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StartDiscoveryDiscovery - Season 5Kurzrezension: Star Trek: Discovery 5x08 – “Labyrinths”

Kurzrezension: Star Trek: Discovery 5×08 – “Labyrinths”

In der achten Folge der Staffel sucht die Crew der Discovery in einem in den Badlands versteckten Archiv nach dem letzten Hinweis, der zur Progenitoren-Technologie führt. Lest hier unsere weitestgehend spoilerfreie Episodenkritik.

Was meinen wir mit “spoilerfrei”?

Es gibt sehr unterschiedliche Auffassungen dazu, was “spoilerfrei” bedeutet. Damit ihr selbst entscheiden könnt, ob ihr die Rezension vorab lesen möchtet, machen wir hier transparent, was wir darunter verstehen:

  • Wir verraten keine wichtigen und unerwarteten Wendungen der Handlung bzw. Informationen über die fiktiven Welt und ihre Figuren.
  • Was im Vorfeld durch Vorschauclips und Trailer gezeigt wird, ist kein Spoiler.
  • Was im Cold Open (vor dem Vorspann) bzw. im ersten Akt (bei Episoden ohne Cold Open) passiert, ist kein Spoiler.
  • Handwerklichen Aspekte (Schauspiel, Drehbuch, Bühnenbild, Soundtrack, Spezialeffekte) sind keine Spoiler, sofern sie nichts Wichtiges über die Handlung verraten.

Labyrinths

Die Discovery sucht und findet in den Badlands eine interstellare Bibliothek, auch als “Ewiger Fundus und Archiv” bekannt. Dort lagern historische und kulturelle Artefakte aus dem Alpha- und Beta-Quadranten und dort vermuten Burnham und Co. auch den letzten Hinweis, um den Standort der Progenitoren-Technologie ausfindig zu machen. Mit Hilfe der Archivarin Hy’Rell (Elena Juatco) suchen Captain Burnham und Book in dem schier endlosen Fundus des Archivs nach dem letzten Hinweis. Die Zeit drängt, denn das Schlachtschiff von Primarch Ruhn ist im Anflug.

Als Burnham in einem Manuskript eine große Metallkarte mit einem betazoidischen Text und einem Labyrinth-Symbol findet, berührt sie diese. Dadurch wird ihr Bewusstsein in eine virtuelle Gedankenlandschaft transferiert. Sollte es Burnham nicht im vorgegebenen Zeitraum gelingen, den Hinweis zu finden, droht ihr ein neuraler Kollaps.

Derweil kommt es an Bord des Breen-Schiffes zu einer Konfrontation zwischen Pirmarch Ruhn und Moll. Als die Breen das Archiv erreichen, greifen sie dieses an und drohen, es zu vernichten, sollte die Discovery nicht alle Hinweise auf die Progenitoren-Technologie aushändigen…

Drehbuch

Das Drehbuch zur Folge entstammt einer Co-Produktion von Lauren Wilkinson und Eric J. Robbins. Es ist ein Musterbeispiel dafür, warum diese Serie in Fankreisen so umstritten ist. Meines Erachtens ist “Labyrinths“ die schwächste Episode der aktuellen Staffel und sogar eine der schwächsten Folgen der gesamten Serie. Einerseits ist die Handlung enorm dünn und einfallslos, anderseits trieft diese Folge nur so vor melodramatischem Kitsch, überstrapazierten Klischees und vorhersehbaren Wendungen.

Die Handlung im Archiv ist oberflächlich, langweilig und vorhersehbar, was mir bereits in dem Moment klar wurde, als es in der Folge hieß, dass Book Burnham auf diese Außenmission begleiten wird. Das gesamte Szenario beinhaltet wieder sehr viel “Harry Potter“-Magie sowie die typische “Discovery“- Melodramatik (Michael “Cryham” is back!). Und das ist auch ursächlich dafür, dass es der Folge nicht gelingt, die Spannung und den emotionalen Impact von thematisch verwandten Episoden wie “The Inner Light“ (TNG 5×25) oder “Distant Voices“ (DS9 3×18) zu erzeugen. Burnhams obligatorische “Prüfung” hat in etwa das Anspruchsniveau von Asterix’ Waschmittel-Challenge in “Asterix erobert Rom”, nur dass man das hier in küchenpsychologischem Blabla verpackt hat.

