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Rezension: “Ein Spion wie ich”

Deutscher Titel:
Ein Spion wie ich
Originaltitel:
A Spy like Me
Buchautor(en):
Kim Sherwood
Übersetzer:
Roswitha Gießen
Verlag:
Cross Cult
Umfang (Seiten):
496
Preis:
18
Verfügbarkeit:
Regulär erhältlich
Veröffentlichungsjahr:
2024
ISBN:
‎ 978-3986662028

Der zweite Teil des etwas anderen James Bond-Romans.

Inhalt (Klappentext)

James Bond ist am Leben. Zumindest war er das noch, als er an dem geheimen Ort, an dem die heimtückische private Militärfirma Rattenfänger ihn gefangen hielt, einen Hinweis hinterließ. Der MI6 kann keine weiteren Verluste riskieren, um einen einzigen vermissten Agenten aufzuspüren – keine Ausnahmen, nicht mal für Bond. Aber Johanna Harwood, 003, hat ihre eigenen Pläne. Nach dem Verlust eines geliebten Menschen wurde sie von ihren Vorgesetzten kaltgestellt und begibt sich nun auf eine nicht genehmigte Mission: Sie will 007 finden. Währenddessen hat der MI6 ein ganz anderes Problem … In London wurde eine Bombe gezündet. Doppelnullagenten, die den verantwortlichen Terroristen auf der Spur waren, haben das Schlimmste verhindern und dabei viele Leben gerettet. Dennoch ist es dem MI6 nicht gelungen, die Feinde der Nation zu neutralisieren, bevor sie zuschlagen konnten, und einer ihrer eigenen Leute wurde bei der Explosion schwer verletzt. Sie werden nicht noch einmal versagen. Hier kommen Joseph Dryden, 004, und Conrad Harthrop-Vane, 000, ins Spiel. Die beiden werden damit beauftragt, die Geldquelle der Terroristen ausfindig zu machen. Sie verfolgen die Spur vom Auktionshaus Sotheby’s über Kreta bis nach Venedig und decken ein Geldwäschesystem auf, in das Diamanten, gestohlene Antiquitäten und Menschenhandel verwickelt sind. Nach einem weiteren großen Deal beginnt ein sechstägiger Countdown bis zum nächsten Terroranschlag. Während die Doppelnullagenten den verworrenen Hinweisen folgen, kommen sie Bond unerwartet näher …

Kritik

Der zweite Teil der “Double 0”-Reihe handelt erneut von den Agenten, die auf der Suche nach dem verschwundenen James Bond sind. Wobei, so ganz korrekt ist das nicht. Denn eigentlich wird ein Terroranschlag in London verübt und die Agenten des Geheimdienstes werden darauf angesetzt, weitere Anschläge zu verhindern. Die dahinter stehenden Bösewichter sind zwar dieselben, die Bond entführt haben, die Priorität liegt aber ganz klar im Aufhalten der Terroristen und eben nicht im Finden von James.

Generell ist es ja nicht verkehrt, einen Roman zu haben, der in der Welt von James Bond angesiedelt ist, und eben mal nicht den größten Geheimagenten aller Zeiten in den Mittelpunkt rückt. Gerade mit diesem Prädikat (“Ein Roman aus der Welt von James Bond”) wird ja auch groß auf dem Umschlag geworben. Dies war aber auch einer der großen Stolpersteine des ersten Bandes und leider tappt auch dieser zweite in viele Fehler des ersten Teils.

Das geht damit los, dass sich Johanna (003) allein auf die Suche nach James macht, was so nebenbei läuft, aber genug Berührungspunkte mit der Hauptgeschichte hat, so dass beide immerhin ein Gesamtbild ergeben. Nur leidet die Geschichte eben darunter, dass, wie schon im ersten Band, Johanna quasi als neue Liebe von Bond betitelt wird. Bereits im ersten Band hatte sie ja mit ihrem Verlobten gebrochen, um mit James in die Kiste zu steigen. Wer Bond kennt, der weiß, dass er da zwar kein Kostverächter ist, aber eher nicht der sesshafte Typ. Dementsprechend wollte Johanna im letzten Band auch zu ihrem Freund zurück (der übrigens Siddig Bashier heißt – Trek-Fans werden wissen, welcher Name und Schauspieler da für das Aussehen der Figur Pate gestanden hat). Das ging aber schief und Sid wurde im letzten Band getötet.

