FedCon-bedingt mussten wir bei den Rezensionen eine kleine Pause einlegen. Dafür kommt sie jetzt leicht verspätet (und der zweite Teil des FedCon-Berichts damit morgen). Wie immer gilt – Spoiler ahead!
Sie ist wieder da
Bevor wir uns dem großen Platzhirsch im Raum zuwenden, sehen wir uns die ganzen Nebenschauplätze an. Und da muss zu aller erst festgehalten werden: Nhan ist wirklich wieder da. Wie bereits in den Kommentaren festgehalten, dafür, dass es eigentlich nicht als Abschiedstour geplant war, macht die Staffel alles, um als eben solche gelten zu können.
Ein bisschen enttäuscht bin ich allerdings schon, denn es gibt knapp zwei Minuten am Anfang, in denen sie einen Auftritt hat, gefolgt von einer kleinen Kampfsequenz und einem Feuergefecht später, das es vielleicht auch nochmal auf 2-3 Minuten bringt. Da hatte ja selbst Gray mehr Screentime! Hat Discovery irgendwas gegen seine Nebenrollen? Immerhin, allzu schlecht kämpft sie jetzt nicht, aber das Drehbuch verlangt halt später in der Krankenstation Molls Flucht, also muss sie wohl zwangsweise unterliegen. Wobei ich mich ja eher Frage, wo die vielen Sicherheitsleute sind. Da wird Alarm ausgelöst, und wer stürmt herein? Only Nhan???? Also bitte, Leute…
Das Rätsel
Aber genug der Beweihräucherung von Nhan. Die zweite Nebenhandlung dreht sich um den letzten Hinweis des Rätsels, den diesmal Tilly und Adira zu einem Großteil lösen, wobei später auch noch Paul und Book mitmischen. Die Idee mit dem Bibliotheksausweis ist gut gemacht, und Tig Notaro darf gewohnt cool weiterhelfen, während sie nebenher weiterarbeitet. Bei ihr funktioniert es irgendwie, dass sie einfach irgendwelche Sachen in den Raum schmeißen kann, und ihr Charakter etwas Tiefe bekommt. Aber sie ist ja auch etwas als Comedy Relief ausgelegt.
Das die Betazoiden etwas telepathisch imprägnieren nehme ich ihnen hingegen ab, aber gut, ich habe ja auch „Jedi: Survivor“ gespielt, wo es sowas Ähnliches auch gibt. Und dass Book das dann aufdecken kann, ist an der Stelle konsequent. Wobei ich übrigens die Badlands schon vermutet habe, bevor sie am Ende bei Namen genannt werden. Das war einfach zu offensichtlich. Ob man jetzt wirklich weitere Orte aus der Vergangenheit ansteuern muss, ist sicher Raum für Diskussionen. Man wird sich hier wohl gedacht haben, dass der Nostalgietrip bei Picards dritter Staffel (die ich gerne „Blender-Staffel“ nenne) schon ganz gut geklappt hat, deswegen kann man es hier ja auch wieder machen.
Wir werden wohl nächste Woche sehen, wie es aussieht und wie die Effekte von damals auf die Neuzeit angepasst wurden. Insgesamt lässt sich mit der Lösung aber leben. Mir erschließt sich lediglich nicht, wie die Breen ohne jedweden Hinweis „die Spur“ der Discovery tracken können. Aber irgendwie musste man die Bösewichter wohl auf den Fersen der Helden lassen.
Die Breen sind zurück
Und damit sind wir schon beim größten Handlungsstrang dieser Folge: den Breen.
Nachdem Moll und L’ak geschnappt wurden (oder sich schnappen ließen? Dabei wollte ich die restliche Sternenflotte an der Stelle mal loben für ihre Kompetenz) stoßen auch Burnham und die Discovery dazu. Und ja, die Diskussionen mit der gefangenen Moll, dass Burnham Schuld ist und diese entgegnet, das war ja wohl L’ak selber, haben nur wieder Kopfschütteln ausgelöst. Denn Burnham WAR Schuld (siehe Review der Folge) und hat genau genommen schon wieder fast einen Krieg ausgelöst, mit genau derselben Methode wie beim ersten Mal (zufällige Messerstolperei).
Aber gut, lassen wir das mal außer Acht. In dieser Folge geht es insgesamt etwas ruhiger zu, denn es geht um Diplomatie. Okay, Action gibt es auch beim Fluchtversuch, aber das ist eher Nebensache, auch wenn dieser obligatorisch wieder viel zu leicht daherkommt. Immerhin darf auch Culber etwas von seinen Kampfkünsten zeigen, und schlägt sich auch nicht so schlecht. Wobei man allerdings durchaus darüber reden kann, wie hoch die Chancen auf eine Flucht vom Hauptsitz der Föderation aus sind. Und dafür sich opfern? Hier hat halt wieder das Drehbuch etwas Logik für eine Actionszene geopfert.
Immerhin darf Book so noch etwas glänzen und Moll gut zu reden, er scheint aber nur kurz zu ihr vorzudringen. Aber halt, wir wollten ja über Diplomatie reden. Und über andere Dinge. Etwa, dass Culber nichts über Breen-Anatomie weiß. Das hat leider bei McCoy in „Star Trek VI“ schon nicht gepasst, so oft wie die Klingonen in „Enterprise“ untersucht wurden. Aber gut, das mit dem sekundären Organsystem hat man auch erst in TNG rausgefunden. Nehmen wir also auch das mal so hin.
