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StartDiscoveryDiscovery - Season 5Rezension: Star Trek: Discovery 5x01 - "Die Rote Direktive"

Rezension: Star Trek: Discovery 5×01 – “Die Rote Direktive”

Der Start der fünften “Discovery”-Staffel bringt uns gleich zwei Folgen. Wir sehen uns an, ob “Die Rote Direktive” die Erwartungen an einen Staffelauftakt erfüllen kann. Aber Achtung: SPOILER!

“Discovery” hatte ja schon immer einen schweren Stand bei den Star Trek-Fans. Das lag nicht nur an den teils merkwürdigen Stories, sondern auch daran, dass die Charaktere kaum ausgearbeitet waren und sich nahezu alles um Burnham drehte. Generell bin ich ja immer auch neuen Staffeln aufgeschlossen gegenüber, aber was hier in der ersten Folge der fünften Staffel abgefahren wird, da kann selbst ich teilweise nur den Kopf schütteln. Sogar meine Frau, die noch mehr über Logiklöcher hinwegsieht als ich, musste hier öfters Facepalmen. Und das will was heißen.

Noch ein weiteres Vorwort zur Rezension an sich: Ich habe erstmal nur die erste Folge geschaut, auch um diese Rezension unvoreingenommen schreiben zu können. Ich weiß also noch nicht, ob es in der zweiten Folge eventuell schon besser wird. Die Review zu “Unter den Zwillingsmonden” folgt voraussichtlich morgen.

Diese Gedanken wollte ich der Rezension vorweg schicken, bevor es nun ans Eingemachte geht.

Da waren sie wieder, meine drei Probleme…

Die Folge beginnt mit einer Rückblende auf die letzte Staffel. Und die ist auch bitter nötig, denn das ist nun schon zwei Jährchen her (4×13 “Die Heimkehr” feierte am 18.03.2022 in Deutschland Premiere). Vieles hat man daher einfach nicht mehr im Kopf gehabt. Aber wenn in den Rückblenden immer ein Charakter gezeigt wird, dann weiß man schon, dass dieser in der Folge eine prominentere Rolle einnehmen wird. In diesem Fall betrifft das Book.

Gleich im Anschluss sehen wir eine Szene, in der Burnham auf der Außenhülle eines Schiffes versucht, irgendetwas zu machen – und dabei sichtlich Spaß hat. Und bereits hier stellt sich die Frage: Warum zum Geier ist Burnham schon wieder mittendrin in der Action? Die Regeln des 24. Jahrhunderts, dass der Erste Offizier immer zuerst rausgeht, war doch sinnvoll. Und das sollte doch noch immer so sein, oder? Aber Moment: Wer ist auf der Discovery eigentlich Erster Offizier? Und okay, es ist halt Burnham – da sollte man das gewohnt sein, selbst Picard hat es manchmal so gemacht.

Wir werden dann auf einige Stunden zuvor zurückgeblendet. Ein obligatorischer Trick, um Interesse zu erzeugen. Das gefällt dem einen mehr, dem anderen weniger. Wirklich gebraucht, das muss man an der Stelle zugeben, hätte man diesen Kniff hier nicht. Aber es folgt ja gleich der nächste Tiefschlag, denn wir befinden uns bei der 1000-Jahr-Feier der Föderation – NICHT. Weil nämlich die letzten beiden Staffeln etabliert haben, dass wir uns im Jahr 3189 bzw. 3190 befinden – und nun offensichtlich 3191 ist. Und somit handelt es sich hierbei um den 1030. Jahrestag der Föderationsgründung, was Burnham aber später auch mit einer 930-Jahre-Bemerkung relativiert. Aber 1000 Jahre klingt halt besser als 1030 Jahre… und die Erklärung folgt auf dem Fuße: Plus/Minus ein paar Jahrzehnte, weil man in der Zeit des “Brand” (“The Burn”) nicht gefeiert hatte.

L'ak und Moll in "Red Directive" (Photo: Paramount+/CBS Studios)
L’ak und Moll in “Red Directive” (Photo: Paramount+/CBS Studios)

Äh, das wäre irgendwie so, als wenn ich ab meinem 50. Geburtstag nicht mehr Geburtstag feiere und dann an meinem 55. Geburtstag sage, es sei erst mein “Fünfzigster”, eben weil ich in den fünf Jahren davor nicht gefeiert habe. Nee, is’ schon klar. Das macht doch sicher jeder so, oder? Aber mal im Ernst: Hier wurde wieder einmal zurechtgebogen, wie es das Drehbuch verlangt. Und es gibt nicht einmal einen nachvollziehbaren Grund dafür.

