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Rezension: “Patrick Stewart: Making It So – Mein Leben”

Deutscher Titel:
Making It So: Mein Leben
Originaltitel:
Making It So: A Memoir
Buchautor(en):
Sir Patrick Stewart
Verlag:
Deutsche Ausgabe: Riva Verlag (Münchner Verlagsgruppe)
Umfang (Seiten):
480
Preis:
variiert je nach Ausgabe (Gebundenes Buch, Taschenbuch, E-Book, Hörbuch) zwischen 10 € und 24 € [Angaben ohne Gewähr!]
Verfügbarkeit:
Regulär erhältlich
Veröffentlichungsjahr:
2024
ISBN:
978-3-7423-2666-9 (dt. Ausgabe, Riva Verlag); 978-1-3985-1294-8 (Originalausgabe, Verlag Simon & Schuster UK)

Bereits im Herbst 2023 erschien die Autobiografie von “Star Trek”-Star Sir Patrick Stewart unter dem Titel “Making it So – A Memoir”. Seit vergangenem Frühjahr ist das Buch auch in einer deutschen Übersetzung, herausgegeben vom Riva-Verlag, verfügbar. Lest hier unsere ausführliche Buchbesprechung.

Inhalt

Patrick Stewart: Making It So – Mein Leben

Von seinen gefeierten Bühnenerfolgen bis hin zu legendären Darstellungen in den Filmreihen “Star Trek” und “X-Men” hat Sir Patrick Stewart das Publikum rund um die Welt in seinen Bann gezogen und über Generationen begeistert. Nun präsentiert der weltbekannte Schauspieler mit “Making it so” seine lang erwartete Autobiografie – ein intimes Porträt, angefangen bei seinen einfachen Wurzeln im englischen Yorkshire bis zu Hollywood und weltweitem Ruhm. Die Geschichte eines erstaunlichen Lebens, so facettenreich und beeindruckend wie Sir Patrick selbst.

Textquelle: Riva-Verlag

Kritik

Lebenserinnerungen aus acht Jahrzehnten

In seinen Memoiren blickt der berühmte Theater-, Fernseh- und Filmschauspieler Sir Patrick Stewart auf acht bewegte Lebensjahrzehnte zurück, mit allen Höhen und Tiefen, die das Leben für ihn bereithielt – auf und abseits der Bühne. Dabei zeichnet der gebürtige Brite, der erst im mittleren Alter die Bühne des Shakespeare-Theaters gegen das Scheinwerferlicht Hollywoods tauschte, in 25 Kapiteln seinen spannenden Lebensweg mit beeindruckender Detailgenauigkeit und sympathischer Offenheit nach. Der Leser wird mitgenommen auf eine spannende Reise, die in den 1940er-Jahren in einem trostlosen Arbeiterviertel der nordenglischen Kleinstadt Mirfield beginnt und u.a. über Bristol, Sheffield, Liverpool und London bis in die kalifornische Filmmetropole Los Angeles führt.

Als großer Fan von Patrick Stewart war ich selbstverständlich schon vor dem Lesen von “Making It So” mit den Rahmendaten und Kernelementen seiner Biografie, wie beispielsweise seiner von Armut und häuslicher Gewalt geprägten Kindheit oder seiner langen Karriere in der Royal Shakespeare Company, vertraut. Nichtsdestotrotz sei bereits an dieser Stelle vorweggenommen, dass Stewarts Autobiografie sehr viele bisher noch nicht bekannte Aspekte beinhaltet, die im Übrigen nicht nur für Fans von Patrick Stewart interessant sein dürften, sondern grundsätzlich auch für diejenigen, die aus historischem Interesse mehr über das Leben in der nordenglischen Grafschaft West Yorkshire in den 1940er und 1950er-Jahren erfahren oder hinter die Kulissen der Theaterwelt Englands blicken möchten.