Jetzt aber endlich, die Diplomatie. Es ist ja und für sich schön, so einen Schlenker in einer Folge mal zu machen. Etwas schade ist, dass sich die Beziehungen zu den Breen scheinbar überhaupt nicht gebessert haben in 800 Jahren und die sogar Rayners Heimatwelt besetzt hatten. Man mag hier wieder die Augen verdrehen und von Klischee sprechen, das nur eingebaut wurde, um hier etwas Würze reinzubringen, und ja, so ein Hintergrund mag nicht neu sein, beleuchtet den neuen griesgrämigen Ersten Offizier aber besser und fügt sich organisch ein. Schade, dass man derartiges nicht für die anderen Nebencharaktere in den letzten Jahren gemacht hat.
Ebenso schade ist freilich auch, das von Saru jede Spur fehlt und nur T’Rina zu sehen ist. Die schlägt sich zwar gut, aber auch hier muss man sich wieder die Frage stellen, ob man an der Maske sparen musste, oder ob Doug Jones keine Lust mehr auf die Serie hatte? Aber wir wollen ja über die Verhandlungen mit den Breen reden.
Zunächst mal macht Admiral Vance wieder eine gute Figur, in dem er sich sogar auf Burnhams Vorschlag einlässt. Die uns bekannten Badmirals aus den anderen Serien hätten knallhart L’aks auslieferung verlangt, während man hier Vance‘ Charakter treu bleibt und ihm diese Entwicklung zuschreibt. Das gefällt!
Allerdings kommen die Breen mit einem derart dicken Schlachtkreuzer an, dass man sich schon fast nach Star Wars versetzt fühlt. Sorry, aber wie groß ist der Hauptsitz der Föderation? Da hat der Kreuzer ja die Dimension einer Executor oder Eclipse. Und bei diesem Bild kann ich es nichtmal den anderen kleinen Föderationsschiffen abnehmen, dass sie eine Chance hätten. Ein Schuss und alle sind platt (aber gut, Borgkuben waren auch immer groß).
Achso, wir wollten ja über die Diplomatie reden. Irgendwie kommen wir immer davon ab…
Diplomatie Incoming, jetzt aber wirklich… Echt! Versprochen!
Die Breen klopfen also auf den Boden (wortwörtlich) und rasseln mit den Säbeln. Dass sie in ihrer eigenen Sprache reden ist wieder ein Anzeichen für ihre Geringschätzung anderen gegenüber. Hat irgendwie gepasst zu den Breen, die wir schon kennen. Es gibt sogar immerhin Andeutungen über die Unterschiede der einzelnen Rassen, was vor allem im Gespräch zwischen L’ak und Culber durchkommt. Leider wird das nur wieder oberflächlich angekratzt, aber das tut dem Unterhaltungswert an der Stelle keinen Abbruch.
Dass Moll und L’ak nämlich verheiratet sind, passt hier ebenso aufs Auge, wie die Reaktion des Primarchen darauf. Man kann hier sicher argumentieren, dass es etwas zuviel Liebesschnulze ist, aber es hält sich zum Glück in Grenzen. Etwas schade ist, dass wir immer noch nichts über die Kultur der Breen erfahren und sie weiter das große Mysterium bleiben. Aber auch das ist ja an der Stelle nichts Neues. Über den etwas dämlichen Fluchtplan redeten wir ja schon.
Was hingegen gut gelungen ist, ist das Katz-und-Maus-Spiel mit dem Primarchen. Klar kann man hier fragen, wie Burnham so schnell eruieren kann, das L’ak ein Adliger ist (die Zuschauer wissen es ja bereits seit zwei Folgen), aber insgesamt macht das unterschwellige Bedrohungsszenario Freude. Das kann jetzt nicht mit Politdramen wie „House of Cards“ mithalten, ist aber trotzdem unterhaltsam.
Auch dass die Progenitor-Technologie Tote wiederbeleben kann, wissen wir seit der zweiten Folge (noch jemand auf eine Burnham-Wiederbelebung in Folge 10? Anyone?). Von daher ist Molls Handeln an der Stelle schlüssig. Dass man keine andere Wahl hat, als sie gehen zu lassen, wird aber auch dem Zuschauer schnell klar und die Diskussion darüber gefällt durchaus.
Drei Folgen bleiben noch übrig. Mal sehen, was daraus gemacht wird.
Wäre das die erste Staffel von Discovery würde ich sagen. Ja das ist Star Trek typisch schwacher erste Staffel aber mit Potenzial nach oben. Nur ist das nicht die erste Staffel. Ganz ehrlich, die Art wie sie die Geschichte erzählen stört mich wirklich. Man hat hier eine Doppelfolge auf 10 Folgen aufgeblasen. Wisst ihr, ich mag eigentlich die Erzählstruktur des alten Star Trek nicht. Also das eine Folge zu 100% für sich alleine steht. Gerade bei Voyager war das ein massives Problem weil man hier den Wöchentlichen Reset nicht Mal mit Replikatoren erklären kann. Aber oh Mann. Mittlerweile halte ich… Weiterlesen »
hey ihr habt mir mein Nhaaan!!! geklaut 😉