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StartPicardPicard - Season 3Zweitrezension: Star Trek: Picard 3x03 - "17 Sekunden"

Zweitrezension: Star Trek: Picard 3×03 – “17 Sekunden”

Actionreich und emotional geht es in Folge 3 der aktuellen Staffel weiter. Lest hier unsere zweite SPOILER-Rezension.

Zweitrezension: Star Trek: Picard 3x03 - "17 Sekunden" 1
“Star Trek: Picard” © Paramount

Transparenzhinweis: Der Autor dieser Rezension hat bisher noch keine Screener der verbleibenden sieben Staffel-Episoden gesehen und verfügt demnach über keine zusätzlichen Plot-Kenntnisse.

Handlung

Die Titan flüchtet in die Tiefen der unerforschten Anomalie, doch sie kann der Shrike nicht entkommen. Immer wieder gelingt es Captain Vadic (Amanda Plummer) und ihrer Crew, die Titan zu lokalisieren.

Derweil sprechen sich Picard (Patrick Stewart) und Beverly (Gate McFadden) endlich aus. Jack ist das Resultat ihres letzten gemeinsamen Urlaubs, kurz bevor sie ihre Romanze vor rund 20 Jahren endgültig beendeten. Beverly entschied sich damals, Picard aus ihrem und Jacks Leben herauszuhalten, was Picard wiederum als Anmaßung betrachtet.

Als Captain Shaw (Todd Stashwick) bei einem der Angriffe der Shrike schwer verletzt wird, überträgt er Captain Riker (Jonathan Frakes) temporär das Kommando über die Titan. Während Picard in einem Kampf die einzige Chance auf Rettung sieht, befiehlt Riker stattdessen den Rückzug, der das Schiff noch tiefer in die Anomalie bringt.

Unterdessen sind Seven of Nine (Jeri Ryan) und Jack Crusher (Ed Speleers) einem Saboteur auf der Spur, der an Bord des Schiffes sein Unwesen treibt. Es stellt sich heraus, dass es sich hierbei um einen Wechselbalg handelt.

Als es zu einem weiteren Gefecht mit der Shrike kommt, setzt diese eine unbekannte Portal-Waffe ein, die der Titan jeden Fluchtweg abschneidet. Angesichts dieser Lage drängt Picard noch vehementer auf eine direkte Konfrontation. Nur widerwillig befiehlt Captain Riker daraufhin, die Shrike zu beschießen. Doch der Plan geht nach hinten los: Die Titan wird von den eigenen Photonentorpedos kampf- und manövrierunfähig gemacht und trudelt nun ihrem Verderben entgegen.

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Die Titan auf der Flucht (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×03 © Paramount).

Raffi (Michelle Hurd) und Worf (Michael Dorn) führen derweil ihre Ermittlungen auf M’talas Prime fort. Als sie den vermuteten Drahtzieher Titus Rikka (Thomas Decker) gefangen nehmen und verhören, erweist sich auch dieser als Mitglied einer Gruppe von Wechselbälgern, welche die “Große Verbindung” einst verließen, um sich für die Niederlage im Dominion-Krieg zu rächen.

Drehbuch & Dramaturgie

Jane Maggs und Cindy Appel haben – so viel sei an dieser Stelle schon vorweggenommen – das bisher beste Drehbuch der aktuellen dritten “Picard”-Staffel verfasst. Sowohl A- als auch B-Handlung überzeugen über weite Strecken mit einem gelungenen Mix aus starkem Pacing, fesselnder Spannung, cooler Action und starken Charaktermomenten. Neben emotionalem Drama setzt die Folge zudem die ein oder andere humoristische Pointe, was die grundsätzlich eher düstere Atmosphäre zwischendurch in angenehmer Weise auflockert. Außerdem werden sowohl die beiden Staffel-Arcs als auch die Entwicklung der alten und neuen Charaktere stringent vorangetrieben.

Ein Pluspunkt der Episode ist deren kluge Struktur mit klar erkennbarem Spannungsbogen und einem Erzählmotiv, das zu Beginn in einer Rückblende (2381) eingeführt und im weiteren Verlauf immer wieder latent oder dezidiert aufgegriffen wird: Vaterfreuden und Vatersorgen.