Kindheit und Adoleszenz

Rund ein Drittel des Buches nimmt sich der Autor Zeit, um seine Kindheit und Adoleszenz Revue passieren zu lassen. Dabei scheut Stewart nicht davor zurück, die Leser an seinen damaligen Gefühlen teilhaben zu lassen. Insbesondere am Ende des Buches wird deutlich, wie nachhaltig einige Erfahrungen in der Jugend Stewarts weiteres Leben geprägt haben. Dabei geht es sowohl um die Verarbeitung von persönlichen Traumata als auch um sein jahrzehntelanges Ringen mit sich selbst, ein gesundes Maß zwischen Ambition und Gelassenheit zu finden.

So sei seine erfolgreiche Karriere nicht nur seinem schauspielerischen Talent geschuldet, sondern ebenso das Resultat seines enormen Ehrgeizes, seiner professionellen Berufseinstellung und einer gehörigen Portion Langmut. Zugleich betont Stewart die Bedeutung all jener Menschen, die ihn – allen Widerständen und Enttäuschungen zum Trotz – immer wieder ermutigten, förderten und ihm zu verstehen gaben, wann er mit seinem Perfektionismus mal wieder über das Ziel hinausschoss und sich dadurch selbst im Weg stand.

Überdies erläutert der Autor in diesen ersten Kapiteln, wie seine Herkunft aus dem nordenglischen Arbeitermilieu seine Selbstwahrnehmung in jungen Jahren prägte und welche zwischenmenschlichen Folgen damit verbunden waren. Überhaupt setzt sich Stewart an einigen Stellen des Buches sehr offen und mitunter sehr (selbst-)kritisch mit den Themen “soziale Herkunft” und “gesellschaftliche Vorurteile” auseinander – sowohl mit denjenigen, die ihn selbst betrafen, als auch mit denjenigen, die ihm von seinem eigenen Milieu mitgegeben wurden.

Leben als Shakespeare-Darsteller

Der mittlere Teil des Buches steht wiederum ganz im Zeichen von Stewarts Wirken als Theaterschauspieler in den 1960er-, 70er- und 80er-Jahren. Der Autor beschreibt sehr ausführlich die Anfänge seiner Schauspielkarriere und die damit verbundenen häufigen Job- und Ortswechsel. Dank einer Festanstellung bei der Royal Shakespeare Company glaubte Stewart zeitweise, sowohl die berufliche als auch die private Erfüllung gefunden zu haben. Schlussendlich sollte es ganz anders kommen.

Dieser Teil des Buches hat seine Längen, so mein ganz persönlicher Eindruck. Für Theater-Fans – insbesondere für Liebhaber der Shakespeare-Literatur – bieten sich hier zweifelsohne spannende Einblicke in die Welt der “Bretter, die die Welt bedeuten”. Bei denjenigen, die wie ich bestenfalls noch über blasse Erinnerungen an die Shakespeare-Lektüre im Englischunterricht verfügen, dürften sich hier aber womöglich bereits nach einigen Seiten, in denen Stewart aus Bühnenstücken zitiert oder diverse Rollen charakterisiert, erste Ermüdungserscheinungen einstellen.

Man sollte beim etwaigen Querlesen dieser Seiten jedoch vorsichtig sein, sonst überliest man am Ende noch einige der wirklich sehr interessanten und oftmals auch sehr unterhaltsamen Anekdoten, die Patrick Stewart zwischendurch eingebaut hat. An dieser Stelle soll nicht allzu viel verraten werden, aber mein Highlight unter diesen Anekdoten betrifft Stewarts Zusammenarbeit mit einem Hund namens Blackie im Rahmen des Bühnenstücks “The Two Gentleman of Verona” im Jahr 1970.

Neben Stewarts Ausführungen über das Leben als Theaterschauspieler bietet selbstverständlich auch dieser Teil des Buches weitere Einblicke in das Privatleben des Autors: seine ersten Schritte in die Unabhängigkeit von den Eltern, frühe Romanzen und Schwärmereien, sein erstes Zusammentreffen mit Weltstar Paul McCartney (zu einem Zeitpunkt, als Patrick Stewart selbst noch nicht prominent war) und natürlich die Familiengründung mit seiner ersten Frau Sheila Falconer. Unter dem Strich bleiben die Informationen über Stewarts Familienleben aber überschaubar, der Fokus liegt eindeutig auf seiner Schauspieltätigkeit und all dem, was damit verbunden war. Über den Familienvater Patrick Stewart und dessen Kinder erfährt man folglich nur das Nötigste. Und das ist auch absolut legitim und nachvollziehbar.