Auffällig ist auch, das alle in dieser Szene richtig alt aussehen – vor allem Wilson Cruz als Hugh Culber oder T’Rina (Tara Rosling). Das schiebe ich hier aber mal auf die Beleuchtung, denn später in der Szene am Ende, sieht T’Rina wieder so aus, wie wir sie aus Staffel 4 kennen.

Aber zurück zu Burnham: Die erhält einen streng geheimen Auftrag: eine “Rote Direktive”, also geheimer als geheim. Aber das wird Burnham nicht daran hindern, trotzdem herauszufinden, was wirklich dahintersteckt. Man darf sich hier aber getrost fragen, ob die Geheimhaltung wirklich nötig war. Dabei erweist sich gerade Kovich als der übliche “Badmiral”, während Vance später in der Szene mit Tilly glänzen darf und ihr sogar dabei hilft, den Geheimhaltungsbefehl von Kovich zu umgehen. So stellt man sich gute Vorgesetzte vor und es ist schön, dass man Vance‘ Linie hier beibehalten hat. Zumindest diese spätere Szene ist daher eines der Highlights.

Kuriere mal wieder…

Burnhams Mission lautet dieses Mal, ein romulanisches Schiff ausfindig zu machen, das seit 800 Jahren verschollen ist. Dumm nur, dass da gerade auch Moll und L’ak – zwei Kuriere (oder doch Piraten?) – drauf gestoßen sind. Immerhin, die beiden wirken durchaus interessant und bekommen zumindest etwas Profil verpasst, wenngleich sie in ihrem Handeln auch irgendwie inkonsequent rüberkommen.

Denn als Burnham samt Außenteam eintrifft, “frieren” sie Owosekun und ein weiteres Besatzungsmitglied in einer Art Stasisfeld ein. Später bei Fred wenden sie dann aber tödliche Gewalt gegen den Androiden an. Aber gut, das sind ja auch keine Hauptdarsteller. Und dass es mal wieder Burnham schafft, als einzige nicht getroffen zu werden… Okay, man könnte jetzt sagen, das war bei Kirk doch auch meistens so. Aber eigentlich sollten die Red Shirts-Zeiten vorbei sein. Jetzt sind wir dann endlich bei der Szene vom Anfang, als Burnham auf der Hülle des Schiffes landet und es zu deaktivieren versucht.

Dabei kommt Captain Rayner von der U.S.S. Antares zum Einsatz, der hier bereits absolut unsympathisch dargestellt wird. Ob er noch die Kurve kriegen wird wie Liam Shaw in der dritten Staffel von “Picard”? Jedenfalls nervt das Kompetenzgerangel bereits hier an dieser Stelle und es sollte leider auch nicht das einzige Mal in dieser Folge bleiben. Zudem gibt es wieder einen Facepalm-Moment, wenn Saru befiehlt, Burnham sofort rauszubeamen, wenn die Warpblase zusammenbricht. Nein, die Gute darf noch auf die Discovery zutreiben und erst in letzter Sekunde reingebeamt werden. Soviel zu „sofort“. Und eine Frage, die ihr da draußen sicher besser beantworten könnt: Kann in einer Warpblase überhaupt jemand an der Außenhülle mitgerissen werden?

Rezension: Star Trek: Discovery 5x01 - "Die Rote Direktive" 1
Culber und Tilly (Photo: Paramount+/CBS Studios))

Bei dem Versuch mehr herauszufinden, spannt Burnham dann auch Tilly ein. Nicht falsch verstehen, ich mag Tilly und bin eigentlich Fan der Figur. Hier wirkt es aber so, als würde man sie nur zurückholen, weil die geplante Akademie-Serie (“Star Trek: Starfleet Academy”) nun doch nicht gestartet ist. Ja, ja, einige mögen jetzt sagen, sie kommt schon noch. Bevor ich aber nicht die offizielle Ankündigung des Starttermins sehe, glaube ich da im Moment nicht daran, immerhin geht’s Paramount+ jetzt nicht so gut. Die Szene mit ihr und Vance ist aber, wie erwähnt, ein Highlight.