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Picard (Patrick Stewart) und Riker (Jonathan Frakes) im Jahr 2381 (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×03 © Paramount).

Der Episodentitel “17 Sekunden” spielt auf Rikers Weg von der Brücke bis zur Krankenstation der damaligen U.S.S. Titan an. Und zwar an jenem Tag, an dem sein erstes Kind – sein Sohn Thaddeus – geboren wurde. Diese Geburt verlief damals nicht komplikationslos, sodass diese 17 Sekunden Riker wie eine halbe Ewigkeit vorkamen. Zwanzig Jahre später ergeht es Picard genauso, als er “plötzlich” Vater wird, wenig später seinen Sohn Jack aber beinahe an den Tod verliert, ohne ihn richtig kennengelernt zu haben.

Wenngleich viele der Dialoge gut geschrieben sind, kann sich auch das Skript zu “17 Sekunden” leider nicht vollumfänglich von gängigen Hollywood-Klischee und mittlerweile überstrapazierten Erzählmustern freimachen. Denn so spannend die Episode auch ist und so sehr ich mich auch über die Rückkehr der Wechselbälger aus “Deep Space Nine” freue: Ich bin solche Geschichten mit “Schläfern” an Bord langsam doch etwas überdrüssig. Was bei “Deep Space Nine” (Eddington) und “Voyager” (Seska, Jonas) noch ein spannendes Novum war, ist in “NuTrek” offenkundig zum Standard geworden. Leider haben “Picard” (Jurati, Commodore Oh, Narissa Rizzo) und auch “Discovery” (Tyler, Lorca) diese Art des Storytellings in den vergangenen fünf Jahren derart häufig praktiziert, dass zumindest bei mir der intendierte Thrill dieser Erzählweise allmählich etwas nachlässt. Man hat das Gefühl: business as usual.

Und auch das an manchen Stellen zutage tretende Lazy Writing, wie beispielsweise dümmliches Wachpersonal oder die Unart, gestandene Sternenflottenoffiziere unsympathisch oder inkompetent erscheinen zu lassen (Dr. Ohk), nur damit unsere Helden in gutem Licht dastehen können, trübt den grundsätzlich positiven Gesamteindruck des Drehbuchs ein wenig ein.

Zudem ist mir eine weitere Sache aufgefallen. Während sich “The Next Generation” oder “Voyager” in solchen “David gegen Goliath”-Gefechtssituationen die Zeit nahmen, das feindliche Schiff ausführlich zu untersuchen, um eventuell einen Schwachpunkt ausfindig zu machen (z.B. TNG 7×01 “Angriff der Borg, Teil 2”, VOY 3×26 “Skorpion, Teil 1”), zeigt uns “17 Sekunden” hier lieber, wie sich Picard und Riker gegenseitig ankeifen. Konflikt statt Kooperation. Drama statt wissenschaftliche Problemlösung.

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Picard und Riker auf der Brücke der Titan. (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×03 © Paramount).

Das führt dann leider auch dazu, dass beide Sternenflotten-Legenden hier ungewohnt unprofessionell wirken. Sie haben eben nicht viel in der Hand, um für ihre unterschiedlichen Ansätze zu werben. Rikers Flucht in das Ungewisse des (vermeintlichen?) Nebels erscheint mir ebenso naiv wie Picards nicht wirklich empirisch belegte These, ein Angriff von hinten sei die beste Chance auf Erfolg. Auf welcher konkreten Basis kommt er zu dieser Erkenntnis? Selbst wenn die Portal-Waffe nicht nach hinten abgefeuert werden kann, so stehen die Chancen der Titan nicht plötzlich bei 50:50.

Wäre “Seventeen Seconds” eine TNG-Folge, hätten sich sowohl Picard als auch Riker ein Täuschungsmanöver überlegt, um Zeit für eine anständige wissenschaftliche Analyse der Portal-Waffe zu gewinnen. Und erst dann hätte man sich eine entsprechenden Plan überlegt. Selbst beim ersten Aufeinandertreffen mit den Borg hat Picard ein Außenteam auf den Kubus geschickt, um zunächst Informationen zu sammeln – trotz der großen Gefahr (TNG 2×16 “Zeitsprung mit Q”). Aber an einem solchen Subplot zeigt das Drehbuch von “17 Sekunden” leider nur geringfügiges Interesse. Bestenfalls Jacks Spürnase (Verterium-Leck) geht in eine solche Richtung.