Durchbruch in Hollywood und Rückkehr ins Theater

Trekkies müssen sich bei Lesen in Geduld üben, denn erst nach rund 300 Seiten (15 Kapiteln) erzählt Stewart von den Geschehnissen im Jahr 1987, die zum Wendepunkt in seiner bis dahin öffentlich kaum beachteten Schauspielkarriere werden sollten. Nach einem Aufenthalt in den Vereinigten Staaten und einer vertretungsweise übernommenen Vorlesung an der University of California in Los Angeles (UCLA) wurde Stewart von “Star Trek”-Co-Produzent Bob Justman entdeckt und nach einigem Hin und Her schließlich für die Hauptrolle in der Neuauflage von “Star Trek” besetzt. Als Captain Jean-Luc Picard gelang ihm mit “Star Trek: The Next Generation” (1987-1994) der internationale Durchbruch. Überdies öffnete ihm dieses Engagement, das ihn in seinen späten Vierzigern praktisch über Nacht international bekannt machte, weitere Karriere-Türen – sowohl in Hollywood als auch am berühmten Broadway-Theater.

Stewart beschreibt sehr detailliert, wie es zu seinem Engagement in “Star Trek” kam, welche Hürden er und die Serie in der Anfangszeit nehmen mussten und wie ihn seine fehlende Erfahrung im Fernsehgeschäft anfangs enorm verunsicherte, ehe er schließlich Zutrauen in sich selbst und in seine Arbeit finden konnte. Aus Sicht eines “Star Trek”-Fans ist es allerdings etwas enttäuschend, dass Stewarts Ausführungen über die Spätphase von TNG, die vier zwischen 1994 und 2002 gedrehten Kinofilme sowie über seine Franchise-Rückkehr für “Star Trek: Picard” im Vergleich zu anderen Phasen seiner Karriere unter dem Strich recht überschaubar bleiben. Auch über seine Mitwirkung in Filmen wie “Flechters Visionen” (Originaltitel: “Conspiracy Theory”, 1997) an der Seite der beiden Weltstars Mel Gibson und Julia Roberts oder im Weihnachtsklassiker “Der kleine Lord” (Originaltitel: “Little Lord Fauntleroy“, 1980) verliert Stewart in seinen Memoiren leider nicht viele Worte.

Patrick Stewart privat

Umso mehr Seiten nimmt sich das Buch wiederum, um die Zäsuren in Stewarts Privatleben zu beleuchten, welche mitunter die Schattenseiten seines späten Karrieredurchbruchs waren. Dazu zählen u.a. zwei gescheiterte Ehen, die negativen Aspekte des medialen Interesses an seiner Person sowie eine von Einsamkeit und depressiver Verstimmung geprägte Lebensphase. Stewart gibt diesbezüglich äußerst intime Einblicke in seine Gefühlswelt und in die persönlichen Krisen, die er abseits der Brücke der Enterprise in der realen Welt durchlebte. Gegen Ende des Buches geht der Autor dann auf die Beziehung mit seiner dritten Frau Sunny Ozell ein. Hier können “Star Trek”-Fans spannende Parallelen zwischen Stewarts echtem Leben und Picards Beziehung mit Laris in “Star Trek: Picard” entdecken.

Besonders unter die Haut geht der Schlussteil, in welchem Stewart den Abschied von seinem älteren Bruder Trevor beschreibt. Stewart resümiert zum Abschluss sein bisheriges Leben und man merkt ihm an, dass er im reifen Alter zu sich selbst gefunden hat. Eine weitere Parallele zu seiner Paraderolle Jean-Luc Picard.