Was man von Books Rückkehr jetzt nicht unbedingt sagen kann. Auch hier habe ich nichts gegen den Charakter oder Darsteller. Allerdings will man uns hier ernsthaft verkaufen, dass er als einziger in der Lage ist, den Kurs des Schiffes zu verfolgen und zu eruieren, dass sie zu einem Händler fliegen. Kein anderer kann rausfinden, dass Moll und L’ak zu einem Händler fliegen… wow! Das ist einfach nur wieder lazy writing bei dem Versuch, Book in den Cast zurückzuholen. Sorry, aber das hätte anders und weniger offensichtlich gehen müssen.

Fred auf Speeder-Bikes!

Moll und L’ark treffen derweil auf Fred (erinnert frappierend an ein fast gleichnamiges Alien aus “Obi-Wan“). Auch hier musste ich zunächst nachdenken, ob es Soong-Androiden wirklich geben kann in dieser Epoche. Aber ja, wir haben ja “Picard” Staffel 1 und 2, in der die Androiden in die Gesellschaft zurückgeholt wurden. Das wird später sogar namentlich erwähnt. Hätte man vielleicht nicht gebraucht, ist aber immerhin eine schöne Referenz.

Warum er dann aber nicht gelernt hat, dass man solchen zwielichtigen Gestalten wie Moll und L’ark besser nicht droht, ist eine andere Frage. So kommt es halt, wie es kommen muss: Er wird umgenietet. Aber in seinem Kopf kann man ja die Geheimnisse des Buches sehen. Musste hier auch noch jemand an “Wild Wild West” (“Das ist der Kopf eines Toten!”) denken? Aber ja, das ist in sich schlüssig und in Ordnung, das stört an der Stelle auch absolut nicht.

Anders die Speeder-Bike-Sequenz… Pardon, die Sandläufer-Sequenz. Die hat hier aber in keinster Weise die Dynamik der vergleichbaren Endor-Verfolgungsjagd, was auch daran liegt, dass man meist nur durch Staub und Sand fährt und wenig erkennt. Es gibt zwar ein kleines Effektgewitter, als die bösen Kuriere unsere Helden unter Beschuss nehmen. Meistens sieht man aber die Gesichter von Book, Rayner und Burnham zusammengeschnitten im Staubumfeld, was wenig spannend ist. Zudem kommt hier eben wieder das Kompetenzgerangel hinzu. An Rayners Stelle hätte ich vermutlich auch riskiert, den Tunnel zu sprengen. Aber natürlich behält Burnham am Ende wieder Recht (was auch sonst – es wird vermutlich nicht das einzige Mal bleiben). Es ist nach fünf Staffeln einfach nur noch nervig. Apropos: Ob wir Rayners Spezies noch erfahren werden? Sein aggressives Verhalten erinnert jedenfalls eher an einen Romulaner.

Rezension: Star Trek: Discovery 5x01 - "Die Rote Direktive" 2
Stamets im Maschinenraum. (Photo: Paramount+/CBS Studios)

Und schon rollt eine Lawine auf die Siedlung zu und auch zwei Zivilisten dürfen sich noch im Weg befinden. Immerhin lässt sich Rayner dann doch überreden, zu helfen und Moll und L’ark ziehen zu lassen. Ich kann an dieser Stelle wirklich nur hoffen, dass man nicht acht Folgen lang den Bösewichtern hinterherjagt. Es nervt bereits nach nur einer Folge!

Und wer schreibt eigentlich sowas wie das In-den-Boden-Rammen von zwei Sternenflottenschiffen? Da kann mir keiner erzählen, dass es nicht auch ausgereicht hätte, die Schilde in zehn Metern Höhe zu überkreuzen. Auch hier hat man ein „Sieht gut aus, bauen wir ein“ der Logik geopfert. Dann erfolgt auch noch das Gespräch zwischen Book und Burnham, wobei Burnham die ganze Zeit grinst. Ich weiß, manche sagen Sonequa Martin-Green kann nur grinsen oder heulen. Und ja, selbst wenn man einrechnet, dass sie unschlüssig gegenüber Book ist: Grinsebacke zu spielen, war noch nie so unpassend wie in diesem Moment. Das fühlt sich hier einfach total falsch an. Wie leider ein Großteil der Folge bisher auch.