Es wäre schön, wenn Folge 4 das nachholen könnte. Teamwork und Wissenschaft war immerhin stets die größte Stärke der TNG-Crew gewesen.

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Worf (Michael Dorn) und Raffi (Michelle Hurd) verhören einen Wechselbalg (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×03 © Paramount).

Nichts zu meckern gibt’s derweil an der B-Story. Hört, hört! Ja, dieser Teil der Episode hat mir außerordentlich gut gefallen. Die Kombination Raffi und Worf passt wie die Faust aufs Auge. Dazu an anderer Stelle mehr. Hier aber noch ein Wort zur Handlung:

Wie ich bereits in meiner ersten Rezension schrieb, ist das Aufkommen einer neuerlichen galaktischen Verschwörung nicht gerade innovativ. Das sehe ich immer noch so. Aber als großer “Deep Space Nine”-Fan hat mich die Rückkehr der Wechselbälger natürlich voll abgeholt. Wie könnte es auch anders sein?! Endlich, fast 24 Jahre (!) nach “Das, was du zurücklässt” (DS9 7×25/26), erfahren wir, wie es mit Odo und den Gründern in der “Großen Verbindung” weiterging.

Man kann nur hoffen, dass diese Konspiration, die allerdings mehr zu sein scheint als einfache Rachegelüste der Formwandler, am Ende besser durchdacht ist als die ziemlich lahme Zhat Vash-Story in der ersten Staffel. Mal sehen. 

Was Captain Vadic und deren Motivation betrifft, führt die Episode leider keine weiteren Erkenntnisse zutage. Bis jetzt hat mich dieser Big Bad noch nicht überzeugen können. Ich hoffe, dass man uns hier nicht allzu lange im Unklaren lässt. Auf eine neuerliche Hängepartie, wie etwa in der zweiten Staffel von “Discovery” (Control), kann ich gut und gerne verzichten.

Dafür bietet uns die Schlacht in der Anomalie endlich mal was Neues. Die Portal-Waffe ist eine coole Idee und erinnert mich irgendwie an die Subraum-Tore der Solanogen-Aliens in “In den Subraum entführt” (TNG 6×05).

Charaktere

Picard, Beverly und Jack Crusher

In einem ausführlichen Vier-Augen-Gespräch zwischen Picard und Beverly erfahren wir, was sich nach (und vor?) “Star Trek: Nemesis” zugetragen hat. Picard und Beverly waren ein Paar – und dann doch wieder nicht mehr. Hier wird also eine On-Off-Romanze angedeutet, von der wir nach dem TNG-Finale aber leider nichts mehr zu sehen bekamen. Denn in den Kinofilmen zeigte Picard kein großes Interesse mehr an Beverly, in “Star Trek: Der Aufstand” hatte er vielmehr eine kurze Liebelei mit Anij vom Volk der Ba’ku.

Die Episode beschränkt sich hier leider nur auf das Erzählen dieser Entwicklung, ohne uns eine entsprechende Rückblende zu zeigen. Folglich hat mich diese Szene auch emotional nicht so abgeholt, wie das bei vielen anderen der Fall war. Die Lücke von 29 Jahren seit “Gestern, heute, morgen” (TNG 7×25/26) ist mir dann doch etwas zu groß.

Inwiefern Beverlys Begründung nachvollziehbar ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Aufgrund der Tatsache, dass sie selbst einen Großteil ihres Lebens in der Sternenflotte verbracht hat und sie auch ihren Teenager-Sohn Wesley damals auf der Enterprise-D ständigen Gefahren aussetzte, überzeugt mich ihre Einlassung nur bedingt. Ich habe hier fast den Eindruck, dass man ihr eine geringfügig modifizierte Begründung von Dr. Carol Marcus (“Star Trek II: Der Zorn des Khan”) in den Mund gelegt hat. Natürlich hat sie der Tod ihres Mannes und der “Verlust” von Wesley mitgenommen. Aber als langjährige Sternenflotten-Ärztin sollte sie eigentlich damit umgehen können – so wie in den 30 Jahren davor ja auch.

