als Single und Raumfahrer als auch das Dasein als Familienvater auf der Erde des 21. Jahrhunderts machen ihn glücklich. Entscheidend sind für ihn zwei Dinge: einerseits die jeweilige Lebenssituation und andererseits die Tatsache, dass man Menschen um sich hat, die man mag, schätzt und liebt. Besonders gut gefallen hat mir eine Dialogpassage von Gordon, in der er herausstellt, dass wir Menschen eben soziale Wesen sind und in Einsamkeit nicht lange überleben können, geschweige denn glücklich sein. Vor dem Hintergrund, dass diese Episode während der Pandemie (Lockdowns) entstanden ist (die hier auch namentlich erwähnt wird), bekommt diese Feststellung zusätzliches Gewicht.

Etwas kritisch sehe ich allerdings den von Mercer und Grayson ziemlich apodiktisch vorgetragenen Imperativ, das Individuum, in diesem Fall Gordon, habe sich gefälligst dem “Allgemeinwohl” unterzuordnen, egal wie viel man ihm in dieser Situation dafür abverlangen muss. Allen nachvollziehbaren (temporalen) Argumenten zum Trotz, aber wir reden hier immerhin über eine ganze Familie und die Existenz von Menschen – und zwar im Kontext zunächst einmal rein hypothetischer Annahmen (Sie könnten die Zeitlinie verändern).

Der Dialog ist zwar sehr gut geschrieben, weil auch Gordon starke Gegenargumente (z.B. “Gott spielen”; “Mord”) in die Diskussion einbringt, aber leider bügelt Mercer diese teilweise recht unreflektiert ab oder geht erst gar nicht darauf ein. Der Captain kommt mir hier für meinen Geschmack doch etwas zu technokratisch und selbstgerecht rüber. Denn auch hier kann man sicherlich kritisch fragen, ob ein “Allgemeinwohl”, das auf dem Leid oder der (erzwungenen) Aufopferung einer Minderheit (oder eines Individuums) basiert, nicht ebenso unmoralisch ist wie der Egoismus, den Mercer wiederum Gordon vorwirft. Mercers “Egoismus vs. Altruismus”-Argument ist mir an dieser Stelle doch etwas zu plump, zumal man sich hier auch vorwiegend im Konjunktiv bewegt.

Nebenbei kritisiert Kelly auch mal die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts, die den nachfolgenden Generationen “viel Zeug zum Aufräumen” hinterlassen habe. Schön ist an dieser Stelle, dass neben dieser berechtigten Kritik an der heutigen Gesellschaft Gordon auch hier wieder dagegenhält, indem er auf das grundsätzliche Lernpotential der Menschen dieser Zeit verweist. “The Orville” haut hier also nicht einfach nur mit dem Hammer auf die Menschheit unserer Zeit drauf (so wie Mercer und Grayson), sondern nennt auch kleine, aber feine Gründe, weshalb man sich seinen Glauben an die Menschheit bewahren sollte. Oh ja, das ist doch die Art von Science-Fiction-Fortschrittsoptimismus, den viele von uns sehen wollen!

Inszenierung

Die Folge sollte eigentlich abermals von Jon Cassar inszeniert werden, doch aufgrund der enormen Belastung der Filmcrew durch das Covid-19-Drehprotokoll übernahm schlussendlich auch Seth MacFarlane zweitweise die Regie, sodass “Twice In A Lifetime” also ein Gemeinschaftswerk von Cassar und MacFarlane darstellt.

Beim Ansehen der Episode habe ich allerdings zu keiner Zeit einen Bruch bei der Inszenierung festgestellt. Wobei das nicht wirklich überrascht, denn wie ich in meinen vorherigen Rezensionen schon mehrmals lobend angemerkt habe, hat die dritte Staffel von “The Orville” schon lange ihren (sehr überzeugenden) Stil gefunden. Diese Episode war aber wahrscheinlich noch einmal eine ganz besondere Herausforderung, weil es hier auch sehr viele Außendrehs gegeben hat, die zudem in zeitgenössischen Kontexten spielen.

Hinsichtlich der visuellen Effekte sind vor allem die beeindruckende Raumschlacht am Anfang sowie die erneut überzeugende Verknüpfung von CGI und realer Umgebung positiv hervorzuheben. Und auch die Musik von Andrew Cottee fügt sich perfekt in das Gesamtbild der Episode ein.

Schlussbetrachtung

Schon wieder eine Zeitreise-Geschichte. Ist das nicht langweilig? NEIN, ist es nicht! Denn “Twice In A Lifetime” füllt in kreativer Weise eine Leerstelle, die “Star Trek: Voyager” rund 20 Jahre zuvor brachliegen ließ.