Positives

Doch nun wollen wir mal nicht den Teufel an die Wand malen, es gab durchaus auch ein paar schöne Momente in der Episode. Tilly und Vance hatte ich ja schon erwähnt.

Und auch der Bezug zur TNG-Folge “Das fehlende Fragment” (TNG 6×20) und der Urspezies (hier nun “Progenitors” genannt) vermag ja im ersten Moment zu gefallen. Bereits in TOS gab es ja was ähnliches mit den sog. “Bewahrern”. Es wird sich bei der hier angefangenen Schatzsuche vermutlich um eine “End-All-Life”-Maschine drehen (getreu dem Motto: Wenn ihr’s verbockt, löschen wir euch aus). Aber das ist zu diesem Zeitpunkt natürlich reine Spekulation. Hier werden wir abwarten müssen.

Burnham und Saru in "Under the Twin Moons" (Photo: Paramount+/CBS Studios)
Burnham und Saru in “Under the Twin Moons” (Photo: Paramount+/CBS Studios)

Auch die Weiterentwicklung von Saru und T’Rina vermag zu gefallen und ist passend. Auch wenn ich es der Folge schon etwas übel nehme, dass man Fanfavorit Saru offenkundig rausschreibt. Dieses Schicksal hat leider schon einige andere Charaktere getroffen (erinnert sich noch wer an Nhan?). Aber auch hier werden wir vermutlich abwarten müssen, wohin die Reise noch geht.

Bewertungsübersicht

Bewertung

Fazit

Der Staffelauftakt verliert sich leider in einige hanebüchenen und offensichtlich konstruierten Szenen, die man so nicht gebraucht hätte. Über die üblichen Discovery- bzw. Burnhammismen muss man natürlich auch hinwegsehen. Und auch ein paar Klischees werden bedient. Im Grunde Schema-F, und das leider nicht in gut. Immerhin, ein paar Lichtblicke gibt es. Unter dem Strich ist das aber leider nicht genug für mehr als 2 Sterne. Hoffentlich holt Folge 2 hier noch das ein oder andere raus.
Thomas Götz
Thomas Götz
Seitdem er 1985 zum Ersten Mal Episode IV sah und ausrief "Aber das heisst doch, Vader ist Lukes Vater" ist Tom der Science Fiction verfallen. Star Trek Fan wurde er, wie viele seiner Kollegen, 1990 mit "The Next Generation" in Deutschland. Seine ersten Buchrezensionen zu Star Trek Büchern erschienen schon 1995 im Alter von 16 Jahren im Star Trek Fanclub. Seit 2006 schreibt er auch Online Rezensionen (ab 2009 Trekzone-Exklusiv) und hat kürzlich seine 2000.Rezension veröffentlicht.

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Ich hab die Folgen jetzt nicht gesehen. Ich bin jetzt kein großer Discovery-Fan. Aber abseits davon: ich hab hier noch nie eine positive Rezension einer Star Trek-Folge gelesen. Gibt es hier sowas?

Die Gerichtsepisode der zweiten Staffel STRANGE NEW WORLDS wurde vom Kurtz gehyped. Positives kommt vor.

Und weiter geht es mit so viel Unlogik und Unfähigkeiten der Autoren. Es fällt mir wie immer sehr schwer, bei Disco positiv zu bleiben. Tolle Ansätze – dann aber katastrophal um gesetzt. Nach vier Staffeln geht es im Grunde exakt so weiter, wie bisher. Was immer die Autoren da vor dem Schreiben konsumieren: Bitte nehmt weniger davon.

Hoffentlich geht das jetzt nicht über alle 10 Folgen so weiter….

Erstmal heißt der eine Charakter L’ak. Und Rayners Spezies ist Kellerun, siehe Memory Alpha. Diese Spezies trat bisher 1x in DS9 auf.

Der Staffelauftakt verliert sich leider in einige hanebüchenen und offensichtlich konstruierten Szenen, die man so nicht gebraucht hätte. Über die üblichen Discovery- bzw. Burnhammismen muss man natürlich auch hinwegsehen. Und auch ein paar Klischees werden bedient. Im Grunde Schema-F, und das leider nicht in gut. Immerhin, ein paar Lichtblicke gibt es. Unter dem Strich ist das aber leider nicht genug für mehr als 2 Sterne. Hoffentlich holt Folge 2 hier noch das ein oder andere raus.Rezension: Star Trek: Discovery 5x01 - "Die Rote Direktive"
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