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Picard und Beverly (Gates McFadden) haben 20 Jahre und einen verheimlichten gemeinsamen Sohn aufzuarbeiten (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×03 © Paramount).

Und auch den Verweis auf Picards Probleme mit Kindern finde ich nicht (mehr) so schlüssig, wie die Episode mir als Zuschauer wohl suggerieren möchte. Picard hat in TNG zweifelsohne eine Entwicklung durchlaufen, die seine Beziehung zu Kindern weitestgehend normalisiert hat. Diese Entwicklungslinie lässt sich nach meinem Dafürhalten anhand der Episoden “Die Sorge der Aldeaner“ (TNG 1×17), “Das Herz eines Captains” (TNG 2×17), “Familienbegegnung” (TNG 4×02), “Endars Sohn” (TNG 4×04), “Katastrophe auf der Enterprise” (TNG 5×05) und “Boks Vergeltung” (TNG 7×22) recht gut nachzeichnen. Kurzum: Picard konnte besser mit Kindern (und jungen Erwachsenen) umgehen, als er anfangs selbst von sich glaubte. Und seine herzliche Beziehung zu seinem Neffen René weckte in ihm wohl auch den Wunsch nach einem eigenen Kind (“Star Trek: Treffen der Generationen”). Denn im ersten TNG-Kinofilm hatte ich nicht den Eindruck, dass Picard keine Kinder möchte oder dass er sich die Vaterrolle nicht zutraut. Vielmehr war er deprimiert, weil er (fälschlicherweise) glaubte, dass dieser Zug für ihn bereits abgefahren sei. Daher tue ich mich auch etwas schwer damit, Beverlys Begründung in den Kanon einzuordnen.

Aber sei’s drum. Hier gehen die Meinungen nun einmal auseinander und das ist auch völlig in Ordnung. Ich fand’s okay, aber auch nicht überragend.

Schauspielerisch trumpfen Gates McFadden und Patrick Stewart hier aber voll auf. Nach all den Jahren erkennt man sofort die alte Picard-Crusher-Chemie, auch wenn sie sich im Deutschen nun endlich duzen (was sie von TNG-Folge 1 hätte tun sollen).

Picard & Jack

Die Picard-Jack-Beziehung orientiert sich doch recht auffällig an der Kirk-David-Beziehung in “Star Trek II: Der Zorn des Khan”. Auch hier fehlt mir ein bisschen das Innovative. Ich hätte es viel interessanter gefunden, wenn Beverly Jack verschwiegen (oder angelogen) hätte, wer sein Vater ist. Oder wenn sie ihn davon abgehalten hätte, Picard aufzusuchen. Das wäre mal eine neue Vater-Mutter-Sohn-Dynamik gewesen.

Ich verstehe durchaus die Intention, die hinter diesem Charakter-Arc steht. Vater und Sohn sind sich zunächst fremd, bei Jack besteht sogar eine Antipathie. Im Laufe der Staffel werden sie dann aber sicherlich eine emotionale Bindung aufbauen. Hoffentlich eine, die glaubwürdiger ist als die 180 Grad-Wende von David Marcus im zweiten Kinofilm.

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Jack Crusher (Ed Speleers) ringt zeitweise mit dem Tod (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×03 © Paramount).

Mein Problem: “Star Trek II” hat das eben schonmal erzählt. Ich bin (wie mein Redaktionskollege Christopher Kurtz) einfach der Meinung, dass es keine gute Idee ist (und darüber hinaus auch keine besonders große Autorenleistung), bereits erzählten Stoff in leicht abgewandelter Form einfach zu adaptieren.

Auf den Punkt gebracht: Auch bei diesem Charakter-Arc fehlt mir der Mut, mal völlig neue Wege zu gehen.