Fazit: Lebhafte Erinnerungen einer “Star Trek”-Legende

“Making It So – Mein Leben” ist in einem sehr ansprechenden und authentischen Stil geschrieben. Patrick Stewart versteht es, seine Erinnerungen – selbst jene, die viele Jahrzehnte zurückliegen – lebendig wirken zu lassen. Es ist bemerkenswert, wie detailliert er auch aus seiner Jugendzeit erzählt. Viele der Anekdoten enthalten zudem jede Menge Witz und Selbstironie, sodass man an so einigen Stellen beim Lesen herzhaft schmunzeln muss. In der Mitte des Buches finden sich zudem mehrere Seiten mit Bildern aus Patrick Stewarts Karriere und Privatleben.

Für Fans von Patrick Stewart hat das Buch definitiv einen Mehrwert. Als Leser erfährt man viel Neues über ihn, allen voran was den Prozess seiner persönlichen und beruflichen Selbstfindung betrifft. Die Autobiografie lässt sich angenehm lesen, ob in einem Rutsch oder auch häppchenweise als Lektüre vor dem Schlafengehen.

Historisch interessierte Menschen erhalten interessante Einblicke in die Gesellschaft Englands in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Theater-Liebhaber in die Welt der darstellenden Kunst. Und an der ein oder anderen Stelle erfährt man auch mal, wie es sich so lebt in High Society der Filmbranche Hollywoods.

Aus der Sicht eines Trekkies hätten es allerdings gerne noch mehr Seiten mit Insider-Erzählungen über “Star Trek” sein dürfen. Nur allzu gerne hätte ich noch mehr über Patrick Stewarts Zusammenarbeit mit William Shatner in “Star Trek: Generations” gelesen, über den straffen Drehplan eines Hollywood-Blockbusters oder auch über die Dreharbeiten zu “Star Trek: Picard” unter Pandemiebedingungen.

Dies wäre auch zugleich mein einziger echter Kritikpunkt: Das Buch schweift stellenweise doch sehr weit in die Theaterwelt ab und vernachlässigt dafür ein wenig Patrick Stewarts Karriere auf dem Bildschirm und der Kinoleinwand. Dass “Star Trek” erst nach rund 300 (von 469 im Original, 480 in der deutschen Übersetzung) Seiten so richtig aufs Tableau kommt, ist für Trekkies, die sehr wahrscheinlich die Hauptzielgruppe dieser Autobiografie darstellen, ein kleiner Wermutstropfen.  

Bewertung

"Making It So - Mein Leben" gehört zweifellos ins Bücherregal eines jeden Fans von "Star Trek: The Next Generation“. Die Memoiren zeichnen sich durch einen authentischen und ansprechenden Schreibstil aus und beinhalten gleichsam bekannte wie völlig neue Aspekte der Biografie Patrick Stewarts. Unter dem Strich steht eine Profilschärfung des legendären Picard-Darstellers.

Bewertungsübersicht

Bewertung
Matthias Suzan
Matthias Suzan
Matthias' Leidenschaft für "Star Trek" wurde 1994 mit knapp zehn Jahren durch "The Next Generation" geweckt. TNG und DS9 sind bis heute seine Lieblingsserien. Es sind vor allem die politischen, gesellschaftlichen und menschlichen Themen des Trek-Universums, die ihn faszinieren. Aber auch die vielen, tollen Raumschiffe haben es dem passionierten Modellbauer angetan. Matthias ist seit 2017 Teil der TZN-Redaktion.

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Uff, also ich habe das Buch ebenfalls gelesen und war nicht so begeistert. Sehr viel Selbstlobhudelei und das offensichtliche Bestreben, ein Vermächtnis zu hinterlassen. Der Stil ist immerhin ganz nett, aber mehr als 3 Punkte hätte ich nicht dafür vergeben können.

"Making It So - Mein Leben" gehört zweifellos ins Bücherregal eines jeden Fans von "Star Trek: The Next Generation“. Die Memoiren zeichnen sich durch einen authentischen und ansprechenden Schreibstil aus und beinhalten gleichsam bekannte wie völlig neue Aspekte der Biografie Patrick Stewarts. Unter dem Strich steht eine Profilschärfung des legendären Picard-Darstellers.Rezension: "Patrick Stewart: Making It So - Mein Leben"
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