Der achte Band der “Zeit des Wandels”-Reihe im Review.
Inhalt (Klappentext)
Kurz nach der epischen Schlacht des Raumschiffs Enterprise gegen Shinzon nahmen viele langjährige Besatzungsmitglieder von Captain Jean-Luc Picard neue Posten und neue Herausforderungen an. Unter den vielen Veränderungen war auch William Rikers Beförderung zum Captain und sein neues Kommando, Rikers Hochzeit mit Counselor Deanna Troi und Dr. Beverly Crushers neue Karriere beim Medizinischen Korps der Sternenflotte. Doch die Geschichte, wie es dazu kam, wurde nie erzählt … BIS JETZT. Ein katastrophaler Krieg zwischen der Föderation und dem Klingonischen Reich wurde wie durch ein Wunder abgewendet. Doch tödliche Geheimnisse bedrohen noch immer das zerbrechliche Friedensabkommen. Rebellen, die dem Tezwa-Regime treu sind, haben Commander Riker gefangen genommen und sind bereit zu töten, um ihre Ziele zu erreichen … Auch das Orion-Syndikat scheint sich in der unruhigen Region einzumischen – und ist möglicherweise in noch viel größere Vorgänge verwickelt. Doch dann wird ein Skandal enthüllt, der so verheerend ist, dass er die Grundfesten der Föderation erschüttert.
Kritik
Inzwischen sind wir bei dem vorletzten Band der ” A Time to”-Reihe angelangt (Auf Deutsch: Zeit des Wandels) und dies ist David Macks zweites Star Trek-Buch überhaupt. Ohne uns mit langem Vorgeplänkel aufzuhalten, springen wir auch direkt in die Geschichte – bzw. machen wir zu Beginn des Romans sogleich einen Sprung vier Wochen in die Zukunft.
Die Föderation versucht, das Chaos auf Tezwa mit Hilfsmaßnahmen einzudämmen und muss dabei gegen die örtlichen Rebellen unter Kinchawn kämpfen – nicht nur, aber hauptsächlich. Diese Kämpfe nehmen auch einen Großteil des Bandes ein, während nebenher noch Nebenschauplätze, wie etwa die Regierungsverschwörung, abgedeckt werden. Im geschriebenen Wort sieht das so aus, dass wir immer zu Einsatztrupps auf der Oberfläche springen, und diese bei ihren Kämpfen begleiten. Natürlich weiß man als Fan sofort, dass hier das Red Shirt-Syndrom zuschlagen wird. Denn von fast allen, die man im Laufe der Szenen auf der Planetenoberfläche kennenlernt, hat man noch nie vorher gehört und daher ist auch klar, das sie alle nicht überleben werden.
Es spricht für Macks gute Schreibkunst, dass, obwohl das Setup dieser Szenen, die sicherlich über 70% des Romans einnehmen, trotz ihrer Vorhersehbarkeit immer noch unterhaltsam geschrieben sind. Die Verzweiflung der einzelnen Teams und die Atmosphäre auf dem Planeten wird hier sehr gut eingefangen. Und ja, man muss allerdings auch sagen, dass diese Szenen dann schon etwas über die Schwachstellen hinweg kaschieren. Denn die Aufdeckung der Verschwörung ist eine Sache von wenigen Seiten. Rechnet man die Verwicklungen um Sektion 31 mit ein, noch ein bisschen mehr, aber es sollte klar sein, worauf ich hinauswill.
Denn anhand dieser Geschichtsstruktur bleiben die Charaktere ein wenig auf der Strecke. Wir haben hier Doktor Crusher, die etwas mehr Tiefe bekommt und sich wieder auf eine neue Beziehung einlässt und noch ein wenig Riker und Troi, vor allem gegen Ende. Die anderen Charaktere haben zwar auch die ein oder andere nette Szene, bleiben aber eher Randfiguren in dem Szenario. Bei Crusher (und in dem Zuge auch Picard) wird natürlich die Grundlage für den TNG-Relaunch gelegt, der auf dieser Geschichte aufbaut (und den man, wenn man nun eben schon alles weiß, kommen sieht). Das ist aber gut in das Gesamtbild eingebettet und war damals natürlich noch nicht abzusehen.
Ganz nett ist in diesem Zusammenhang auch, dass hier auch den Nebencharaktern bzw. neu eingeführten Charakteren Raum gegeben wird. Am Ende, während der Action, darf etwa wieder einmal Christine Vale glänzen, die ja als einer der Fanlieblinge gilt und sicher nicht zu Unrecht in die neuen Picard-Bücher hinübergerettet wurde. Aber auch Kell Perim, die Trill aus “Der Aufstand”, bekommt hier etwas mehr Raum. Dass sie eine Beziehung haben wird, deutete sich am Ende des letzten Bandes schon an, allerdings muss man hier durchaus kritisieren, dass einiges hier etwas zu konstruiert wirkt. Ja, die Vorfälle auf dem Planeten sind traumatisierend, so ganz kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass man auf Gedeih und Verderb einen Weg gesucht hat, sie rauszuschreiben. Immerhin ist sie in “Nemesis” nicht mehr an Bord und musste ja irgendwie “raus”. Gut ist aber, dass man hier auf das zu erwartende Klischee verzichtet und sie und ihrem Partner ein mehr oder weniger Happy End gönnt.
Bereits in der letzten Rezension hatte ich ja erwähnt, dass Rikers Folter auf Tezwa bereits in den Relaunch-Bänden Thema war. Auch hier geht man einen anderen Weg, denn Riker kommt, bis kurz vor Schluss, kaum vor. Nach einem kurzen Blick zum Auftakt, in dem man erfährt, dass er eingesperrt wurde, hören wir mehrere Hundert Seiten lang nichts von ihm. Hier schürt man einerseits natürlich etwas die Ungewissheit von Troi (und des Lesers) verzichtet aber auf blutige Szenen, wie man sie schon zuhauf kennt (immerhin hat Riker auch nichts Wertvolles zu sagen). Bis hin zu seiner Flucht funktioniert daher auch dieser Handlungsstrang recht gut.
Und nun schließt sich fast schon der Bogen, denn der übriggebliebene Platzhirsch ist natürlich die Regierungsverschwörung um Präsident Zife. Die hat Anleihen an die spätere “The Fall”-Reihe, wo etwas Ähnliches nochmal sehr viel stärker vertieft wird, und gefällt daher durchaus. Vor allem, da es eben mal etwas anderes ist als die übliche Sternenflottenmission und am Ende tatsächlich im Raum steht, dass die Gutmenschen der VFP eben wirklich als Besatzungsmacht aufgetreten sind. Vor allem zu Beginn gibt es eine sehr gute Szene, welche diese Doppelmoral aufzeigt. Als sich nämlich andere Ratsmitglieder beim Präsidenten beschweren, dass er sich zuwenig um den Wiederaufbau nach dem Dominion-Krieg kümmert und alle Ressourcen in den Wiederaufbau Tezwas steckt. Zife kontert damit, dass man ja wohl nicht Milliarden von Lebewesen verhungern lassen wolle und nur auf sein eigenes (Planeten-)Wohl schaut. Das bringt seine Gegner schnell zum Schweigen – und ist eigentlich auch Star Trek pur, denn das beschreibt Roddenberrys Utopie perfekt. Freilich ahnt niemand, dass Zife dies nur als Vorwand benutzt, um sein doppeltes Spiel zu treiben. So spielt man meisterhaft mit besagter Essenz.