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StartPicardPicard - Season 2Kurzrezension: Picard 2x05 - "Fly Me to the Moon"

Kurzrezension: Picard 2×05 – “Fly Me to the Moon”

“Picard” hat einen starken Start hingelegt. Wir besprechen spoielerfrei, ob der Erzählung auf der Halbzeit mit “Fly Me to the Moon” die Puste ausgeht.


Was meinen wir mit “spoilerfrei”?

Es gibt sehr unterschiedliche Auffassungen dazu, was “spoilerfrei” bedeutet. Damit ihr selbst entscheiden könnt, ob ihr die Rezension vorab lesen möchtet, machen wir hier transparent, was wir darunter verstehen:

  • Wir verraten keine wichtigen und unerwarteten Wendungen der Handlung bzw. Informationen über die fiktiven Welt und ihre Figuren.
  • Was im Vorfeld durch Vorschauclips und Trailer gezeigt wird, ist kein Spoiler.
  • Was im Cold Open (vor dem Vorspann) bzw. im ersten Akt (bei Episoden ohne Cold Open) passiert, ist kein Spoiler.
  • Handwerklichen Aspekte (Schauspiel, Drehbuch, Bühnenbild, Soundtrack, Spezialeffekte) sind keine Spoiler, sofern sie nichts Wichtiges über die Handlung verraten.
Picard in "Fly Me to the Moon"
Picard in “Fly Me to the Moon”

Die Folge “Watcher” hat uns mit direkt fünf Cliffhangern zurückgelassen:

  • Die Identität des Supervisors/Wächters
  • Die Rettung von Rios vor Homeland Security
  • Juratis gefährliches Spiel mit der Borgkönigin
  • Die Identität der Frau mit dem “Dixon Hill”-Roman
  • Qs Verlust seiner (scheinbaren) Omnipotenz

Alle diese Storystränge werden in “Fly Me to the Moon” addressiert, einige sogar (vorläufig?) abschließend aufgeklärt. Mit Regisseur Jonathan Frakes sollte das für eine unterhaltsame Stunde “Trek” sorgen – eigentlich.

Fly Me to the Moon

Schon aus dem Trailer wissen wir, dass die junge Frau mit dem Europa-T-Shirt die französische Astronatin Renée Picard ist. Die Frau in Gestalt von Laris nennt sich Tallinn und gehört zu einer Gruppe von Wächtern, deret wir vor einem halben TV-Jahrhundert schon einmal einem Exemplar begegnet sind. Schnell steht die Hypothese im Raum, dass Qs Versuche Renée zu beeinflussen, geeignet scheinen, die Zeitlinie zu verändern.

Tallinn in "Fly Me to the Moon"
Tallinn in “Fly Me to the Moon”

Die Episode arbeitet sich auch an den anderen Storysträngen ab, versorgt uns mit einer Menge neue Informationen, und gibt John de Lancie seinen bisher größten Auftritt seit “Penance”. Zusammen mit de Lancie treten zahlreiche spannende Gaststars in der Folge auf. Ein toller Cameo ist Lea Thompson, der Lorrain Baines aus den “Zurück in die Zukunft”-Filmen und Regisseurin der letzten beiden Episoden. Der Tiefpunkt der Folge stellt leider der erste Auftritt von Brent Spiner als Adam Soong dar. Schon das Auftauchen eines Soongs auf der Coppelius-Kolonie war ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Leider ist Adam Soongs Figur nicht nur ähnlich unplausibel, es bedient sich auch jedes Klischees, das Hollywood für verschrobene Wissenschaftler in der Schublade hat. Alles schwer zu ertragen.

Raffi und Seven in "Fly Me to the Moon"
Raffi und Seven in “Fly Me to the Moon”

Rios Situation wird eher nebenbei aufgelöst. Das ist wenig spannend, weil wir das vorher in Trailern sahen, und auch der Weg zum Ziel nicht vor Originalität oder Charakterentwicklung brodelt. Am Ende stellt sich mir vorrangig die Frage, welchen tieferen Sinn dieser komplette Sub-Plot verfolgte. Ich hoffe, es gibt ein Follow-Up, ansonsten war der ganze Deportationsausflug sowohl für die innere als auch äußere Handlung Zeitverschwendung.