Die B-Handlung auf dem Breen-Schiff ist sogar noch plumper, lässt diese doch kein Hollywood-Villain-Klischee aus. Der gesamte Breen-Arc ist sowas von flach und vorhersehbar, dass man nicht glauben kann, dass dieser von professionellen Autoren geschrieben wurde. Insbesondere die Schlussszene an Bord des Breen-Schiffes (“Lang möge er regieren!“) ist einfach nur zum Fremdschämen.

Ein kleiner Lichtblick im Drehbuch sind indes zwei philosophische beziehungsweise anthropologische Einwürfe. Da wäre einerseits die abfällige Bemerkung des Primarchen, es sei die größte Schwäche der Föderation, dass diese nicht bereit sei, eine Minderheit zum Wohle einer Mehrheit zu opfern. Hier manifestiert sich der alte Konflikt zwischen Prinzipien- und Nutzenethik. Allerdings habe ich meine Zweifel, dass am Ende mehr dabei rauskommen wird als dieser diskursive Anstoß.

Auch Burnhams neues, altes Trauma – ihre Selbstzweifel – haben im Kern durchaus erzählerisches Potenzial. Jeder, der zu einem gewissen Grad an Perfektionismus neigt beziehungsweise sich sehr oft Gedanken darüber macht, ob er alle an ihn herangetragenen Erwartungen – ob im Beruf oder im Privatleben – auch stets erfüllen kann (und sein Selbstwertgefühl davon abhängig macht), wird nachvollziehen können, welch schwere Last auf Captain Burnhams Schultern liegen muss. An dieser Stelle stimmt das Thema, aber leider mal wieder nicht die Präsentation. Diese erfolgt nämlich – wie fast immer in “Discovery“ – mit dem Holzhammer, hier in Form einer Pseudoprüfung und über einen weiteren aufdringlichen Selbstoffenbarungsmonolog der Protagonistin.

Warum schaffen es die Autoren der Serie nicht, ein so wichtiges und emotionalisierendes Thema in einer spannenden Geschichte zu verarbeiten? Warum muss es immer so direkt und plump in Dialogen oder Monologen geschehen? Man kann eigentlich nicht behaupten, dass “Discovery“ eine Serie gänzlich ohne philosophischen Tiefgang sei. Nein, so ist es nicht. Die Serie scheitert leider nur Woche für Woche an der Art, wie sie ihre philosophischen Gedanken platziert, präsentiert und erforscht.

Charaktere

Folglich bleiben auch die Charaktere wieder unter ihren Möglichkeiten. “Labyrinths“ ist über weite Strecken die seit Staffel 3 viel zu oft zelebrierte Burnham-Booker-Show, ohne dass neue Charakter-Erkenntnisse zutage geführt werden. Und auch die anderen Crewmitglieder dürfen in dieser Folge leider abermals nicht außerhalb ihrer gewöhnlichen Aufgaben und jenseits ihrer gewohnten Umgebungen agieren.

Adira, Stamets und Reno müssen mal wieder ein wissenschaftliches/technisches Problem lösen, Rayner übernimmt das Kommando und Culber spielt eben den Arzt. Erwähnenswert ist lediglich, dass Rhys mal für kurze Zeit im Captain’s Chair Platz nehmen darf, wobei er auch hier eher Befehlsempfänger als autonomer Kommandant ist.

Bei Gastcharakter Hy’Rell zeigt sich die Einfallslosigkeit der Autoren nicht nur im Namen (kennt ihr noch L’Rell?), sondern leider auch in der Charakterisierung. Hy’Rell wirkt leider ebenso profillos und überzeichnet wie viele andere Gastcharaktere in dieser Serie. Und sie wirkt somit eher wie ein Comic Relief, weshalb es mir beim Ansehen der Episode auch sehr schwer gefallen ist, diesen Charakter ernst zu nehmen.