In dieser Zeitreise-Story geht es nicht um bösen Aliens, die die Zeitlinie verändern wollen (TNG 5×26/6×01 “Time’s Arrow”; “Star Trek: First Contact“). Es geht auch nicht um einen konkreten Vorfall, der die Zeitlinie verändert hat (DS9 3×11/12 “Past Tense“). Es geht vielmehr um ein rein theoretisches Szenario, das vor allem das persönliche Leben von Gordon Malloy betrifft. Es ist eine intensive Charakterstudie, die deshalb so bewegt, weil sie Fragen aufwirft, die wir uns wahrscheinlich alle schon einmal gestellt haben:

Wie wäre mein Leben verlaufen, wenn ich an einer bestimmten Stelle einen anderen Weg eingeschlagen hätte? Wie hätte mein Leben ausgesehen, wenn ich vor 50, 100 oder 200 Jahren gelebt hätte? Was macht Glück wirklich aus? Wie viel darf dem Individuum zwecks “Gemeinwohl” abverlangt werden? Wo sind hier die Grenzen?

Das alles sind Fragen des Menschseins, die in diesen 70 Minuten selbstverständlich nicht beantwortet, aber doch angeschnitten werden. Folglich ist “Twice In A Lifetime” nicht nur bewegend, sondern auch inspirierend.

Neben der bewegenden Gordon-Story und dem ihr innenwohnenden moralischen Dilemma überzeugt die Folge vor allem deshalb, weil auch viele andere Charaktere und Beziehungen weiterentwickelt werden. “The Orville” erweist sich auch in “Twice In A Lifetime” als eine Science-Fiction-Ensemble-Show, wie man sie sich nur wünschen kann.

Info

Wir sind mit den Rezensionen zu “The Orville” leider etwas in Verzug. Die Reviews zu den Folgen 3×07 und 3×08 folgen aber im Verlauf der kommenden Woche.

Episodeninfos

SerieThe Orville: New Horizons
Episoden-Nr.32 (Staffel 3, Folge 6)
OriginaltitelTwice In A Lifetime
Deutscher TitelZweimal im Leben
DrehbuchSeth MacFarlane
RegieJon Cassar & Seth MacFarlane
US-Erstausstrahlung7. Juli 2022
DE-Erstausstrahlung8. Juli 2022
Laufzeit70 Minuten

Bewertungsübersicht

Handlung
Dialoge
Charakterentwicklung
Action & Effekte
Spannung
Humor
Anspruch

Fazit

Auch Folge 6 hält das hohe Niveau, das die dritte Staffel mittlerweile erreicht hat. "The Orville" macht weiterhin richtig Spaß!
Matthias Suzan
Matthias Suzan
Matthias' Leidenschaft für "Star Trek" wurde 1994 mit knapp zehn Jahren durch "The Next Generation" geweckt. TNG und DS9 sind bis heute seine Lieblingsserien. Es sind vor allem die politischen, gesellschaftlichen und menschlichen Themen des Trek-Universums, die ihn faszinieren. Aber auch die vielen, tollen Raumschiffe haben es dem passionierten Modellbauer angetan. Matthias ist seit 2017 Teil der TZN-Redaktion.

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Wieder eine Klasse Folge … Die Folge war definitiv richtig gut aber für mich n bissl etwas schwächer als a Tale of two Topas… Wenn auch nur hauchdünn schwächer.. Also ja,die Folge ausgesprochen gut gefallen!!!! Für mich fühlte sich die Folge an wie Orville Version des kinofilms Star Trek 4: Zurück in die Gegenwart. Diese Folge hier ist total witzig aber hat extrem viel Tiefe gehabt. Zuerst mal das hauptthema rund um Gordon. Absolut verständlich dass er irgendwann nicht mehr die Kraft hatte sich an den (fast schon nicht mehr auf daier aufrechtzuerhaltende) Befehl, sich aus allem auszuhalten und mit… Weiterlesen »

Tolle Folge, für mich die bisher Beste der Staffel. Insofern schließe ich mich der Rezension weitgehendst an. Bin ein Fan von Zeitreisegeschichten und hier wurde eine exzellent umgesetzt! Ein halbes Leben (10 Jahre) in der Vergangenheit, was ist das wert? Was sind Kinder, die daraus entstehen wert? Sind Regeln höherwertig wie dieses Leben? Gordon hält diese Regeln keine 10 Jahre aus. Ist auch unrealistisch, jahrelang im Wald zu leben? Klasse dargestellt, der Gordon der nach wenigen Monaten gerettet wurde und voll auf der „rationalen“ Linie der Zeitreiseregeln ist. Einer der wenigen Schwachpunkte ist mal wieder Cpt Mercer, bzw. der Schauspieler… Weiterlesen »

Ich finde die schauspielerleistung von SethMcFarlane fantastisch

Auch Folge 6 hält das hohe Niveau, das die dritte Staffel mittlerweile erreicht hat. "The Orville" macht weiterhin richtig Spaß!Rezension: The Orville 3x06 - "Zweimal im Leben" / "Twice In A Lifetime"
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