Der Start der neuen Wonder Woman-Reihe (wieder einmal). Im Review klärt Tom, wieviel “Wonder” so drinsteckt.
Inhalt (Klappentext)
Als eine Amazone bei einer Kneipenschlägerei in den USA mehrere Männer tötet, kippt die Stimmung im Land. Alle dort lebenden Amazonen werden von bewaffneten Einheiten aus ihrem friedlichen Familienalltag gerissen und kompromisslos deportiert. Als sich Wonder Woman dagegenstemmt, wird sie zum Staatsfeind Nummer eins erklärt und sieht sich der stärksten Armee aller Zeiten gegenüber. Doch diese ist nicht einmal ihre größte Herausforderung, denn im Hintergrund zieht eine unbekannte Macht die Fäden, die das Lasso der Lügen einsetzt.
Kritik
Mit dem neuen Wonder Woman-Band geht es in eine neue Storyreihe. Zeichnungstechnisch kann man sich an der Stelle nicht beschweren, denn Superhelden-typisch rangieren die Panels hier auf hohem Niveau. So ist nichtnur alles recht farbenfroh gehalten, auch die Charaktere und Hintergründe weisen einen hohen Detailgrad auf. Hinzu kommt, das die Panels diesmal ordentlich gefüllt sind mit Text, vor allem etwa bei den Newsmeldungen. Es gibt also in diesem Comic viel zu lesen.
Handlungstechnisch begleiten wir eine Amazone, die ein paar Leute umnietet. Das wird zum Anlass genommen, ein neues Gesetz auszurufen, das alle Amazonen verbannt. Und wer nicht hört, wird erschossen, was recht eindringlich dargestellt wird. Natürlich hat man die Rechnung ohne Wonder Woman gemacht, die sich dagegen wehrt.
Das hier gezeigte Szenario erinnert sicher nicht von ungefähr an Deportationen vergangener Zeiten und die Vereinigten Staaten werden hier in keinem guten Licht gezeigt, immerhin sind solche Aussagen dort auch in der realen Welt keine Seltenheit. Das Ganze wird dann aber relativiert, denn es ist nicht die Regierung per se, die dahinter steckt, sondern der geheime König der USA. Der ist die Schattenmacht und hat mit dem Lasso der Lügen sogar den Präsidenten im wahrsten Sinne des Wortes eingewickelt. In gewisser Weise drückt man sich also vor dem Rassismus-Thema, in dem man alles einer geheimen Macht im Hintergrund in die Schuhe schiebt.
Als versierter Leser kann man sich auch schnell denken, dass der König auch hinter der ausflippenden Amazone stecken könnte und das alles so arrangiert hat. Diese Konstellation wirft allerdings im Laufe der Geschichte ein paar Fragen auf. So werden etwa Superman und Batman, mit denen Diana ja gekämpft hat, erwähnt. Es ist allerdings höchst unglaubwürdig, wenn die ganze Welt quasi Diana jagt, die erwähnten Helden aber nicht mal auftauchen, um Unterstützung zu leisten. Klar, die fliegen alle gerade durch ihre eigenen Reihen, aber dann hat man eben ein Problem, wenn man in einer Superhelden-Reihe weltverändernde Ereignisse einbaut, und keiner der anderen Helden auftaucht (fragt mal das MCU!).
Bei all dem Chaos lässt sich Diana nicht beirren und verbringt einen Tag mit einem krebskranken Kind. Auch das zeichnet Wonder Woman aus und wird hier schön als Ruhepol inszeniert. Trotzdem muss man sich bei der Krise halt auch hier fragen, ob das so eine gute Idee ist. Immerhin ist die herzzerreißende Szene aber ein kleines Highlight der Geschichte. Aber auch sonst sind einige schöne Charakterszenen eingewoben, etwa wenn sich Wonder Woman der Hilfe ihrer Freunde versichert (oder, in dem Fall, eben auch nicht). Als kleines Easter Egg darf sie sich in einem Computer-Prügelspiel (das wohl nicht von irgendwoher an die Injustice-Reihe angelehnt ist) messen. Für Kenner eine nette Verbeugung.
Der Rest besteht dann nochmal aus Klopperei-Action, die hier sogar passend eingefügt ist. Klar, am Ende wissen wir, dass Diana siegen wird, immerhin ist die Rahmenhandlung in eine Story in der Zukunft eingebettet (ebenfalls stark: Die Kinder der Helden). Am Ende sieht es aber gar nicht so gut aus, denn auch die Gegner ziehen einige Superschurken aus der Mottenkiste, die ebenso wie Diana auch eine mehr oder minder gute Figur machen. Oder ist alles nur ein heimlicher Plan? Der Cliffhanger macht in jedem Fall Lust auf mehr.