Bodenlos überzeichnet sind weiterhin Moll und Primarch Ruhn. Gerade Letzterer hat außer plumper Empathielosigkeit, Gewaltaffinität, Ehrlosigkeit oder einfach einer durch und durch bösen Attitüde nichts zu bieten, was ihn als Gegenspieler interessant machen würde.

Unter dem Strich kann ich in dieser Folge leider keine nennenswerte Charakterentwicklung feststellen.

Inszenierung

Dass die Episode keine komplette Bruchlandung hinlegt, ist der absolut überzeugenden Inszenierung von Regisseur Emmanuel Osei-Kuffour zu verdanken. Auch wenn ich das Archiv von außen etwas zu Zauberschloss-like finde, können die Effekte insgesamt durchaus überzeugen.

Das Innere des Breen-Schiffes hebt sich erfreulicherweise von anderen Raumschiff-Kommandozentralen ab und vermittelt gekonnt einen Eindruck von Größe. Ein wirklich sehr schönes und stimmungsvolles Set ist überdies die Archiv-Bibliothek samt ihrer Leseräume. Die Aufnahmen fanden übrigens in der Universitätsbibliothek der University of Toronto statt.  

Mit Rücksicht auf die Leser:innen, die die Episoden noch nicht gesehen haben, bitten wir in den Kommentaren zu diesem Beitrag auf Spoiler zu verzichten. Danke!

Bewertungsübersicht

Bewertung

Fazit

“Labyrinths“ ist eine ziemlich einfallslose und zähe Episode, die eine inhaltlich enorm minimalistische und vorhersehbare Geschichte erzählt. Die Hauptprobleme der Staffel haben weiterhin Bestand: Erstens bietet der Staffel-Arc (Progenitoren-Technologie) einfach nicht genug Stoff für zehn spannende Episoden. Zweitens sind die Gegenspieler, Moll und die Breen, nur Mittel zum Zweck, die kein gängiges Schurken-Klischee auslassen. Und drittens fehlt der Serie auch in ihrer finalen Staffel der Mut, die Figuren in neuen Konstellationen vor neue Herausforderungen zu stellen, anstatt deren Charakterbögen ständig in leicht veränderter Form nur zu wiederholen. Der bisherige Tiefpunkt der Staffel.
Matthias Suzan
Matthias Suzan
Matthias' Leidenschaft für "Star Trek" wurde 1994 mit knapp zehn Jahren durch "The Next Generation" geweckt. TNG und DS9 sind bis heute seine Lieblingsserien. Es sind vor allem die politischen, gesellschaftlichen und menschlichen Themen des Trek-Universums, die ihn faszinieren. Aber auch die vielen, tollen Raumschiffe haben es dem passionierten Modellbauer angetan. Matthias ist seit 2017 Teil der TZN-Redaktion.

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ChatGPT, schreibe mir eine Folge im Stile von Indianer Jones und Harry Potter.

Noch 2 Folgen wenn Primarchin Moll von Book auf die gute Seite geholt wird, nachdem die Technologie gefunde wurde. Dann noch viele Tränen zum Abschluss yeah

Danke für die Rezi. Die Serie geht so mies zu Ende wie sie begann. Ein einziges Ärgernis. Wo sind wir denn hier, bei Herr der Ringe? Über dieses Archiv habe ich einfach nur noch gelacht.

“Labyrinths“ ist eine ziemlich einfallslose und zähe Episode, die eine inhaltlich enorm minimalistische und vorhersehbare Geschichte erzählt. Die Hauptprobleme der Staffel haben weiterhin Bestand: Erstens bietet der Staffel-Arc (Progenitoren-Technologie) einfach nicht genug Stoff für zehn spannende Episoden. Zweitens sind die Gegenspieler, Moll und die Breen, nur Mittel zum Zweck, die kein gängiges Schurken-Klischee auslassen. Und drittens fehlt der Serie auch in ihrer finalen Staffel der Mut, die Figuren in neuen Konstellationen vor neue Herausforderungen zu stellen, anstatt deren Charakterbögen ständig in leicht veränderter Form nur zu wiederholen. Der bisherige Tiefpunkt der Staffel.Kurzrezension: Star Trek: Discovery 5x08 – “Labyrinths”
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