Picard & Riker

Neue Wege geht man aber zweifelsohne mit dem Picard-Riker-Charakterbogen. Das gilt es zunächst einmal zu honorieren. Dieser Charakter-Arc fühlt sich indes sowohl richtig also auch irgendwie seltsam an.

Einerseits bin ich einfach nur begeistert davon, wie toll Jonathan Frakes seine Rolle spielt: Seine aufrichtige Freude über Jack als Resultat einer Picard-Crusher-Romanze. Sein anhaltender Schmerz über den Verlust seines eigenen Sohnes, der jetzt ungefähr so alte wäre wie Jack. Und die Art, wie er für Picard den “Counselor” spielt. Die Ehe mit Deanna hat hier also einen spannenden Nebeneffekt. Mich hat diese Riker-Picard-Dynamik an Kirk und Bones erinnert, wobei Riker deutlich mehr Taktgefühl an den Tag legt als der gnadenlos direkte McCoy.

Im Verlauf der Episode kommt es dann allerdings zum Bruch zwischen Riker und Picard, weil man sich uneins darüber ist, wie man bestmöglich aus der Gefahrenlage kommt. Die Intention dieses Konflikts liegt auf der Hand. Die beiden Autorinnen wollen verdeutlichen, dass sich Riker seit seiner Zeit als Picards “Nummer Eins” weiterentwickelt hat. So deutet “17 Sekunden” an, dass Riker nach einem persönlichen Schicksalsschlag – nämlich der bereits erwähnte frühe Tod seines Sohnes – nicht mehr der (risikofreudige) Kommando-Offizier ist, der er früher einmal war. Gleichwohl könnte Rikers nun deutlich defensiverer Kommandostil auch das Resultat eines “normalen” Emanzipations- und Reifeprozesses sein. Denn 2379 übernahm Riker nach 15 Jahren als Picards rechte Hand sein eigenes Kommando, das er zirka zehn Jahre innehatte.

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Captain Riker ist wütend auf Picard (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×03 © Paramount).

Seit einer Woche wird nun im Netz heiß diskutiert, ob Riker hier “out of character” agiert oder nicht. Spekulationen kamen auf, dass es sich hier gar nicht um Will Riker handeln könnte, sondern um dessen Transporter-Double Thomas Riker (von Terry Matalas auf Twitter bereits dementiert). Oder auch um einen Wechselbalg.

Ich habe mir dazu noch keine abschließende Meinung gebildet. Außer, dass ich sowohl Rikers als auch Picards Plan nicht wirklich überzeugend finde. Und dass mir Wills Vorwurf an Picard auch ziemlich unfair und für Riker eher untypisch erscheint. Aber auch Picards offensivere Strategie passt in meinen Augen nicht so ganz zu dem Picard, den wir aus TNG kennen. Captain Picard hat sich im Zweifelsfall (fast) immer für einen Rückzug denn für eine direkte Konfrontation entschieden.

Ich vermute hinter diesen “Charakteranomalien” eine Intention der Autorinnen, die in dieser Folge allerdings noch nicht aufgelöst werden. Deshalb muss auch die Bewertung dieses Konflikts auf die nächste Rezension vertagt werden.

Seven of Nine

Seven ist von Shaw nun doch auf ihr Quartier verbannt worden. Da der Captain wegen einer schweren Verwundung aus dem Spiel genommen wird, ruht vorerst auch diese konfliktträchtige Beziehung. Dafür wird immer deutlicher, dass es Seven in nur kurzer Zeit gelungen zu sein scheint, das Vertrauen und die Sympathie eines großen Teils der Titan-Crew zu gewinnen. Insbesondere Ensign La Forge hat einen netten Dialog mit Seven, der dies unterstreicht.

Sevens Charakterentwicklung ist sicherlich ein großer Pluspunkt der Serie. Auch wenn mir manche Aspekte in Staffel 1 missfielen, so hat sie seit dem Ende von “Voyager” insgesamt doch eine interessante und nachvollziehbare Entwicklung durchlaufen.

Raffi & Worf

Die Paarung Worf und Raffi ist für mich das Highlight der Episode. Diese Kombination passt einfach – und hat den positiven Nebeneffekt, dass Raffis nervige Attitüden deutlich weniger ins Gewicht fallen als in den ersten beiden Staffeln.