Einen überfälligen Schwerpunkt legt die Episode auf den Tango zwischen Borgkönigin und Jurati, der seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Das ist dann auch tatsächlich der sehenswerteste Teil dieser Folge.

Down to Earth

Leider sorgt all das nicht dafür, dass “Fly Me to the Moon” auch nur im Ansatz die Sogwirkung entfalten kann, wie die ersten Folgen der Staffel. Im Gegenteil, das erste Mal entstehen so etwas wie Längen, und ohne den Esprit der ersten Episoden fällt zunehmend ins Gewicht, dass “Picard” in dieser zweiten Staffel bisher wenig mehr leistet, als bekannte Versatzstücke alter Stories aufzuwärmen.

So spaßig insbesondere das Wiedersehen mit Guinan in “Watcher” war, so deutlich wird mit “Fly Me to the Moon”, dass die tapfere Crew der La Sirena und mit ihr das Publikum seit “Assimilation” von einer Nebelkerze zur nächsten eilt und dabei vornehmlich im Kreis läuft. Bis auf die eskalierende Beziehung zwischen Jurati und der Borg-Königin hat die Staffel bis zur Halbzeit wenig aus ihren interessanten Ansätzen gemacht. Die Figuren scheinen immer noch in den selben (durchaus spannenden) Startlöchern zu stehen wie am Anfang der Season, und das wird mit “Fly Me to the Moon” nicht besser.

Borg-Königin in "Fly Me to the Moon"
Borg-Königin in “Fly Me to the Moon”

Wirklich unbefriedigend ist es da, dass uns uns die Episode nach 41 Minuten mit einem Cliffhanger zurück lässt, als die Story gerade anfängt, ein wenig Fahrt aufzunehmen. Ob der kurzen Spielzeit der Folge wirkt das ähnlich unnötig und künstlich wie das Ende von “Penance”.

Beoabachtungen

  • Sind das nicht romulanische Schriftzeichen auf Tallinns Computerdisplay? Auch die Form der UI-Elemente und das Tablet würde zur Ästhetik des Imperiums passen.
  • Jean-Luc Picard hat offenbar zwischen “The Naked Now” und heute viel Zeit investiert, die Mission der Enterprise unter Captain Kirk eingehend zu studieren.
  • Der Plan der Borg-Königin erscheint mir reichlich überkompliziert und spät. Für ein kybernetisches Wesen mit laut “Penance” überragender Intelligenz ist ihr Vorgehen sehr verspielt und unnötig risikobehaftet. Außerdem: Warum jetzt und nicht z.B. schon letzte Folge?
  • Was genau ist Qs Endspiel? Wie wir seit Ende der letzten Episode wissen, versucht er, Renée Selbstzweifel einzuflößen, um die Europa-Mission zu sabotieren. Es ist schwer vorstellbar, dass es das Q-Kontinuum juckt, was aus der Erde oder gar der Föderation wird. Spekulation: Das Ganze scheint ein sehr ausgefallenes Setup zu sein, um Picard in eine Situation zu manöverieren, in der er seinem Herz den Vorrang vor seinem Pflichtbewusstsein geben muss. Ich frage mich bloß: Wie hilft das Q weiter, der diese Staffel ja offenbar auch mit eigenen Problemen kämpft?
  • Man kann die Telefonnummer anrufen, die auf der 3D-gedruckten Visitenkarte steht, und es nimmt tatsächlich ein Anrufbeantworter der entsprechenden fiktiven Figur ab. Hier findet ihr eine Aufzeichnung.
  • Wir haben eine erste heiße Kandidatin für die atypische Borgkönigin, die wir am Anfang der Staffel getroffen haben.

Mit Rücksicht auf die Leser:innen, die die Episoden noch nicht gesehen haben, bitten wir in den Kommentaren zu diesem Beitrag auf Spoiler zu verzichten. Danke!