Ein Grund mehr für Johanna, nun nach Bond zu sagen, denn wie auch Draco schon sagt: Sie ist seine neue große Liebe. An der Stelle darf ein gepflegter Seufzer eingefügt werden, denn das trieft an der Stelle halt nur so vor Klischee, dass es nicht schön ist. Es passt auch nicht unbedingt zu Bond und seiner Welt. Das hätte wesentlich besser funktioniert, wenn man diese Beziehung mit Bond langsam aufgebaut hätte, aber da 007 halt schon seit dem letzten Band verschwunden ist, gibt es hier absolut keine Rückbezüge. So ist das halt eine Kröte, die man ohne Erklärung schlucken muss, auch wenn es das Bild über unseren Lieblingsagenten etwas schiefer rückt.

Generell wäre es vielleicht besser gewesen, eine Geschichte gänzlich ohne Bond zu erzählen, bzw. diesen allenfalls zu Beginn in Cameos auftauchen zu lassen, statt sein Verschwinden derart aufzubauschen. Okay, genau genommen ist auch das hier eine Story ohne Bond, da man ihn ja suchen und befreien muss, aber ihr wisst, was ich meine. Es hätte einfach ohne diesen Aufsatz besser funktioniert.

Wie erwähnt, besucht Johanna einige Personen aus James’ Vergangenheit, darunter etwa Draco, den Vater seiner Frau Tracy. In der Bond-Nebenstory wird also großer Fanservice aufgefahren, wenn diese alten Recken auftauchen und man Ereignisse aus den alten Büchern aufgreift. Wohlgemerkt aus den alten Büchern, denn Tracys getötetes Baby, weswegen sie zu Beginn von “Im Geheimdienst ihrer Majestät” ins Wasser gehen will, kommt in den Filmen so nicht vor, sondern stammt aus den Romanen. Draco ist dabei nicht der einzige, der hier auftaucht, sondern auch noch andere “alte” Gefährten von James. Felix Leiter ist da nur die Spitze des Eisbergs.

Ja, das sind für Kenner natürlich schöne Easter Eggs, es bleibt am Ende aber genau das: Fanservice. So schön es auch sein mag, die alten “Freunde” wiederzusehen, zur Handlung trägt keiner etwas Entscheidendes bei und es wäre auch alles ohne das Auftauchen selbiger gegangen. Generell ist natürlich an Anspielungen nichts verkehrt, aber auch die sollten halt wohldosiert eingesetzt werden, da man sonst Gefahr läuft, den geneigten Fan in eben diesen zu erschlagen.

Nichtsdestotrotz spielen die Geschichten zur heutigen Zeit mit modernen Handys und anderen Annehmlichkeiten, sogar der russische Angriff auf die Ukraine ist bereits eingebaut, nicht jedoch Gagdets. Auf die üblichen Agenten- bzw. Technikspielereien wird hier verzichtet, was ganz in Ordnung so ist.

Die eigentliche Handlung, also die Jagd nach den Terroristen, beinhaltet viel Recherche und Undercoverarbeit und nur wohldosiert eingesetzte Action. Das ist in zwar in Ordnung und spiegelt sicher auch die reale Arbeit eines Agenten wider, ist aber stellenweise dann doch etwas langweilig. Vor allem, da die Hauptaufgabe eben nicht die 00-Agenten erledigen, sondern teils neu eingeführte Nebencharaktere, die von den Agenten rekrutiert und eingesetzt werden. Das nimmt schon fast derart überhand, dass man sich manchmal, wenn die Szene wieder zu einer dieser Personen und ihrem Einsatz, etwa beim Diamantenschmuggel, springt, fragt, um wen es nochmal genau geht. Anders ausgedrückt: Man kann schon mal etwas den Überblick verlieren. Auch hier wäre weniger mehr gewesen.