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Michael Dorn als Worf (Szenenbild: “Star Trek: Picard” 3×03 © Paramount)

Worf hat indes eine interessante Entwicklung durchlaufen, die ich momentan noch nicht vollständig zu erfassen vermag. Also Pazifist ist er definitiv nicht. Aber dafür hat er an seinem Temperament gearbeitet und die Macht der Psychologie für sich entdeckt. Gänzlich humorlos war Worf zwar noch nie, aber seine Pointen sind mittlerweile so treffsicher wie seine Hiebe mit dem neuen Kur’leth-Schwert. Mir gefällt’s! 

Zudem merkt man, dass Michael Dorn seine Rolle über die Jahre wirklich verinnerlicht hat, der Figur aber dennoch auch noch neue Impulse geben kann. In den nächsten Folgen bitte noch mehr von diesem neuen, ultracoolen Worf!

Inszenierung

Jonathan Frakes hat diese Episode inszeniert und das merkt man wirklich von der ersten bis zur letzten Sekunde. Dieser Mann kann sowohl Actionsequenzen als auch Charakterszenen hervorragend umsetzen. Pacing, Schnitte, Montagen – das alles wirkt wie aus einem Guss. In Kombination mit den starken Spezialeffekten und der abermals stimmungsvollen Musik ist “17 Sekunden” formal betrachtet nahezu perfekt.

Das einzige visuelle Ärgernis ist und bleibt die (für mich unverständlich) schwache Belichtung der Szenerie. Früher war mehr Lametta.

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Episoden-Infos

SerieStar Trek: Picard
Episoden-Nummer23 (Staffel 3, Folge 3)
OriginaltitelSeventeen Seconds
Deutscher Titel17 Sekunden
Story & DrehbuchJane Maggs & Cindy Appel
RegieJonathan Frakes
US-Erstausstrahlung2. März 2023
DE-Erstausstrahlung3. März 2023
Laufzeit56 Minuten
Datum (In-Universe)2401

Bewertung

"17 Sekunden" ist eine ordentliche Episode, die auch als Einzelepisode bestehen kann. Eine gelungene Mischung aus Charaktermomenten und Action sowie Drama und Humor sorgt für rund eine Stunde gute Science-Fiction-Unterhaltung. Etwas Sorgen bereitet mir allerdings die bisher noch fehlende Innovation des Erzählstoffes. Sowohl die Schlacht im Nebel als auch die Picard-Beverly-Jack-Beziehung orientieren sich doch sehr stark an "Star Trek II: Der Zorn des Khan". Für meinen Geschmack etwas zu stark. Hier hätte ich mir etwas mehr Mut zu neuen Wegen gewünscht. Auch die B-Story weist weiterhin auffällige Parallelen zur Zhat Vash-Verschwörung aus der ersten Staffel auf. Die Involvierung einer Wechselbalg-Splittergruppe weckt bei eingefleischten Trekkies wie mir naturgemäß Nostalgiegefühle, die dieses Kreativitätsdefizit etwas in den Hintergrund rücken lassen. Denn objektiv betrachtet reißt auch dieser Story-Arc bis jetzt noch keine Bäume aus. Der Picard-Riker-Zwist wirkt in dieser Folge noch etwas konstruiert. Allerdings fehlt hier eben noch die Konklusion, sodass ich diesbezüglich noch kein abschließendes Urteil fällen kann und will. Insgesamt eine gute Folge, die Lust auf mehr macht.

Bewertungsübersicht

Handlung
Dramaturgie
Dialoge
Anspruch
Atmosphäre
Matthias Suzan
Matthias Suzan
Matthias' Leidenschaft für "Star Trek" wurde 1994 mit knapp zehn Jahren durch "The Next Generation" geweckt. TNG und DS9 sind bis heute seine Lieblingsserien. Es sind vor allem die politischen, gesellschaftlichen und menschlichen Themen des Trek-Universums, die ihn faszinieren. Aber auch die vielen, tollen Raumschiffe haben es dem passionierten Modellbauer angetan. Matthias ist seit 2017 Teil der TZN-Redaktion.

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