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Bewertungsübersicht

Gesamt
Handlung der Einzelepisode
Stringenz des staffel- und serienübergreifenden Handlungsstrangs
Stringenz des bekannten Kanons
Charakterentwicklung
Spannung
Action & Effekte
Humor
Intellektueller Anspruch

Fazit

Mit "Fly Me to the Moon" rutscht "Picard" wieder auf das Niveau der durchwachsenen ersten Staffel ab. Die ersten Plotstränge beginnen sich als belanglose Irrlichter zu erweisen, und mit jedem neuen Handlungselement fährt diese Episode reichlich ausgetretene Klischees aus, die zudem unglaubwürdig wirken. Einziger Lichtblick ist der Storystrang zwischen Jurati & Borg-Königin. Das alleine tröstet aber nicht über die sonstigen Längen hinweg.
christopher.kurtz
Christopher Kurtz
Seit den frühen 2000ern ist Christopher Redakteur im TrekZone Network. Wenn er nicht in den unendlichen Weiten nach kritisch rationalem Humanismus Ausschau hält oder sich über die Plausibilität fiktiver Technologien und Gesellschaftsformen den Kopf zermartert, findet man ihn meistens in der Nähe von Spielen der geselligen Art, egal ob analog oder digital, ob als Mitspieler oder Gelegenheitsautor.

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Die Kritik finde ich etwas hart. Dr. Soong war doch glaubwürdig, gut gespielt von Spiner und ein Highlight der Folge. Neben Juratis Lippenstift und dem kleinen, eher einseitigen Dialog zwischen Picard und Raffi gegen Ende. Humor! Ja, die Borgqueen kommt etwas gar manipulativ und klischeemässig böse rüber. Sie hat die Salve Schrot verdient!

7.5/10

Sehe ich genauso. Klar hat die Brog-Queen das verdient, aber Schrotflinte, wenn du ein Raumschiff mit Phasern hast?

Die Serie hält grundsätzlich das Niveau. Der Spannungsbogen funktioniert und man ist nach einer Folge durchaus gespannt, wie es weitergeht. Die Handlung ist bisher durchaus gut konstruiert, hat sehr viele Canon Referenzen und ich bin gespannt, wie sie das ganze auflösen werden. Die sozialen Anspielungen auf die aktuelle Zeit funktionieren, auch wenn sie stellenweise strapaziert werden. Insgesamt finde ich das Setting der Serie bisher sehr rund. Interessant fand ich auch, dass Picard von einer schlechten Datenlage über die Geschichte im frühen 21. Jhr spricht, weswegen er nur wenig über Renee Picard weiß. Das ist irgendwie logisch, wenn man bedenkt, dass… Weiterlesen »

Danke für die Rezension. Für mich war das eine flotte Folge, bei der die Zeit nur so verflogen ist! Dauernd neue Figuren/ Inputs, Unklarheiten und Rätsel. Spannungsbogen gehalten bis zum Schluss. Brent Spiner fand ich Klasse, hat das Dilemma des Dr. Soong gut gespielt. Und Q, klar, überragend. Handlungsbogen Rios und Co. Gelöst, wurde auch Zeit…… Das Spiel um den Wächter anfangs gut, dann ist mir die Figur zu sehr in den Hintergrund gerutscht. Die hat doch wahrscheinlich einiges an Technik?? Jurati/ Borg -Königin, wow..allerdings wieder unnlogisch Gewalt-Szene. Der letzte Teil erinnerte mehr an MI oder das A-Team..mal was neues bei… Weiterlesen »

Mit "Fly Me to the Moon" rutscht "Picard" wieder auf das Niveau der durchwachsenen ersten Staffel ab. Die ersten Plotstränge beginnen sich als belanglose Irrlichter zu erweisen, und mit jedem neuen Handlungselement fährt diese Episode reichlich ausgetretene Klischees aus, die zudem unglaubwürdig wirken. Einziger Lichtblick ist der Storystrang zwischen Jurati & Borg-Königin. Das alleine tröstet aber nicht über die sonstigen Längen hinweg.Kurzrezension: Picard 2x05 - "Fly Me to the Moon"
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