Ein kleiner Spoiler zum Schluss (also nicht weiterlesen, wenn ihr es selbst erleben wollt), denn es gibt bei den Agenten einen Verräter. Auch das werden geneigte Leser schon kommen sehen, vor allem auch, wie man ihn enttarnt. So hatte ich mir schon gedacht, dass hier ein Tod vorgetäuscht wird und man so die Kurve kriegt. Zugegeben, das ist so geschickt gemacht, dass ich am Ende dann doch Zweifel hatte, wie es denn nun gehen soll, dann aber wird dieser Trick eben doch enthüllt und ich konnte mir ein “Habs gewusst” nicht ganz verkneifen. Das mögen andere Leser anders empfinden, wenn man aber, wie ich in seinem Leben kurz vor seinem 6000. gelesenen Buch steht (Yep, I’m counting) braucht es natürlich mehr, um einen noch zu überraschen.

Am Ende darf Moneypenny nochmal ein wenig aufspielen, etwas, das man viel zu wenig sieht und daher durchaus geglückt ist… und ja, das vollmundig auf dem Cover angekündigte “nur eine Chance, Bond zu finden”, wird auch noch aufgelöst. Allerdings wie erwartet nur im letzten Satz des Buches. Hier kann der dritte Band aber mit der hier etablierten Ausgangslage gut weiterarbeiten (weiterer Spoiler: Ich glaube nicht, dass J auf J schießt. Nun, wir werden sehen).

Bewertung

Der Band macht es mir wirklich schwer. Er ist ein bisschen besser im direkten Vergleich zum Erstlingswerk, leidet aber unter den gleichen Defiziten, wie dieser. Statt die Geschichte auf den Punkt zu bringen und gezielt einen Antiterroreinsatz zu beschreiben, geht die Autorin Kim Sherwood hier den umgekehrten Weg und wirft einfach zuviele Zutaten (sprich: Charaktere) in den Mixer. So bleibt für gute Charakterszenen kaum Zeit und Entwicklungen kommen aus der Luft. Das ist schade, denn eine Geschichte aus der Welt von Bond ohne Bond hat durchaus Potential, hier wurde aber (erneut) zu wenig daraus gemacht. Ich bin hier bei 3 Sternen, aber geradeso, weil es doch einige schöne Szenen gibt, auch wenn diese das Ruder nicht mehr herumreißen. Die Tendenz ist aber eher Richtung 2.5.

Bewertungsübersicht

Bewertung
Thomas Götz
Thomas Götz
Seitdem er 1985 zum Ersten Mal Episode IV sah und ausrief "Aber das heisst doch, Vader ist Lukes Vater" ist Tom der Science Fiction verfallen. Star Trek Fan wurde er, wie viele seiner Kollegen, 1990 mit "The Next Generation" in Deutschland. Seine ersten Buchrezensionen zu Star Trek Büchern erschienen schon 1995 im Alter von 16 Jahren im Star Trek Fanclub. Seit 2006 schreibt er auch Online Rezensionen (ab 2009 Trekzone-Exklusiv) und hat kürzlich seine 2000.Rezension veröffentlicht.

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Der Band macht es mir wirklich schwer. Er ist ein bisschen besser im direkten Vergleich zum Erstlingswerk, leidet aber unter den gleichen Defiziten, wie dieser. Statt die Geschichte auf den Punkt zu bringen und gezielt einen Antiterroreinsatz zu beschreiben, geht die Autorin Kim Sherwood hier den umgekehrten Weg und wirft einfach zuviele Zutaten (sprich: Charaktere) in den Mixer. So bleibt für gute Charakterszenen kaum Zeit und Entwicklungen kommen aus der Luft. Das ist schade, denn eine Geschichte aus der Welt von Bond ohne Bond hat durchaus Potential, hier wurde aber (erneut) zu wenig daraus gemacht. Ich bin hier bei 3 Sternen, aber geradeso, weil es doch einige schöne Szenen gibt, auch wenn diese das Ruder nicht mehr herumreißen. Die Tendenz ist aber eher Richtung 2.5.Rezension: "Ein Spion wie ich"
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